Leiden, das kann sicher nichts Schlechtes sein …

Im Büchlein: „Spuren eines jungen Lebens“ ist uns das eindrucksvolle Zeugnis von Petra Kuntner geschenkt, das sie einer Gruppe von Schülerinnen der Krankenpflege kurz vor ihrem Tod über den Sinn des Lebens, Leidens und Sterbens gab. Petra Kuntner stammte aus Sunden in Südtirol, verbrachte eine glückliche Kindheit, war sehr intelligent, aufgeschlossen. Mit zwölf  Jahren befiel sie ein Krebsleiden, das vom Nasen-Rachen-Raum ausgehend nach und nach den ganzen Körper erfaßte. Sie hatte einen sehr schmerzlichen Leidensweg zu gehen.  Am 26. Mai 1986, zehn Tage nach Vollendung ihres 16. Lebensjahres starb sie.
Das Außerordentliche an Petra, so berichten alle, die sie gekannt haben, waren ihre Tapferkeit im Leiden, ihre stets offene und liebenswürdige Art und vor allem ihr ausgeprägter Glaube. „Petra hat mich – und viele andere – mit Nachdruck daran erinnert, daß glauben im Grunde recht einfach ist: nämlich ‚ja sagen‘ zu dem, was Gott, was Jesus mit mir vorhat …“

In Gespräch mit den Schülerinnen sagte Petra unter anderem: „Wenn ich oft so furchtbare Schmerzen gehabt habe, so war ich auch manchmal im Konflikt mit dem Himmel, mit Gott: Warum schickst Du mir das? Was habe ich getan? Was kann ich dafür? und so . . . Dann habe ich mir gedacht: Leiden, das kann sicher nichts Schlechtes sein, denn sonst hätte Gott seinen eigenen Sohn nicht so leiden lassen. Irgendwie habe ich eine Antwort auf all diese Fragen, wenn ich einfach bereit bin, wenn ich da bin und ja sage. Wenn man solche Schmerzen hat, ist es wichtig, JA sagen zu können: Ja Jesus, für dich will ich das erleiden, mit dir Kreuz tragen und gekreuzigt werden.

Dann habe ich auch immer wieder zum Ölbergsengel gebetet, der auch Jesus Kraft gegeben hat, und oft habe ich mit meinen Sorgen auch meine Leiden hingeschmissen, wie es im Petrusbrief (5,7) heißt, und es ist wieder besser gegangen!

Und oft denke ich mir: Der HERR wird mich und meine Leiden schon so brauchen. Und dann sage ich Jesus, Jesus, Jesus …“

„Was ist der Sinn deines Lebens?“ – „Rudern!“

Der französische Journalist Andre Frossard erzählt in seinem Buch: „Gott existiert – ich bin ihm begegnet“, über seinen Weg zum Glauben an Gott. Er war ganz atheistisch aufgewachsen, hatte vom katholischen Glauben kaum etwas gehört und kannte nur die üblichen Vorurteile gegen den Glauben an Gott. Aber die Frage eines Freundes, der ein gläubiger Mann war, hat ihn zum Nachdenken gebracht: „Was ist der Sinn deines Lebens?“, fragte ihn einmal sein Freund. Andre Fossard dachte nicht lange nach und sagte: „Rudern!“ – weil das damals sein Lieblingssport war. Zu seiner Verblüffung begann aber sein Freund zu lachen und ging dann weg. Das Lachen machte ihm die grenzenlose Dummheit seiner Antwort bewusst. Was wirklich der Sinn des Leben ist, wusste er noch nicht, aber diese Frage und seine dumme Antwort brachten ihn zum Nachdenken. Erst später, nachdem er sich bekehrt hatte, wusste er die Antwort.

Es gibt tausende Berufe und Tätigkeiten, und die Menschen interessieren sich für alle möglichen Dinge. Aber wenn man nachbohrt und fragt: „Wozu ist der Mensch eigentlich da? Zum Autofahren, zum Golfspielen, zum Verkaufen von Schuhen, zur Arbeit mit dem Computer, für die Karriere, zum Geldverdienen oder nur zum Vergnügen?“, lautet die Antwort letztlich immer: „Nein, das kann nicht der Sinn des Lebens sein.“

Alle noch so interessanten Berufe und alle noch so lustigen Vergnügen machen den Menschen nicht wirklich glücklich. Alle diese Freuden vergehen und können den Durst des Menschen nach Glück nicht stillen. Aber was ist dann der Sinn des Lebens? Wozu hat Gott den Menschen erschaffen? Papst Johannes Paul II. hat einmal sehr schön gesagt: „Gott ist Liebe. Der Mensch ist geschaffen nach dem Bild Gottes. Also ist die Liebe der Sinn des Lebens.“ Wirklich glücklich und zufrieden ist der Mensch nur, wenn er andere Menschen liebt und sich von anderen geliebt weiß; von Menschen, denn die Liebe eines Tieres ist zu wenig; auch das „liebste“ Tier lässt den Menschen einsam und traurig.

Mehr noch: Sogar die Liebe von Menschen ist zu wenig. Ganz erfüllen kann nur Gott selbst das Herz des Menschen. Darum sagt Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten und größten Gebot: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12,29-31)

Das Gnadengesuch

Von dem einstigen italienischen König Umberto I. (1844 – 1900) wird eine anziehende Begebenheit erzählt. Ihm wurde vom Justizminister das Gnadengesuch eines zu langjähriger Zuchthausstrafe Verurteilten vorgelegt, der darum bat, ihm den Rest seiner Strafe zu erlassen. Unter das Gesuch hatte der Minister geschrieben: „Gnade unmöglich, im Gefängnis zu belassen!“ Der König las das Bittgesuch aufmerksam durch, griff zur Feder und verschob in der Anmerkung des Ministers das Komma um ein Wort nach vorne, so daß der Satz lautete: „Gnade, unmöglich im Gefängnis zu belassen!“
Unter diesen Vermerk setzte er dann sein „Genehmigt“. Damit war der Verurteilte begnadigt und frei. So macht es auch Gott mit uns, wenn wir um Vergebung bitten.

Ein Grund, nicht zu heiraten

Der französische Außenminister und Gründer-Vater der EU Robert Schuman (1886 – 1963), für den auch ein Seligsprechungsprozess läuft, wurde einmal gefragt, warum er nicht geheiratet habe. „Vor langer Zeit“, antwortete er, „als ich einmal in der U-Bahn fuhr, trat ich zufällig einer Dame auf den Fuß. Bevor ich mich noch entschuldigen konnte, kreischte sie los: Du Trottel, kannst du denn nicht aufpassen, wo du hintrampelst! Dann sah sie mich an, errötete und rief aus: Oh, entschuldigen Sie bitte, mein Herr, ich dachte, es wäre mein Mann!“

Was wird unser größter Trost sein am Ende?

Gedanken zum Fest der Aufnahme Marias in den Himmel

Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Das Ende ihres Lebens war nicht der Tod als eine Trennung von Leib und Seele, durch die der Mensch aufhört ein ganzer Mensch zu sein, weil nur mehr die Seele weiterlebt, während der Leib bis zur Auferstehung dem Zerfall und der Verwesung preisgegeben ist.

Diese gewaltsame Trennung von Leib und Seele durch den Tod ist eine Folge der Sünde. Wir haben Angst davor. Was wird mit uns im Tode geschehen? Der Tod bleibt für uns – wie wir es auch drehen und wenden mögen – etwas Schreckliches.

Doch für Maria war das Ende ihres irdischen Lebens wunderbarer Übergang in die Verherrlichung von Leib und Seele, es war ein seliger Heimgang zu ihrem Sohn. Weil Maria so selig und glücklich aus dieser Welt gegangen ist, so wird sie all ihren Kindern, die sie als ihre Mutter lieben und verehren, gerade in der letzen Stunde der größte Trost sein und ihnen auch Anteil geben an dieser Seligkeit, mit der sie ins ewige Leben hinübergegangen ist.

Hier das Zeugnis eines Heiligen: In der Nacht zum 6. Dezember 1876 hatte der hl. Don Bosco einen „Traum“, in dem ihm Dominikus Savio, einer seiner Zöglinge, der im Jungendalter verstorben war und später heiliggesprochen wurde, mit vielen anderen Jugendlichen erschien. In diesem Traum, von dem Don Bosco berichtet, fragte er Dominikus: „Sage mir nun, was dir in der Todesstunde am meisten Trost gewährte.“ Savio: „Was scheint dir, könnte es gewesen sein?“ Bosco: „Vielleicht, daß du die schöne Tugend der Reinheit bewahrt hast?“ Savio: „Nein, das nicht allein.“ Bosco: „Vielleicht, daß du ein ruhiges Gewissen hattest?“ Savio: „Ja, das war sehr gut, aber es war nicht das Beste.“ Bosco: „War es deine Hoffnung auf den Himmel?“ Savio: „Auch nicht.“ Bosco: „War es der Schatz vieler guter Werke?“ Savio: „Nein, nein.“ Bosco: „Was war es dann?“ Savio: „Was mir in meiner Todesstunde am meisten Trost gewährte, war die Hilfe der mächtigen und liebenswürdigen Mutter des Erlösers. Sage deinen Jugendlichen, sie sollen nie vergessen, zu ihr zu beten, solange sie leben. “
Maria wird unser Gebet erhören, wenn wir uns immer wieder vertrauensvoll an sie wenden. „Bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes.“

Dein Gott muß ein sehr mächtiger Gott sein!

Im Norden von Kenia gibt es nur Wüsten und Halbwüsten. Das Wasser des riesigen Sees dort ist salzig und bitter und deshalb ungenießbar. Es ist eine sehr arme Gegend. Die Nomadenvölker, die dort leben, kämpfen oft um Futterplätze für ihre Herden.

Dem Bischof dieser Region – Virgilio Pante – ist es ein großes Anliegen, Frieden unter den Nomadenvölkern zu stiften. Für sein Wappenschild wählte er das Bild eines Löwen, der friedlich neben einem Lamm ruht (Jes 11,6).

Die Alten der Samburu-Nomaden lachten über dieses Bild und den Bischof, wo doch jedes Kind weiß, daß jeder Löwe ein Lamm sofort töten und fressen würde.

Nun begab es sich aber, dass nur drei Monate nach der Bischofsweihe aus dem Gebiet der Samburu eine Sensation gemeldet wurde. Eine Löwin hatte das Junge einer Oryx-Antilope angenommen, hatte sich zu ihm gelegt und es zärtlich abgeleckt. Samburuhirten, Wildhüter und sogar Touristen hatten es mit eigenen Augen gesehen: Eine Löwin ging mit dem Jungen einer Gazelle spazieren! Sie ruhten nebeneinander aus! Niemand, der es nicht gesehen hatte, wollte es glauben. Dies alles wurde an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen beobachtet und von herbeigeeilten Journalisten fotografiert. Es war eine aufregende Geschichte für das ganze Land. Sie drang auch zu den Alten der Samburu, die über das Wappenschild des Bischofs gelacht hatten.

Die Alten und Weisen des Stammes sagten zum Bischof: “Dein Gott muss ein sehr mächtiger und starker Gott sein! Wir wissen von keiner Zeit, in der eine Löwin ein Gazellenlamm angenommen hat, statt es aufzufressen. Das hat es noch nie gegeben! Dein Gott liebt den Frieden! Wir achten Ihn!“

Quelle: Vision 2000/ 2007/6

Sagt dem Papst, dass ich ihn um Verzeihung bitte

Der bekannte französische Prediger Pater Daniel Ange, der schon zwei mal zu Jugendtreffen im Kloster Mehrerau in Bregenz zu Gast war, erzählt in einem seiner Bücher eine Begebenheit, die er mit Papst Johannes Paul II. erlebt hat, mit dem er eng befreundet war.

Daniel Ange war mit einigen Mitbrüdern seines Ordens (Dominikaner) in Rom unterwegs als sie auf der Straße von einem Bettler um ein Almosen angesprochen wurden. Sie waren von der Art des Mannes berührt und gaben ihm etwas Geld. Er bedankte sich und sagte zu ihnen, weil sie als Ordensleute erkennbar waren: „Bitte beten Sie für mich, ich benötige sehr eure Fürsprache.“ Die Brüder versprachen, für ihn zu beten, und einer von ihnen berichtete dem Bettler, dass sie am nächsten Tag vom Papst zu einer Audienz empfangen würden.

Da kamen dem Bettler die Tränen in die Augen und er bat sie: „Bittet den Papst, dass er auch für mich betet.“ Sein Verhalten machte sie neugierig und sie fragten ihn, welches Anliegen er hätte, dass auch der Heilige Vater für ihn beten solle. Da begann er ihnen aus seinem Leben zu erzählen und es stellte sich heraus, dass er ein Priester war, der sein Amt niedergelegt hatte. Er war zweimal verheiratet und geschieden. Und nun hatte er niemanden mehr, hatte keine Arbeit und sah sich gezwungen auf die Straße betteln zu gehen. Er hatte nicht den Mut, in seine Heimat zurückzukehren. „Ich fühle mich vernichtet und verlassen,“ sagte er. „Sagt dem Papst, dass ich ihn um Verzeihung bitte und er möchte für mich beten.“ Und dann ging der Arme wieder weg.

Am nächsten Tag, als sie mit dem Heiligen Vater zusammentrafen, erzählten sie ihm auch von diesem Bettler. Und er Papst sagte zu ihnen: „Schnell ruft diesen Priester zu mir, ich will mit ihm reden. Geht schnell, um ihn zu holen!“ Die Besucher meinten, dass das kaum möglich sein wird, den Bettler in den Straßen Roms ausfindig zu machen. Aber der Heilige Vater sagte: „Es wird nicht schwer sein, ihn zu finden, denn die Armen gehen nicht weit, sie befinden sich immer ungefähr am gleichen Ort.“ Sie gingen, und mit einiger Mühe fanden sie den Mann dann doch wieder und sagten zu ihm: „Der Papst lässt dich rufen. Er will mit dir reden.“ Nach längerem Drängen konnten sie ihn doch überreden, mit ihnen zum Papst zu gehen.

Als der Papst den Priester in Bettlerkleidung sah, ging er ihm sofort entgegen, umarmte ihn fest und sagte: „Mein Bruder, ich gebe dir das Recht der Beichte und dein Priestertum zurück! Beichte jetzt alles! Alle Anwesenden waren zutiefst getroffen und ließen den Papst und den Priester allein.

Boxerkind – überlebt in einer Welt ohne Liebe

In seinem nun auch in deutscher Sprache erschienenen Buch Boxerkind, erzählt Tim Guénard seine Lebensgeschichte, eine Geschichte voller Verletzungen und Brutalität. Im Alter von 3 Jahren wird Tim von seiner Mutter ausgesetzt. Er landet daraufhin beim Vater, der ihm mit brutaler Gewalt begegnet. Mit 5 schlägt ihn sein Vater halbtot. Sein Körper ist vollständig demoliert.

Nach langem Krankenhausaufenthalt landet er auf dem Waisenkindermarkt. Dort muß er feststellen, daß nur hübsche Kinder genommen werden. So kommt er zunächst in ein Irrenhaus und später zu einer Pflegemutter, die ihn auf’s schlimmste quält. Nachdem er wieder mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus kommt, gibt man ihm eine zweite Chance. Mit 10 Jahren gelangt er als Pflegekind auf einen Bauernhof, wo man ihn das erste Mal in seinem Leben menschlich behandelt. Damals hat er schon einige Selbstmordversuche hinter sich. Doch das Glück am Bauernhof dauert nur kurz. Wieder geht’s ins Erziehungsheim, das er als Gefängnis empfindet. Mit 12 reißt er schließlich von dort aus und schlägt sich nach Paris durch, wo er schnell in die Hände von Gaunern gelangt, die ihn zum Prostituiertenräuber machen. Mit 14 arbeitet er als Gigolo am Montparnasse, schläft nachts in einer Fahrradabstellkammer, ständig in Angst, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Schließlich wird er entdeckt und wieder in ein Heim gesteckt. Mit 15 begegnet er einer Richterin, die ihm die Chance seines Lebens beschert: Tim darf eine Ausbildung als Steinmetzlehrling beginnen. Um seine Aggressionen abzubauen, beginnt er zu boxen und wird schnell zum gefeierten Champion.

Die Begegnung mit Behinderten in der Gemeinschaft Arche verändert sein Leben von Grund auf. Er erkennt erstmals: das Leben besteht nicht nur aus Kampf und Gewalt. Er entdeckt Gottes Liebe. Langsam heilen auch seine Wunden. Mit 23 feiert er Hochzeit.

Heute ist er 47 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und vier Kindern als Bienenzüchter und Bildhauer in der Nähe von Lourdes. Boxerkind erzählt unglaublich berührend die Geschichte vom gewalttätigen Boxer und Schläger, der zum großen Liebenden wird, heute Drogenabhängigen und Straffälligen hilft und mit Behinderten zusammenlebt. Guénards Geschichte zeigt, dass die Liebe Gottes selbst die dunkelsten Schatten und schlimmsten Verletzungen zu heilen vermag.

Vgl. Vision 2000

Das Erdreich der Seele bereiten

Der heilige Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux (1090-1153), nach einem Bild in der Kathedrale von Troyes (15. Jhd.). Sein Gedenktag wird am 20. August gefeiert.

Mit seiner heiteren, erfreuenden, gewinnenden Frömmigkeit hat der hl. Bernhard viele junge Männer um sich gesammelt und für ein Leben im Kloster nach den evangelischen Räten begeistert. Schon zu seinen Lebzeiten gab es durch sein Wirken 167 Gründungen von Zisterzienserklöstern in ganz Europa. Die Mönche widmeten sich dem Gotteslob und harter Arbeit (Rodungen und Kultivierung des Landes). So erneuerte Bernhard die Kirche und so prägte er sein ganzes Zeitalter.

Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika „spe salvi: „Bernhard sagt zwar ausdrücklich, dass auch das Kloster das Paradies nicht wiederherstellen könne, aber es müsse doch als eine Rodungsstätte praktischer und geistlicher Art das neue Paradies vorbereiten. Wildes Waldland wird fruchtbar – gerade da, wo zugleich die Bäume des Hochmuts gefällt, der Wildwuchs der Seele gerodet und so das Erdreich bereitet wird, auf dem Brot für Leib und Seele gedeihen kann. Sehen wir nicht gerade angesichts der gegenwärtigen Geschichte wieder, dass da keine positive Weltgestaltung gedeihen kann, wo die Seelen verwildern?“ (Spe salvi, 15)

Anschauliche Lehren des heiligen Philipp Neri

Der hl. Philipp Neri hat im 16. Jahrhundert in Rom als Priester gelebt und gewirkt. Er wird sogar der „Apostel Roms“ genannt. Denn mit seiner äußerst liebevollen und zugleich humorvollen Art hat er viele Menschen angezogen und sie im Glauben weitergeführt. Es werden viele Geschichten von ihm erzählt, denn er griff hin und wieder zu drastischen Maßnahmen, um den Menschen bestimmte Wahrheiten des Glaubens einzuprägen. Eine dieser Begebenheiten könnte uns helfen, die heilige Kommunion wieder bewusster zu empfangen und an seine Gegenwart in uns zu denken.

Es wird erzählt: Die Baronin Pomilia de Rossi, die in Santa Maria Novella (der Kirche, die Philipp Neri betreute) immer zur hl. Messe ging, hatte die Gewohnheit, gleich nach der Kommunion die Kirche zu verlassen, ohne eine Danksagung zu halten und den Schluss abzuwarten. Als es wieder einmal geschah, drückte der hl. Philipp Neri nach der Messe seinen vier Ministranten in der Sakristei ein brennende Kerze in die Hand gab ihnen Anweisungen und sagte: „Schnell, eilt der Baronin nach!“ Als sie die Baronin erreicht hatten gingen sie mit den Kerzen neben ihr her. Die Baronin fuhr die Ministranten an: „Was macht ihr da?“ Sie antworteten Ihr: „Don Philippo hat uns geschickt.“ Da kam er auch schon selbst des Weges. Er zog den Hut und sagte: „Frau Baronin haben gerade kommuniziert. Noch ist Christi Leib, das eucharistische Brot, nicht vergangen. Zu den Vorschriften der Kirche gehört es: Das allerheiligste Sakrament muss mit Kerzen begleitet sein, wenn man es über die Straße trägt. Deshalb schickte ich die Kerzenträger nach.“ Donna Pompilia de Rossi bekam einen roten Kopf, dass man es unter der Schminke sehen konnte, sagte leise „Madonna mia“, drehte sich auf dem Absatz herum und ging wieder in die Kirche. Von nun an lief sie nie wieder zu früh aus der heiligen Messe fort.

In einer andere Begebenheit wird erzählt, wie er einer Frau, die gerne über die anderen redete und schlechte Dinge weitererzählte, anschaulich bewusst machte, dass sie damit einen Schaden anrichtet den man nicht wieder gut machen kann. Als diese Frau bei ihm einmal zur Beichte kam, gab er ihr als Buße auf, ein Huhn zu schlachten, es ihm zu bringen und auf dem Weg gleich zu rupfen. Sie machte es so wie er gesagt hatte, und brachte ihm das Huhn. Er sagte dann zu ihr, sie solle jetzt zurückgehen und auch die Federn wieder einsammeln, die sie auf dem Weg ausgestreut habe. Sie aber meinte, dass dies unmöglich sei, da der Wind die meisten zerstreut habe. Genauso, so erklärte er ihr, ist es mit den schlechten Dingen, die man weitererzählt. Man kann sie nicht mehr einsammeln. Sie werden in alle Richtungen zerstreut und richten viel Schaden an, den man nicht wieder gut machen kann.