Eine unsichtbare Wand

Es geschah im Jahr 1957 in einem tschechischen Dorf. Auf einer Kolchose (landwirtschaftlicher Großbetrieb im Besitz des Staates) verlangten die Kommunisten, dass auch sonntags gearbeitet würde. Der Verantwortliche für den Mähdrescher, Jan Svoboda, war damit nicht einverstanden. Für diesen überzeugten Christen verstieß die Sonntagsarbeit gegen das 3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen. Seine Frau erzählt, was nun geschah: „Der Leiter der Kolchose verpflichtete alle, sonntags zu arbeiten. Jan, mein Mann, hat sich immer geweigert. Dadurch steigerte sich der Leiter in schreckliche Wutanfälle. Wenn er meinen Mann sah, drohte er: ‚Dich krieg ich noch, ich werde dich schinden, bis du krepierst!‘ Zu der Zeit hatten wir zwei Kinder, und die Lage der Familie wurde prekär.

In meiner Not wandte ich mich an den Himmel. Ich hatte in einem alten Gebetbuch ein Gebet zum hl. Erzengel Michael gefunden. Jeden Morgen, bevor mein Mann zur Arbeit ging, beteten wir in der Familie: ‚Hl. Erzengel Michael, beschirme uns im Kampf. Gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels sei du unser Schutz…‘ Von diesem Tag an stand mein Mann sichtbar unter dem Schutz des Erzengels. Der Leiter, der überall verbreitete, dass er meinem Mann schaden wollte und der meinen Mann immer wieder bedrohte, stieß wie an eine unsichtbare Wand. Jedes Mal hielt er wütend inne, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.“

Gott wird es tun

Mitten in einer schrecklichen Dürre in Nordindien in den 1980er Jahren litten das kleine Dorf Sokho und sein Nachbardorf an Hunger. An einem Sonntag im August ging es in der Lesung der hl. Messe aus dem Buch Exodus darum, dass der Herr in der Wüste für die hungernden Israeliten Wachteln vom Himmel fallen ließ.

Nachdem Pater Dan in Sokho die Messe gefeiert hatte, stieg er mit seinem Katecheten auf sein Motorrad und fuhr in das Nachbardorf, wo bei den Fürbitten ein Mann aufstand, zum Altar ging und laut betete: „Herr, du hast deinem Volk in der Wüste zu essen gegeben. Auch wir sind dein Volk, und wir hungern. Unsere Kinder verhungern! Tu für uns, was du damals getan hast. Ich glaube, du wirst es tun.“

Als Pater Dan und sein Katechet nach Sokho zurückkehrten, blitzte und donnerte es aus einer bedrohlichen Gewitterwolke über ihnen. „Was sagt Gott?“ fragte Pater Dan den Katecheten. (In dieser Kultur, wie auch in biblischen Zeiten, halten die Menschen den Donner für die Stimme Gottes.) Die Antwort kam zurück: „Er sagt: ‚Wo soll es denn regnen?'“ Pater Dan rief: „Genau da, wo wir verhungern“, aber da hatte er seinen Katecheten schon verloren, der in Richtung Dschungel rannte, wo die Leute vor Freude schrien, weil der Hagel einen Schwarm sibirischer Gänse herabgeworfen hatte, was den Dörfern reichlich Nahrung und Regen bescherte.

Pater Dan führte diese besondere Antwort des Herrn auf den außergewöhnlichen Glauben des einfachen Dorfbewohners zurück, der glaubte, dass Gott handeln würde.

Gott wollte mich gebrauchen

Am 10. Januar 2025 surfte der Arzt und Kitesurfer Bruno Lobo, der Brasilien bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris vertrat, in São Luís, Maranhão, auf dem Meer, um eine neue Kamera zu testen. Plötzlich hörte er, wie ein junges Mädchen um Hilfe schrie. Die 15-jährige Maria Eduarda war durch eine Strömung ins tiefe Wasser geraten und war in Gefahr zu ertrinken.

In diesem unglaublichen Moment, der von seiner neuen Kamera festgehalten wurde, schwamm Bruno zu ihr, legte ihre Arme über seine Schultern und brachte sie mit Hilfe seines Boards und Segels ans Ufer.

In einem Video in den sozialen Medien sagte Bruno: „Ich versuche jeden Tag, einen Moment mit Gott zu verbringen und ihn zu bitten, mich auf seinen Weg zu führen, auf den Weg, den er wirklich für mein Leben will, denn in unserer kurzen Zeit hier auf der Erde denke ich, dass unser größtes Ziel sicherlich ist, anderen zu helfen, Gutes zu tun. Ich war wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mich benutzt hat, um diese Rettung durchzuführen. Gott wollte mich an diesem Tag gebrauchen. Alle Ehre und Herrlichkeit gebührt Ihm.“

Das Kreuz, unser Halt

Im diesem Bild sieht man die Darstellung des sogenannten Laminin-Moleküls. Dieses Molekül wird von den Molekularbiologen „der Klebstoff des Körpers“ genannt. Es ist das Protein (Eiweiß), das den Menschen zusammenhält, denn ohne dieses Protein würden unsere Körper auseinanderfallen. Es ist erstaunlich, dass dieses Molekül die Form eines Kreuzes hat. Dies ist ein Hinweis auf ein tieferes Verständnis unseres Menschseins.

Gott wusste, dass wir das Kreuz brauchen würden, als er uns erschaffen hat. Er wusste, als er uns erschuf, dass wir sündigen würden. Er wusste, dass wir einen Erlöser brauchen würden. Er wusste, dass sein einziger Sohn Jesus am Kreuz sterben müsste aus Liebe, um uns zu retten, und so machte er genau das Molekül, das unseren ganzen Körper zusammenhält, in Form eines Kreuzes. Die Wahrheit ist also, ohne Jesus und das, was er für uns am Kreuz aus Liebe getan hat, würde unser ganzes Leben auseinanderfallen. Der hl. Paulus sagt im Brief an die Kolosser (1,17), dass Jesus Christus vor allen Dingen ist und dass durch ihn alle Dinge zusammengehalten werden. Jesus ist es, der unser Leben zusammenhält, genau wie Laminin unsere Körper zusammenhält. Der hl. Paulus sagt auch, dass diese Liebe, die vom Kreuz Christi kommt, das Band ist, das alles zusammenhält und vollkommen macht (vgl. Kol 3,14). Ohne Jesus Christus wäre unser Leben ein Chaos. Wir sind nichts ohne das Kreuz Jesu Christi!

Jesus wirklich kennen

Ein Gespräch zwischen einem kürzlich zu Christus bekehrten Mann und einem ungläubigen Freund: „Du hast dich also zu Jesus Christus bekehrt und glaubst an ihn?“ „Ja.“ „Dann musst du eigentlich gut über ihn Bescheid wissen. Sag mir: In welchem Land wurde er geboren?“ „Das weiß ich nicht.“ „Wie alt war er, als er starb?“ „Das weiß ich nicht.“ „Wie viele Predigten hat er gehalten?“ „Das weiß ich nicht.“ „Du weißt aber wirklich sehr wenig für jemand, der behauptet, zu Christus bekehrt worden zu sein!“ „Du hast recht. Ich schäme mich, noch so wenig von ihm zu wissen. Aber so viel weiß ich: Noch vor drei Jahren war ich ein Trinker. Ich hatte Schulden. Meine Familie brach auseinander. Meine Frau und meine Kinder fürchteten sich jeden Abend vor meiner Heimkehr. Aber jetzt habe ich das Trinken aufgegeben; wir haben keine Schulden mehr; wir sind eine glückliche Familie. Meine Kinder erwarten mich ungeduldig jeden Abend. Das alles hat Jesus Christus für mich getan. So viel weiß ich von ihm!“ Jesus wirklich zu kennen heißt, sich von ihm verändern zu lassen.

Die Hand des Vaters

Ein kleines Mädchen und ihr Vater wollten eine Brücke überqueren. Da bemerkte der Vater, dass seine Tochter vor Angst zitterte, denn die Brücke war sehr hoch. Da meinte der Vater zu ihr: „Halte meine Hand, dann kann dir nichts passieren“. Sie antwortete ihm: „Nein, Papa, halte du lieber meine Hand.“ Ihr Vater war etwas verwundert und fragte: „Aber wo ist da der Unterschied?“ Das kleine Mädchen antwortete: „Weißt du Papa, wenn ich deine Hand halte, dann kann vielleicht etwas passieren und ich könnte deine Hand loslassen. Aber wenn du meine Hand nimmst, dann weiß ich einfach, dass du sie nie loslassen würdest. Egal was auch passiert!“

Diese Geschichte veranschaulicht uns sehr schön, was Jesus uns verheißen hat: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,27-30). Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden, die der Vater mit fester Hand zum ewigen Leben führen will.

Not lehrt beten

In einer Kapelle, die nicht mehr benutzt wurde, hatten sich Bienen eingenistet und haben begonnen, ihre Honigwaben zu bauen. Als Ort wählten sie einige heilige Ikonen, die dort hingen. Das Sensationelle daran ist, dass sie die gesamte Fläche dieser Ikonen mit Zellen bedeckten, aber die heiligen Personen, die auf den Ikonen dargestellt sind, haben sie sozusagen ‚ehrfürchtig‘ frei gelassen.

Eine solche Erkenntnis des Heiligen und der Gegenwart Gottes fehlt heute vielen Menschen. Sie leben so, als gäbe es Gott nicht. Es gibt keinen freien Platz für ihn in ihrem Leben. Alles wird zugedeckt. Sie erinnern sich vielleicht nur dann an ihn, wenn eine Not über sie kommt. Darum lässt Gott zuweilen im Leben der Menschen oder in der Gesellschaft eine solche Not zu, damit die Menschen sich wenigstens dann an ihn wenden und nicht ewig verloren gehen.
Pfarrer Urs Keusch erzählt in einem seiner Artikel über einen Mann, der in den Schweizer Bergen unter eine Lawine geraten war und den Tod vor Augen sah.

Er hat nach seiner Rettung erzählt: „Obwohl ich Atheist war, fing ich an zu beten. Ich war in Todesangst. Ich erinnerte mich noch an ein Gebet aus meinen Kindertagen, das meine Mutter uns immer wieder vorgebetet hat: ‚Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen…‘ Diesen Vers habe ich ein paar Mal aufgesagt, bis es dann ganz dunkel um mich wurde und ich das Bewusstsein verlor. Glücklicherweise konnte mich die Rettungsmannschaft finden und noch lebendig bergen… Es ist eigentlich schon erbärmlich, sich als Atheist auszugeben, und dann, wenn es um Leben und Tod geht, Gott um Hilfe anzurufen…“

So ergeht es vielen Menschen im Angesicht des Todes oder in einer anderen Art der Not. Sie fangen an zu beten. Und glücklich, wenn sie noch beten können und sich noch an ein Gebet erinnern, an einen Psalm, an ein Lied! Denn das kann ihre ewige Rettung sein.

Die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen

Am Fest der Apostel Petrus und Paulus wird das Evangelium von der Verheißung Jesu verlesen: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Mit den ‚Mächten der Unterwelt‘ ist die alles verschlingende Macht des Todes und der Vergänglichkeit gemeint. Jesus will sagen: Seine Kirche kann nicht zerstört werden, obwohl schon so oft ihr Untergang angekündigt worden ist.
Ein aufsehenerregendes Beispiel hat sich am Fronleichnamstag des Jahres 1939 in Kirchberg im Tiroler Brixental zugetragen. Die damaligen Machthaber hatten 1939 den ‚Antlassritt‘ im Brixental verboten. Statt den Herrn in der Monstranz mit den Pferden zu begleiten und seinen Segen zu erbitten, veranstaltete man einen ‚Flurritt‘ mit anschließender Pferdeprämierung.
Beim nachfolgenden Gasthausbesuch in Kirchberg war auch Gauleiter Hofer mit den Parteifunktionären anwesend. Die Brixentaler Bauern diskutierten heftig, warum man die seit langem bestehende Prozession verboten habe. Es sei Unglück und Krieg zu befürchten. Da erhob sich der Gauleiter, nahm sein Weinglas und rief:
„So wie dieses Glas jetzt zerschellt, wird auch das Christentum zerschmettert werden!“
Nach diesen Worten warf er das Glas an die Wand. Das Glas prallte ab, fiel auf den Boden und rollte unter den Tischen herum, bis es ein beherzter Bauer aufhob. Es war unversehrt. Mit einem Male herrschte im Saal eisiges Schweigen. Die Bauern befiel Angst, wie der Gauleiter reagieren werde. Er verließ, ohne ein Wort zu sagen, den Saal und kehrte auf der Stelle nach Innsbruck zurück.

Chance statt Strafe

Der große Renaissance-Künstler Andrea del Verrocchio (1434-1488) von Florenz war als Kind nach dem Tode seiner Mutter, die kurz nach seiner Geburt starb, mit sechs anderen Geschwistern ganz sich selbst überlassen. Der Vater arbeitete den ganzen Tag in einer Ziegelei.

Mit 17 Jahren wurde der Junge in eine Schlägerei verwickelt, warf einen Stein und verletzte einen Mann dabei tödlich. Andrea wurde verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Der Stadtrat von Florenz stellte fest, dass er in seiner Kindheit und Jugend vernachlässigt worden war und zu wenig unter Aufsicht stand. Statt ihn zu bestrafen, schickte man ihn zu einem Goldschmied in die Lehre, wo er gründlich ausgebildet wurde und ein neues Leben begann. Er wurde ein tüchtiger Goldschmied, Ingenieur, Architekt und war einer der einflussreichsten Maler und Bildhauer seiner Zeit. Er blieb immer einfach und bescheiden.

Im gleichen Jahre, als Andrea verhaftet und vor Gericht gestellt wurde, wurde bei Florenz ein Junge geboren, der als Kind sehr gerne zeichnete. Zufällig zeigte dessen Vater eines Tages Andrea ein paar Zeichnungen seines Sohnes. Der Meister von Florenz erkannte sofort die Begabung des Buben, nahm ihn in sein Atelier auf und bildete ihn zehn Jahre lang aus. Dieser Junge war Leonardo da Vinci.

Christus mit der ausgestreckten Hand

Dieses ungewöhnliche Holzkruzifix befindet sich in der Kirche San Juan aus dem 12. Jahrhundert auf dem Jakobsweg im Dorf Furelo in der Nähe von Melide, Galicien. Die Statue hat den Namen ‚Cristo de la Mano Tendida‘ (Christus mit der ausgestreckten Hand).

Dazu wird von einer Generation zur anderen folgende Geschichte überliefert, die uns das Erbarmen Jesu mit reuigen Sündern zeigt:

Unter dem Kreuz beichtete ein Mann in aufrichtiger Reue seine zahlreichen schweren Sünden. Der Priester gab ihm die Lossprechung, bat ihn aber, in Zukunft nicht rückfällig zu werden. Der Mann war darum bemüht und blieb eine Zeitlang seinem Versprechen treu. Dann aber wurde er schwach. Wieder sprach ihn der Priester im Namen Gottes von seinen Sünden los.

Als es dann aber die Gewohnheit einerseits und die menschliche Schwäche andererseits mit sich brachten, dass er wiederum schuldig wurde, zweifelte der Priester an der Echtheit seiner Reue und wollte ihm die Lossprechung verweigern. In diesem Augenblick habe der Gekreuzigte seine Hand vom Nagel gelöst und zeichnete über jenen Mann das Zeichen der Lossprechung.

Dann aber wandte er sich dem Priester zu und sagte ihm: „Du hast dein Blut nicht für ihn vergossen! Ich habe mein Leben für diesen meinen Sohn gegeben, wenn du ihm also nicht die Absolution erteilst, werde ich ihn lossprechen.“