Er winkte zum Abschied

Am Gedenktag Allerseelen und im Monat November erinnert uns die Kirche an eine Wahrheit und Wirklichkeit des Fegefeuers. Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können wir als Gläubige, die noch auf Erden pilgern, den armen Seelen im Fegefeuer helfen, indem wir Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen. Und zuweilen geschieht es auch, dass diese Seelen uns auch offenbaren dürfen, wie sehr wir ihnen geholfen haben.

Ein Arzt, ein überzeugter Katholik und Leiter des kulturell-religiösen Vereins erzählte von seinem Vater, der vor kurzem verstorben war:

„Er war ein guter und ehrlicher Mensch, ein treuer Ehemann und liebevoller Vater, er war nicht religiös, aber auch nicht polemisch gegenüber Menschen, die gläubig waren. Vor seinem Tod wollte er trotz der Aufforderung meiner Mutter keine Sakramente empfangen. Ich war verzweifelt, machte mir Sorgen um sein Schicksal im Jenseits und betete jeden Abend für ihn und sein Seelenheil. Regelmäßig bestellte ich für ihn beim Pfarrer heilige Messen.

Vor kurzem lag ich im Bett und befand mich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Ich träumte nicht, war aber auch nicht ganz wach. Ich bin Arzt, aber ich kann den Zwischenzustand, in dem ich mich befand, nicht mit einem ‚medizinischen‘ Begriff beschreiben. Neben meinem Bett erschien plötzlich eine Gestalt. Ich erkannte meinen Vater nur schwer, er sah sehr jung aus, so wie ich mir vorstellte, dass er bei seiner Hochzeit ausgesehen hatte. Ich war beeindruckt von dem strahlenden Lächeln, mit dem er mich ansah. Es sprühte vor Freude. Er sprach nicht, sondern winkte mir nur lange zum Abschied zu, dann verschwand die Vision. Von diesem Moment an war ich mir sicher, dass sich auch für ihn, der zwar nicht praktizierend, aber in seinen Lebensentscheidungen christlich war, das Paradies geöffnet hatte, und darüber freute ich mich.“

 

Es war wirklich seine Stimme

In seinem Interviewbuch „Perche Credo“ (warum ich glaube) erzählt Vittorio Messori ein Erlebnis aus seiner Jugendzeit, das uns zeigt, wie nahe uns die jenseitige Welt sein kann.

„Es war während meiner Gymnasialzeit in Turin, ich war noch weit entfernt von der Wende, die mich zum Glauben ‚zwingen‘ würde. Meine Eltern und mein noch kleiner Bruder waren nach Sassuolo gefahren, wo wir herkommen, um den ersten Todestag von Aldo zu begehen, meinem Onkel mütterlicherseits, der jung an einem Schlaganfall gestorben war. Ich war allein zu Hause, es war Nacht, ich schlief den tiefen Schlaf eines gesunden jungen Mannes, als ich durch das Telefon geweckt wurde. Ich erholte mich nur mühsam, konnte mich aber mit einem kleinen Spaziergang vollständig wecken, da sich das Gerät am anderen Ende der Wohnung befand … Ich hob den Hörer ab: ein großes Durcheinander aus elektrischen Störungen, Pfeifen, Kratzen, den Störungen, die es damals auf den Leitungen gab, wenn es sich um ein Ferngespräch handelte, das von weit her kam. Nach einigen ‚Hallo! Hallo!‘-Rufen hörte ich – ganz klar und unverkennbar – die Stimme meines Onkels, die ich gut kannte. Er sagte mir atemlos Worte, an die ich mich noch heute erinnere, als hätte ich sie gestern gehört: ‚Vittorio, Vittorio! Ich bin Aldo! Mir geht es gut! Mir geht es gut!‘ Gleich darauf hörte ich das Geräusch, das das Ende der Verbindung ankündigte. Ich schaute auf die Uhr. Wie mir meine Eltern später bestätigten, war es genau die Minute, in der mein Onkel vor genau einem Jahr gestorben war.

Ich habe jede andere Möglichkeit geprüft und mich schließlich der Evidenz ergeben… : Es war wirklich Onkel Aldo, es war seine Stimme, keine Hypothesen über makabre Streiche, Missverständnisse oder Halluzinationen halten stand. Ich kann mir auch keinen Traum vorstellen, da ich sowohl während als auch nach dem Anruf hellwach war. Tatsächlich kehrte ich in dieser Nacht nicht mehr ins Bett zurück und wartete stehend auf den Sonnenaufgang.“

 

Marias Beispiel hat mich stark beeinflusst

Am 15. September 2025, dem Gedenktag der Schmerzen Mariens, wurde in Rom das „Jubiläum des Trostes“ begangen. Bei einer Gebetswache im Petersdom gab Diane Foley aus den USA ein berührendes Zeugnis darüber, was es für sie bedeutet hat, mit Maria unter dem Kreuz Christi zu stehen.

Ihr Sohn, James Wright Foley arbeitete als unabhängiger Journalist. 2011 wurde er bei seiner Berichterstattung aus Libyen von Dschihadisten für 44 Tage entführt. „Wir waren in tiefer Panik und Angst um sein Leben.“ „Unsere Kirchengemeinde versammelte sich um uns herum und gab uns mit ihren Gebeten Hoffnung.“

„Als Jim nach Hause zurückkehrte, war er ein anderer Mensch. Sein Glaube war tiefer geworden. Während seiner Gefangenschaft hatte er auf seinen Fingern den Rosenkranz gebetet und durch Bibelverse von einem anderen Gefangenen Hoffnung geschöpft. Er kam mit einem neuen Lebenssinn nach Hause. Er strebte danach, ein Journalist mit moralischem Mut zu sein und den Stimmlosen eine Stimme zu geben.“ Als seine Mutter ihn anflehte, nicht in das Konfliktgebiet zurückzukehren, sagte er einfach: „Mama, ich habe meine Leidenschaft gefunden.“ Am 22. November 2012 verschwand er für zehn lange Monate. „Wir wussten nicht, ob er tot oder lebendig war.“

Die Mutter gab ihre Arbeit als Krankenschwester auf und verbrachte die nächsten 20 Monate mit dem verzweifelten Versuch, die Freilassung ihres Sohnes zu erreichen. Mitte Juli 2014 war sie völlig erschöpft. „Schließlich wurde mir klar, dass ich Jim übergeben musste, also ging ich in unsere Anbetungskapelle und vertraute Jim unserem Gott an. In diesem Moment war ich zuversichtlich, dass Gott Jim befreien würde. Zwei Wochen später wurde Jim brutal und gewaltsam enthauptet.“

„Er wurde fast zwei Jahre lang geschlagen, ausgehungert und gefoltert, bevor er im August 2014 geköpft wurde.“

„Ich war geschockt, völlig fassungslos. Als mir diese Realität bewusst wurde, stieg Wut in mir auf – Wut auf ISIS, auf unsere US-Regierung, auf diejenigen, die sich geweigert hatten zu helfen. Und Bitterkeit drohte mich zu verschlingen. Ich erinnere mich, dass ich zu Gott schrie: Herr, das ist nicht das, was ich gemeint habe, als ich Jim dir übergeben habe. Wie kann das sein? Ich taumelte unter der Last dieses Verlustes und war mir nicht sicher, ob ich weitermachen konnte. In diesen dunklen Momenten betete ich verzweifelt um die Gnade, nicht bitter zu werden, sondern vergebungsbereit und barmherzig zu sein.

Jesus und Maria wurden meine ständigen Begleiter, zusammen mit unzähligen irdischen Engeln, deren Mitgefühl mich aufrichtete. Marias Beispiel hat mich besonders stark beeinflusst. Sie begleitete ihren Sohn durch seine Qualen und seine Kreuzigung.

Auch wenn sie nicht verstand, warum es so kommen musste, vertraute Maria und blieb treu. Sie hat mich gelehrt, dasselbe zu tun – im Glauben zu wandeln, egal was kommt. Die Kreuzwegstationen haben mir gezeigt, wie nah Jesus und seine heilige Mutter uns sind, wenn wir leiden.“

Im Jahr 2021 wurden zwei der Verbrecher, die ihren Sohn entführt und gefoltert hatten, verhaftet und in Virginia, Vereinigte Staaten, vor Gericht gestellt. Alexander Cody bekannte sich in allen Anklagepunkten der Entführung, der Folter und des Mordes schuldig und bot unerwartet an, sich mit den Familien der Opfer zu treffen. Diane Foley wollte ihn sehen, aber andere drängten sie, dies nicht zu tun, da er sie „nur anlügen“ würde. Das Treffen wurde möglich und der Täter „drückte viel Reue aus“. „Gott gab mir die Gnade, ihn als einen Mitsünder zu sehen, der wie ich der Barmherzigkeit bedarf“, sagte Diane Foley.

 

 

Aus der Dunkelheit des Unglaubens ins Licht

Der berühmte italienische Schriftsteller und Journalist Vittorio Messori (geb. 1941) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Verteidiger der katholischen Kirche und des Glaubens, den er in vielen Büchern und Artikeln den Menschen dargelegt hat. In seinem Interview-Buch „Perché credo“ (Warum ich glaube – das Buch ist nicht auf deutsch erschienen) erzählt er unter vielem anderen über seinen Glaubensweg und die besondere Gnade, die ihm mit 23 Jahren geschenkt wurde.

Messori war zwar als Kind getauft worden, er empfing die Erstkommunion und Firmung, aber in seiner Familie und in seiner Verwandtschaft spielte der Glaube weiters keine Rolle. So war er auch selbst in seiner Schul- und Studienzeit ganz antikirchlich und atheistisch eingestellt. Aber im Sommer 1964 kam es zu einer Erfahrung, die sein ganzes Leben bis zum heutigen Tag prägte.

In dieser Zeit begeisterte er sich für das Buch „Der Ekel“ des französischen Philosophen und Atheisten J.P. Sartre. Er war von den Ideen des atheistischen Existenzialismus fasziniert, aber er bezog den Tod nicht auf sich selbst. Doch an jenem denkwürdigen Tag im Sommer 1964 wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass der Tod auch sein persönliches Problem war. Bis dahin hatte er die Frage nach dem Sinn des Lebens als Kinderei betrachtet. Diesmal aber bezog er die Frage auf sich selbst: Wird mit meinem Tod alles enden? Wird der Tod ihn wirklich in den schwarzen Abgrund des Nichts führen? War sein Leben absurd und sinnlos? Diese Fragen quälten ihn. Er hatte keine Antwort und war in Hoffnungslosigkeit versunken mit einen inneren Schrei nach Rettung. Er fühlte sich völlig allein. Dies umso mehr, als seine Eltern und sein Bruder in den Urlaub gefahren waren und er somit er allein zu Hause war. Er konnte sich nicht erklären, wie es dazu kam, dass er an diesem Tag nachmittags eine bescheidene Taschenausgabe des Evangeliums zur Hand nahm. Er konnte nicht sagen, wie es in sein Zimmer gekommen war oder woher es stammte. Es lag einfach in einer Ecke des Schranks. Er wusste auch nicht, was er darin suchen sollte, denn er erwartete nichts von dieser Lektüre. Schließlich war er Agnostiker, für den die Suche nach einer Antwort auf die Frage nach der Existenz Gottes reine Zeitverschwendung war.

Die Tatsache jedoch, dass er damals zur Bibel griff, interpretiert Messori heute als ein Zeichen der liebevollen, göttlichen Führung. Er nahm die Bibel, schlug sie auf und begann zu lesen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28) – und dann geschah etwas Unglaubliches. Plötzlich schien es, als fielen ihm die Schuppen von den Augen. Er wurde von einem seltsamen Licht der Liebe, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit erfüllt. Bewegt las er weiter: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt 11,29). Die Warnung aus dem Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Lk 13,69) erschütterte ihn zutiefst. Es war eine Art mystische Erfahrung des Lichts der Gegenwart Christi, das wie ein Strom aus dem Evangelium hervorbrach.

Messori sagt, dass diese Begegnung mit Christus nicht in Worte gefasst werden kann. Aus der Dunkelheit des Unglaubens trat unerwartet das Licht hervor und Vittorio begegnete Christus „in einem physischen, realen Sinn: So wirklich war die Gewissheit dieser Gegenwart. Aus den Papierseiten ist das Wort für mich wirklich Fleisch geworden und hat mir Freude und Angst, große Begeisterung und Furcht, Befriedigung über eine erfüllte Pflicht und Reue über die Untreue gebracht. … Für einen Christen ist der Glaube eine Begegnung mit einer Person, die zugleich barmherzig und streng, menschlich und göttlich ist. Dieses Treffen wird von dem unwiderstehlichen Bedürfnis begleitet, ihr zu folgen und zu gehorchen.“

Ich fürchte nicht den Tod, ich fürchte das Gericht

In einem Interview, das Vittorio Messori im Oktober 2021 zu seinen drei Büchern über Jesus Christus gab, sagt er unter anderem: „Jesus hat uns die Möglichkeit gegeben, für alle Ewigkeit mit ihm zu leben. Das, was im Grunde genommen der Kern der Lehre Jesu ist, wurde vergessen. Ich sage immer: Ich fürchte nicht den Tod, ich fürchte das Gericht. Wenn man das sagt, sind viele, auch Priester, empört. Der ‚gutmütige‘ Jesus, der immer vergibt und alle höchstens mit einem Klaps auf den Hintern hineinlässt … all das ist im Grunde ein Verrat am Christentum, weil es nicht wahr ist. Es wird einen Platz für die Erlösten geben, aber es wird auch einen Platz für die Verdammten geben … Ich glaube, dass die alten Christen Recht hatten, die Bruderschaften für den guten Tod gründeten, das heißt, sie halfen den Menschen, gut zu sterben.

Der hl. Pater Pio gibt uns ebenfalls in diesem Sinne zu bedenken: „Auch für uns kommt einmal die letzte Stunde, wo unser Herz zu schlagen aufhört und alles für uns beendet ist: die Zeit, Verdienste zu erwerben und die Zeit zu sündigen. So wie der Tod uns finden wird, so wird er uns Christus dem Richter vorführen. Unser Schrei um Erbarmen, unsere Tränen, unser Reueschmerz, der uns in unserem Leben das Herz Gottes erobert und uns durch die Sakramente aus Sündern zu Heiligen gemacht hätte, kann uns nichts mehr nützen. Die Zeit der Barmherzigkeit ist vorüber, nun hat die Zeit der Gerechtigkeit begonnen.“

Sie haben mir das Leben gerettet!

John Petrovich aus Pittsburgh erzählt in einem Video auf der Plattform paradisusdei.org über eine besondere Erfahrung, die er mit dem Beten eines Ave Maria gemacht hat. Bei seiner morgendlichen Joggingtour lief er einmal in eine Gegend, in die er normalerweise nicht kam. Er sah in der Einfahrt eines Hauses einen Krankenwagen stehen. Er wusste nicht, wer dort wohnte. „Ich bin einfach weitergelaufen und betete ein ‚Ave Maria‘. Ich habe mir nichts dabei gedacht.“

In der folgenden Woche joggte John wieder in der gleichen Gegend und hörte plötzlich eine Frau hinter ihm rufen. Als er merkte, dass sie nach ihm rief, ging er zu ihr und sie sagte zu ihm: „Sie haben mir das Leben gerettet!“ John antwortete daraufhin: „Wie habe ich Ihr Leben gerettet? Wir kennen uns doch gar nicht… “ Die Frau antwortete: „Nein, aber ich erkenne Ihr Gesicht. Letzte Woche wurde ich mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht und lag im Sterben. Ich wusste, dass ich bald sterben sollte, als Jesus mir erschien. Er streckte seine Hand aus, und Ihr Gesicht war auf seiner Handfläche. Und Jesus sagte: ‚Du liegst im Sterben, aber wegen des Gebets dieses Mannes wirst du leben.'“

John war tief getroffen. Er sagt: „Das war ein großer Ansporn nicht nur für mein Gebetsleben, sondern auch für das Gebetsleben meiner Familie … Etwas so Dramatisches und Tiefgreifendes zu erleben, dass jemand auf einen zukommt und einem so etwas sagt, war mehr als genug, um mich noch mehr dazu zu bringen, zur Gottesmutter zu beten, denn wie wir alle wissen, ist sie der direkte Draht zu ihrem Sohn Jesus Christus und erhört alle Gebete für jeden.“

Er hat mich gespielt

In einem Interview mit dem ETWN-Moderator Raymond Arroyo erzählte Jim Caviezel, der im Film „The Passion of the Christ“ die Rolle Jesu spielte, über seine Erfahrungen bei den Dreharbeiten zur Kreuzigungsszene. Als er die letzten Stunden der Passion Christi spielte, habe Jesus zu ihm gesprochen: „Er war bei mir, als ich am Kreuz hing. Ich hatte diese innere Ansprache, und Jesus sagte: ‚Bin ich zu nah bei dir? Und das war, als der Arzt sein Stethoskop auf mein Herz legte und ich mit dem Atmen kämpfte. Und ich sagte: ‚Du bist nicht nah genug bei mir!‘ Und ich weinte, als ich das sagte.“

Caviezel erinnert sich, dass dies am Ende der Szene geschah; zu diesem Zeitpunkt war er „blau“ vor Kälte. Er deutet an, dass er nicht mehr nur schauspielerte; er litt während der Kreuzigungsszene unter echter Härte – und echten Gefahren. Während er sein Kreuz trug, war er gestürzt, hatte sich die linke Schulter ausgekegelt und sich auf Zunge und Wange gebissen. Die ausgekegelte Schulter bereitete ihm große Schmerzen, da seine Arme am Kreuz ausgestreckt waren.

Während der 79 Drehtage erlitt der Schauspieler weitere Verletzungen. Bei den Dreharbeiten zu der Geißelung an der Säule wurde er versehentlich von der Peitsche mit Metallspitze getroffen, was eine Narbe hinterließ. Außerdem litt er an einer Lungenentzündung. Während der Bergpredigt, der letzten Szene des Films, die gedreht wurde, wurde er von einem Blitz getroffen. Die Dreharbeiten zu „Die Passion Christi“ endeten damit, dass Caviezel in einem Krankenwagen abtransportiert wurde. Danach musste er sich zwei Herzoperationen unterziehen. Caviezel wuchs jedoch auch geistlich an der Erfahrung, den Erlöser darzustellen, und gibt weiter, was er gelernt hat. „Ich sage immer: ‚Ich habe nicht Ihn gespielt.‘ ‚Er hat mich gespielt. Let God play you.'“

Jetzt habe ich vor nichts mehr Angst

Als Weng Yirui als Kind mit dem Klavierunterricht begann, hatte sie keine Ahnung, dass sie Gott durch die Musik begegnen würde. Sie erzählt über ihren Weg in die katholische Kirche in einem Interview mit der italienischen Zeitschrift Tempi und gibt uns damit ein Zeugnis für die wunderbaren Wege, die Gott mit jeder Seele geht.

Weng wuchs in einer kommunistischen, atheistischen Familie in der Stadt Hangzhou im Osten von China auf. „Meine Eltern haben nie an etwas geglaubt“, sagt sie. Ihr Klavierlehrer in China konzentrierte sich ausschließlich auf die Technik, aber die junge, begabte Weng war sich sicher, dass diese Musik noch mehr zu bieten hatte. „Heute weiß ich, dass diese Motive ohne Gott nie möglich gewesen wären.“ Mit 22 Jahren zog sie nach Italien, um in Mailand ihre Musikstudien zu vertiefen. „Einer der ersten Orte, die unsere Italienischlehrerin mit uns besuchte, war der Mailänder Dom. Ich war sprachlos: Ich hatte noch nie etwas so Schönes gesehen und fragte mich sofort, warum ein so prächtiges Gebäude gebaut worden war.“ In ihrer Freizeit entdeckte Weng noch andere Kirchen. „Ich war überrascht von der Stille. Ich sah diese Menschen, die in den Kirchenbänken saßen oder standen, ohne zu sprechen. Ich fragte mich, was sie taten. Dann bemerkte ich, dass alle auf das Kruzifix schauten, doch ich konnte nicht verstehen, warum.“ Diese Fragen brannten in ihr wie Glut unter Asche, besonders, nachdem sie 2018 am Mailänder Konservatorium das Studium der Kirchenmusik begann. Beim Einüben von Vivaldis Gloria fragte sich Weng nach der Bedeutung der Worte „Agnus Dei, Filius Patris“ (Lamm Gottes, Sohn des Vaters). Tatsächlich löste dieses Werk von Vivaldi eine Reihe existenzieller Fragen über Gott und den Tod Jesu aus. Ihr Lehrer erzählte ihr von Jesus. Ihr Verständnis für geistliche Musik, von der sie fasziniert war, begann sich im Licht der christlichen Religion zu erhellen. „Die Begegnung mit Gott hat mein Leben wirklich verändert, denn jetzt habe ich vor nichts mehr Angst.“

Dann begegnete sie Pfr. Francesco Zhao von der chinesischen katholischen Gemeinde in Mailand. „Er hat nie versucht, mich zu bekehren, und ich hatte zunächst auch nicht die Absicht, dies zu tun.“ Doch dank dieses Priesters entdeckte sie die Schönheit des Glaubens und des Gebets und sie begann, Katechismusunterricht zu nehmen.

Eines Tages, vor einem Konzert, versuchte sie zu beten. Sie betete ein Ave Maria und bat die Jungfrau Maria, sie während des Konzerts zu beschützen. „Zu meiner großen Überraschung spielte ich besser und machte keine Fehler. Von diesem Tag an begann ich, öfter zu beten.“ Am 8. April 2023 wurde sie in Mailand mit 31Jahren getauft. Heute sind für sie das regelmäßige Gebet, die Sakramente und der Glaube zu einer tragenden Säule ihres Lebens geworden.

Sie hat auch ihren Eltern von ihrem Glauben erzählt. „Als sie sahen, wie glücklich ich war, haben sie mich genauso unterstützt wie bei der Musik“, sagt Weng und freut sich, dass sich auch ihre Eltern für den katholischen Glauben zu interessieren beginnen. „Mein Vater hat sogar angefangen, das Kreuzzeichen zu machen.“ Aber alles zu seiner Zeit. „Meine Eltern arbeiten immer noch an einer staatlichen Schule in China, daher ist es nicht ratsam, zu viel über Religion zu sprechen, vor allem nicht am Telefon, da sie abgehört werden könnten.“ In China wird der christliche Glaube noch immer unterdrückt. „Ich bete, dass junge Menschen in China die Wahrheit erkennen und ihr folgen können“, sagt Weng.

Aufgenommen in die Arme Mariens

Svetlana Alliluyeva (1926-2011) war die Tochter des kommunistischen Diktators Josef Stalin (1878-1953). Sie trat nach einem sehr bewegten Leben, das sie in drei Bänden beschreibt, 1982 in die katholische Kirche ein. Sie schrieb: „Ich wurde in die Arme der seligen Jungfrau Maria aufgenommen. … Wer könnte mein Fürsprecher sein außer der Mutter Jesu? Plötzlich zog sie mich an sich.“

„Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der nie über Gott gesprochen wurde. Aber als ich erwachsen wurde, stellte ich fest, dass es unmöglich ist, ohne Gott im Herzen zu leben.“ Josef Stalin selbst wuchs in der orthodoxen Kirche auf. Seine Eltern wollten eigentlich, dass er Priester wird. Aber unter dem Einfluss der kommunistischen Ideologie lehnte er das Christentum schließlich ganz ab. Während er an der Macht war, tat Stalin alles, um das Christentum auszurotten. Bei den Säuberungen von 1937 und 1938 wurden z.B. an die 170.000 russisch-orthodoxe Geistliche verhaftet und meist erschossen.

Die Mutter von Svetlana, die zweite Frau Stalins, war überzeugte Kommunistin. Von ihr hat Svetlana wenig Liebe erfahren. Als Svetlana sechs Jahre alt war, nahm sich ihre Mutter das Leben. Ihr Vater verehrte Svetlana sehr. Er war verspielt und liebevoll mit ihr solange sie ein Kind war. Und Svetlana erwiderte diese Liebe. Sie schaute zu ihrem Vater als einem weisen Helden auf.

Die Zweifel an ihrem Vater begannen, als sie bemerkte, dass nach dem Tod ihrer Mutter sogar die Verwandten ihrer Mutter verschwanden. Als sie mit 16 Jahren ihren ersten Freund nach Hause brachte, wurde er von ihrem Vater als Spion in den Gulag verbannt. So kam es zu einem Bruch in der Beziehung zu ihrem Vater. Als sie ihm als junge Frau mitteilte, dass sie heiraten wolle, sagte er: „Zum Teufel mit dir. Mach, was du willst.“ Er wollte seinen Schwiegersohn nicht einmal sehen. Im März 1953 starb Stalin. „Mein Vater starb einen schwierigen und schrecklichen Tod.“ Svetlana war tagelang an seinem Bett.
In ihrem weiteren Leben hat sie mehrmals geheiratet. Aber ihre Ehen scheiterten meist nach zwei, drei Jahren.

Auf ihrer Suche nach Gott empfing sie 1962 heimlich in der orthodoxen Kirche die Taufe. „Das Sakrament der Taufe besteht darin, das Böse, die Lüge, abzulehnen. … Ich glaubte, dass der Geist der Wahrheit stärker war als die materiellen Werte. Und als all dies in mein Herz eingedrungen war, verschwanden die Fetzen des Marxismus-Leninismus, die mir seit meiner Kindheit beigebracht worden waren, wie Rauch.“

1966 gelang es ihr, aus der UdSSR auszureisen und in den USA Asyl zu erhalten. Mit ihren Büchern und Vorträgen erlangte sie als Tochter Stalins eine gewisse Berühmtheit. Aber in ihrem persönlichen Leben fand sie keine Erfüllung. In den USA lernte sie Pater Giovanni Garbolino kennen, der früher in Russland als Missionar gewirkt hatte. Durch ihn wurde sie tiefer in den katholischen Glauben eingeführt und sie konvertierte am 13. Dez. 1982 zur katholische Kirche.

Swetlana schrieb über ihre Bekehrung: „Erst jetzt verstehe ich die wunderbaren Gnaden, die die Sakramente der Buße und der Heiligen Eucharistie bewirken. Früher war ich nicht bereit zu vergeben und zu bereuen, und ich war nie in der Lage, meine Feinde zu lieben. Aber seit ich jeden Tag zur hl. Messe gehe, fühle ich mich ganz anders als früher. … Die Eucharistie hat mir Leben gegeben.“ Am Ende starb sie nicht im Zorn auf die Welt, wie es ihr Vater getan hatte, sondern 2011 starb sie friedlich in einem Pflegeheim in Wisconsin mit 85 Jahren.

Du bist wirklich Gott

Hasti wuchs im Iran in einer muslimischen Familie auf. Äußerlich ging es ihr gut. Und doch fehlte ihr etwas. „Ich wusste überhaupt nicht, was Gott bedeutet und wo Gott in meinem Leben ist. Ich brauchte etwas. Das Leben im Iran war für mich dunkel. Ich konnte nicht gut sehen und nicht gut atmen. Ich war wie im Gefängnis.“

Hasti verließ das Land in Richtung Türkei. Dort hörte sie das erst Mal von Jesus. Sie blieb aber skeptisch. Voller Hoffnung stieg sie im Juli 2015 in ein altes Schlauchboot, das sie nach Griechenland bringen sollte. Auf hoher See wurde das Boot leck. „Ich habe einfach gesehen, dass unser Boot voll Wasser war. Und wir hatten keine Rettungswesten. Und mir war bewusst, dass wir langsam sterben werden. … Ich habe gehört, dass Jesus Gott ist. … Ich habe gebetet: Wenn du Gott bist, dann komm, und rette uns. Ich habe alles losgelassen und gesagt, ok., jetzt ist alles zu Ende.“

Nach 20 Sekunden taucht ein Fischerboot auf und rettet die Schiffbrüchigen. „Ich habe gedacht, das ist unglaublich: Du bist wirklich Gott. Und damit hat mein Glaube begonnen.“ Hasti kam nach Deutschland. Sie ist dankbar für ihre Rettung. „Ich habe einfach gebetet und noch nicht verstanden, was ich da mache. Ich habe viel geweint und gebetet: Jesus bitte komm! Rede mit mir und zeige dich mir.“

In Deutschland lernte sie Christen kennen, sie ging in Gottesdienste und erfuhr immer mehr über den Glauben. Hasti sehnt sich nach einer tieferen Beziehung mit Jesus. Und die wurde ihr in einem Traum geschenkt: „Ich habe geträumt, dass Jesus zu mir gekommen ist und zu mir gesagt hat: Maria Magdalena, komm zu mir. Und ich bin zu ihm gegangen und er hat mich getauft.“ Nach dem Traum folgte die echte Taufe. „Ich war sehr glücklich und habe gedacht, das ist ein neues Leben. Jetzt bin ich frei geworden, jetzt sehe ich die Welt und die Menschen in vielen schönen Farben. Und ich liebe alles und ich lebe mit Jesus.“

Blick in den Himmel

Der polnische Priester Pater Dominik Chmielewski erzählte in einer Predigt, dass er in der Weihnachtszeit die Familien seiner Pfarrei besuchte, um eine Haussegnung anzubieten. In Stettin war er in einem luxuriösen Villenviertel unterwegs. Er hatte zuvor in einer Studie gelesen, die die Religiosität von Menschen untersuchte, die zuerst arm waren und dann zu Reichtum gekommen sind, welche Beziehung diese Leute danach zu Gott haben. Die Ergebnisse waren schockierend. Man fand heraus, dass nur 1% der Menschen die Beziehung zu Gott aufrecht erhalten hat. 99% der Leute kehrte Gott und dem Glauben den Rücken. Sie hörten auf zu beten und gingen nicht mehr in die Kirche. Sie wollten nichts mehr mit Gott zu tun haben. Mit diesem Wissen, dass für diese Leute das Geld ihr Gott ist und dass sie in der Regel nichts mit Gott der Kirche und einem Priester zu tun haben wollten, läutete er an verschiedene Türen, die ihm wirklich nicht geöffnet wurden.

Als er aber bei einem besonders schönen, großen Anwesen klingelte, kam aus dem Lautsprecher eine freundliche Stimme: „Lieber Pater, herzlich willkommen! Wir warten bereits auf Sie!“ Nach einem langen Weg durch den Garten begrüßte ihn ein Mann um die 60. Im Esszimmer war schon ein Tisch mit Kreuz, Kerzen und Weihwasser vorbereitet. Und der Pater war ganz überrascht, wie der Mann, seine Frau und ihre zwei erwachsenen Kinder mit engagiertem Herzen mitbeteten. Nach der Segnung kam er mit der Familie ins Gespräch: Er besaß ein internationales IT-Unternehmen. Die Frau hatte mehrere Kosmetiksalons in Stettin, die Kinder studierten irgendwo in England auf exklusiven Universitäten. Sie konnten sich wirklich alles leisten. Aber es wurde im Gespräch auch offenbar, dass der Mann immer ein offenes Herz für die Armen hatte.

Schließlich sagt der Mann: „Pater, ich möchte mit ihnen unter vier Augen sprechen.“ Als sie allein waren, sagte er: „Bitte helfen sie mir, ich bin ein unglücklicher Mensch. Vor zwei Jahren hatte ich einen Autounfall, ich sollte eigentlich nicht mehr leben, ich war eine Zeit im Koma, doch die Ärzte haben mich wieder herausgeholt. Aber ich war schon auf der anderen Seite, in der anderen Welt, ich habe sie gesehen, und ich finde mich hier nicht mehr zurecht. Ich war dort und will dorthin. Ich liebe meine Familie, aber jeden Morgen gehe ich zur hl. Messe und dann gehe ich auf den Friedhof, bete den Rosenkranz und beneide die Toten, dass sie schon dort sind und ich noch hier leben muss.“

Der Pater war ganz überrascht. Dieser Mann, der wirklich all das besaß, dem die meisten Menschen ihr Leben lang hinterher jagen, hat nur für wenige Augenblicke etwas vom Himmel gesehen, und der Reichtum dieser Welt hatte für ihn jegliche Bedeutung verloren. Er bestätigt damit die Worte des hl. Paulus: „Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr hat es gehört, keinem Menschen ist es in den Sinn gekommen: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“