Nicht Frieden, sondern Spaltung

Jesus spricht im Evangelium des 20. Sonntags im Jahreskreis (C) davon, dass er nicht gekommen ist, den Frieden zu bringen, sondern die Spaltung, eine Spaltung, die bis in die Familie hineingeht (Lk 12, 49–53). Diese Worte des Herrn sind nicht ganz einfach zu verstehen und sie scheinen auch widersprüchlich zu dem zu sein, was er an anderer Stelle sagt: „Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ Oder wenn er beim Letzten Abendmahl von der Einheit seiner Jünger spricht. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?

Es geht darum zu erkennen, was einerseits der Friede und die Einheit sind, die uns Jesus bringen will, und andererseits welcher falscher Friede und welche falsche Einheit für uns eine Gefahr sind.

Jesus bringt den Frieden und die Einheit mit Gott durch die Gnade und Liebe Gottes, durch das Feuer des Heiligen Geistes, das er auf der Erde entzünden will.
Auf der anderen Seite stehen aber ein Friede und eine Einheit, die die Menschen ohne Gott und sogar gegen Gott aufbauen wollen. Das geschieht mit Hilfe des Unrechts, des Bösen und der Sünde. Auch mit Unterdrückung und Versklavung kann man einen Frieden herstellen. Aber hier liegt eben der große Unterschied zu dem, was Jesus uns bringt.

Damit wir in den Frieden und in die Einheit mit Gott kommen, braucht es von unserer Seite eine Entscheidung, die auch eine gewisse Spaltung hervorruft.
Die Gegenwart des Herrn, seine Worte und seine Person bringen immer wieder das zum Vorschein, was in der Tiefe des menschlichen Herzens verborgen ist. Es scheiden sich die Geister. Das hat der greise Simeon schon vorausgesagt, als er das Jesuskind in die Arme nahm: „Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden“ (Lk 2,35). Diese Scheidung der Geister kann oft quer durch die Familie gehen. Die einen leben im Glauben an Jesus Christus und befolgen seine Gebote, und die anderen lehnen ihn ab. Es entsteht eine Spaltung.

Jesus selbst unterscheidet eben diese zwei Arten von Frieden. Er sagt den Aposteln: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Joh 14,27).

Nachdem er mit seinem Tod den falschen Frieden und die falsche Solidarität der Menschen im Bösen und in der Sünde besiegt hat, eröffnet er den neuen Frieden und die neue Einheit, die eine Frucht des Heiligen Geistes sind.

Jesus kommt durch dem Heiligen Geist immer wieder in das Leben der Menschen, um sie durch die Gnade in seinen Frieden zu bringen. Er rührt die Menschen mit der Wahrheit innerlich an, bringt sie in Unruhe, damit sie sich bekehren. Das ist nicht immer angenehm. Viele möchten deshalb mit Gott nichts näher zu tun haben, weil er ihren Frieden in der Welt stört.

Auch wir könnten zuweilen diesen Eindruck haben, dass Gott unsere Ruhe stört. Aber man muss sich darüber klar werden, dass dies die Liebe Christi ist, die uns drängt, wie der hl. Paulus sagt (vgl. 2 Kor 5,15). Sie drängt uns, in den Frieden einzutreten, den wir nur in Gott finden können; oder wie es der hl. Augustinus mit den berühmten Worten beschrieben hat: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es Ruhe findet in dir.“