Einer kehrte um und dankte ihm

Die Heilung der 10 Aussätzigen, die uns im Evangelium vom 28. Sonntag im Jahreskreis (C) geschildert wird, stellt uns eine wichtige Haltung für unser christliches Leben vor Augen, nämlich die Dankbarkeit für die Hilfe und Gnade Gottes. Sie ist eine seltene Gabe. Nur einer von Zehn besitzt sie. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Auffällig ist, dass nicht so sehr das Wort ‚danken‘ im Mittelpunkt steht. Über den Samariter heißt es nämlich: „Er lobte Gott mit lauter Stimme.“ Und Jesus selbst sagt: „Ist denn keiner umgekehrt, um Gott die Ehre zu geben, außer diesem Fremden?“ Die wahre christliche Dankbarkeit besteht also darin, dass wir zu Jesus kommen, uns vor ihm niederwerfen, dass wir Gott loben und preisen, ihm die Ehre geben für das, was an uns geschehen ist und ihn als den Geber alles Guten anerkennen und lieben.

Gott ist unendlich großzügig mit dem, was er uns schenkt. Er gibt uns immer Größeres, als wir erbitten und mehr als wir verdienen. Aber jetzt ist die Frage: Lieben wir die Gaben mehr als den Geber? Diese neun anderen Aussätzigen waren sicher glücklich über das Geschenk der Heilung, das sie empfangen haben, aber sie haben nicht mehr an den gedacht, der ihnen dieses Geschenk gemacht hat: an Jesus Christus. Sie haben mit dem Glauben an Jesus begonnen, weil sie von ihm etwas haben wollten, aber ihr Glaube ist nicht ans Ziel gelangt, weil sie Ihm nicht gedankt haben.

Wenn wir aber – wie dieser Samariter – zum Herrn zurückkehren, um ihm für seine Güte zu danken, so führt uns dies zu einer tieferen persönlichen Beziehung zu Gott, durch die wir noch mehr beschenkt werden. Die hl. Theresia von Lisieux, deren Gedenktag wir am 1. Oktober feiern, schrieb einmal sehr schön an eine ihrer Novizinnen: „Am meisten zieht die Dankbarkeit die Gnadengaben Gottes an; denn wenn wir ihm für eine Wohltat danken, so ist er davon betroffen und beeilt sich, uns zehn weitere zukommen zu lassen. Welch unberechenbare Vervielfältigung der Gnade, vorausgesetzt, wir hören nicht auf, ihm mit derselben Herzlichkeit zu danken! Diese Erfahrung habe ich gemacht. Versuchen Sie es Ihrerseits, und Sie werden es sehen. Meine Dankbarkeit für alles, was er mir gibt, ist grenzenlos, und ich beweise sie ihm auf tausend Arten.“

Die Feier des heiligen Messopfers wird auch Eucharistie genannt. Eucharistie heißt übersetzt Danksagung! Das Opfer Christi, das in jeder hl. Messe gegenwärtig wird, ist der größte Dank, den wir Gott dem Vater bringen können. Und wenn wir danach trachten, nicht nur sonntags, sondern – sooft es uns möglich ist – auch werktags unsere Dankbarkeit für Gottes Wohltaten mit dem Dankopfer Christi in der hl. Messe zu vereinen, so wird der Herr uns umso reicheren Segen schenken für uns selber und für die Rettung der vielen Menschen, die fern sind von Gott.

Nicht Frieden, sondern Spaltung

Jesus spricht im Evangelium des 20. Sonntags im Jahreskreis (C) davon, dass er nicht gekommen ist, den Frieden zu bringen, sondern die Spaltung, eine Spaltung, die bis in die Familie hineingeht (Lk 12, 49–53). Diese Worte des Herrn sind nicht ganz einfach zu verstehen und sie scheinen auch widersprüchlich zu dem zu sein, was er an anderer Stelle sagt: „Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ Oder wenn er beim Letzten Abendmahl von der Einheit seiner Jünger spricht. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?

Es geht darum zu erkennen, was einerseits der Friede und die Einheit sind, die uns Jesus bringen will, und andererseits welcher falscher Friede und welche falsche Einheit für uns eine Gefahr sind.

Jesus bringt den Frieden und die Einheit mit Gott durch die Gnade und Liebe Gottes, durch das Feuer des Heiligen Geistes, das er auf der Erde entzünden will.
Auf der anderen Seite stehen aber ein Friede und eine Einheit, die die Menschen ohne Gott und sogar gegen Gott aufbauen wollen. Das geschieht mit Hilfe des Unrechts, des Bösen und der Sünde. Auch mit Unterdrückung und Versklavung kann man einen Frieden herstellen. Aber hier liegt eben der große Unterschied zu dem, was Jesus uns bringt.

Damit wir in den Frieden und in die Einheit mit Gott kommen, braucht es von unserer Seite eine Entscheidung, die auch eine gewisse Spaltung hervorruft.
Die Gegenwart des Herrn, seine Worte und seine Person bringen immer wieder das zum Vorschein, was in der Tiefe des menschlichen Herzens verborgen ist. Es scheiden sich die Geister. Das hat der greise Simeon schon vorausgesagt, als er das Jesuskind in die Arme nahm: „Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden“ (Lk 2,35). Diese Scheidung der Geister kann oft quer durch die Familie gehen. Die einen leben im Glauben an Jesus Christus und befolgen seine Gebote, und die anderen lehnen ihn ab. Es entsteht eine Spaltung.

Jesus selbst unterscheidet eben diese zwei Arten von Frieden. Er sagt den Aposteln: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Joh 14,27).

Nachdem er mit seinem Tod den falschen Frieden und die falsche Solidarität der Menschen im Bösen und in der Sünde besiegt hat, eröffnet er den neuen Frieden und die neue Einheit, die eine Frucht des Heiligen Geistes sind.

Jesus kommt durch dem Heiligen Geist immer wieder in das Leben der Menschen, um sie durch die Gnade in seinen Frieden zu bringen. Er rührt die Menschen mit der Wahrheit innerlich an, bringt sie in Unruhe, damit sie sich bekehren. Das ist nicht immer angenehm. Viele möchten deshalb mit Gott nichts näher zu tun haben, weil er ihren Frieden in der Welt stört.

Auch wir könnten zuweilen diesen Eindruck haben, dass Gott unsere Ruhe stört. Aber man muss sich darüber klar werden, dass dies die Liebe Christi ist, die uns drängt, wie der hl. Paulus sagt (vgl. 2 Kor 5,15). Sie drängt uns, in den Frieden einzutreten, den wir nur in Gott finden können; oder wie es der hl. Augustinus mit den berühmten Worten beschrieben hat: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es Ruhe findet in dir.“

Durch Drangsale in das Reich Gottes

Am 5. Sonntag der Osterzeit (C) hören wir eine Lesung aus der Apostelgeschichte. Paulus und Barnabas besuchten noch einmal jene christlichen Gemeinden, die sie gegründet haben. Es zeigt sich, dass das Leben dieser ersten Christen schon von Verfolgungen, Mühsalen und Leiden gekennzeichnet war. Und deshalb spricht ihnen der heilige Paulus Mut zu: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“ (Apg 14,22).

Damit weist er auf eine wichtige Wahrheit hin: dass nämlich unser Glaube an Jesus Christus nicht ein Mittel ist, durch das wir von allen Leiden dieses Lebens befreit werden. Unser Glaube ist vielmehr eine Kraft, durch die wir die Mühen dieses Lebens fruchtbringend tragen können, so dass wir durch all diese Drangsalen in den Himmel und zur ewigen Seligkeit gelangen.

Wenn wir in diesem Licht das Evangelium dieses Sonntags betrachten, so will uns der Herr genau das in seiner Abschiedsrede verdeutlichen. Er spricht da von seiner Verherrlichung und von der Verherrlichung seines Vaters. Wenn wir die Situation bedenken, in der er dies sagt: Judas ist gerade hinausgegangen, um den Feinden Jesu zu verraten, wo sie ihn festnehmen könnten. Mit der Tat des Judas beginnt der ganze Leidens- und Kreuzweg des Herrn. Kann eine so finstere Stunde etwas Herrliches sein? Warum sagt Jesus dann: „Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht?“ Jetzt, wo es feststeht, dass sie ihn kreuzigen werden?
Die Verherrlichung des Vaters, von der Jesus spricht, besteht darin, dass er all diese Leiden, die aus der Sünde und Bosheit der Menschen kommen, freiwillig und aus Liebe zu uns und seinem himmlischen Vater angenommen und ertragen hat, um Sühne zu leisten für unsere Sünden.

Nicht im Leiden an sich besteht die Erlösung, sondern in der Liebe und Hingabe, mit der er sein Kreuz getragen hat. Und genau das, was er getan hat, diesen Geist der opfernden und hingebenden Liebe möchte er auch seinen Jüngern ins Herz pflanzen. Darum sagt er: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“

Und wir können es ja auch immer wieder bemerken, sei es in den Familien, in den Gemeinschaften und Pfarrgemeinden: Wo dieser Heilige Geist des selbstlosen Dienens um Christi willen lebendig ist, da wächst der Glaube, da wird das Reich Gottes und die Kirche aufgebaut. Und diese selbstlosen Lastenträger sind es, die vieles in der Familie, in der Gesellschaft noch zusammenhalten, was durch den Egoismus schon längst zerbrechen würde.

Wer an Jesus Christus glaubt, hat einen Durchblick im Leben, wie ihn ein ungläubiger Mensch niemals haben kann. Der gläubige Mensch sieht den Sinn und das Ziel seines Lebens. Vor allem sieht er, dass wir im Glauben an Jesus Christus durch die Drangsale und Mühen dieser Zeit in das Reich Gottes eingehen. Er sieht in diesem Leben schon die Herrlichkeit des Himmels durchleuchten. Und das gibt ihm immer wieder Hoffnung, Kraft und Mut.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Am 1. Fastensonntag (C) hören wir im Evangelium von den Versuchungen Jesu in der Wüste. Jesus hat die grundlegenden Versuchungen durch den Teufel, denen auch wir ausgesetzt sind, souverän zurückgewiesen. Betrachten wir sie näher.

1. Jesus wird versucht, ein Messias zu sein, der die Welt wieder zu einem Paradies macht, indem er Steine zu Brot verwandelt. Dazu ist er nicht gekommnen. Er sagt vielmehr: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ „Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben werden.“ Wie erfolgreich es dem Teufel gelungen ist, die Menschen durch diese Versuchung zu Fall zu bringen, sehen wir an unserer Zeit. Das Streben nach Wohlstand und irdischen Gütern hat die Menschen von Gott entfernt. Sie haben alles, was das Herz begehrt. Sie brauchen Gott nicht mehr.

2. In der zweiten Versuchung, mit der der Teufel an Jesus herantritt, geht es um die Macht in dieser Welt. Gott hat in die Schöpfung seine Ordnung gelegt. Es gibt eine rechtmäßige Autorität, die von Gott kommt. Aber durch den Sündenfall ist der Mensch im Kleinen und im Großen immer dazu versucht, diese Macht zu missbrauchen. Die Folgen sind immer schweres Unrecht, Unterdrückung, Versklavung und Angst. Jesus hat aber geoffenbart, wozu dem Menschen Macht und Autorität gegeben ist. Er ist als der wahre Herr in diese Welt gekommen, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben für viele. Und das Gleiche fordert er auch von seinen Jüngern: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.“ In Liebe dienen, das kann aber nur jener Mensch, der seine Knie vor Gott beugt, ihn allein anbetet und ihn liebt.

3. In der dritten Versuchung fordert der Teufel Jesus auf, sich von der Zinne des Tempels herabzustürzen, weil ihn die Engel tragen werden. Jesus weist die Versuchung zurück mit den Worten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen.“ Das heißt, wir dürfen die Gebote und Gesetze, die Gott in unsere menschliche Natur geschrieben hat, nicht einfach mutwillig übertreten in der Meinung, es wird nichts passieren, Gott straft nicht, er ist die Liebe. Genau mit dieser Versuchung tritt der Teufel auch an jeden Menschen heran. Seine Täuschung und Verführung besteht darin, den Menschen einzureden, dass die Sünde keine schlimmen Folgen hat. „Ihr werdet nicht sterben“, so hat er schon Eva belogen. Jesus aber sagt uns in der Bergpredigt, dass wir uns sehr wohl mit aller Kraft die Gebote und Gesetze Gottes halten müssen, damit wir nicht dem Feuer der Hölle verfallen.

Mit der Versuchung in der Wüste hat Jesus uns gezeigt, dass unser christliches Leben nicht ein gemütlicher Spaziergang ist, sondern dass es mit einem geistlichen Kampf zu tun hat. Nur mit seinem Geist und mit seiner Kraft können wir alle Prüfungen bestehen.

Euch gehört das Reich Gottes

Am 6. Sonntag im Jahreskreis (C) hören wir im Evangelium die Seligpreisungen, wie sie der hl. Lukas überliefert. Jesus verleiht den vier Seligpreisungen, die er hier ausspricht, ein größeres Gewicht, indem er ihnen die entsprechenden „Wehrufe“ gegenüberstellt. Es geht um zwei Menschengruppen und zwei verschiedene Lebensweisen: Zu den „Seligen“ gehören die Armen, die Hungernden, die Traurigen und die Verfolgten. Zu denen, über die das „Wehe“ ausgesprochen wird, gehören die Reichen, die Satten, die Lachenden, die Berühmten. Jesus spricht damit aber nicht die einen automatisch heilig und verdammt die anderen, sondern es geht um eine Unterscheidung, auf welchem Boden wir das Gebäude unsere Lebens errichten und wo wir unsere Sicherheit suchen.

Jesus hat nicht nur einmal vor den Gefahren des Reichtums gewarnt. Denken wir nur an das Wort: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ (Lk 18,24); oder an das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus. Die Gefahr des Reichtums besteht darin, dass wir unser Herz an die Güter, angenehmen Dinge und Möglichkeiten dieser Welt hängen und sie zu unserem Gott machen. Wer diese Dinge im Übermaß hat oder begehrt, der vermag nur schwer der Versuchung zu widerstehen.

Schauen wir uns diesen Wehruf etwas genauer an: Es heißt, dass die Reichen ihren Trost schon empfangen haben. Dabei müssen wir auf den Vollsinn des Wortes Trost achten. Jesus meint damit die Hilfe und Führung, die Ermutigung und den Beistand, die Sicherheit und Geborgenheit, die von Gott kommt, mit einem Wort die Gabe des Heiligen Geistes. Jesus hat den Heiligen Geist an anderer Stelle ausdrücklich den Tröster genannt.

Diesen Trost von Gott können die Reichen nicht erhalten, wenn sie diesen Trost in den irdischen Dingen, in der Vergnügung und Annehmlichkeit dieser Welt gesucht und gefunden haben. Und deshalb erwarten sie auch nichts mehr von Gott. Wir kennen sicher den Ausspruch: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“. Das trifft genau den Kern der Sache. Die große Sehnsucht der Menschen ist es ja, in den vielen Gefahren des Lebens doch Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit und Hilfe zu finden. Und genau das erwarten und erhoffen sich viele Menschen von den irdischen Dingen. Die Grenzlinie, die in unserem Evangelium die „Seligen“ von den „Unglücklichen“ trennt, ist nicht eine unbewegliche, sondern eine bewegliche Barriere, die sehr leicht überwunden werden kann. Dieser ganze Abschnitt des Evangeliums ist eine Einladung an uns, von der einen Seite zur anderen hinüberzugehen. Seine Einladung besteht nicht darin, arm zu werden, sondern reich! „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Die Armen besitzen ein ganzes Reich – und sie besitzen es schon jetzt, sind schon jetzt Kinder Gottes.

Wacht und betet allezeit!

Im Evangelium des 1. Adventsonntags (C) stellt uns Jesus seine herrliche Wiederkunft und das letzte Gericht am Ende der Zeit vor Augen. Er spricht auch von all den apokalyptischen Zeichen und Ereignissen, die seinem Kommen vorausgehen. Wann das sein wird, wissen wir nicht. Aber das Kommen des Herrn betrifft jeden von uns, da wir einmal sterben müssen. Dann werden wir ihm begegnen und er wird das Urteil über uns sprechen.

Die besondere Weisung, die uns der Herr im Evangelium mitgibt, lautet: „Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.“ Jesus hat oft von dieser Wachsamkeit gesprochen und eindringlich dazu gemahnt.

Das Beispiel des natürlichen Schlafes kann uns helfen zu verstehen, was Jesus meint. Wenn wir uns zum Schlafen hinlegen, dann kommen wir in einen Zustand, in dem wir nichts mehr oder nur ganz unbewusst etwas von der Wirklichkeit mitbekommen, die uns sonst umgibt. Wir leben im Land der Träume. Genau das ist es, wovor Jesus uns für das Leben unserer Seele warnen möchte. Es gibt jenen Schlaf des Herzens und des Geistes, in dem wir die eigentliche Realität, d.h. das Dasein und Wirken Gottes in dieser Welt nicht mehr wahrnehmen. Menschen dieser Art leben wie in einem Traumland. Sie haben sich in dieser Welt eingebürgert, als könnten sie hier ewig leben. Sie denken hauptsächlich nur an sich selbst und ihr irdisches Wohlergehen. Sie verhalten sich so, als gäbe es Gott nicht und sie kümmern sich auch nicht um seine Gebote und seinen Willen. Das ist der gefährliche Schlaf der Gleichgültigkeit, der Sünde und Oberflächlichkeit.

Gott versucht, die Menschen immer wieder aus diesem Schlaf zu rütteln. Oft genug muss Gott es tun durch irgend ein Leiden, durch einen Schicksalsschlag, damit die Menschen zum Nachdenken kommen, damit sie sich bekehren, an ihn glauben und ihr Leben ändern. Aber es bleibt immer die Frage: Wie reagieren sie auf diese Weckrufe Gottes. Stehen sie vom Schlafe auf oder schlummern sie müde weiter?

Jesus hat uns eingeladen, beständig zu wachen und zu beten, dann wird für uns die Stunde Gottes, wenn er uns aus diesem irdischen Leben ruft, kein schreckliches Erwachen sein, bei dem wir draufkommen, dass wir das Wichtigste im Leben versäumt haben. Nein, unser irdisches Sterben wird vielmehr für uns zu einer freudigen Begegnung mit Jesus Christus, unserem Heiland und Erlöser, werden, an den wir schon immer geglaubt, den wir geliebt und für den wir in Treue gearbeitet haben, obwohl wir ihn jetzt nicht sehen konnten.

Den Kleinen kein Ärgernis geben

Die Weisungen, die Jesus im Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis (B) mit allem Nachdruck ausspricht, klingen nicht gerade angenehm, wenn man sie mit den Ohren unserer modernen Zeit hört. Aber wenn wir seine Worte mit gläubigem Herzen aufnehmen, werden sie für uns zu einer heilsamen Medizin und geistlichen Nahrung. Es geht um zwei Fehlhaltungen der Seele, die der Herr an seinen Jüngern heilen möchte: Die eine ist das Ärgernisnehmen, die andere das Ärgernisgeben.

1) Zum Ersten: Es gibt nichts, was uns leichter passiert, als dass wir an unseren Mitmenschen Ärgernis nehmen, d.h. uns über sie aufregen. Eines der beliebtesten Gesprächsthemen ist ja, über andere zu reden. Und oft ist das Urteil, das dabei herauskommt, nicht gerade gut. Irgendein Ärgernis (ein Skandalon, wie das griechische Wort heißt – davon kommt ja das Wort Skandal) findet sich immer wieder. So ist es ja auch den Aposteln ergangen, die sich darüber aufgeregt und ereifert haben, dass hier einer im Namen Jesu Dämonen austreibt, obwohl er gar nicht zu den Aposteln gehört und Jesus nachfolgt.
Jesus will die Jünger hier zu einer gütigen und weisen Großzügigkeit hinführen. Darum sagt er: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Mit diesen Worten will er uns sanftmütig, demütig und liebevoll gegen unsere Mitmenschen machen. Er will uns vor Missgunst und Eifersucht bewahren. Der wahre Eifer für die Ehre Gottes schätzt das Gute überall, wo immer es sich finden mag und gleich von wem es getan wird.

2.) Nachdem Jesus uns darüber belehrt hat, dass wir uns über das Verhalten der Mitmenschen nicht aufregen sollen, macht er uns mit aller Schärfe bewusst, dass wir immer zuerst auf uns selber schauen müssen, damit wir durch unser eigenes schlechtes Verhalten den Mitmenschen, den Kleinen, kein Ärgernis geben, keinen Skandal verursachen, anderen nicht zum Bösen verleiten, sie vom Glauben abbringen, oder dass wir sie durch unser Verhalten absichtlich verletzen, beleidigen, ihnen etwas Böses antun, durch das auch sie böse werden. Kaum einmal hat Jesus so scharfe Worte gesprochen wie hier. Das Wort vom Mühlstein um den Hals zeigt an, was in den Augen Jesu wirklich unerträglich ist. Darum legt der Herr uns nahe, dass wir mit aller Radikalität das Böse aus unserem eigenen Herzen beseitigen müssen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdungen, dort beginnt alles, wie Jesus an anderer Stelle sagt. Und er stellt uns ganz deutlich die Folgen vor Augen, wenn wir hier nachlässig sind.

Nirgends in der Heiligen Schrift redet Jesus so nachdrücklich von der Hölle, ihren Qualen und ihrem Feuer wie an dieser Stelle. Dreimal wiederholt er das Wort von der Hölle. Es gibt keine tiefere Beziehung zu Gott, wenn wir nicht entschieden nach seinen Geboten zu leben und das Böse in unserem eigenen Herzen zu besiegen suchen. Jesus Christus ist unser Heiland. Er will nicht, dass wir in dieses ewige Feuer der Hölle kommen.

Herz Jesu, König und Mitte aller Herzen

Am Freitag, 7. Juni feiern wir das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und am Samstag, 8. Juni das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens; der Monat Juni ist auch dem Herzen Jesu geweiht. Das ist eine Einladung an uns, immer neu die Liebe Christi zu verstehen zu suchen, die alle Erkenntnis übersteigt, und im Vertrauen in die Liebe seines Herzens zu wachsen.

In der Herz Jesu Litanei wird Jesus als „König und Mitte aller Herzen“ angerufen. Jesus will gleichsam in der Mitte meines Herzen seinen Thron aufrichten und mein König sein, der alles bestimmen, leiten und regieren kann. Unser Denken und Empfinden, unser Reden und Tun soll seine Güte und Menschenfreundlichkeit, seine Liebe, Demut und Entsagung ausstrahlen. Darin besteht ja die Heiligkeit, zu der wir berufen sind.

Es soll sichtbar werden, dass unser Leben vom Geist Jesu Christi bestimmt ist. Aber Jesus will nicht nur der König und die Mitte meines Herzens, sondern auch König unserer Familien und Gemeinschaften sein. In der Kirche gibt es die Tradition der Herz-Jesu-Familienweihe oder Herz-Jesu-Thronerhebung, bei der eine Familie in ihrer Wohnung ein Herz-Jesu-Bild aufstellt und sich feierlich dem Herzen Jesu weiht, damit die Liebe Christi in dieser Familie die Herzen regiere. Es gibt viele wunderbare Zeugnisse über die Wirkung dieser Familienweihe.

Ein Priester hat einmal aus der Kriegszeit erzählt: Er kannte eine Familie, die dem Herzen Jesu geweiht war. Der Vater und der älteste Sohn der Familie waren im Krieg. Es war für die Mutter und die übrigen Kinder ein ständiges Gebet an das Herz Jesu, dass der Vater und den älteste Sohn wieder nach Hause kommen. Doch eines Tages erhielt die Mutter ein Telegramm mit der Nachricht, dass der älteste Sohn im Krieg gefallen war. Tief getroffen nimmt die Mutter das Telegramm und legt es vor dem Herz-Jesu-Bild nieder. Sie ruft die Kinder zusammen, zündet die Kerzen vor dem Bild an und wie eine wahre Heldin des Glaubens, singt sie mit ihren Kindern eines der vertrauten Herz Jesu Lieder, wie sie es beim gemeinsamen Gebet vor dem Bild schon so oft getan hatten. Dann betet sie mit den Kindern noch das Glaubensbekenntnis. Und nach diesem Gebet sagt die Mutter den Kindern: Euer ältester Bruder ist in die Ewigkeit vorausgegangen. Er ruht jetzt in den Armen des Königs unserer Familie. Nun erst beginnt sie zu weinen vor dem Heiligsten Herzen Jesu.

Das ist eine unvergleichliche Anbetung, die dem König der Liebe dargebracht wird. Sie kommt aus einem gläubigen Herzen, das dem Unbefleckten Herzen Mariens ähnlich geworden ist. Im Psalm 33 heißt es: „Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.“ Es sind Pläne der Liebe und des Heils.

Zeugen der Auferstehung Christi

Der hl. Kardinal John Henry Newman ist in einer Predigt der Frage nachgegangen, warum der auferstandene Herr sich nur seinen Aposteln und seinem engsten Jüngerkreis gezeigt hat und nicht der großen Menge.

Was wäre damals wohl geschehen, wenn Jesus sich auch in aller Öffentlichkeit gezeigt hätte, den vielen Menschen, die geschrien hatten: ‚Kreuzige ihn!‘, den führenden Männern, die ihn zum Tod verurteilt hatten. Wie groß wäre die Verwirrung, das Entsetzen und die Betroffenheit dieser Menschen gewesen, wenn sie hätten sehen müssen, dass er machtvoll und herrlich lebt, unverwundbar, unangreifbar, unsterblich. Das hätte wohl alle überzeugt und in die Knie gezwungen.

Aber nichts von alledem ist geschehen. Gottes Pläne und Wege sind anders, als wir Menschen sie uns ausdenken würden. Der heilige Petrus hat in einer seiner Auferstehungspredigten deutlich darauf hingewiesen, was die Absicht Gottes ist: „Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“ (Apg 10,40). Jesus wollte also nicht die Volksmassen durch Schauwunder begeistern, sondern er wollte Zeugen heranbilden, Zeugen seiner Auferstehung. Das wurde zum wirksamsten Mittel, um das Evangelium über die ganze Welt zu verbreiten.

Wie schon die ganze Heilsgeschichte beweist, ist es ein allgemeines Merkmal der Vorsehung: Gott erwählt einen Menschen oder einige wenige aus, um sie zu Kanälen der Gnade und des Segens für viele andere Menschen zu machen, wie z.B. Abraham. Der eine Berufene, die wenigen Zeugen werden zum Segen für viele.

Gott wirkt alle großen Veränderungen zum Guten in dieser Welt, sei es im Kleinen oder im Großen, immer durch wenige und nicht durch die Masse. Von der Menge kann zwar vieles niedergerissen werden, aber nichts wird aufgebaut, es sei denn von solchen, die besonders für diese Aufgabe von Gott geschult worden sind, und das sind die entschlossenen, unerschrockenen, eifrigen Wenigen.

So sehn wir es auch bei der Auferstehung Christi, dem wichtigsten Ereignis der ganzen Weltgeschichte. Gott erwählte sich nur wenige Zeugen für sein Tun. Aber gerade sie hat er zu treuen Dienern des Evangeliums und zu Säulen der Wahrheit und seiner Kirche geformt; Säulen, die feststehen im Glauben an sein Opferleiden, seinen Tod und seine Auferstehung, erfüllt vom Heiligen Geist; Zeugen die bereit waren, ihr ganzes Leben uneingeschränkt für ihn hinzugeben. Der auferstandene Herr wirkt auch heute durch Menschen, die sich von ihm zu Zeugen formen lassen.

Zeit des Erbarmens

Am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn, da der Sohn Gottes im Schoß der Jungfrau Maria Mensch geworden ist (in diesem Jahr wird dieses Fest liturgisch am 8. April gefeiert), hatte die hl. Schwester Faustyna eine Vision, in der auch die Gottesmutter Maria zu ihr sprach. Die hl. Schwester Faustyna schreibt in ihrem Tagebuch am 25. März 1936:

„Am Morgen während der Meditation ergriff mich Gottes Anwesenheit auf besondere Art. Ich sah die außerordentliche Größe Gottes und gleichzeitig Seine Herabneigung zu den Geschöpfen. Da erblickte ich die Muttergottes, die mir sagte: ‚O wie angenehm ist Gott eine Seele, die treu dem Hauch Seiner Gnade folgt. Ich gab der Welt den Erlöser und du sollst der Welt von Seiner großen Barmherzigkeit erzählen und sie auf Seine Wiederkunft vorbereiten, wenn Er nicht als barmherziger Erlöser, sondern als gerechter Richter kommen wird. O, dieser Tag ist schrecklich. Der Tag der Gerechtigkeit ist beschlossen, der Tag des Zornes Gottes; vor ihm zittern die Engel. Künde den Seelen von dieser großen Barmherzigkeit, solange die Zeit des Erbarmens währt. Wenn du jetzt schweigst, wirst du an jenem schrecklichen Tag eine große Zahl von Seelen verantworten müssen. Fürchte nichts, bleibe treu bis zum Ende. Ich fühle mit dir.'“

Die Feier des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit (Weißer Sonntag) ist eine Einladung an uns, diese Barmherzigkeit durch einen vollkommenen Ablass (hl. Beichte, hl. Kommunion, Gebet in der Meinung des Hl. Vaters und Andacht zur Göttlichen Barmherzigkeit) zu erlangen.