Jesus aber schwieg

Alle Evangelien berichten von dem Schweigen des Herrn, als er vor den Gerichten dieser Welt stand. Reinhold Schneider schreibt darüber:

»Im Schweigen ist eine große Macht. Vorwürfe, Verleumdungen, Verdächtigungen, die unbeantwortet bleiben, fallen auf den Sprecher zurück. Die Worte der Verfolger an den Herrn bleiben gleichsam in der Luft, in der unheimlichen Leere, in der sie das Schweigen Christi festgebannt hat. Sie werden immer fragwürdiger, immer belastender, untragbarer für ihre Urheber. Mit dem, an den sie gerichtet sind, haben sie, wie all die törichten oder feindseligen Fragen, nichts zu tun. Sie sind Selbstenthüllungen derer, die sie vorbrachten. Sie sind wesenlos für den, auf den sie gezielt waren. Es ist eine seltsame Erfahrung, dass dem in Geduld Schweigenden das Recht sich zuneigt, während der andere den Worten überlassen bleibt, die er sprach. Thomas à Kempis bemerkt einmal: “Keiner tritt sicher in die Öffentlichkeit, der nicht die Verborgenheit liebt.” Diese Sicherheit war Christus in hohem Maße eigen. Sie muss in einem gewissen Maß einem jeden eigen werden. Sie wird es freilich nur dann, “wenn wir,” wie Thomas à Kempis sagt, “ohne Befleckung des Gewissens zum Schweigen zurückkehren können.” Im Schweigen liegt eine die Persönlichkeit in sich selber bildende, zugleich eine die andern formende Kraft. Das Schweigen ist sehr oft die Antwort der Wahrheit.«

 

Pilgerreise nach Jerusalem

Vom russischen Schriftsteller Leo Tolstoi stammt die Geschichte von zwei einfachen, alten Bauern, die von Russland aus zu einer Pilgerreise nach Jerusalem aufbrechen. Sie wandern von Dorf zu Dorf in Richtung Schwarzes Meer, wo sie sich ins Heilige Land einschiffen wollen. Auf ihrem Weg hält der eine an einer Hütte, um seinen Wasserschlauch aufzufüllen. Der andere geht noch etwas weiter, findet ein schattiges Plätzchen und schläft bei dieser Rast ein. Als er wieder erwacht, weiß er nicht, wo sein Freund ist. Er muss mich überholt haben und schon am Hafen sein, ist sein Gedanke. Aber weder im Hafen noch auf dem Schiff findet er seinen Freund wieder. Umso mehr freut er sich, als er ihn in Jerusalem von weitem sieht. Aber noch bevor er sich seinen Weg durch die Menge der anderen Pilger bahnen kann, ist der Freund wieder verschwunden. Noch zweimal sieht er ihn vor sich, jedes Mal viel näher an den heiligen Stätten stehend als er selbst. Aber er holt ihn nicht ein und schließlich muss er sich auch wieder allein auf die Heimreise machen.

Als er heimkehrt in sein Dorf, findet er dort seinen Pilgerfreund wieder. Wie groß ist die Überraschung, als er hört, dass dieser überhaupt nicht in Jerusalem gewesen war! In jener kleinen Hütte, wo er seinen Wasserschlauch auffüllen wollte, hatte der Pilger eine hungernde, in Schulden geratene und todkranke Familie angetroffen, die sogar zu schwach war, um sich selbst Wasser zu holen. Der Pilger hatte Mitleid mit ihnen, machte sich auf und brachte ihnen Wasser, kaufte Essen ein und pflegte sie alle gesund. Jeden Tag dachte er: “Morgen werde ich meine Pilgerfahrt fortsetzen.” Als er ihnen aber geholfen hatte, da reichte sein Geld gerade noch, um nach Hause zu fahren. Als sein Freund das hörte, dachte er daran, dass er ihn dreimal vor sich in Jerusalem gesehen hatte, stets näher an den heiligen Stätten als er selbst. Und er fragte sich im Herzen, wer von ihnen beiden das wahre Ziel der Pilgerfahrt erreicht habe.

 

Herr, hilf mir, das kann ja nicht das Leben sein!

Zu Ostern feiern wir den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Er ist für unsere Sünden gestorben, damit auch wir als neue Menschen leben können. Als Getaufte haben wir zwar das Leben der Gnade empfangen, aber durch die Sünde, durch die Todsünde, können wir dieses Leben der Gnade wieder verlieren.

Wie aber der Herr eine solche ‘tote Seele’ wieder zum wahren Leben der Gnade erweckt, das zeigt uns das folgende Zeugnis:

“Bevor ich 16 Jahre alt wurde, lernte ich meinen ersten Freund kennen. Er war vier Jahre älter als ich und ich war sehr verliebt. Nach einigen Monaten tauchte von ihm immer wieder die Frage auf, ob ich nicht bei ihm übernachten möchte. Ich fühlte mich nicht sehr wohl damit und versuchte, es hinauszuschieben.

Nach vielen Diskussionen gab ich mit diesem Satz meine Vorsätze auf: ‘Ja, gut, wenn du mir versprichst, mich zu heiraten.’ Mit dieser Einwilligung wurde vieles anders in meinem Leben. Ich war nun zwei bis drei Mal in der Woche bei meinem Freund und am Wochenende auch. Mein Gewissen beruhigte ich immer wieder mit dem Gedanken: ‘Das machen ja alle’ und ‘irgendwann heiraten wir ja’. Nach vier Jahren richteten wir uns sogar eine eigene Wohnung ein. Am Anfang unserer Beziehung war ich sogar einmal in Medjugorje. Ich wollte diese Wallfahrt für meinen Freund machen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich war beichten, aber das eigentliche Problem oder besser die eigentliche Sünde konnte ich nicht aussprechen, weil ich Angst davor hatte, ich müsste in meinem Leben etwas ändern, und meinem Freund, der mir ‘heilig’ war, weh tun. Ich hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt, er müsse sich ‘bekehren’.

Einmal schleppte mich meine Schwester zu einem Einkehrtag und es wurde die Beichte angeboten. Ich saß in der letzten Bank und weinte. Ich hatte große Sehnsucht nach Vergebung und Neuanfang. Aber ich war nicht fähig, diesen Schritt zu setzen. Immer wieder quälte mich mein Gewissen, besonders auch dann, wenn ich die Pille (zur Verhütung) schluckte. Beten konnte ich in dieser Zeit eigentlich nicht. Unsere Beziehung war kalt geworden und es war keine Rede von Heirat. So konnte ich nur hin und wieder Stoßgebete sagen: ‘Herr, hilf mir, das kann ja nicht das Leben sein!’

Es vergingen vier Jahre. Dann kam der Tag, an dem meine beste Freundin starb. Dieser Tag veränderte mein Leben. Es war ein Tag der Gnade Gottes für mich. Eine Woche nach ihrem Tod hatte ich die Kraft, die Beziehung zu meinem Freund zu beenden. Ich weiß nicht, wie das geschehen ist, aber der Herr gab mir die Kraft dazu. Bei nächster Gelegenheit gab ich alles Jesus in der Beichte. Schon allein die Vorfreude war wunderbar. Denn ich wusste, ich kann nachher neu anfangen, ich muss nicht mehr zurück in mein altes Leben. Und so war es auch.”

Quelle: Vgl.: P. Schwartz-Missionszentrum, Reißt eurer Herz weit auf für GOTT, 2005, S.51ff

Die drei Schlingen

Der hl. Don Bosco (1815-1888) liebte das Bußsakrament und führte auch seine Beichtkinder dazu, es zu lieben. Er saß viele, viele Stunden im Beichtstuhl, hatte auch die Gabe der Seelenschau. Er selbst beichtete jede Woche. Mit einem Traum, den er seinen Buben erzählte, beschrieb er anschaulich, was für eine gute Beichte wichtig ist:

Er sah in einer Kirche eine Schar junger Burschen, die sich auf die Beichte vorbereiteten. Da fielen ihm einige Jungen auf, die mit einer Schlinge um den Hals dastanden, die ihnen die Kehle zuschnürte. “Wozu diese Schlingen?”, fragte er sie. “Gebt sie weg!” Ein Junge antwortete ihm: “Ich kann nicht; hinter mir steht einer, der sie hält!” Da sah Don Bosco hinter dem Jungen ein hässliches Tier, gleich einer Katze mit langen Hörnern, das an dieser Schlinge und noch an zwei weiteren Schlingen zog. Don Bosco drohte dem Tier mit dem Weihwasser und fragte die Katze: “Wer bist du? Sag mir, was sollen diese drei Schlingen?” “Das weißt du nicht?”, antwortete das Tier, “ich stehe hier, und mit diesen Schlingen schnüre ich den Jungen die Kehle zu, damit sie schlecht beichten. Damit führe ich viele, viele Seelen in die Hölle.” “Und wie machst du das? Ich will wissen, was diese drei Schlingen bedeuten! Rede, sonst schütte ich dir das Weihwasser über den Leib!” Das Untier krümmte sich vor Entsetzen und erwiderte:

“Die erste Art, diese Schlinge zu schnüren, bedeutet, dass ich die Burschen dazu bringe, ihre Sünden in der Beichte zu verschweigen.” “Die zweite bedeutet, dass ich sie veranlasse, ohne Reue zu beichten.” “Die dritte besteht darin, dass man keinen festen Vorsatz macht und den Rat des Beichtvaters nicht befolgt.”

 

Beichte als Jungbrunnen

Ein Priester erzählte ein besonderes Erlebnis über die Wirkung der hl. Beichte:

“Ich saß im Beichtstuhl und wartete. Es war nur noch eine Person draußen. Ich hörte stöhnen. Als ich näher hinsah, glaubte ich, die alte, gebeugte Frau sei so elend daran, dass ich ihr zu Hilfe kommen müsse. Als ich mich erheben wollte, stand sie auf und wankte in den Beichtstuhl. Mein Gott, Vater, das war eine Beichte! Die nehme ich ja mit ins Grab. Aber jetzt kommt das Sonderbare. Als die Person nach den so entscheidenden Minuten der hl. Beichte und der Lossprechung den Beichtstuhl verließ und ich ihr nachschaute, in der Meinung, die Frau könnte vor Schwäche umfallen und ich müsse ihr vielleicht behilflich sein, da sah ich keine alte, gebrechliche Frau mehr. Eine schöne junge Frau lief aufrecht vom Beichtstuhl weg.”

 

Warum ich mich über das Christentum geirrt habe

Tom Holland ist ein nicht nur in Großbritannien beachteten Historiker und Romanautor. Er hat am 14. 9. 2016 in der linksgerichtete britische Wochenzeitung New Statesman, in der er bis dahin regelmäßig Aufsätze zu geschichtlichen Themen schrieb, einen letzten Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel: “Warum ich mich über das Christentum geirrt habe”. Er legt darin seinen Sinneswandel in Sachen Christentum und seine Abrechnung mit der Aufklärung dar. “Ich habe viel Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass meine Einstellungen und Sitten nicht griechisch oder römisch, sondern im Grund und mit Stolz christlich sind”, schreibt er in der Einleitung.

Tom Holland hatte zwar eine christliche Erziehung erfahren, aber sie wurde ihm zum Spielball seiner Begeisterung: zuerst für die Zeit der Dinosaurier, dann für die alten Griechen und Römer. Als er verschiedene Autoren der Aufklärung las, übernahm er auch ihre Geschichtsdeutung, dass die Ausbreitung des Christentums die Menschen in eine “Epoche des Aberglaubens und der Leichtgläubigkeit” führte und er ließ sich von der Sichtweise Voltaires leiten, der sagte: “Jeder vernünftige Mensch, jeder anständige Mensch muss die christliche Sekte verabscheuen”. Den biblischen Gott sah er “als direkten Feind der Freiheit und des Amüsements”; die Moderne hingegen gründe sich auf die Wiederherstellung der lange vergessenen klassischen Ideale. Aber er entdeckte: “Je mehr ich mich in das Studium der klassischen Antike vertiefte, desto fremder und besorgniserregender wurde sie mir.” In den Wertvorstellungen der Antike hatten die Armen und Schwachen keinen Platz und die Aufklärung hatte viel mehr an Werten vom Christentum übernommen, als sie zugab.

“‘Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit’, sagte der heilige Paulus. Recht hatte er. Nichts hätte in einem größeren Gegensatz zu den tiefsten Überzeugungen seiner Zeitgenossen – Juden, Griechen oder Römer – stehen können als die Vorstellung, dass ein Gott aus freiem Willen breit war, Folter  und den Tod am Kreuz zu erleiden. Eine solche Vorstellung war so schockierend, dass sie geradezu abstoßend schien. Die Vertrautheit mit der biblischen Kreuzigung hat unsere Fähigkeit verdunkelt, darüber nachzudenken, welche Sprengkraft und Einzigartigkeit in der Gottheit Christi liegt. In der antiken Welt beanspruchten die Götter, das Universum zu regieren, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Strafen zuzufügen, nicht aber Strafen zu erleiden.

Heute, da der Glaube an Gott im gesamten Westen schwindet, bewahren die Länder, die einst christlich waren den Stempel, der ihnen durch die zweitausend Jahre der Revolution, die das Christentum bedeutet, eingeprägt wurde. Das ist der Hauptgrund, weshalb im Prinzip der Großteil von uns Angehörigen der nachchristlichen Gesellschaft es noch immer für selbstverständlich erachtet, dass es edler ist zu leiden, als Leiden zuzufügen. Dank dem Christentum gilt noch immer weitgehend, dass jedes Menschenleben den gleichen Wert und die gleiche Würde hat. Mit Blick auf meine Ethik und meine Moral habe ich gelernt, dass ich weder griechisch noch römisch geprägt bin, sondern durch und durch christlich und, dass ich stolz darauf bin.”

Quelle: gekürzt https://katholisches.info

Ein würdiges Modell für den heiligen Josef

Am 19. März feiern wir das Fest des hl. Josef und der Monat März ist ihm geweiht. Der hl. Josef ist für uns alle ein besonders Vorbild. Auch wir sollten Vorbilder sein, von denen sich die anderen etwas “abmalen” können. Was dazu notwendig ist, zeigt uns die folgende Begebenheit:

Ein Kunstmaler, der den Auftrag hatte, ein Bild des hl. Josef für eine Kirche zu malen, ging durch die Straßen Münchens und suchte einen Mann, der ihm als Modell für den hl. Josef dienen könnte. Vor allem die Gesichtszüge des hl. Josef sollten den Typ eines Heiligen darstellen, aus dessen Augen sowohl das heilige Feuer der Liebe leuchtet als auch Sanftmut und Milde. Nach langer vergeblicher Suche kam ihm auf dem Weg nach Hause ein Hausierer mit seinen Koffern entgegen, der von Tür zu Tür ging und allerlei kleine Dinge, wie Schnürbändel, Rasierseife, Knöpfe … anbot. “Das ist der Kopf, wie geschaffen für mein Bild”, dachte sich der Künstler und fragte ihm, ob er nicht für drei Tage einige Stunden Modell sitzen würde für ein Josefsbild. Überrascht schaute ihn der Mann an und da er zögerte sagte der Künstler: “Sie verlieren nichts bei diesem Geschäft. Ich werde Sie gut bezahlen.” “Nein, nein, das kann ich nicht machen.” “Aber bedenken Sie doch, dass Sie in eine Kirche kommen; das ist eine Ehre, die nur wenigen zuteil wird.” “Ja, eben darum kann ich nicht, darf ich nicht!” Enttäuscht verabschiedete sich der Künstler. Am nächsten Tag traf er ihn wieder. Er wollte an ihm vorübergehen, doch diesmal kam der Mann auf ihn zu. “Jetzt kann ich Ihnen Modell sitzen.” “Wie? Gestern wollten Sie sich doch nicht.” “Ja, wissen Sie, wenn ich als heiliger Josef gemalt in eine Kirche kommen soll, dann, so dachte ich mir, muss ich mich zuerst richtig vorbereiten; darum habe ich heute früh gebeichtet und kommuniziert.”

Quelle vgl.: A.M. Weigl, Und wieder half der heilige Josef

Maria – Rettung in Seenot

“Plötzlich brach über dem See ein Wirbelsturm los; das Wasser schlug in das Boot und sie gerieten in große Gefahr” (Lk 8,23), heißt es im Evangelium. Jesus hat seine Apostel durch solche Erfahrungen darüber belehrt, dass das Schifflein Petri, die Kirche, immer durch heftige Stürme und Wogen bedrängt wird. Das ist heute nicht anders. Aber auch jeder gläubige Christ wird diese Erfahrung machen, dass er mit seinem Lebensschifflein immer wieder einmal in Seenot gerät. Was können wir  in solchen Nöten tun? Der folgende Bericht zeigt uns einen Weg:

Am 25. März 1379 (Mariä Verkündigung) geriet ein Schiff aus Katalonien (Spanien) bei Cagliari (Sardinien) aufgrund eines plötzlichen Sturms in Seenot. Der Kapitän befahl, das Schiff  leichter zu machen, damit es nicht sinke. So warf man die Ladung ins Meer; darunter war eine sperrige Kiste. Von dem Moment an, als diese Kiste das Wasser berührte, legte sich der Sturm und die Kiste kam in aller Ruhe am Strand von Cagliari an. Die Brüder des Konvents, der auf dem Hügel von Bonaria (Sardinien) oberhalb vom Strand lag, öffneten die Kiste und fanden darin eine große Statue der Muttergottes, die auf einem Arm das Jesuskind trug und in der anderen Hand eine brennende Kerze hielt. Die Madonna bekam den Namen Unsere Liebe Frau von Bonaria.

Die Verehrung für die Madonna von Bonaria verbreitete sich rasch in Sardinien und unter den spanischen Seeleuten. Wenn wir also in allen Bedrängnissen Maria bitten, vor allem durch den Rosenkranz, werden wir immer Hilfe und Rettung erfahren.

 

Sie ließen alles zurück und folgten ihm

Der heilige Lukas berichtet uns im Evangelium, das wir am 5. Sonntag im Jahreskreis (C) hören, über die Berufung der ersten Jünger. Auf das Wort Jesu hin wirft Petrus die Netze aus und macht einen wunderbaren Fischfang. Petrus erkennt seine eigenen Sünden, aber der Herr beruft ihn dazu, Menschenfischer zu werden. Petrus, Jakobus und Johannes verlassen alles und folgen Jesus nach. Das ist bis heute nicht anders. Ein Priester und Missionar schildert eindrucksvoll den Weg seiner Berufung:

»Eine Berufung zum Priester ist kein Verdienst, sondern Geschenk. Es ist der Herr selbst, der ruft. Ich hatte keine gläubigen Eltern, meine Eltern waren aus der Kirche ausgetreten. Meine Kindheit verlebte ich in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit. Als ich siebzehn war und die Handelsschule besuchte, lernte ich einen Missionar kennen. Für mich wurde dieser Missionar eine Brücke zu Gott.

Ich begann mich für Kirche und Mission zu interessieren. Ich hatte viel nachzuholen. Ich war ja weder mit Kreuz, Weihwasser oder Tischgebeten aufgewachsen. Ich stellte mir selbst den Wecker, um morgens in die Messe gehen zu können. Ich las Heiligenlegenden und andere religiöse Bücher. “Seht den kleinen Pfarrer”, hänselten mich meine Geschwister. Meine Mutter meinte: “Du wirst auch noch hinter den Schwindel der Kirche kommen”. Mich beeindruckte das wenig. “Ich werde Missionar”, sagte ich eines Tages.

Das größte Problem war meine mangelnde Schulbildung. Wer Priester werden will, muss das Abitur haben, Latein und Griechisch können. Zusammen mit einem anderen Studenten erhielt ich Nachhilfestunden bei einem älteren Pfarrer. Als ich dann meine Koffer packte, fragte sich meine Mutter, was sie nur an meiner Erziehung falsch gemacht hatte. In langen Gesprächen versuchte sie, mich von diesem “Irrweg” abzubringen. Ich könnte doch Arzt werden, Rechtsanwalt oder Architekt. Wie konnte ihr Jüngster nur auf so eine Idee kommen? Bis zur Stunde des Abschieds vom Elternhaus war ich immer noch der abenteuerliche Junge, den ein mehrjähriges Landschullager geprägt hatte. Missionar sein hatte in meinen Augen mit einem harten, entbehrungsreichen Leben zu tun. Ich sah mich auf dem Rücken eines Pferdes auf steilen Berghängen in Lateinamerika, sah mich mit dem Buschmesser einen Pfad durch den Urwald schlagen, oder als Seelsorger unter glühender Sonne im Sudan. Die vielen Bilder vor meinen Augen von damals lassen sich kaum wiedergeben.

Ich wurde wirklich Missionar, und ich bin es gern. Ich durfte den Alltag in Afrika, Peru und Brasilien kennenlernen. Meine Vorstellungen vom Leben in den Ortskirchen der Welt haben sich gewandelt. Ich durfte erleben, dass sich in meiner Mutter vor ihrem Tod eine Wandlung vollzog. Gott ist immer anwesend. Er bietet an. Er geht uns nach. Er zwingt niemanden. Aber wir sollten auf seinen Ruf hören.«

 

Die Einheit der Kirche

Vom 18. bis 25. Jänner begeht die Kirche die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Diese Einheit der Kirche kann nur darin bestehen, dass die getrennten Christen zur Fülle des einen, heiligen, katholischen Glauben zurückkehren.  Ansonsten geschieht das, was die sel. Anna Katharina Emmerick geschaut hat:

“Ich sah eine Zeit kommen, die schrecklich war und ich bin froh, dies nicht erleben zu müssen. Ich sah die Peterskirche, als Symbol der katholischen Kirche. Um diese herum war ein tiefer Graben. Drüben standen die Protestanten. Da sah ich, wie katholische Priester, Ordensleute, usw. die Kirchen ausräumten. Altäre, Heiligenstatuen und Bilder in den Graben warfen, um diesen voll zu bringen, sich den Protestanten anzupassen, damit sie herüberkämen. Als der Graben voll war, kamen sie zwar herüber, blickten in die katholische Kirche, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und sagten entsetzt und enttäuscht, die können uns ja nichts mehr geben, die haben ja weniger als wir und liefen davon. Also, sie haben nur das Gegenteil erreicht.”