Chance statt Strafe

Der große Renaissance-Künstler Andrea del Verrocchio (1434-1488) von Florenz war als Kind nach dem Tode seiner Mutter, die kurz nach seiner Geburt starb, mit sechs anderen Geschwistern ganz sich selbst überlassen. Der Vater arbeitete den ganzen Tag in einer Ziegelei.

Mit 17 Jahren wurde der Junge in eine Schlägerei verwickelt, warf einen Stein und verletzte einen Mann dabei tödlich. Andrea wurde verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Der Stadtrat von Florenz stellte fest, dass er in seiner Kindheit und Jugend vernachlässigt worden war und zu wenig unter Aufsicht stand. Statt ihn zu bestrafen, schickte man ihn zu einem Goldschmied in die Lehre, wo er gründlich ausgebildet wurde und ein neues Leben begann. Er wurde ein tüchtiger Goldschmied, Ingenieur, Architekt und war einer der einflussreichsten Maler und Bildhauer seiner Zeit. Er blieb immer einfach und bescheiden.

Im gleichen Jahre, als Andrea verhaftet und vor Gericht gestellt wurde, wurde bei Florenz ein Junge geboren, der als Kind sehr gerne zeichnete. Zufällig zeigte dessen Vater eines Tages Andrea ein paar Zeichnungen seines Sohnes. Der Meister von Florenz erkannte sofort die Begabung des Buben, nahm ihn in sein Atelier auf und bildete ihn zehn Jahre lang aus. Dieser Junge war Leonardo da Vinci.

Christus mit der ausgestreckten Hand

Dieses ungewöhnliche Holzkruzifix befindet sich in der Kirche San Juan aus dem 12. Jahrhundert auf dem Jakobsweg im Dorf Furelo in der Nähe von Melide, Galicien. Die Statue hat den Namen ‘Cristo de la Mano Tendida’ (Christus mit der ausgestreckten Hand).

Dazu wird von einer Generation zur anderen folgende Geschichte überliefert, die uns das Erbarmen Jesu mit reuigen Sündern zeigt:

Unter dem Kreuz beichtete ein Mann in aufrichtiger Reue seine zahlreichen schweren Sünden. Der Priester gab ihm die Lossprechung, bat ihn aber, in Zukunft nicht rückfällig zu werden. Der Mann war darum bemüht und blieb eine Zeitlang seinem Versprechen treu. Dann aber wurde er schwach. Wieder sprach ihn der Priester im Namen Gottes von seinen Sünden los.

Als es dann aber die Gewohnheit einerseits und die menschliche Schwäche andererseits mit sich brachten, dass er wiederum schuldig wurde, zweifelte der Priester an der Echtheit seiner Reue und wollte ihm die Lossprechung verweigern. In diesem Augenblick habe der Gekreuzigte seine Hand vom Nagel gelöst und zeichnete über jenen Mann das Zeichen der Lossprechung.

Dann aber wandte er sich dem Priester zu und sagte ihm: “Du hast dein Blut nicht für ihn vergossen! Ich habe mein Leben für diesen meinen Sohn gegeben, wenn du ihm also nicht die Absolution erteilst, werde ich ihn lossprechen.”

Das weiße Band

Jesus ruft uns in der Bergpredigt auf: “Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!” (Lk,6,36f).

Ein Mann erzählt: “Bei einer Bahnfahrt saß ich einmal neben einem Mann, dem sichtlich etwas Schweres auf dem Herzen lastete. Schließlich rückte er dann auch damit heraus, dass er aus seiner Strafe entlassen war und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei. Seine Verurteilung hatte Schande über seine Frau und seine Kinder gebracht. Sie hatten ihn nie besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Er hoffte aber trotzdem, dass sie ihm verziehen hatten.

Um es ihnen aber leichter zu machen, hatte er ihnen in einem Brief vorgeschlagen, sie sollten ihm ein Zeichen geben, an dem er  wenn der Zug an der kleinen Farm vor der Stadt vorüber fuhr, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hatten die Seinen ihm verziehen, so sollten sie in dem Apfelbaum an der Bahnstrecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun. Dann werde er im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg. Gott weiß, wohin.

Als der Zug sich seiner Heimatstadt näherte, wurde seine Spannung so groß, dass er es nicht über sich brachte, selber aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Gleich darauf legte er dem jungen Sträfling die Hand auf den Arm. ‘Da ist er!’, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen. ‘Alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder!’ In diesem Augenblick schwand alle Bitternis, die sein Leben vergiftet hatte. ‘Mir war’, sagte der andere Mann später, ‘als hätte ich ein Wunder miterlebt!’ und vielleicht war es auch eines.”

Sie hören auf meine Stimme

An einer U-Bahn-Haltestelle in Washington DC steht an einem kalten Januarmorgen 2007 ein Mann mit einer Violine. Während dieser Zeit kommen im morgendlichen Berufsverkehr Hunderte von Menschen an ihm vorbei. Der Geiger spielt, ohne abzusetzen. Insgesamt sechs Menschen bleiben vor ihm stehen und hören ihm für kurze Zeit zu. Vielleicht 20 Vorübergehende werfen ihm eine Münze in den Hut. Nach einer knappen Dreiviertelstunde beendet der Geiger sein Konzert. Es wird still. Aber niemand nimmt davon Notiz, niemand applaudiert. 32 Dollar sind zusammengekommen.

Der Violinist war Joshua Bell, einer der besten Musiker der Welt. Er spielte unter anderem eines der komplexesten und schwierigsten Musikstücke, die jemals geschrieben wurden: die “Chaconne in d-Moll” von Johann Sebastian Bach. Die Geige, die er dafür verwendete, war 3,5 Millionen Dollar wert. Zwei Tage davor hatte Joshua Bell vor einem ausverkauften Haus in Boston das gleiche Konzert gegeben. Die Karten für dieses Ereignis kosteten durchschnittlich 100 Dollar.

Sein Auftritt in der U-Bahn-Station war ein Experiment. Die Zeitung “Washington Post” hatte es in Auftrag gegeben. Die Redaktion interessierte die Frage, ob Menschen Schönheit auch in einem ganz alltäglichen Umfeld wahrnehmen, ob sie die Besonderheit einer Situation in einem unerwarteten Kontext erkennen und sich in ihrem Tagesablauf davon berühren lassen.

Die meisten sind vorbeigegangen; sie haben gehört und doch nicht gehört, da sie weder den Musiker noch das Stück, das er spielte, gekannt haben. Sie hatten weder Zeit noch Interesse. Sie lebten in ihrer eigenen Welt.

So ist es auch mit Jesus und seinem Evangelium. Viele gehen gleichgültig an ihm, unserm Herrn und Erlöser, vorbei, weil sie ihn nicht kennen. Aber er sagt auch: “Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir” (Joh 10,27).

 

Gottes Plan mit uns

Eine Touristengruppe besucht ein malerisches, kleines Dorf. Sie wandern umher und treffen einen alten Mann. In einer eher herablassenden Art fragt einer der Besucher: “Wurden in diesem Dorf irgendwelche großen Persönlichkeiten geboren?” “Nein,” kam die Antwort des Alten. “Nur Babys!”

Nirgends auf der Welt werden berühmte Leute oder Genies  geboren. Überall nur Babys. Mit jedem Kind aber hat Gott einen wunderbaren Plan und eine Berufung, die der Mensch erkennen und verwirklichen soll. Das beginnt schon damit, dass wir als Bub oder Mädchen geboren werden.

Trond Diseth, ein norwegischer Kinderpsychiater, machte folgende Untersuchung: Er bot neun Monate alten Babys in einem videoüberwachten Raum verschiedene Spielsachen an. Mädchen hätten dabei Puppen bevorzugt, die Buben seien zu Autos gekrabbelt. Dieses Ergebnis ist durch ähnliche Versuche mehrfach bestätigt worden. Selbst die kleinsten Kinder widerlegen die Genderideologie, die heute propagiert wird.

 

Sie hören auf meine Stimme

Ein jähzorniger Bauer wachte mitten in der Nacht auf, weil sein Hund zu bellen begann. Da er nicht aufhörte, packte der Bauer in seiner Wut das Gewehr, ging vor die Tür und erschoss den Hund. Der aufmerksame Hund hatte aber nur deshalb angeschlagen, weil sich Räuber ins Haus geschlichen hatten. Als der Bauer ins Haus zurückging, wurde er von diesen Räubern erschlagen.

Diese Geschichte ist ein treffendes Gleichnis dafür, wie die Menschen oft mit ihrem Gewissen verfahren.

Der Mensch hat ein angeborenes Wissen um einen absolut Guten und er hat damit einen – zwar oft noch mangelhaften – Maßstab für das Gute und Böse. Er empfindet, dass er einen Mitwisser seiner Taten hat und dass dieser seine Taten entweder gutheißt oder verurteilt. Zu diesem Mitwisser sagen wir “Gewissen”. Es ist ein Echo der Stimme Gottes. Es meldet sich, wenn wir etwas tun wollen oder getan haben, das mit den Geboten Gottes nicht übereinstimmt. Es mahnt uns auch zur Umkehr und drängt uns, nach einer Erlösung zu suchen (die wir, als gläubige Menschen gerade in der heiligen Beichte erfahren dürfen).

Aber wenn man das Gewissen zum Schweigen bringt, weil es unsere Pläne stört, so ist der Mensch endgültig der Sünde und letztlich dem seelischen Tod ausgeliefert. Darum spricht man auch von der Todsünde. Die Seele ist in Gefahr, ewig verloren zu gehen, wenn man in diesem Zustand stirbt. Jesus sagt: “Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir” (Joh 10,27).

 

Zweiklassengesellschaft

Vor 25 Jahren 1997/1998 lief in den Kinos der Film “Titanic”. Mit 200 Millionen Dollar Produktionskosten, 1,8 Milliarden Dollar Einnahmen, elf Oscars  wurde “Titanic” zum bisher teuersten und erfolgreichste Film der Welt. Die historische Vorlage dafür lieferte das gleichnamige Passagierschiff, das 1912 nach der Kollision mit einem Eisberg unterging. Von den rund 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 700.

Kaum ein Ereignis hat die Gemüter der Menschen so bewegt und Anlass gegeben für Legenden und Träume wie der Untergang dieses sagenhaften Luxusdampfers.

Sie sagten: “Dieses Schiff kann nicht sinken.” In Wahrheit meinten sie: Wir werden niemals sterben. Insofern ist die ‘Titanic’ eine Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes. Wir fahren alle auf der ‘Titanic’, ohne es zu wissen.

Nach dem Untergang der Titanic stellte das Büro der White Star Company in Liverpool zwei große Tafeln auf den beiden Seiten des Eingangs auf. Auf der einen stand “Known to be saved” (bekannt als gerettet), auf der anderen “Known to be lost” (bekannt als verloren).

Und das ist nun die eigentliche Kategorie vor Gott, die wahre “Zweiklassengesellschaft”. Als die Titanic losfuhr, gab es drei Klassen von Menschen auf diesem Schiff. Die High Society, die Mittelschicht und das einfache Volk der 3. Klasse. Als die Titanic unterging, gab es nur zwei Arten von Menschen. Was zählte, war, ob ein Mensch mit Gott versöhnt und damit gerettet war für die Ewigkeit oder nicht.

Es gab nur diese zwei Kategorien von Menschen: Gerettet und verloren, solche auf dem breiten Weg in die Verdammnis und solche auf dem schmalen Weg ins ewige Leben. Genau darum geht es im Evangelium von Jesus Christus. Wer an ihn glaubt, erhält die Vergebung der Sünden und kommt deswegen nicht in das Gericht, sagt Jesus. Zu welcher Kategorie gehören wir?

 

Ich tat, was ich tun musste

Der hl. Paulus sagt im seinem Brief an die Philipper (2,3): “In Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.”

Ein Beispiel solcher Selbstlosigkeit hat einmal der spanische Langstreckenläufer Ivan Fernandez gegeben: Am 2. Dezember 2012 fand in der Stadt Burlada in Spanien ein Lauf statt. Der kenianischen Läufer Abel Mutai war in Führung und nur mehr wenige Meter von der Ziellinie entfernt. Aber da er durch die Beschilderung verwirrt wurde, hielt er vor der Ziellinie an, weil er glaubte, dass er das Rennen schon beendet habe. Der spanischer Läufer, Ivan Fernandez, war hinter ihm der zweite. Als er merkte, was los war, fing er an, den Kenianer anzuschreien, er solle weiterlaufen. Mutai konnte kein Spanisch und verstand es nicht.

Da schob Fernandez den Kenianer Mutai vor sich her über die Ziellinie und verhalf ihm so zum Sieg. Ein Journalist fragte später Fernández: “Aber warum haben Sie den Kenianer gewinnen lassen?” Ivan antwortete: “Ich habe ihn nicht gewinnen lassen, er hätte gewonnen. Das Rennen war seines.” “Ich hatte es nicht verdient, zu gewinnen. Ich tat, was ich tun musste. Er war der rechtmäßige Gewinner. Er hatte einen Abstand geschaffen, den ich nicht hätte aufholen können, wenn er den Fehler nicht gemacht hätte. Als ich sah, dass er anhielt, wusste ich, dass ich ihn nicht überholen würde.”

Das Gottesgericht im Menschenherzen

In seiner Schrift “Mein Himmelreich” erzählt Peter Rosegger:

Ich kannte einen Mann, der sein Weib, mit dem er in unglücklicher Ehe gelebt, vergiftet hatte. Er lebte nach der Tat noch jahrelang auf seinem Hof in Wohlstand und Ansehen dahin, niemand vermutete in ihm einen Mörder. Er war zumeist trotzig, mürrisch, herrisch und in sich gekehrt, man schrieb es seinem natürlichen Stolz zu und achtete ihn um so mehr; manchmal auch stürzte er sich in die Gesellschaft und war ausgelassen lustig; man rechnete ihm diese menschenfreundliche Heiterkeit doppelt hoch an. Aber lachen konnte er nicht, sein Lachen war ein überlautes Schreien. Er war wohltätig; man verehrte ihn und konnte nicht satt werden, ihn zu loben.

Plötzlich brachte ein Zufall sein Verbrechen an den Tag. Als das Gericht ihm die aufgefundenen Beweise vorhielt, leugnete er nicht einen Augenblick, gestand alles ohne Umschweife und Beschönigung. Zu zwanzig Jahren Kerker wurde er verurteilt.

Ich besuchte ihn etliche Wochen nach seiner Verurteilung im Gefängnis. Wie fand ich ihn doch so ganz anders, als ich gefürchtet hatte! Er beschäftigte sich mit Korbflechten, hatte ein gesundes Aussehen, einen frischen Blick, ein heiteres Gemüt, als wäre er der zufriedenste Handwerksmann auf der Welt. Als ich mich von ihm verabschieden wollte, fiel er mir um den Hals und sagte: “Peter, du glaubst gar nicht, wie glücklich ich jetzt bin! Es war eine böse Zeit, den Verdammten kann’s nicht ärger sein. Das schreckliche Geheimnis auf dem Herzen und immer machen, dass es nicht auskommt, und immer Angst Tag und Nacht, und immer die Gewissenspein – wie ein Verdammter, ich kann dir’s nicht anders sagen. Jetzt leide ich meine gerechte Strafe und brauch’ mich nicht mehr zu fürchten, bin auf gleich mit mir und meinem Gott, kann ruhig leben und arbeiten, ruhig schlafen, ruhig sterben – bin wie erlöst.”

 

Die Vorsehung führte uns über das sturmweiße Meer

Der Polarforscher und Expeditionsleiter Sir Ernest Shackleton wurde durch seine Antarktis-Expedition (1914-1917) weltberühmt. Nicht etwa, weil er den Südpol erreichte, sondern weil er nach dem Untergang des Expeditionsschiffes im Packeis und nach einer abenteuerlichen Odyssee im Eismeer seine gesamte Mannschaft (27 Männer) lebend zurückbrachte.

Im Dez. 1914 brach Shackleton mit seinem Schiff von der Walfängerstation auf der Insel Südgeorgien nach Süden auf. Als er sah, dass sie hoffnungslos im Eis gefangen waren und das Schiff unterging, hatte er nur mehr ein Ziel, nämlich alles zu tun, um seine Mannschaft wieder heil nach Haus zu bringen. Er führte seine Leute mit viel Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Moral und strahlte im Vertrauen auf die Vorsehung einen Optimismus aus, mit dem er in jedem Rückschlag eine neue Chance sah. Er hat von seinen Leuten viel verlangt, aber war auch selber bereit, mit großer Selbstlosigkeit, alles zu geben. Als z.B. einer aus der Crew bei einer Bootsfahrt seine Handschuhe verlor, gab ihm Shackleton die seinen und hatte als Konsequenz unter Erfrierungen seiner Finger zu leiden.

Sie haben fast zwei Jahre festgesessen in dieser unwirtlichen Welt. Mit den Rettungsbooten konnten sie Elephant Island erreichen. Shackleton beschloss dann, mit fünf Männern in einem der Rettungsboote die über tausend Kilometer entfernte Walfangstation auf der Insel Südgeorgien zu erreichen, von der sie aufgebrochen waren. 15 Tage lang waren sie unterwegs auf einer Nussschale in einem riesigen Ozean. Völlig erschöpft kamen die sechs Männer in Südgeorgien an, aber auf der falschen Seite. Die Station war auf der anderen Seite der Insel, die mit hohen verschneiten Bergketten durchzogen war.

Shackleton machte sich mit zwei Gefährten auf den Weg über die Berge. Es war ein Gewaltmarsch von 36 Stunden mit nur kurzen Pausen.  Bei einer dieser Pausen waren seine Gefährten vor völliger Erschöpfung sofort eingeschlafen. Shackleton wusste natürlich, wenn sie ein paar Minuten zu lange schlafen, werden sie an Erfrierung sterben. Er hat sie nach 5 Minuten geweckt. Und als sie ihn fragten, wie lange sie geschlafen haben, sagte er, eine halbe Stunde, um ihnen den Mut zu vermitteln, dass sie ausgeruht sind und genug Kraft haben, um die Berge zu überwinden. Und sie hatten es geschafft, die Station erreicht. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es Shackleton auch, die gesamte zurückgelassene Mannschaft auf Elephant Island zu retten.

Es war wie ein Wunder, denn viele andere Expeditionen, die in dieser Zeit unternommen wurden, verzeichneten eine Reihe von Todesopfern.

Es wurde später viel über den weisen und klugen Führungsstil von Shackleton geschrieben. Kennzeichnend war für ihn vor allem die Selbstlosigkeit, mit der er sich immer um das Wohl seiner Gefährten sorgte. Er war kein besonders religiöser Mann, aber er war sich dessen bewusst, dass Gottes Vorsehung ihn auch in allen Rückschlägen begleitet. In sein Tagebuch schrieb er:

“Wenn ich auf diese Tage zurückblicke, habe ich keinen Zweifel daran, dass die Vorsehung uns nicht nur über diese Schneefelder, sondern auch über das sturmweiße Meer führte, das Elephant Island von unserem Landeplatz auf Südgeorgien trennte. Ich weiß, dass es mir während dieses langen und quälenden Marsches von sechsunddreißig Stunden über die namenlosen Berge und Gletscher Südgeorgiens oft vorkam, als wären wir vier und nicht drei. Ich habe meinen Kameraden gegenüber nichts dazu gesagt, aber später sagte Worsley zu mir: ‘Boss, ich hatte auf dem Marsch das seltsame Gefühl, dass noch eine weitere Person bei uns war.’ Crean gestand, dass er denselben Gedanken hatte.”

Gott ist bei denen, die sich selbstlos hingeben zum Heil und zur Rettung der andern.