Der barmherzige Gott

Während eines Gesprächs über die Beichte erzählte die hl. Mutter Teresa von Kalkutta ihren Schwestern einmal folgende Geschichte: “Eine Legende berichtet von einem Mann, der ein sehr sündiges Leben geführt hatte. Als er sich bewusst wurde, dass er so nicht länger leben könne, notierte er auf fünf eng beschriebenen Blättern seine Sünden. Er bereute aufrichtig das Schlechte, das er getan hatte. Er wandte sich an einen Beichtvater und las ihm ein Blatt nach dem anderen vor. Als er geendet hatte, sagte er beunruhigt zu sich selbst: ‘Ich glaube, ich habe eine Sünde vergessen.’ Er nahm das erste Blatt, doch es war vollkommen weiß. Und ebenso das zweite, dritte, vierte und fünfte … Der barmherzige Gott hatte alles verziehen.”

Und in einem anderen Zusammenhang erzählte Mutter Teresa die folgende Begebenheit: “Ein Journalist hörte mich über die Beichte sprechen und stellte mir bei dieser Gelegenheit eine seltsame Frage: ‘Mutter Teresa, gehen auch Sie zur Beichte?’ Ich antwortete ihm: ‘Aber selbstverständlich. Ich beichte jede Woche.’ Er bemerkte: ‘Gott scheint ja sehr anspruchsvoll zu sein, wenn selbst Sie und Ihre Schwestern beichten müssen.’ Ich erwiderte ihm: ‘Angenommen, Ihr Sohn  falls Sie einen haben  stellt etwas Schlimmes an. Wenn er dann zu Ihnen kommt und sagt ,Es tut mir sehr leid, Papa!’, was machen Sie dann? Ich glaube, dass Sie das machen werden, was jeder gute Vater tut: Sie legen ihm die Hand auf die Stirn und geben ihm einen Kuss. So zeigt man jemandem, dass man ihm verzeiht und ihn liebt. Genau das gleiche macht Gott mit uns, eben weil er uns mit großer Barmherzigkeit liebt.”