Lebendige Votivgabe an die Gottesmutter

Gott hat mit jedem Menschen seine Pläne. Besonders in der geistlichen Berufung offenbart sich immer wieder die wunderbare Führung Gottes.

Schwester Eresta Mayr gehört dem Orden der “Armen Schulschwestern” an und wirkte 65 Jahre am Wallfahrtsort Birkenstein (Diözese München). In einem Interview, das von “Kirche in Not” veröffentlicht wurde, erzählt sie über ihre Berufung.

“Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und von klein auf spielten mein religiöses Elternhaus, meine tiefgläubige Mutter, das selbstverständliche Gebet in der Familie und der ebenso selbstverständliche Kirchenbesuch eine große Rolle.” “Dass ich Schwester werden wollte, war einfach in mir drin.  Schon in der Volksschule, in der siebten oder achten Klasse, wusste ich, dass das mein Weg war. Etwas anderes kam mir nie in den Sinn, obwohl ich vom Ordensleben überhaupt keine Vorstellung hatte und keine Ordensfrauen kannte.”

Als sie ihrer Mutter offenbarte, dass sie Ordensschwester werden wollte, da sagte diese: “Na, dann gehen wir nach Birkenstein!” So ist sie bei den armen Schulschwestern eingetreten, und es war für sie genau das Richtige, und sie ist damit glücklich geworden.

Welche Bewandtnis es hatte, dass sie schon von Kindheit an Ordensschwester werden wollte, hat sie erst viel später erfahren. Sie erzählt:

“Bei uns in der Familie kam immer am Ende der Sommerferien die Frage auf: ‘Wann gehen wir wieder nach Birkenstein?’ Eine Wallfahrt dorthin gehörte einfach dazu; ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Wallfahrten. Warum meine Mutter so treu an ihnen festhielt, erfuhr ich erst später von ihr. Das ging zurück auf ein Ereignis im Jahr 1936: Am Auerberg erkrankten drei Männer an Lungenentzündung, mein Vater war einer von ihnen. Lungenentzündung war damals noch eine tödliche Krankheit. Die anderen beiden Männer starben, auch mein Vater lag im Sterben. Seit 1932 war er mit meiner Mutter verheiratet, drei Kinder waren schon da, und mich trug die Mutter unterm Herzen. Meine Eltern hatten ein Haus gebaut, und es war noch lange nicht abbezahlt. Die Tilgung des Darlehens dauerte noch zehn Jahre. So war die Lage meiner Mutter: Sie hatte drei kleine Kinder, war schwanger, hatte Schulden und einen sterbenden Mann! Versicherungen und soziale Leistungen gab es damals noch nicht. Da machte sich meine Mutter auf den Weg und ging ‘mit mir’ nach Birkenstein zur Gottesmutter.  So oft hat sie schon geholfen, warum nicht auch jetzt? Und tatsächlich: Mein Vater wurde gesund! Erst im Alter von 90 Jahren starb er vor einiger Zeit. Was meine Mutter damals mit der Gottesmutter ausgehandelt hat, erfuhr ich erst viel später. Erst nachdem ich schon lange im Kloster war, wurde mir ihre damalige Situation bewusst und ich fragte meine Mutter: ‘Was hast du damals eigentlich der Gottesmutter versprochen?’ Da lächelte sie und sagte: ‘Schau dich an, dann weißt du es!’ Sie hatte also das Kostbarste, das sie besaß – das Kind unter ihrem Herzen -, der Gottesmutter geschenkt!

Die Gottesmutter wird sich diesen Winzling angeschaut haben: Sie ist nichts, hat nichts, kann nichts! Nachdem ich aber nun ihr Eigentum war, und sie ja wusste, dass ich einmal ihre Mesnerin sein werde, hat sie alles in dieses kleine Nichts hineingelegt, was es einmal braucht. Und so hat sie mich reich mit Gaben beschenkt; alles fällt mir leicht, meine Arbeit verrichte ich gerne, alles macht mir Freude. So darf ich hier als ‘lebendige Votivgabe’ der Gottesmutter dienen.”