Sie sind ein guter Mensch! – Über die Macht des guten und bösen Wortes

Pfarrer Urs Keusch aus der Schweiz berichtete einmal von einem Gespräch mit einem alten, einsamen Mann. dem er jeden Monat am Herz-Jesu-Freitag die hl. Kommunion brachte. Ihm war das Bild einer Frau aufgefallen, das auf einem Kasten stand und manchmal mit ein Blümlein geschmückt war.

Einmal fragte der Pfarrer ihn: “Ist das Ihre Mutter?” – “Nein”, sagte er, “von meiner Mutter habe ich kein Bild.” Nach einer Weile erzählte er: “Das ist das Bild einer Frau, der ich während ein paar Jahren jeden Herbst das Holz gemacht habe, gesägt, gespalten und in den Schopf getragen. Das letzte Mal, bevor sie starb – ich sehe sie noch heute vor mir, als wär’ es gestern gewesen – gab sie mir zum Abschied ein Stück Kuchen, schaute mir in die Augen und sagte zu mir: ,Sie sind ein guter Mensch!’

Ich lief zu meinem Fahrrad, ich war wie benommen. ,Sie sind ein guter Mensch!’, das hat sie mir gesagt, ,Sie sind ein guter Mensch!’ Mein ganzes Leben lang bin ich mit meinem Fahrrad nie mehr so leicht den Berg hinaufgefahren wie damals. Es war mir, als bliese aller Wind der Welt in meinen Rücken. Immer hörte ich diese Worte: ,Sie sind ein guter Mensch!’

Wissen Sie, so etwas hat mir sonst den ganzen Lebtag niemand gesagt, im Gegenteil. Immer hieß es zu Hause, als ich noch ein Kind war, aber auch später: ,Aus Dir wird nie etwas!’ Und so war es dann auch, obwohl ich meinen Eltern das Gegenteil beweisen wollte. Es ist mir alles daneben gegangen, ich hatte nie Glück. Alles endete irgendwie in einer Katastrophe. Heute bin ich, wie Sie sehen, ein gebrochener Mann, ich lebe einsam und manchmal auch gottverlassen. Manchmal frage ich mich, wozu noch leben? Wenn mir manchmal die Erinnerungen an mein kaputtes Leben hochkommen, dann schaue ich mir das Bild dieser Frau an. Dann ist mir manchmal, als sage sie auch heute zu mir: ,Sie sind ein guter Mensch!’ Dann spüre ich in mir wieder so eine Freude, und dann mag ich wieder leben.

Sie glauben es vielleicht nicht, aber es ist so: Diese Frau hat mich am Leben gehalten bis heute. Ich hätte mich schon mehr als einmal am liebsten umgebracht. Aber dieses Wort dieser Frau lässt es mich nicht tun. Und manchmal denke ich mir: Vielleicht bin ich doch nicht so schlecht. Vielleicht hat auch der Himmel ein wenig Erbarmen mit mir.”

Im Anfang vieler tragischer Lebensgeschichten steht oft ein böses, ein herzloses, ein unbeherrschtes, ein niederreißendes Wort: “Aus Dir wird nie etwas! Du taugst zu nichts!” Und dieses Wort wird Fleisch. Es drängt zu seiner Verwirklichung. Als aber Christus getauft wurde, sprach sein Vater voll Liebe über Sein Kind: “Das ist mein vielgeliebter Sohn” (Mt 3,17). Das ist das erlösende Wort der Liebe, das wir für unsere Kinder im Herzen haben sollten – aber auch für jeden Menschen.

Ein Gotteskind werden

Jesus hat einmal gesagt:
“Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen” Mt 18,3. Was bedeutet dies, ein Kind vor Gott zu werden?

Das Wichtigste für die Kindschaft ist das Vertrauen in unseren himmlischen Vater. Ein kleines Kind macht sich keine Sorgen darum, was die Eltern mit ihm machen werden. So will auch Gott, dass wir uns einfach ihm überlassen. Er wird für uns sorgen.

Das Zweite ist: Die Kinder erwarten sich alles von den Eltern. Und so dürfen wir von Gott das Größte erwarten. Der Philosoph Ferdinand Ebner hat einmal gesagt:
“Wir lassen die kleinen Kinder vor dem Einschlafen beten: Liebes Christkind, mach’ mich fromm, dass ich in den Himmel komm’. Ja, können wir Erwachsene in anderem Sinne und um etwas anderes beten?”

Der Zustand der Seelen im Reinigungsort

Der Gedenktag Allerseelen und der Monat November laden uns ein, besonders für die Verstorbenen zu beten oder für sie einen Ablass zu gewinnen. Durch die geoffenbarte Lehre unseres Glaubens wissen wir, was mit unseren Verstorbenen geschieht, die noch nicht vollkommen heilig waren bei ihrem Sterben. Sie sind zwar gerettet, aber dürfen durch Gottes Gnade noch eine Läuterung erfahren, die ihre Seele vollkommen zur Liebesvereinigung mit Gott fähig macht. Und das ist das Fegefeuer. Was erleiden die Seelen in dieser Reinigung?

Von der heiligen Katharina von Genua (geb. 1447, gest. 1510) ist uns ein “Traktat über den Reinigungsort – das Fegefeuer” überliefert, in dem sie uns den inneren Zustand der “Armen Seelen” schildert. Katharina lebet in einer sehr unglücklichen Ehe, aber das Leid, das sie erfuhr, hat sie zu einer radikalen Bekehrung zu Gott hingeführt. In ihren schweren Läuterungsleiden erkannte sie klar, dass dieses, ihr irdisches Fegfeuer, im Wesen identisch sei mit dem jenseitigen. Ihre Schilderung des Zustandes der Armen Seelen geht also nicht auf Erscheinungen von Armen Seelen zurück, sondern auf ihre eigene, mystische Erfahrung.

Es gibt viele Theologen, die den Traktat als das Tiefste ansehen, was je über den Reinigungsort geschrieben worden ist. Der hl. Franz von Sales hat ihn außerordentlich geschätzt. Er hat die Lehre der hl. Katharina treffend zusammengefasst. Er sagt:

“Der Gedanke an das Fegfeuer ist weit mehr geeignet, uns Trost als Furcht einzuflößen. Sind auch wirklich die Peinen des Reinigungsortes so groß, daß die äußersten Schmerzen dieses Lebens nicht damit verglichen werden können, so sind doch auch die innerlichen Wonnen dort so wunderbar, daß keine Glückseligkeit und Lust dieser Erde ihnen gleichkommt.

Denn:
1. die Seelen sind in beständiger Vereinigung mit Gott;
2. sie haben sich dort seinem heiligen Willen vollkommen unterworfen; ihr Wille ist so innig in den Willen Gottes umgebildet, dass sie nur wollen, was Gott will, so dass sie, wenn auch die Pforten des Himmels ihnen offen stünden, es nicht wagen würden, vor Gott zu erscheinen, solange sie noch Spuren der Sünde in sich wahrnehmen;
3. sie reinigen sich dort freiwillig und in Liebe, nur um Gott zu gefallen;
4. sie wollen dort auf die Weise sein, wie es Gott gefällt und solange es ihm gefällt;
5. sie können nicht mehr sündigen; sie haben auch nicht die geringste Regung der Ungeduld und begehen nicht den mindesten Fehler;
6. sie lieben Gott über alles, mit vollendeter, reiner und uneigennütziger Liebe;
7. sie werden dort von den Engeln getröstet;
8. sie sind ihres Heiles gewiss und in einer Hoffnung, die nimmermehr in ihrer Erwartung zu Schanden wird;
9. ihre bitterste Bitterkeit ist im tiefsten Frieden.
10. Wenn dieser Ort hinsichtlich des Schmerzes auch eine Hölle ist, so ist er doch auch ein Paradies hinsichtlich der Lieblichkeit, welche die Liebe Gottes in ihr Herz ergießt: eine Liebe, die stärker ist als der Tod und mächtiger als die Hölle;
11. dieser Stand ist mehr zu ersehnen als zu fürchten, denn die Flammen dort sind Flammen heiliger Sehnsucht und Liebe;
12. sie sind aber dennoch furchtbar, weil sie unsere Vollendung verzögern, die darin besteht, Gott zu schauen und zu lieben und durch diese Anschauung und Liebe ihn in der ganzen, unermesslichen
Ewigkeit zu loben und zu verherrlichen.”

Lässliche Sünden sind wie die Spinnen

Mit einem treffenden Beispiel beschreibt der hl. Franz von Sales die Wirkung der lässlichen Sünde.

Die Spinnen töten nicht die Bienen, wohl aber verderben sie den Honig. Wenn sie im Bienenstock bleiben, dann überziehen sie die Waben mit ihrem Gewebe, und die Bienen können nicht mehr arbeiten. So tötet auch die lässliche Sünde nicht das Leben der Seele, sie verdirbt aber die Frömmigkeit und behindert die Seelenkräfte so sehr durch schlechte Gewohnheiten und Neigungen, dass die frische Tatbereitschaft, darin die Frömmigkeit besteht, lahmgelegt ist; dies allerdings nur, wenn die lässliche Sünde durch die Anhänglichkeit dauernd im Herzen wohnt.

Es hat nicht viel zu bedeuten, wenn einem eine kleine Lüge unterlaufen ist oder wenn man einen kleinen Fehler in Worten, Handlungen, Blicken, in Kleidung, Schmuck, Spiel oder Tanz begangen hat, – vorausgesetzt, dass wir die Spinnen des Geistes sofort nach ihrem Eindringen aus dem Herzen verjagen und entfernen, wie es die Bienen mit den Spinnen machen.

Denn gestatten wir ihnen, in unserem Herzen festen Fuß zu fassen, ja halten wir sie freiwillig fest und nähren sie, dann werden wir bald unseren Honig verdorben, unser Gewissen verpestet und zerstört.

Priestertum – die Liebe des Herzens Jesu

An 19. Juni 2009, dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, hat der Heilige Vater aus Anlass des 150. Todestages des hl. Pfarrers von Ars, ein „Jahr der Priester“ eröffnet. Er will damit den Gläubigen und den Priestern selbst das Geschenk des Priestertums für die Kirche erneut bewusst machen und alle einladen, für die Priester zu beten. Der hl. Pfarrer von Ars hat seinen Priesterdienst mit außergewöhnlicher Heiligkeit erfüllt, darum wurde er zum Patron der Priester erhoben. Er hat einmal in einer Predigt kurz erklärt, was der Priester ist. Seine Gedanken können uns helfen, das Priestertum im rechten Lichte zu sehen. Er sagt:

Was ist der Priester? Ein Mensch, der Gottes Stelle vertritt; ein Mensch, der mit der Macht Gottes ausgestattet ist. „Geht hin”, sagt unser Herr zu den Priestern, „wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Alle Macht ist mir gegeben im Himmel wie auf Erden. Geht hin und lehret alle Völker! Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich.”

Wenn der Priester Sünden vergibt, sagt er nicht: „Gott vergibt dir.” Er sagt: „Ich spreche dich los.”
Der heilige Bernhard betont, dass uns alles durch Maria zuteil wurde. Ebenso kann man sagen, dass alles uns durch den Priester zuteil wird: ja, alles Glück, alle Gnaden, alle himmlischen Gaben.
Wenn es nicht das Sakrament der Priesterweihe gäbe, hätten wir Gott unseren Herrn nicht bei uns. Wer hat ihn dort in diesen Tabernakel getan? Es war der Priester. Wer hat euere Seele ins Leben eingeführt? Der Priester. Wer gibt ihr Nahrung, damit sie Kraft für ihre Pilgerschaft hat? Der Priester. Wer wird sie vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letztenmal im Blute Christi reinigt? Der Priester, immer der Priester … Ihr könnt euch an keine einzige wahre Hilfe Gottes erinnern, ohne dabei dem Bild des Priesters zu begegnen.

Geht ihr bei der heiligen Jungfrau zur Beichte oder bei einem Engel? Geben sie euch die Lossprechung? Nein. Reichen sie euch den Leib und das Blut eures Herrn? Nein. Die heilige Jungfrau kann ihren göttlichen Sohn nicht in die Hostie herabsteigen lassen. Und hättest du zweihundert Engel an deiner Seite, sie könnten deine Sünden nicht von dir nehmen. Ein Priester und sei er noch so schlicht und einfach vermag es. Er kann dir sagen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Gehe hin in Frieden!”
Wenn man die Religion zerstören will, greift man zuerst den Priester an. Denn wo es keinen Priester mehr gibt, gibt es kein heiliges Opfer mehr, und wo es kein heiliges Opfer mehr gibt, stirbt die Religion.
Was ist es doch Großes um einen Priester! Ohne ihn ist Gottes Wohlwollen für uns so nutzlos wie ein Haus voll Gold, wenn es niemand gibt, der es für uns öffnen kann. Ohne den Priester würden Leiden und Tod unseres Herrn für uns verloren sein.

Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu. Wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!

Quelle: Vgl. Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, zusammengestellt von Janine Frossard, Johannes-Verlag Leutersdorf, vierte Auflage 1987, Seite 64-65

Glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde

EvolutionVor 150 Jahren veröffentlichte Charles Darwin sein Buch über die Entstehung der Arten. Damit war die sogenannte “Evolutionstheorie” geboren. Aus diesem Anlass wird 2009 ein “Darwin-Jahr” begangen. Von vielen Medien und Wissenschaftern wird Darwins Evolutionstheorie heute noch hochgejubelt, und seit 150 Jahren wird sie dazu benützt, den katholischen Glauben an Gott als den Schöpfer dieser Welt und an die von Gott gegebene Stellung des Menschen anzugreifen. So konnte man vor kurzem in einer großen deutschen Zeitung lesen:

„Tatsächlich revolutionierte Charles Robert Darwin mit seiner Theorie von der Veränderlichkeit der Arten durch natürliche Auslese unser Weltbild. Wohl kaum ein anderer hat unser Verständnis vom Leben und von der Stellung des Menschen so weitreichend beeinflußt wie dieser Mann … Seit Darwin müssen wir nicht länger glauben, daß ein allmächtiger Gott das Leben auf der Welt erschaffen hat … In der Konsequenz ist auch der Mensch ein – zugegeben ziemlich außergewöhnlicher – Affe (“Die Welt-online” v. 2.1.09).

Bei genauerer Prüfung der Fakten muss man aber feststellen, dass diese Evolutionstheorie, wenn es um die Entstehung des Lebens und der verschiedenen Arten der Lebewesen geht, durch keinen einzigen naturwissenschaftlichen Beweis belegt ist. Mit dem Zufall (alles hat sich nur zufällig entwickelt), mit Selektion (Auslese – der Stärkere setzt sich durch), mit Mutation (zufällige Veränderung des Organismus) lässt sich überhaupt nichts schlüssig erklären. Je mehr aber die Forschung bis in die kleinsten Strukturen und Bausteine des Lebens eindringt, umso mehr offenbart sich in allen Lebewesen ein zielgerichteter, intelligenter Plan, der uns auf Gott als den Schöpfer verweist.

Augustinus: Wenn die Gerechtigkeit beseitigt wird

Der heilige Augustinus (354-430) hat von 413 bis 424 (einer Zeit in der schon schwere Erschütterungen und Krisen spürbar waren, die den Zerfall des großen römischen Reiches ankündigten) eine umfangreiche Abhandlung verfasst mit dem Titel: „Der Gottesstaat“. Darin beschreibt er das Verhältnis der irdischen Staaten und Reiche zum „Gottesstaat“ d.h. zum Reich Gottes und der Kirche, durch die Gott seine Herrschaft in der Welt begonnen hat.

Der Gottesstaat zeigt sich darin, dass die Menschen nach den Geboten Gottes und im Glauben an Christus zu leben suchen. Der irdische Staat ist zwar eine gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht – die staatliche Autorität und Macht ist ja auch von Gott gegeben. Aber die staatliche Macht kann auch missbraucht werden. Der Staat kann zu einem von widergöttlichen Kräften beherrschten Reich des Bösen werden, wenn er Gesetze erlässt, die sich gegen die Gebote Gottes richten. Gerade heute, wenn durch staatliche Gesetzgebung z.B. die große Ungerechtigkeit des Tötens von ungeborenen Kindern erlaubt und die Familie zerstört wird, die Bürger immer mehr versklavt werden, dann müssten wir uns auf das folgende besinnen, das der hl. Augustinus gesagt hat. Er schreibt:

„Wenn die Gerechtigkeit beseitigt worden ist – was sind dann Staaten anderes als große Räuberbanden? Denn was sind Räuberbanden anderes als kleine Staaten? Auch eine Räuberbande ist eine Gruppe von Menschen. Sie wird durch den Befehl eines Anführers gelenkt und durch einen Gesellschaftsvertrag zusammengebunden, und das Erbeutete teilt man nach fester Vereinbarung unter sich auf. Wenn zu diesem üblen Gebilde immer mehr verkommene Menschen hinzukommen, und es so ins Große wächst, so dass es Regionen besetzt, Wohnorte gründet, Städte erobert und Völker niederwirft, dann nimmt dieses Gebilde ohne weiteres den Namen „Staat” an, der diesem Gebilde nunmehr öffentlich gegeben wird. Aber damit ist nicht die Habgier dieser Räuberbande erloschen, sondern sie hat erreicht, dass man sie für ihre Habgier nicht mehr bestrafen kann.

Durchaus geistvoll und der Wahrheit entsprechend war deshalb die Antwort, die einst ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. [Alexander der Große 356 – 323 vor Christus hat durch Eroberungsfeldzüge ein riesiges Reich errichtet, das das heutige Griechenland, die Türkei, Irak und Iran umfasste.]

Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, das Meer unsicher zu machen, antwortete der mit freimütigem Trotz: „Eben das, was dir einfällt: den Erdkreis unsicher zu machen. Aber weil ich es mit einem kleinen Schiff tue, werde ich Räuber genannt, du hingegen, weil du es mit einer großen Flotte tust, Imperator [Herrscher]”.

„Was ist der Sinn deines Lebens?“ – „Rudern!“

Der französische Journalist Andre Frossard erzählt in seinem Buch: „Gott existiert – ich bin ihm begegnet”, über seinen Weg zum Glauben an Gott. Er war ganz atheistisch aufgewachsen, hatte vom katholischen Glauben kaum etwas gehört und kannte nur die üblichen Vorurteile gegen den Glauben an Gott. Aber die Frage eines Freundes, der ein gläubiger Mann war, hat ihn zum Nachdenken gebracht: „Was ist der Sinn deines Lebens?”, fragte ihn einmal sein Freund. Andre Fossard dachte nicht lange nach und sagte: „Rudern!” – weil das damals sein Lieblingssport war. Zu seiner Verblüffung begann aber sein Freund zu lachen und ging dann weg. Das Lachen machte ihm die grenzenlose Dummheit seiner Antwort bewusst. Was wirklich der Sinn des Leben ist, wusste er noch nicht, aber diese Frage und seine dumme Antwort brachten ihn zum Nachdenken. Erst später, nachdem er sich bekehrt hatte, wusste er die Antwort.

Es gibt tausende Berufe und Tätigkeiten, und die Menschen interessieren sich für alle möglichen Dinge. Aber wenn man nachbohrt und fragt: „Wozu ist der Mensch eigentlich da? Zum Autofahren, zum Golfspielen, zum Verkaufen von Schuhen, zur Arbeit mit dem Computer, für die Karriere, zum Geldverdienen oder nur zum Vergnügen?”, lautet die Antwort letztlich immer: „Nein, das kann nicht der Sinn des Lebens sein.”

Alle noch so interessanten Berufe und alle noch so lustigen Vergnügen machen den Menschen nicht wirklich glücklich. Alle diese Freuden vergehen und können den Durst des Menschen nach Glück nicht stillen. Aber was ist dann der Sinn des Lebens? Wozu hat Gott den Menschen erschaffen? Papst Johannes Paul II. hat einmal sehr schön gesagt: „Gott ist Liebe. Der Mensch ist geschaffen nach dem Bild Gottes. Also ist die Liebe der Sinn des Lebens.” Wirklich glücklich und zufrieden ist der Mensch nur, wenn er andere Menschen liebt und sich von anderen geliebt weiß; von Menschen, denn die Liebe eines Tieres ist zu wenig; auch das „liebste” Tier lässt den Menschen einsam und traurig.

Mehr noch: Sogar die Liebe von Menschen ist zu wenig. Ganz erfüllen kann nur Gott selbst das Herz des Menschen. Darum sagt Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten und größten Gebot: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.” (Mk 12,29-31)

Leben im Geist der Gotteskindschaft

Ein Familienvater erzählt, wie ihm das Verhalten seiner kleinen Tochter zum Beispiel für jenes Vertrauen wurde, das wir in unseren Vater im Himmel haben sollten.

Es war vor etlichen Jahren. Eines Nachmittags fuhr ich mir meiner Frau und unseren vier kleinen Kindern zum Einkaufen mit unserem Kleinbus. Endlich hatten wir alles beisammen und rasch waren die Lebensmittel im Auto verstaut – und die Kinder auch. Wir waren schon ein oder zwei Kilometer gefahren, als auf einmal unser Fünfjähriger aus dem Fond des Wagens nach vorne rief: „Mama, Elisabeth ist nicht da!“ Zunächst registrierte ich die Bedeutung dieser Worte nicht, doch dann durchzuckte es mich wie ein Blitz. Wir hatten Elisabeth auf dem Parkplatz vergessen!

Meine Frau und ich starrten uns gegenseitig an, dann legte ich eine unsanfte Bremsung hin und mit einer Geschwindigkeit und einer Panik, die auf dieser Straße sicher nicht erlaubt war, raste ich zurück. Mir schossen die wildesten Bilder und Gedanken durch den Kopf: Elisabeth mit ihren drei Jahren laut schreiend und eine Menschenmenge um sie herum – oder vielleicht wird sie gerade entführt – so etwas liest man doch in der Zeitung – sicher wird sie ein Trauma davontragen – wie sind wir verantwortungslos! – einfach ein Kind vergessen…

Jetzt waren wir schon nahe am Einkaufscenter angelangt, wir suchten mit unseren Blicken den Parkplatz ab. Doch nirgendwo gab es einen Menschenauflauf zu sehen. Alles war ruhig, als wäre nichts geschehen.

Schließlich bleiben unsere Augen an einem kleinen Kind hängen, das in aller Ruhe und Gemütlichkeit auf uns zu spazierte. Es ist Elisabeth!!

Zunächst können wir die Situation nicht einordnen. Warum weint sie nicht? Was ist geschehen? Dann stürzen wir aus dem Auto, laufen auf sie zu mit ausgebreiteten Armen und überglücklich drücken wir sie an uns.

Schließlich fragen wir sie: „Elisabeth, hast du gar keine Angst gehabt?“ Sie antwortet: „Nein, ich habe doch gewusst, dass ihr mich wieder abholen würdet. Da bin ich euch schon mal entgegengegangen.“
Wir waren sprachlos. Ein solches Vertrauen eines kleinen Kindes! Wie wunderbar! Ich erinnerte mich an die Worte Jesu: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder… Dieses Erlebnis hatte mir gezeigt, dass wir von den Kindern einiges lernen können, nicht nur sie von uns. Es hatte mir gezeigt, wie Vertrauen auf den liebenden Gott aussehen kann und auch, dass er uns nie wirklich allein lässt.

Die eine Kirche

Am 29. Juni 2007 hat der Heilige Vater ein Dokument veröffentlicht mit einer Klarstellung zum Gebrauch des Begriffes Kirche. Grundsätzlich hält er fest, dass es nur „eine Kirche“ und nicht mehrere Kirchen gibt, die Christus gegründet hat. Diese eine Kirche existiert seit der Gründung bis jetzt in der katholischen Kirche. Darum kann im eigentlichen Sinn das Wort „Kirche“ nur auf die katholische Kirche angewendet werden, denn sie besitzt alle Heilsgüter, die Sakramente, das Priestertum und die apostolische Sukzession (= ununterbrochene Folge von Bischofsweihen bis zu den Aposteln zurück).

Die orthodoxen Gemeinschaften, die den Heiligen Vater nicht anerkennen, können auch als „Kirchen“ bezeichnet werden, da sie die apostolische Sukzession und die Sakramente bewahrt haben.
Die protestantischen, reformatorischen Gemeinschaften kann man aber nicht als „Kirchen“ bezeichnen, sondern sie werden „kirchliche Gemeinschaften“ genannt, da sie die oben genannten Merkmale nicht bewahrt haben.