Dann geh und handle genauso!

Eines der wichtigen Gleichnisse, die Jesus, der Herr, erzählt hat, ist die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Sie ist die Antwort auf die Frage: „Wer ist mein Nächster?“ Der Gesetzeslehrer wollte sich mit dieser Frage rechtfertigen, da ihm der Anspruch des Gebotes: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ zu radikal erschien.

Das Gleichnis vom Mann der von den Räubern niedergeschlagen wird, und der erst Hilfe durch einen Samariter findet, nachdem ein Priester und ein Levit an ihm gleichgültig vorbeigegangen waren, ist nicht bloß ein Anweisungen für unser Verhalten gegenüber den Schwächsten und Leidenden, sondern es gibt uns zuerst ein wunderbares Bild dafür, was Gott selbst an uns getan hat.

Der Mann, der am Wegrand liegt, ist der Mensch, das sind wir. Durch die List des Teufels sind wir in Sünde gefallen, wurden niedergeschlagen und ausgeplündert und können uns nicht aus eigener Kraft erheben.

Der barmherzige Samariter, der sich dem Halbtoten zuneigt, ist Jesus Christus, der Sohn Gottes selbst. Sein Mitleid mit uns Menschen hat ihn auf die Erde geführt. Er ist gekommen, um zu heilen, was durch die Sünde im Menschen verwundet ist.

Und was tut er? Er gießt Wein und Öl auf die Wunden. Der Wein ist das Zeichen für das Opfer Christi, das Blut, das zur Vergebung der Sünden vergossen hat. Und das Öl bedeutet die Salbung des Heiligen Geistes, die uns zu Kindern Gottes macht. Mit „Wein“ und „Öl“ heilt der Herr die Wunden der Seele.
Noch etwas anderes tut Christus mit uns Menschen. Er bringt uns in die „Herberge“, d.h. in die Kirche. Sie ist das „Sanatorium“ die „Heilanstalt“, in der Christus für uns sorgt bis zur gänzlichen Heilung von unseren Verwundungen .

Das Gleichnis gibt uns ein wunderbares Bild des Erbarmen Gottes. Doch nun ergeht der Aufruf an uns: „Geh, und handle genauso!“ oder wie Jesus an anderer Stelle sagt: „Wie ich euch geliebt habt, so sollt auch ihr einander lieben.“ Ganz unmittelbar stehen auch wir vor der Frage: Wer ist mein Nächster, an dem ich diese heilende, helfende Liebe weiterschenken soll?

Es stellt sich immer die Frage, wie wir mit den Schwächen und Fehlern, mit den Verwundungen, Sorgen und Nöten unserer unmittelbaren Mitmenschen umgehen. Und da wird es vor allem uns Güte, Freundlichkeit und Geduld sein, die persönliche Opferbereitschaft und die dienende Liebe, die wie Öl und Wein auf die Wunden unserer Mitmenschen sind. „Die Liebe deckt viele Sünden zu“, sagt der heilige Paulus.
Viele Menschen, denen wir heute begegnen, mit denen wir zu tun haben, liegen geistlich gesehen sozusagen halbtot am Wegrand, fern vom Glauben, fern von der Kirche und von den Geboten Gottes, oft sind sie sogar bewusstlos, d.h. sie wissen gar nicht in welchen Zustand sie vor Gott sind. Und nur zu leicht sind wir versucht, daran vorbeizugehen und so zu handeln, wie es Maria von Ebner-Eschenbach einmal beschrieben hat: „Man kann nicht allen helfen, sagt der Engherzige und hilft keinem.“

Der Herr lädt uns ein, wie der barmherzige Samariter, d.h. wie er selbst zu sein: „Geh und handle genauso!“

Der Heilige Geist – Seele meiner Seele

Bei unserer Taufe und Firmung haben wir den Heiligen Geist empfangen. Er macht uns zu Christen. Er ist sozusagen „die Seele unsere Seele“ und bewirkt, dass wir christlich glauben, hoffen und lieben können, dass wir die Gesinnung Christi haben, so wie Jesus denken, fühlen und handeln.

Wer sich vom Heiligen Geist leiten lässt, wer auf seine Stimme im Herzen hört, der bringt – wie der hl. Paulus sagt – die Früchte des Heiligen Geistes hervor: nämlich Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; er wird zu einem „herzensguten“ „seelenguten“ Menschen, zu einem Heiligen.

Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass wir diese unsere innerste Seele, den Heiligen Geist der Liebe und der Wahrheit, durch unsere Sünden vertreiben. Dann bringt der Mensch ganz andere Früchte hervor: nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr.

Was ein Mensch „ohne Seele“ ist, hat einmal der Schriftsteller Karl Wittlinger in eine Parabel anschaulich gezeigt. Sie wurde vom Regisseur Rainer Erler unter dem Titel „Seelenwanderung“ 1962 verfilmt.

Es ist die Geschichte von zwei armen Schluckern, Bum und Axel, die als Gelegenheitsarbeiter nach dem Krieg nicht so recht Anschluss an die neue Wirtschaftswunderzeit finden.

In einer Kneipe reden sie über ihre miese Lage. „Die Seele ist an allem schuld“, klagt Bum seinem Freund, schon etwas angetrunken. Damit er mit seinem „Verstand“, den er besitzt, hochkommen könne, müsste er seine „Seele“ loswerden. Axel macht Bum halb scherzhaft, halb ernst den Vorschlag, er solle doch einfach seine gute Seele in einen Schuhkarton hineindenken und verpfänden. Gesagt – getan! In der Pfandleihe bekommt Axel fünf Mark für die Schachtel, er gibt sie Bum, der sich nun ganz verändert hat, und mit diesem Startkapital beginnt Bum einen rasanten, aber völlig „seelenlosen“ Aufstieg vom Schrotthändler zum großen Tier mit öffentlichem Ansehen. Er handelt skrupel- und rücksichtslos, denkt nur noch an Gewinn und Erfolg und führt ein ausschweifendes Leben. Der Mensch zählt bei ihm nichts mehr. Ohne „Seele“ ist ihm das alles möglich.

Bum stirbt dann an einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod steht er aber vor einem Problem, er kann nicht ins Jenseits, denn es fehlt ihm seine Seele. Er sucht als Geist seinen früheren Freund Axel auf und überredet ihn, den Schuhkarton mit der Seele zu suchen. Axel kann ihn im letzten Moment auf einem Abfallhaufen finden. Wohin im Jenseits Bum mit einer so vernachlässigten Seele geht, das wird offen gelassen.

„Die Liebe Gotte ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ Diese Liebe des Heiligen Geistes macht den Menschen erst zum Menschen und beseelt seine Seele. Ohne den Heiligen Geist sind wir in Gefahr, „seelenlose Unmenschen“ zu werden.

Durch seine Wunden sind wir geheilt!

Gedanken zum Evangelium vom 2. Sonntag der Osterzeit

Am Weißen Sonntag hören wir in der heiligen Messe immer das Evangelium vom „ungläubigen Thomas“. Der Apostel Thomas war nicht dabei, als der auferstandene Herr den Aposteln zum ersten Mal erschien. Als sie ihm von der Auferstehung erzählten, wollte er nicht glauben, sondern er verlangte nach einem Beweis. Thomas wollte etwas Besonderes sehen und sogar berühren, nämlich die Wunden Jesu, jene Wunden, die vom Kreuz her stammen. Und warum dies?

Der Apostel Thomas war zutiefst erschüttert über den Tod Jesu: Sein Herz war verletzt. Er hatte auf Jesus seine Hoffnung gesetzt; er hatte alles verlassen, war ihm nachgefolgt, und jetzt mit der Kreuzigung Jesu schien alles umsonst gewesen zu sein. Aber er sah auch die eigene Treulosigkeit. Denn er war auch davongelaufen, hatte Jesus nicht verteidigt. Er fühlte sich mitschuldig an den Wunden, die die Sünden der Menschen, die Grausamkeit, die Ablehnung Jesu geschlagen haben.
Darum konnte er nicht glauben, dass ein Mensch, der wie Jesus so verletzt worden war, doch leben, lieben und verzeihen konnte; darum wollte er die Wunden Jesu sehen.

Auch in unserem Herzen, in unserer Seele kann es Wunden geben, die uns zugefügt wurden, oder die wir uns auch durch eigene Schuld zugefügt haben. Es kann sein, dass wir unter der Lieblosigkeit leiden, die wir von Kindheit an erfahre haben, es können Beleidigungen und Ungerechtigkeiten sein, Ablehnung, Gleichgültigkeit, Erniedrigung und anderes mehr, das uns verwundet und niederdrückt. Wir können auch nicht recht glauben, dass es aus diesem Zustand eine Auferstehung geben kann.

Jesus der Auferstandene Herr gab Thomas den Beweis. Er zeigte ihm seine Wunden und Thomas bekannte ihn als seinen Herrn und Gott, er glaubte nun an Jesus, und dieser Glaube hat seine Wunden geheilt. Mit seinem auferstanden Leib, der diese Wunden noch trägt, gibt uns Jesus den Beweis, dass die Bosheit der Menschen ihn nicht vernichten konnte; seine barmherzige und verzeihende Liebe war stärker. Am Leib des Auferstandenen Herrn wird sichtbar: er ist verwundet, aber diese Wunden sind verklärt, sie sind ein Zeichen des Sieges der Liebe über die Ungerechtigkeit, den Hass, die Sünde und den Tod.

„Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5). Wer an den auferstandenen Herrn glaubt, dessen verwundetes Herz wird geheilt; nicht so, dass man nichts mehr von den Wunden sieht, sondern sie werden verklärt durch die Liebe Christi, sie können uns nicht mehr schaden, sie werden uns vielmehr zum Segen.

Nicht loskaufen, sondern aufopfern

Am 2. Februar feiern wir das Fest der Darstellung des Herrn  oder „Maria Lichtmess“, wie es auch genannt wird. Es erinnert uns an jene Begebenheit, dass Maria und Josef das Jesuskind in den Tempel gebracht haben, um es Gott zu weihen. „Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.“ Im Tempel begegnen sie dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna, die Jesus als den verheißenen Messias erkennen.

Mit dieser „Aufopferung“ ihres Kindes hat Maria etwas Besonderes getan: Nach dem Gesetz des Mose war es zwar vorgeschrieben, dass die Mutter für sich und ihr Kind ein  Reinigungsopfer darbringen sollte; für die armen Leute waren dies zwei Tauben. Zugleich war auch vorgeschrieben der „Loskauf“ des Erstgeborenen. Denn jeder Erstgeborene war nach dem alten Gesetz schon durch die Geburt Eigentum Gottes und ihm geweiht. Die Eltern mussten mit einem Opfer an den Tempel das Kind sozusagen von Gott loskaufen, damit es ihnen gehörte.

Mit diesem Gesetz wollte Gott die Menschen daran erinnern, dass jedes Kind ein Geschenk von ihm ist, jeder Mensch ist Gottes Eigentum, alles Leben kommt von ihm durch seinen Segen. Weder im Alten Testament noch in der späteren jüdischen Literatur ist uns aber eine Vorschrift oder nur ein frommer Brauch bezeugt, dass der Erstgeborene im Tempel Gott geweiht werden sollte.

Aber genau hier hat Maria etwas ganz Neues getan. Sie hat Jesus nicht von Gott losgekauft, damit sie es für sich haben darf, sondern sie hat ihr Kind, ihr Liebstes, das ja schon Gott gehörte, noch einmal ausdrücklich Gott geschenkt, ihm geweiht.

Maria hat damit jene „Auf­opferung“ Jesus Christi begonnen, die dann auch die Kirche einmal im heiligen Messopfer vollziehen wird. Denn auch hier bringen wir dem himmlischen Vater Jesus Christus dar, der sein Leben für unsere Erlösung und zur Verherrlichung Gottes hingegeben hat.

Maria lehrt uns also jene Opfergesinnung der Liebe, mit der wir uns mit Jesus verbinden und nicht mehr für uns selber, sondern für Gott leben.

Wir suchen nicht mehr, uns durch ein Opfer von Gott „loszukaufen“, sozusagen in der Haltung: Ich tue einige Dinge für Gott, damit ich dann meine Ruhe vor ihm habe, und für mich selber leben kann. Sondern unser ganzes Leben soll dem Herrn übergeben sein. Und gerade das Liebste, aber auch alles was Kreuz und Leiden ist, das opfern wir ihm auf; wir verbinden es mit Jesus mit seinem Leiden mit seinem Opfer und bringen es zu unserem Vater im Himmel.

Der heilige Paulus erinnert uns daran, dass die Liebe das größte ist. Wir können großartige Leistungen im Leben vollbringen, aber wenn wir diese aufopfernde Liebe nicht haben, die wir Jesus und seine Mutter Maria sehen, dann hat alles vor Gott keinen Wert. Durch den Geist der Liebe Christ bekommt all unser Tun Ewigkeitswert.

Selig sind die, die der Herr wach findet, wenn er kommt

Das Ende des Kirchenjahres und der Advent erinnern uns an die Wiederkunft Christi am Ende der Zeit. Diese Weltzeit und unsere Lebenszeit sind für uns geistliche gesehen wie eine Nacht, in der wir vielen Gefahren ausgesetzt sind: Wir sind in Gefahr, dass unser Denken sich verfinstert und verwirrt wird. Viele Menschen leben auch im Schlaf der Gleichgültigkeit gegenüber Gott, sie sehen nur dieses Leben und diese Welt, so als ob es Gott und das ewige Leben nicht gäbe.

Jesus hat gesagt, dass er kommen werde zu einer Stunde, in der wir es nicht erwarten. Wie schnell diese Stunde kommen kann, ist vielleicht vielen wieder durch den plötzlichen Tod von Jörg Haider bewusst geworden. Von einem Moment zum anderen kann man plötzlich vor dem Richterstuhl Gottes stehen.

Darum mahnt uns Jesus eindringlich zur Wachsamkeit. „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt.“

Wie aber sollen wir diese Wachsamkeit verstehen? Ich möchte dies an einem Beispiel erläutern: Ich war einmal bei einer jungen Familie zum Taufgespräch. Die Eltern, Taufpaten und Freunde waren da. Ihre größte Freude war das erste Kind, das ihnen nun geschenkt war. Während wir uns unterhielten, schlief das Kind im Nebenraum. Wir waren eifrig ins Gespräch vertieft, die Mutter des Kindes erzählte etwas, da unterbrach sie plötzlich ihre Rede, entschuldigt sich und sagte sie müsse zum Kind. Wir wunderten uns zuerst, aber dann war es sofort klar. Uns war nichts aufgefallen, aber sie hatte das Kind weinen gehört. Und warum? Weil ihr Herz, ihre Liebe, ihre innere Aufmerksamkeit trotz aller äußeren Ablenkung immer ganz bei ihrem Kind war. Genau diese Haltung ist die Wachsamkeit.

Wachsam sein im Sinne des Herrn heißt, ein zartes, empfindsames Herz für die Anrufe Gottes zu haben. Wir könne seine Stimme hören in den Aufgaben und Begegnungen eines jeden Tages, vor allem in den Mitmenschen, die unsere Aufmerksamkeit Liebe und Zuneigung brauchen. Und wie diese Mutter voll Eifer und Liebe war, um die Wünsche ihres Kindes zu erfüllen, so ist der wachsame Christ bestrebt, auf den Willen Gottes zu hören und ihn zu erfüllen.

Jesus hat im Zusammenhang mit der Wachsamkeit vom klugen und treuen Knecht gesprochen, der den Seinen zur rechte Zeit das gibt, was sie brauchen. Jene, die die barmherzige, tätige Liebe üben gegen ihre Mitmenschen, die werden sich über das Kommen des Herrn freuen.

Und andererseits spricht Jesus von dem Knecht, der seine Mitmenschen misshandelt, sie schlägt und nur „Trinkern Gelage hält“ d.h. nur das Vergnügen im Kopf hat. Für jene wird das Kommen des Herrn ein „böses Erwachen“ sein.

Ich habe den Herrn gesehen

In der Heiligen Schrift wird uns berichtet, dass es den Aposteln am Anfang schwer gefallen ist, die Botschaft von der Auferstehung zu glauben. Zu sehr waren sie geprägt vom Karfreitag. Sie konnten nicht begreifen, dass das Leiden des Herrn der Weg zur Auferstehung war, wie er es ihnen dreimal vorausgesagt hatte.

Wie den Jüngern ergeht es oft auch uns. Wir tun uns schwer, in inneren und äußeren Prüfungen, in Schwierigkeiten, Kreuz und Leiden, d.h. wenn Gott in irgendeiner Form einen Karfreitag über uns kommen lässt, diesen festen Glauben aufzubringen, dass wir mit Jesus durch unser Kreuz zu einer geistlichen Auferstehung und zur ewigen Herrlichkeit gelangen werden.

Von Maria Magdalena aber, die auch in tiefer Trauer über den Tod Jesu war, wird uns berichtet, dass sie die erste war, die dem auferstandenen Herrn begegnen und zum Glauben an seine Auferstehung kommen durfte. An ihr können wir ablesen, welchen Weg wir gehen müssen, damit wir aus einem Karfreitag zum Osterfest gelangen und den auferstandenen Herrn erfahren könne.

1) Das erste ist: Maria Magdalena machte sich auf den Weg, um Jesus zu suchen. Sie hat sich von ihrer Sehnsucht nach Christus leiten lassen, obwohl sie nicht hoffen konnte, Jesus lebend im Grab zu finden. Für uns ist wichtig, dass wir uns gerade in den Leiden aufmachen, um Christus zu suchen, dass wir uns nicht auf uns selbst zurückziehen, sondern herausgehen aus dem Trauerhaus; dass wir nicht im Selbstmitleid stecken bleiben, sondern z.B. die Kirche besuchen, hl. Messe mitfeiern, beten, beichten, d.h. den Ort aufsuchen, von denen wir wissen, dass er dort gegenwärtig ist, auch wenn wir den Trost seiner lebendigen Gegenwart nicht erfahren.

2) Ein Zweites ist wichtig: Maria Magdalena hat Jesus nicht gleich gefunden, aber sie wartet geduldig. Maria erhält die Gnade, dem Herrn zu begegnen, weil sie beharrlich an dem Ort blieb, an dem sie Jesus zuletzt gesehen hatte.

Diese Geduld und Beharrlichkeit ist sehr wichtig. Gott lässt uns zuweilen warten mit seiner Hilfe, damit die Sehnsucht nach ihm größer wird. Wir möchten meist nur eine rasche Erleichterung des Leidens haben und sind gar nicht so sehr an ihm persönlich interessiert. Und oft ist es so: wenn Gott den Menschen geholfen hat, dann vergessen sie ihn bald wieder. Wenn Gott uns warten lässt und wir durchhalten, so wird auch die Freude an ihm umso größer sein.

3) Und dann zeigt sich ein Drittes: Der Herr kam von hinten an Maria Magdalena heran, ohne dass sie es merkt. Sie erkennt ihn nicht gleich. Sie hält ihn für den Gärtner, der ihr Christus weggenommen hat. Gottes Hilfe und Gnade kommt oft von einer Seite, von der wir es nicht erwartet. Wir klagen oft über die Dinge, Situationen, Schwierigkeiten und Menschen von denen wir annehmen, dass sie uns die Freude genommen haben. Wir halten sie für den „Gärtner“, der uns Christus weggenommen hat. Aber genau dahinter ist Gott verborgen, wir erkennen ihn nur noch nicht.

4) Das Wunderbare ist nun, wie sich der Herr Maria zu erkennen gibt. Er spricht sie beim Namen an. Jesus ist der gute Hirt ist, der seine Schafe kennt und einzeln beim Namen ruft. Wenn sie auf seine Stimme hören, werden sie ihn innerliche schauen mit den Augen des Glaubens. Das ist die beglückende Gnade, die sich nach allem Durchhalten im Leiden einstellt. „Christus lebt, ich habe ihn gesehen!“ Diese Gewissheit des Glaubens ändert unser Leben.

Wenn wir uns immer wieder bemühen, von dieser Art der Liebe zu Gott erfüllt zu sein, wie wir sie bei Maria Magdalena sehen, dann wird uns der Herr auch anspreche, und uns die geistliche Freude seiner Gegenwart schenken.

Geh und sündige von jetzt an nicht mehr

Gedanken zur Fastenzeit als eine Zeit der Umkehr und Buße

In der Fastenzeit ergeht an uns wieder der Ruf zur Bekehrung der Herzen. Jesus hat zu Beginn seines öffentlichen Wirkens verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Himmelreich ist nahe, kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Aber wie wir aus unserer Erfahrung wissen, ist es mit der Umkehr und Änderung unseres Lebens gar nicht so einfach. Wir nehmen uns oft gute Vorsätze, doch der Wille zur Tat ist dann zu schwach, und es bleibt alles beim Alten. Wir machen es oft so, wie der kleine Jakob, von dem ein gläubiger Familienvater einmal berichtet hat:

„Als unser Sohn Jakob knapp zwei Jahre alt war, verfügte er bereits über einen bemerkenswerten Wortschatz und ein untrügliches Gespür dafür, wie er seine Worte einsetzen konnte, um seine Welt zu ordnen. Wenn er etwas falsch gemacht, z.B. seine Tasse durchs Zimmer geworfen hatte, forderten meine Frau oder ich ihn auf, sie wieder aufzuheben. Dann fragten wir: ‚Und was sagt man, Jakob?‘ ‚Tut mir leid‘, antwortete er jedesmal, und wir waren erfreut darüber, dass unser Sohn so gute Manieren hatte. Dann stellte ich eines Tages fest, dass die bereitwillige Reue, die er zeigte, auch eine Kehrseite hatte. Sobald Jacob laufen konnte, faszinierten ihn die Steckdosen in unserer Wohnung. Wir sagten ihm immer wieder, dass er sie nicht anfassen sollte, aber er lachte mich an und sagte: ‚Tut mir leid, Papa.‘ Es tat ihm gar nicht wirklich leid. Er versuchte es erneut, und schließlich, nach dem dritten Mal, sagte ich zu ihm: ‚Jakob, es ist schön, dass du sagst, es tut mir leid, aber ich will, dass du damit aufhörst.‘ In diesem Moment, als ich diese Worte aussprach, trafen sie mich selbst. Wir machen es ja mit Gott genauso, wie Jakob es mit uns macht. Wir sagen zu Gott: ‚Es tut mir leid‘, aber dann machen wir weiter wie bisher.“

Der Herr kommt allen mit seiner barmherzigen Liebe entgegen, die ihre Verfehlungen bereuen und sie in der Beichte bekennen. Jesus verurteilt uns nicht. Aber er möchte von uns, dass wir alles tun, um die Sünden, die er uns vergeben hat, auch zu meiden. Zur Ehebrecherin, die man vor Jesus geschleppt hatte, sagt Jesus: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Das „Heimweh“ der Armen Seelen nach Gott

Gedanken zum Fest Allerheiligen Allerseelen

Jedes Jahr erinnert uns die Kirche mit dem Fest Allerheiligen an die Gemeinschaft der Heiligen. Dazu gehören auch die Armen Seelen im Fegefeuer, die ja früher oder später nach ihrer Läuterung zu den Heiligen im Himmel gehören werden. Es ist wichtig, dass wir uns die Glaubenslehre über die jenseitige Läuterung vor Augen halten. Im Kathechismus steht: „Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt,
aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.

Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium, d.h. Fegefeuer. … Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen“ (KKK 1030f).

Worin besteht diese Läuterung? Die armen Seelen erleiden vor allem einen Schmerz der Sehnsucht nach Gott. Sie haben zwar die Sicherheit, dass sie einmal ganz mit Gott in Liebe vereint sein können.
Aber sie erkennen auch, dass sie zur Vereinigung mit Gott noch nicht fähig sind. Es mangelt ihnen noch die Fülle der Liebe. Ihre Seele ist durch die Folgen der früheren Sünden (die zwar vergeben sind) noch so beeinträchtigt, dass sie sich nicht ganz mit Gott vereinigen kann. Ihre Gottesliebe ist noch zu „kalt“. Sie muss noch durch das „Feuer der Sehnsucht“ erwärmt werden.

Oder man könnte auch einen anderen Vergleich verwenden. Das Leiden der Armen Seelen ist wie das „Heimweh“, das für manche einen großen seelischen Schmerz bedeutet, der fast nicht zu lindern ist, solange sie fern von zu Hause sind. Die Seelen im Fegefeuer werden durch dieses „Heimweh nach Gott“ geläutert, damit ihre Freude an Gott vollkommen wird. Die Verstorbenen müssen in der Liebe Christi, durch sein Opfer am Kreuz, vollendet werden. Wir können ihnen diese Erlöserliebe Christi zuwenden, durch unser Gebet, durch die Aufopferung der heiligen Messe, durch persönliche Opfer und durch die Ablässe, die uns die Kirche gewährt. Vergessen wir die Armen Seelen nicht! Sie warten auf unsere Hilfe.

Fest der drei Erzengel: Gabriel, Raphael und Michael

Darstellung des Heiligen Erzengels Michael von Hans Memling (1497). Die heiligen Engel sind unsere mächtigen Helfer und Beschützer vor den Angriffen des Teufels. Am 29. 9. ist das Fest der drei Erzengel. Bitten wir sie um ihre Hilfe.

Heiliger Erzengel Michael,

verteidige uns im Kampfe. Gegen die Bosheit und die Nachstellung des Teufels sei unser Schutz! Gott gebiete ihm, so bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stoße den Satan und die anderen bösen Geister, die in der Welt umhergehen, um die Seelen zu verderben, durch die Kraft Gottes in die Hölle. Amen.

Im Übermaß der Barmherzigkeit meines Herzens

Herz-Jesu-Monat: Verheißungen Jesu an Magareta Maria Alacoque.

Die Feier der Herz-Jesu- Freitage und auch das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu am 3. Freitag nach Pfingsten haben ihren Ursprung in den Offenbarungen des Herzens Jesu an die hl. Magareta Maria Alacoque in Paray-le Monial in Frankreich. Jesus hat ihr in den Jahren 1673-75 durch Visionen die Liebe seines Herzens geoffenbart, ihr den Auftrag zur Einführung der Herz-Jesu-Verehrung gegeben und damit viele Verheißungen verbunden. Diese Verheißungen haben auch heute noch ihre Gültigkeit und gehen bei jenen in Erfüllung, die die Feier der Herz-Jesu-Freitage einhalten. Ein Beispiel: Es war in den 90-ger Jahren. In Innsbruck in der Innenstadt war am Vormittag eine ältere Frau auf dem Gehsteig zusammengebrochen. Von den Leuten, die herbeieilten, wurde die Rettung gerufen und erste Hilfe geleistet. Aber jede Hilfe kam zu spät. Sie war auf der Stelle tot. Wer war diese Frau? Sie war eine eifrige Herz-Jesu- Verehrerin; und der Tag an dem sie starb, war ein Herz-Jesu- Freitag. Sie hatte gerade eine Stunde vorher, wie sie es an jedem Herz-Jesu-Freitag getan hatte, gebeichtet und bei der Messe die hl. Kommunion empfangen. In dieser Weise vorbereit hat sie der Herr zu sich gerufen. Er hat jene Verheißung erfüllt, die wir weiter unten im Punkt 12 lesen können.

Die hl. Magareta Maria wurde 1647 in Burgund geboren und trat 1671 in den Orden der Heimsuchung zu ParayleMonial ein. In vielen Visionen erhielt sie von Jesus den Auftrag, die HerzJesuVerehrung durch die Einführung des Herz-Jesu- Freitags und des Herz-Jesu-Festes zu fördern. Margareta Maria starb am 16. Oktober 1690 zu Paray le Monial und fand dort auch ihr Grab. Ihr Körper ist bis auf den heutigen Tag unverwest.

Als sie einmal vor dem Tabernakel betete, erschien ihr Jesus und zeigte ihr seine durchbohrte Seite und sein mit Dornen umwundenes göttliches Herz. Für alle, die sein Heiligstes Herz im Geist der Liebe und Sühne verehren, hat der Herr 12 Verheißungen gegeben:

1. Ich werde ihnen alle in ihrem Stande notwendigen Gnaden geben.
2. Ich werde ihren Familien den Frieden schenken.
3. Ich werde sie in allen ihren Leiden trösten.
4. Ich werde ihre sichere Zufluchtsstätte während ihres Lebens und besonders im Tode sein.
5. Ich werde überreichen Segen über alle ihre Unternehmungen ausgießen.
6. Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und das unendliche Meer der Barmherzigkeit finden.
7. Die lauen Seelen werden eifrig werden.
8. Die eifrigen Seelen werden schnell zu großer Vollkommenheit gelangen.
9. Ich werde die Wohnungen segnen, in welchen das Bild meines Heiligsten Herzens aufgestellt und verehrt wird.
10. Den Priestern will ich die Gabe verleihen, auch die verhärtetsten Herzen zu rühren.
11. Die Namen aller, welche diese Andacht verbreiten, sollen in meinem Herzen eingeschrieben sein.
12. Im Übermaß der Barmherzigkeit meines Herzens verspreche ich dir, dass meine allmächtige Liebe allen, die an den ersten Freitagen neun Monate nacheinander würdig (im Stande der heiligmachenden Gnade) die hl. Kommunion empfangen, die Gnade eines bußfertigen Endes gewährt wird, so dass sie nicht ohne Empfang der heiligen Sakramente sterben werden; mein Herz wird in dieser letzten Stunde ihre sichere Zuflucht sein (dies ist die sog. “Große Verheißung”).