Was ist ein Diakon?

Das Sakrament der Weihe gliedert sich in drei Stufen. Mit der Bischofsweihe wird die Fülle der Weihe übertragen. Dem voraus geht die Weihestufe des Priestertums. Die unterste Stufe ist die Diakonenweihe. Das Sakrament der Weihe, sei es Diakonen-, Priester- oder Bischofsweihe kann nur Männern übertragen werden, da die Weihe eine ganz besondere Gleichgestaltung mit Christus bedeutet und da der Herr nur Männer als Apostel auserwählt hat. Alle, die dieses Sakrament der Weihe empfangen, bilden zusammen die Hierarchie der Kirche.

Die Diakone werden durch die Weihe Christus gleichgestaltet, der zum “Diener” das heißt zum “Diakon” aller geworden ist. Aufgabe der Diakone ist es unter anderem, dem Bischof und den Priestern bei der Feier der Eucharistie zu helfen, in der hl. Messe das Evangelium zu verkünden und zu predigen, die heilige Kommunion zu spenden. Er darf der Eheschließung assistieren und das Brautpaar segnen, die Taufe spenden, Begräbnissen vorstehen und soll sich verschiedenen karitativen Diensten widmen. Krankensalbung und Beichte bleiben aber immer dem Priester vorbehalten.

Bis zum II. Vat. Konzil hat es den Diakonat nur als Vorbereitung auf die Priesterweihe gegeben. Nach dem Konzil hat die lateinische Kirche den Diakonat als eigene und beständige Stufe der Hierarchie wiederhergestellt. Die Ostkirchen hatten stets an ihm festgehalten. Dieser ständige Diakonat, der auch verheirateten Männern übertragen werden kann, ist für die Sendung der Kirche eine wichtige Bereicherung.

Keine Auge hat es gesehen

Mit dem Fest der Aufnahme Marias in den Himmel am 15. August feiert die Kirche gleichsam ein Erntefest. Gott hat die schönste Frucht, die auf dem Acker seines Reiches gereift ist, schon ganz in die Scheune des Himmels gebracht und sie über alle Geschöpfe verherrlicht. “Wenn schon kein menschlicher Verstand, die unermessliche Herrlichkeit zu fassen vermag, die nach den Worten des hl. Paulus Gott denen im Himmel bereitet, die ihn auf Erden lieben, wer wird dann imstande sein, zu begreifen, welche Herrlichkeit seiner Mutter bereitet ist, die ihn auf Erden mehr geliebt hat als alle Menschen.” Dieser Gedanke des der hl. Bernhard von Clairvaux hat wohl das Erkennen vieler gläubiger Menschen und Lehrer der Kirche geleitet, wenn sie Maria betrachtet haben.

Für ihre leibliche Aufnahme in den Himmel gibt es zwar kein direktes biblisches Zeugnis. Auch über den Ort und Zeit ihres Heimgangs gibt es unterschiedliche Traditionen. Aber das ändert nichts daran, dass die Wahrheit von ihrer leiblichen Himmelfahrt schon immer in der Kirche geglaubt und gelehrt wurde. Das Fest Maria Himmelfahrt ist nicht nur das höchste und vornehmste, sondern auch das zeitlich erste und älteste Marienfest der Kirche. Es war aber erst unserer Zeit vorbehalten, diesen Glauben in feierlicher Form zu definieren. 1950 hat Papst Pius XII diese Lehre unwiderruflich verkündet: “Es ist eine von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit, dass die unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist.”

Gott stellt uns Maria als Beweis vor Augen, dass er seine Verheißungen erfüllt: “Wenn der Geist dessen in uns wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er auch unseren sterblichen Leib einmal lebendig machen, durch den Geist, der in uns wohnt” (Röm 8,11). An Maria ist schon geschehen, was wir noch erwarten. Sie wird uns helfen, nach dem Großen zu streben, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.

Petersdom über dem Petrusgrab – ein Sinnbild für die Verheißung Jesu

Ein bemerkenswertes Sinnbild für die Verheißung Jesu, dass er seine Kirche auf Petrus, dem Felsen, bauen wird, ist der Petersdom in Rom. Der heilige Apostel Petrus erlitt im Jahre 64 unter Kaiser Nero das Martyrium. Er wurde mit anderen Christen im Circus des Kaligula und des Nero, der sich auf dem heutigen Petersplatz befand, gekreuzigt und im Friedhof, der neben dem Circus am Abhang des Vatikanhügels lag, in einem einfachen Erdgrab bestatte. Von Anfang an war das Grab das Ziel vieler Pilger.

Zu Beginn des vierten Jahrhunderts ließ Kaiser Konstantin über dem Grab eine große Basilika errichten. Schließlich wurde vom 15. bis zum 17. Jhd. der Petersdom gebaut, wie wir ihn heute kennen, mit der von Michelangelo entworfenen Kuppel, die sich direkt über dem Apostelgrab erhebt. Papst Pius der XII. ließ in den 40-ger und 50-ger Jahren archäologische Ausgrabungen vornehmen, die wissenschaftlich die Tradition des Petrusgrabes bestätigten.

Eine Führung durch diese Ausgrabungen mit abschließendem Gebet des Glaubensbekenntnis direkt vor dem Erdgrab ist für Rompilger oft eines der schönsten Erlebnisse, die den Glauben stärken, den schon Petrus vor Jesus bekannte: “Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes” (Mt 16,16).

Kirche – auf dem Felsen gebaut

29. Juni: Fest Peter und Paul – Gedanken zum Petrusamt

Wir sind es gewohnt, den Papst als die Spitze der der Kirche zu betrachten. Aber nach dem Wort Jesu ist das Petrusamt das Fundament, auf dem die ganze Kirche auferbaut wird. Der Glaube des Petrus ist unser feste Grund. Die Kirche ist nicht auf Sand gebaut und sie ist auch keine Sandburg, die von den Strömungen der Zeit weggespült werden könnte. Die Geschichte der Kirche beweist uns, dass der Herr treu ist und uns auch mit Benedikt XVI. einen Felsen geschenkt hat, auf den wir bauen können. Unser Heiliger Vater, Benedikt XVI. hat in einer Predigt, die er bei der Inbesitznahme der Kathedra (des Bischofssitzes und Lehrstuhles) von Rom in der Lateranbasilika gehalten hat, die Bedeutung seines Petrusamtes sehr treffend erklärt. Hier einige wichtige Abschnitte aus seiner Predigt:

1) Dem Nachfolger Petri obliegt eine besondere Aufgabe. Es war Petrus, der als erster im Namen der Apostel das Glaubensbekenntnis ausgesprochen hat: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes« (Mt 16,16). Das ist die Aufgabe aller Nachfolger des Petrus: Führer zu sein im Bekenntnis des Glaubens an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Die Kathedra von Rom ist vor allem Kathedra dieses Glaubensbekenntnisses. Der Bischof von Rom ist dazu verpflichtet, von dieser Kathedra herab ständig zu wiederholen: »Dominus Iesus« – »Jesus ist der Herr«, wie Paulus in seinen Briefen an die Römer (10,9) und an die Korinther (1 Kor 12,3) schrieb.

2) Wer die Kathedra Petri in Besitz genommen hat, muß sich der Worte erinnern, die der Herr beim Letzten Abendmahl zu Petrus gesagt hat: »…und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder« (Lk 22,32). Der Träger des Petrusamtes muß sich bewußt sein, daß er ein zerbrechlicher und schwacher Mensch ist – wie seine eigenen Kräfte zerbrechlich und schwach sind –, der ständiger Läuterung und Umkehr bedarf. Aber er darf sich auch dessen bewußt sein, daß er vom Herrn die Kraft erhält, seine Brüder im Glauben zu stärken und sie vereint zu halten im Bekenntnis zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

3) Der Bischof von Rom sitzt auf seiner Kathedra, um von Christus Zeugnis zu geben. Daher ist die Kathedra das Symbol der »potestas docendi«, jener Lehrvollmacht, die wesentlich zur Aufgabe des Bindens und Lösens gehört, die vom Herrn dem Petrus und nach ihm den Zwölf aufgetragen worden ist.
Diese Lehrvollmacht erschreckt viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche. Sie fragen sich, ob sie nicht die Gewissensfreiheit bedrohe, ob sie nicht eine Anmaßung darstelle, die im Gegensatz zur Meinungsfreiheit steht. Dem ist aber nicht so. Die von Christus dem Petrus und seinen Nachfolgern übertragene Macht ist, absolut verstanden, ein Auftrag zum Dienen. Die Lehrvollmacht in der Kirche schließt eine Verpflichtung zum Dienst am Glaubensgehorsam ein. Der Papst ist kein absoluter Herrscher, dessen Denken und Willen Gesetz sind. Im Gegenteil: Sein Dienst garantiert Gehorsam gegenüber Christus und seinem Wort. Er darf nicht seine eigenen Ideen verkünden, sondern muß – entgegen allen Versuchen von Anpassung und Verwässerung sowie jeder Form von Opportunismus – sich und die Kirche immer zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes verpflichten.

4) Als Katholiken sind wir alle in gewisser Weise auch Römer. Mit den Worten von Psalm 87, einem Loblied auf Zion, die Mutter aller Völker, sang Israel und singt die Kirche: »Doch von Zion wird man sagen: Jeder ist dort geboren …« (Ps 87,5). In ähnlicher Weise könnten auch wir sagen: Als Katholiken sind wir in gewisser Weise alle in Rom geboren. So will ich mit ganzem Herzen versuchen, euer Bischof, der Bischof von Rom zu sein. Und wir alle wollen versuchen, immer mehr katholisch zu werden – immer mehr zu Brüdern und Schwestern in der großen Familie Gottes, jener Familie, in der es keine Fremden gibt.

Viel vermag das inständige Gebet

Gebetsvigil für das Leben – Überwindung der Kultur des Todes

Durch den vorbildlichen Einsatz der Gehsteigberatung des Vereins Miriam und das inständige Gebet im Anliegen des Lebensschutzes, das in den Gebetsvigilien immer wieder zum Ausdruck kommt, konnten schon, soweit es bekannt geworden ist, 35 Kinder vor dem Abtreibungstod gerettet werden. Die Mütter sind glücklich darüber, dass sie ihren Kindern das Leben geschenkt haben. Die Gebetvigilien sollen ein Zeichen der Barmherzigkeit und Liebe Gottes sein. Es braucht viel Gebet und Opfer von Seiten der Gläubigen, damit die jetzt vorherrschende Kultur des Todes durch eine Kultur der Liebe überwunden wird. Denn der Zeitgeist lässt die Tötung der Kleinstkinder im Mutterleib als etwas ganz Normales und Selbstverständliches, ja sogar als ein „gutes“ und schützenswertes Recht erscheinen.

Die Art dieses Zeitgeistes trat offen zutage, als eine Gruppe von Mädchen der AKS (Aktion kritischer Schüler-Innen, eine Gruppierung der „Jungsozialisten“), eine Demonstration gegen die Gebetsvigil veranstalteten: Mit Transparenten mit der Aufschrift: Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung! Nur weil ich eine Gebärmutter habe, bin ich noch lange keine! Frauenrechte statt Kirchenknechte! Abtreibe wer wolle, die Kirche spielt dabei keine Rolle! und mit skandierendem Sprechchor: „Ob Kinder oder keine, bestimmen wir alleine!“ suchten sie auf sich aufmerksam zu machen. Die Antwort der Gläubigen sind nicht Gegenparolen, sondern das Gebet und die Liebe.

Ehe und Familie – keine zufällige Konstruktion

Am 6. Juni eröffnete Papst Benedikt XVI. in der LateranBasilika den Kongress der Diözese Rom zum Thema: Familie und christliche Gemeinde: Bildung der Person und Weitergabe des Glaubens, und hielt aus diesem Anlass einen ausgezeichneten Vortrag, über die Grundlagen von Ehe und Familie. Im Folgenden einige Zitate aus seiner Ansprache:

Die verschiedenen Formen der Auflösung der Familie von heute wie die ‘Ehe ohne Trauschein’, die ‘Ehe auf Probe’ bis hin zur Pseudo-Ehe von Personen des gleichen Geschlechts sind Ausdruck einer anarchischen (gesetzlosen) Freiheit, die zu unrecht als wahre Befreiung dargestellt wird. Eine solche Pseudo-Freiheit gründet sich auf einer Banalisierung des Körpers, die unausweichlich die Banalisierung des Menschen mit einschließt. Deren Grundsatz ist, dass der Mensch mit sich machen kann, was er will …

Ehe und Familie sind in Wirklichkeit keine zufällige soziologische Konstruktion oder das Ergebnis besonderer historischer und wirtschaftlicher Umstände. Im Gegenteil hat die Frage der richtigen Beziehung zwischen Mann und Frau ihre Wurzeln im tieferen Wesen des menschlichen Seins und kann ihre Antwort nur von hier aus haben… Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und Gott selbst ist die Liebe. Daher macht die Berufung zur Liebe die wahre Gottesebenbildlichkeit des Menschen aus: er wird Gott ähnlich in dem Maß, in dem er zu jemandem wird, der liebt. …

Die Ehe als Institution ist nicht ein unangemessenes Eingreifen der Gesellschaft oder der Behörde, eine formelle Auflage von Außen in die private Sphäre des Lebens; sie ist vielmehr eine Erfordernis, die dem Versprechen der ehelichen Liebe und der Tiefe der menschlichen Person innewohnt.

Ich bin der wahre Hirt, ich gebe mein Leben für die Schafe

Bei seiner Amtseinführung am 24. April empfing der Heilige Vater Benedikt XVI. als Zeichen seines Amtes das Pallium und den Fischerring. In seiner Predigt deutet er diese Insignien. Hier eine Abschnitt seiner Erklärung des Palliums:

Aus der Wolle von Lämmern gewoben will es das verirrte Lamm oder auch das kranke und schwache Lamm darstellen, das der Hirt auf seine Schultern nimmt und zu den Wassern des Lebens trägt. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dem der Hirte in die Wüste nachgeht, war für die Kirchenväter ein Bild für das Geheimnis Christi und der Kirche. Die Menschheit, wir alle, sind das verlorene Schaf, das in der Wüste keinen Weg mehr findet. Den Sohn Gottes leidet es nicht im Himmel; er kann den Menschen nicht in solcher Not stehen lassen. Er steht selber auf, verlässt des Himmels Herrlichkeit, um das Schaf zu finden und geht ihm nach bis zum Kreuz. Er lädt es auf die Schulter, er trägt unser Menschsein, er trägt uns – er ist der wahre Hirt, der für das Schaf sein eigenes Leben gibt. Das Pallium sagt uns zuallererst, dass wir alle von Christus getragen werden. Aber er fordert uns zugleich auf, einander zu tragen. …

Das Symbol des Lammes hat aber auch noch eine andere Seite. Im alten Orient war es üblich, dass die Könige sich als Hirten ihrer Völker bezeichneten. Dies war ein Bild ihrer Macht, ein zynisches Bild: Die Völker waren wie Schafe für sie, über die der Hirte verfügt. Der wahre Hirte aller Menschen, der lebendige Gott, ist selbst zum Lamm geworden, er hat sich auf die Seite der Lämmer, der Getretenen und Geschlachteten gestellt. Gerade so zeigt er sich als der wirkliche Hirt. “Ich bin der wahre Hirte… Ich gebe mein Leben für die Schafe”, sagt Jesus von sich (Joh 10, 14f). Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe. Sie ist das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist.

Irmgard Hagspiel – ein Leben im Dienst des Lebens

Eine „Mutter“ vieler Kinder

Irmgard Hagspiel, die in Bregenz gelebt, aber durch ihre Wirken über die Grenzen Vorarlbergs hinaus bekannt geworden ist, ist am 13. Feb. 2005 verstorben. Sie hat uns das Beispiel einer außergewöhnlichen Nächstenliebe hinterlassen, die vorbildlich ist und die nachahmenswert bleibt.

Irmgard Hagspiel, 1922 geboren, absolvierte während des Krieges eine Ausbildung als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin und war 35 Jahre lang in der von den Dominikanerinnen des Klosters Thalbach geführten Mädchenhauptschule in Bregenz als Lehrerin tätig. Zunächst unterrichtete sie 10 Jahre lang Hauswirtschaft. Nach dem Besuch eines Seminars für Sexualerziehung unterrichtete sie ab 1951 auch dieses Fach. Bald sprach es sich herum, dass sich hier jemand zutraut, dieses heikle Thema vor 13- bis 18-jährigen Schülern zu behandeln. So erhielt sie im Rahmen eines Schulversuches eine halbe Dienstverpflichtung für Hauswirtschaft und eine halbe für Vorträge in den Schulen und für Elternabende.

Sie fuhr in ganz Vorarlberg von Ort zu Ort und kam auch in die Schweiz. Sie betreute rund 150 Schulen. Mit sehr kluger und einfühlsamer Pädagogik verstand sie es, den jungen Menschen das nötige Wissen und die sittliche Wahrheit zum Thema Sexualität nahe zu bringen. Die Schüler hatten mit ihren vielen Fragen großes Vertrauen zu ihr.

Im Laufe der Zeit erkannte sie immer klarer, dass sie nicht jeden Tag in den Schulen nur sagen konnte: „Abtreibung ist nie eine Lösung“, ohne selbst eventuelle Konsequenzen zu tragen.

Und tatsächlich: Fünf Jahre nach Beginn ihrer Vortragstätigkeit kam der erste Anruf einer Schülerin. Sie kenne ein schwangeres Mädchen, das wolle Selbstmord verüben. Sie traue sich nicht, es den Eltern zu sagen. In dieser Nacht noch fährt Frau Hagspiel los, um mit dem Mädchen zu reden – und es wendet sich alles zum Guten. In dieser Art geht es weiter: “Immer wieder kamen Mitschüler oder Mitschülerinnen von in Not geratenen Mädchen zu mir und baten mich um Hilfe. Wenn sich herausstellte, dass die Situation des Mädchens zu Hause nicht abgefangen wurde, habe ich ihm vorgeschlagen, die Schwangerschaft und das Karenzjahr mit dem Kind bei mir zu verbringen.”

So kam es, dass sie im Laufe der Zeit insgesamt 48 Frauen und Mädchen für länger oder kürzer in ihre kleine Wohnung aufnahm, um ihnen in ihrer schwierigen Situation zu helfen. Durch ihren selbstlosen Einsatz konnten über 50 Kinder das Licht der Welt erblicken, die in Gefahr waren abgetrieben zu werden. 19 Kinder konnte sie zur Adoption vermitteln.

Die innere Kraft für ihr Tun fand sie immer wieder im Gebet vor dem eucharistischen Herrn. Sie erhielt vom Bischof die Erlaubnis, in ihrer Wohnung eine eigen kleine Kapelle mit dem Allerheiligsten einzurichten. “Ich habe sehr viel Schönes erlebt. Ganz glücklich war ich, wenn eine Frau in der Zeit, in der sie bei mir war, zu Gott fand. Das war oft ein langer Prozess.”

Rund 40 Jahre hat sie diesen Dienst an Frauen in Not und ihren Kindern neben ihrem Beruf in der Schule und ihrer Tätigkeit als Wanderpredigerin ausgeübt. Als junge Frau hatte sie die Absicht zu heiraten, aber ihr Verlobter kam nicht mehr aus dem Krieg zurück. So blieb sie ehelos und lebte ihre Leben für Gott. Aber gerade dadurch reifte sie zu einer große Nächstenliebe und so ist sie zur Mutter für viele Kinder geworden.

Ich habe Ströme von Tränen erlebt

Aus einem ihrer Vorträge über Sexualerziehung:

Ich habe im Laufe von 30 Jahren mit ca. 85.000 Jugendlichen über sexuelle Fragen gesprochen und leider tausendfach erfahren, in welches Meer von Verzweiflung und Leid diese jungen Menschen geraten, wenn sie der allgemein propagierten und durch die Medien geförderten Unmoral erliegen, die ihnen viele Erwachsene auch vorleben. Wo sind aber die Menschen, die sie auffangen in ihrer Not, die zu helfen und zu trösten versuchen und ihnen helfen, Schuld zuzugeben, zu bereuen und neu zu beginnen, auch wenn jetzt manches schwerer ist? Es lohnt sich aber, haben sie ja noch das ganze Leben vor sich! Werden sie jedoch nicht zu einem neuen Beginn aufgefangen, dann geht die Talfahrt von Abenteuer zu Abenteuer weiter, und die innere Not wird immer aussichtsloser. Ich habe Ströme von Tränen und viel Verzweiflung erlebt. Wer will das eigentlich? Verurteilt nicht die Betroffenen; dazu haben wir niemals das Recht. Aber helft zu trösten, abzufangen, aufzurichten, verhelft zu einem neuen Beginn. Das ist mühsam, aber es lohnt sich, auch nur einen jungen Menschen herauszuholen aus dieser Gefangenschaft. Christa Meves sagte einmal: “Die Revolution gegen die Moral wird ihre eigenen Kinder fressen.” Hat das nicht schon begonnen, wenn wir an Gewalt, Drogen, Abtreibung und Aids denken? Die schlimmste Meinung, die man dazu haben kann, ist wohl die: “Da kann man halt nichts machen, heute ist eben alles anders.” Diese Hoffnungslosigkeit der Guten ist gefährlich und zutiefst unchristlich. Sagen wir es wieder laut, nicht nur in der Familie, sondern auch in der Öffentlichkeit und im Kirchenraum: “Kehrt um, so geht es nicht weiter!” – solange, bis die Menschen wieder aufhorchen und es glauben.

Liebe, die sehend macht

Frau Hagspiel berichtet: Ein Schulkind erzählte ihr von einer Frau, die abtreiben “muss”. Diese ist aber dann doch bereit, ihr Kind auszutragen, wenn Frau Hagspiel es nehmen und sich um alles Weitere kümmern würde. Frau Hagspiel sagt zu. Nach der Geburt wird ihr das Kind übergeben mit dem Hinweis, sie müsse mit ihm zu einem Augenarzt, denn die Augen seien ganz dick verklebt. Der Arzt dort eröffnet ihr: “Wissen Sie, dass das Kind blind ist?!” Tatsächlich: Die Augen haben wohl eine Pupille, aber keine Iris. Alles ist weiß. Frau Hagspiel ist verzweifelt. Wie komme das? Der Arzt erklärt: Lehnt eine Mutter ihr Kind die ganze Schwangerschaft hindurch ab, so könne es zu einer Unterversorgung eines Organs kommen. Frau Hagspiel geht erschüttert heim. Nun sei es wohl auch nichts mit dem Pflegeplatz denke sie und behält das Baby.

Bald darauf bekommt sie von einer befreundeten Ärztin einen Tipp: “Du könntest versuchen, die Schwangerschaft nachzuholen.” Wie das möglich sei, erkundig sich Frau Hagspiel. “Wenn Du dazu bereit bist, dann trage das Baby Tag und Nacht an Deinem Körper”, sagt die Freundin. Und das macht Frau Hagspiel dann auch: Tag und Nacht, Monate hindurch trägt sie die Kleine an ihrem Körper. Beim nächsten Besuch meint der Arzt: “Sie kommen ja da mit einem anderen Kind. Dieses kann ja sehen.”

Das Wunder war geschehen: Die Iris hatte sich nachgebildet! Später trennt sie sich von diesem Kind besonders schwer und sie hätte es gerne adoptiert, aber es soll in einer Familie mit Vater aufwachsen. Es tat ihr immer weh, darüber zu sprechen.

Die Gottesmutter hat geholfen

60 Jahre Kriegsende – 50 Jahre österreichischer Staatsvertrag

Unser katholischer Glaube hält wesentlich daran fest, dass Gott mit seiner weisen Vorsehung dieser Welt und jeden Menschen regiert und lenkt. Er ist der Herr der Geschichte. Maria hatte in Gottes Heilsplan immer eine besondere Aufgabe. Das dürfen wir auch bei der Betrachtung der Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht übersehen.

Am 13. Juli 1917 sagte Maria in Fatima zu den Kindern: “Ihr habt (in einer Vision) die Hölle gesehen, auf welche die armen Sünder zugehen. Um sie zu retten, will der Herr die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt einführen. Wenn man das tut, was ich sage, werden viele gerettet und der Friede wird kommen. Der Krieg geht seinem Ende entgegen; aber wenn man nicht aufhört, den Herrn zu beleidigen, wird nicht lange Zeit vergehen, bis ein neuer, noch schlimmerer beginnt. Wenn ihr in einer Nacht ein unbekanntes Licht sehen werdet, so wisset, es ist das Zeichen von Gott, dass die Bestrafung der Welt für ihre vielen Verbrechen nahe ist: Krieg, Hungersnot, Verfolgung der Kirche und des Heiligen Vaters … “

Der Ruf der Gottesmutter in Fatima wurde offensichtlich weitgehend überhört und so trat auch ein, was sie vorausgesagt hatte.

25./26. Jänner 1938: Am Abend dieses Tages bemerkt man über ganz Europa am nächtlichen Himmel ein außergewöhnliches Nordlicht. Sr. Lucia, die Seherin von Fatima, erklärt diese Lichterscheinung als das von Maria prophezeite Zeichen vom Himmel.

Bald darauf bricht der von den Nationalsozialisten Deutschlands angezettelte Krieg aus, der mit einem unvergleichlichen Siegeszug beginnt. Ein Land um das andere wird erobert, und nichts scheint diese antichristliche nationalsozialistische Macht aufhalten zu können. Der gesamte europäische Kontinent stand direkt oder indirekt unter der Macht jenes Mannes, der im Hinblick auf den sicher zu erwartenden erfolgreichen Ausgang des Krieges seinen Parteifunktionären zum voraus die Weisung erteilt hatte, als ersten Teil der Siegesfeier jeden katholischen Geistlichen auf dem Dorfplatz aufzuhängen.
Wie kam es aber zur Wende in diesem Krieg?

Hier tritt ein heilsgeschichtlicher Zusammenhang zutage, den man in den Geschichtsbüchern nicht findet. Papst Pius XII. hat sich in der äußersten Not des Krieges an das erinnert, was Maria in Fatima gesagt hat und weihte am 31. Okt. 1942 die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariä. Dieser Tag wird nun tatsächlich zum Wendepunkt im Kriegsgeschehen. Ein französischer Militärkritiker schrieb damals: “Auf allen Schlachtfeldern, in der Wüste Afrikas wie auf den vereisten Ebenen Rußlands treten die deutschen Armeen seit dem November 1942 den Rückzug an. Die Umkehr der Lage erfolgte plötzlich und fast gleichzeitig, von einem Ende der ungeheuren Schlachtlinie zum anderen. Dieser Charakter der Ereignisse hat alle Beobachter verblüfft.”

Es lässt sich aufzeigen, dass die entscheidenden Siege der Alliierten meist an Muttergottesfesten errungen wurden. So wurde durch die Hilfe Mariens die Zeit des Nationalsozialismus abgekürzt, jener Wahnideologie, die 50 Millionen Todesopfer gefordert hat.

Im Licht von Fatima müssen wir auch den Staatsvertrag und die Freiheit Österreichs sehen. Noch bis zum Februar 1955, 10 Jahre nach Kriegsende, schien es völlig aussichtslos, dass es einmal ein besatzungsfreies Österreich geben könnte. Nach der 268. Verhandlung zum Staatsvertrag sagte der sowjetische Außenminister Molotow in Berlin: „Herr Figl, machen sie sich keine Hoffnungen. Was wir Russen einmal haben, das geben wir nicht her.“

Und doch geschah das Wunder, dass Österreich aus dem Machtbereich des sowjetischen Kommunismus freikam. Und das war nicht nur das Ergebnis geduldiger Verhandlungen sondern auch eine Erfüllung der Verheißung Mariens in Fatima.

„Tut, was ich euch sage und ihr werdet Frieden haben!“ Diese Worte, die Pater Petrus Pavlicek in seinem Herzen vernahm, stam¬men aus der Botschaft von Fatima. Öfters betonte P. Petrus: „Was wäre geworden, wenn ich damals in Mariazell nicht auf diese Eingebung gehört hätte?“ Sein Gehorsam gegenüber der Einladung Mariens war offensichtlich grundlegend für die Entwicklung Österreichs zur Freiheit.

Der Fanziskanerpater Petrus Pavlicek hatte im Krieg eine Broschüre über die Erscheinungen in Fatima gelesen. Im Februar 1946 kam er nach Mariazell, um Maria für die glückliche Heimkehr aus dem Krieg zu danken. Er vertraute Maria auch die Not Österreichs an, und da hörte er in seinem Inneren die Antwort:
„Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben.“ Im Februar 1947 gründete den Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK). Er zog mit einer Fatimastatue durch ganz Österreich, um für diese Gebetsgemeinschaft zu werben.

1955 gehörten ihr 500.000 Mitglieder an, die den Rosenkranz beteten 1. zur Sühne für die vielen Beleidigungen Gottes, 2. um die Bekehrung der Sünder und 3. um Frieden und Rettung der Welt und die Freiheit Österreichs. Er rief auch zu monatlichen Sühnewallfahrten in der Franzisanerkirche in Wien auf, weiters wurden jährlich große Lichterprozessionen auf der Wiener Ringstraße abgehalten.

Mitte des Marienmonats, am Sonntag, 15. Mai 1955, wurde der Österreichische Staatsvertrag – nach 354 Verhandlungen – im Schloss Belvedere in Wien unterzeichnet. An diesem Tag fand in der Wiener Franziskanerkirche die 81. der monatlich abgehaltenen Sühneandachten des RSK statt. Das waren 9 x 9 (!) Sühneandachten oder neun Gebetsnovenen; ein offensichtliches Zeichen der Hilfe Mariens.