Zweiklassengesellschaft

Vor 25 Jahren 1997/1998 lief in den Kinos der Film “Titanic”. Mit 200 Millionen Dollar Produktionskosten, 1,8 Milliarden Dollar Einnahmen, elf Oscars  wurde “Titanic” zum bisher teuersten und erfolgreichste Film der Welt. Die historische Vorlage dafür lieferte das gleichnamige Passagierschiff, das 1912 nach der Kollision mit einem Eisberg unterging. Von den rund 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 700.

Kaum ein Ereignis hat die Gemüter der Menschen so bewegt und Anlass gegeben für Legenden und Träume wie der Untergang dieses sagenhaften Luxusdampfers.

Sie sagten: “Dieses Schiff kann nicht sinken.” In Wahrheit meinten sie: Wir werden niemals sterben. Insofern ist die ‘Titanic’ eine Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes. Wir fahren alle auf der ‘Titanic’, ohne es zu wissen.

Nach dem Untergang der Titanic stellte das Büro der White Star Company in Liverpool zwei große Tafeln auf den beiden Seiten des Eingangs auf. Auf der einen stand “Known to be saved” (bekannt als gerettet), auf der anderen “Known to be lost” (bekannt als verloren).

Und das ist nun die eigentliche Kategorie vor Gott, die wahre “Zweiklassengesellschaft”. Als die Titanic losfuhr, gab es drei Klassen von Menschen auf diesem Schiff. Die High Society, die Mittelschicht und das einfache Volk der 3. Klasse. Als die Titanic unterging, gab es nur zwei Arten von Menschen. Was zählte, war, ob ein Mensch mit Gott versöhnt und damit gerettet war für die Ewigkeit oder nicht.

Es gab nur diese zwei Kategorien von Menschen: Gerettet und verloren, solche auf dem breiten Weg in die Verdammnis und solche auf dem schmalen Weg ins ewige Leben. Genau darum geht es im Evangelium von Jesus Christus. Wer an ihn glaubt, erhält die Vergebung der Sünden und kommt deswegen nicht in das Gericht, sagt Jesus. Zu welcher Kategorie gehören wir?

 

Lebendige Votivgabe an die Gottesmutter

Gott hat mit jedem Menschen seine Pläne. Besonders in der geistlichen Berufung offenbart sich immer wieder die wunderbare Führung Gottes.

Schwester Eresta Mayr gehört dem Orden der “Armen Schulschwestern” an und wirkte 65 Jahre am Wallfahrtsort Birkenstein (Diözese München). In einem Interview, das von “Kirche in Not” veröffentlicht wurde, erzählt sie über ihre Berufung.

“Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und von klein auf spielten mein religiöses Elternhaus, meine tiefgläubige Mutter, das selbstverständliche Gebet in der Familie und der ebenso selbstverständliche Kirchenbesuch eine große Rolle.” “Dass ich Schwester werden wollte, war einfach in mir drin.  Schon in der Volksschule, in der siebten oder achten Klasse, wusste ich, dass das mein Weg war. Etwas anderes kam mir nie in den Sinn, obwohl ich vom Ordensleben überhaupt keine Vorstellung hatte und keine Ordensfrauen kannte.”

Als sie ihrer Mutter offenbarte, dass sie Ordensschwester werden wollte, da sagte diese: “Na, dann gehen wir nach Birkenstein!” So ist sie bei den armen Schulschwestern eingetreten, und es war für sie genau das Richtige, und sie ist damit glücklich geworden.

Welche Bewandtnis es hatte, dass sie schon von Kindheit an Ordensschwester werden wollte, hat sie erst viel später erfahren. Sie erzählt:

“Bei uns in der Familie kam immer am Ende der Sommerferien die Frage auf: ‘Wann gehen wir wieder nach Birkenstein?’ Eine Wallfahrt dorthin gehörte einfach dazu; ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Wallfahrten. Warum meine Mutter so treu an ihnen festhielt, erfuhr ich erst später von ihr. Das ging zurück auf ein Ereignis im Jahr 1936: Am Auerberg erkrankten drei Männer an Lungenentzündung, mein Vater war einer von ihnen. Lungenentzündung war damals noch eine tödliche Krankheit. Die anderen beiden Männer starben, auch mein Vater lag im Sterben. Seit 1932 war er mit meiner Mutter verheiratet, drei Kinder waren schon da, und mich trug die Mutter unterm Herzen. Meine Eltern hatten ein Haus gebaut, und es war noch lange nicht abbezahlt. Die Tilgung des Darlehens dauerte noch zehn Jahre. So war die Lage meiner Mutter: Sie hatte drei kleine Kinder, war schwanger, hatte Schulden und einen sterbenden Mann! Versicherungen und soziale Leistungen gab es damals noch nicht. Da machte sich meine Mutter auf den Weg und ging ‘mit mir’ nach Birkenstein zur Gottesmutter.  So oft hat sie schon geholfen, warum nicht auch jetzt? Und tatsächlich: Mein Vater wurde gesund! Erst im Alter von 90 Jahren starb er vor einiger Zeit. Was meine Mutter damals mit der Gottesmutter ausgehandelt hat, erfuhr ich erst viel später. Erst nachdem ich schon lange im Kloster war, wurde mir ihre damalige Situation bewusst und ich fragte meine Mutter: ‘Was hast du damals eigentlich der Gottesmutter versprochen?’ Da lächelte sie und sagte: ‘Schau dich an, dann weißt du es!’ Sie hatte also das Kostbarste, das sie besaß – das Kind unter ihrem Herzen -, der Gottesmutter geschenkt!

Die Gottesmutter wird sich diesen Winzling angeschaut haben: Sie ist nichts, hat nichts, kann nichts! Nachdem ich aber nun ihr Eigentum war, und sie ja wusste, dass ich einmal ihre Mesnerin sein werde, hat sie alles in dieses kleine Nichts hineingelegt, was es einmal braucht. Und so hat sie mich reich mit Gaben beschenkt; alles fällt mir leicht, meine Arbeit verrichte ich gerne, alles macht mir Freude. So darf ich hier als ‘lebendige Votivgabe’ der Gottesmutter dienen.”

 

Unter dem Schutz der Jungfrau 

Gad Elmaleh wurde 1971 im marokkanischen Casablanca als Sohn einer sephardischen jüdischen Familie geboren. Er ist ein in Frankreich gut bekannter Schauspieler, Regisseur und Komiker. 2022 ließ er sich taufen und wurde katholisch. Seine Konversion erregte einiges Aufsehen und auch Anstoß. In seinem halbdokumentarischen Film „Reste un peu“ (dt. „Bleib ein bisschen“), der im Nov. 2022 in den Kinos gezeigt wurde, erzählt er die Geschichte seiner Konversion.

Gad bekennt ganz offen, dass es die Gottesmutter Maria war, die ihn seit seinem 7. Lebensjahr begleitet und zum katholischen Glauben geführt hat.

“Ich habe die heilige Jungfrau zufällig als Kind in Notre-Dame de Lourdes in Casablanca entdeckt. Entgegen den Anweisungen meiner Eltern, weil ihr Glaube es verbietet [eine christliche Kirche zu betreten], stieß ich die Kirchentür auf und sah mich einer riesigen Statue der heiligen Jungfrau gegenüber, die mir direkt in die Augen sah. Es war keine Vision, nur eine einfache Statue, aber ich war wie versteinert. Ich brach vor Rührung in Tränen aus und versteckte mich aus Angst, von meiner Familie entdeckt zu werden, aus Angst vor Flüchen und Aberglauben. Es blieb während meiner gesamten Kindheit mein Geheimnis. Seitdem ich eine wundertätige Medaille von Maria erhalten habe und sie bei mir trage, bin ich überzeugt, dass ich schon seit langem unter dem Schutz der Jungfrau stehe.”

“Christliche Werte sind großartig! Lesen Sie einfach die Evangelien. Ich frage mich oft, warum die Katholiken so zurückhaltend sind, manchmal voller Komplexe, oder ihren Glauben selbst zensieren.”

 

Ich bin es, der da leidet. Für mich gehst du hin.

Im Jahre 1990 gingen Enzo und Elisabeth Caruso, beide Krankenpfleger in Wien, in Pension. Sofort packten sie alles zusammen und folgten einem Ruf des Herrn, den sie schon lange gespürt hatten: Sie gingen nach Afrika zu den Ärmsten der Armen. 15 Jahre lang wirkten sie in Lepradörfern und Missionsstationen, drei Jahre in Benin und zwölf in Madagaskar. Sie haben vielen Kranken geholfen und die Menschen im Glauben unterrichtet.  In ihrem Buch “Lepra, Ahnenglaube und Krokodile – Unsere Mission für Jesus in Afrika”, aber auch in Interviews geben sie Zeugnis für ihren Einsatz:

Enzo sagt: “Zu spüren, dass es Christus ist, der uns in den Leidenden gegenübersteht, hat uns viel Kraft gegeben. Wir wussten, wenn wir die stinkenden Wunden eines Leprakranken pflegen, dass das die Wunden Jesu sind. Aber ja, als ich das erste Mal zu den Leprakranken gekommen bin, habe ich gezittert und musste mir sagen: Enzo, beherrsche dich! Zu Jesus habe ich einmal lachend gesagt: Wenn ich einmal vor dir im letzten Gericht stehe, denke daran, dass ich dir deine stinkenden Füße verbunden habe! … Nebenbei haben wir Schulen und Kirchen gebaut, Brunnen gegraben. Aber das war nur möglich mit der großzügigen Unterstützung von zu Hause. Und vor allem war es  nicht unser Werk, sondern das Werk Gottes, zu dem er uns beauftragt hat.”

Elisabeth erzählt von einem Gefängnis, in das beide einmal wöchentlich gehen durften, um Kranke zu betreuen. “Dort ist die Hölle. Das kann man sich hier nicht vorstellen. Das stinkende Loch war für 140 Gefangene gedacht, tatsächlich hausten dort 248.” Soviel Leid blickt da dem Ehepaar aus den Augen der unterernährten, oft schwer kranken, oft auch gefolterten Burschen entgegen, die von 14 Jahren aufwärts und viele unschuldig dort gefangen waren!

“Da war z.B. Dama, nur mehr Haut und Knochen. Er hat Blut gespuckt, hatte nur total verschmutze Restfetzen als Kleidung. Leise – wegen der Wächter – habe ich den Burschen, während ich ihn behandelte, gefragt, wie lange er schon da sei. ‘Drei Jahre.’ Was er denn angestellt hätte? ‘Nichts. Im Nachbardorf waren Rinder gestohlen worden. Da ich auf der Straße unterwegs war, und die Gendarmen niemand anderen als Täter gefunden haben, nahmen sie mich mit,’ so die kaum hörbare Antwort. Da er noch kein Gerichtsverfahren hatte, nicht lesen und schreiben konnte, sagte Elisabeth zu ihm: “Verzweifle nicht, vielleicht können wir etwas tun.” Da hat er ruhig, mit seinem glasigen Blick gemeint: “Ich verzweifle nicht. Gott und meine Ahnen wissen, dass ich nichts Böses getan habe. Ich werde bald sterben. Aber ich gehe heim zu ihnen, es kann mir nichts passieren’.” Noch heute ist Elisabeth tief berührt: “Er hatte so eine starke Überzeugung. Zwei Wochen später ist er gestorben.”

“Waren Sie da nicht verzagt bei all dem Elend, der Ungerechtigkeit die sie dort gesehen haben?” wurde Elisabeth gefragt. Sie sagt: “Enzo nicht, ich war nahe daran. – Manchmal habe ich schon mit Gott gehadert. Damals, nach dem Gefängnis, habe ich geweint.  Die Burschen haben mir so leid getan. Ich habe auf das Kreuz, das ein Madagasse geschnitzt hatte, geschaut: Da bekam ich innerlich eine klare Antwort: ‘Ich bin es, der da leidet. Für mich gehst du hin. Die sind nicht allein. Ich bin bei ihnen.’ Das hat mir Kraft gegeben. Ich wusste ja auch, dass Jesus gesagt hatte: ‘Was ihr den Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.’ Das ist der mystische Christus, der da weiterleidet. Das ist mir in dem Moment stark zum Bewusstsein gekommen! Das ist Gnade. Solche Erlebnisse gaben uns Kraft und Freude.”  Schließlich gelingt es den beiden, dafür zu sorgen, dass die Gefangenen wenigstens einmal in der Woche eine anständige Mahlzeit bekommen.

Elisabeth erzählt: “Was uns besonders beeindruckt hat, war, dass die Leute, die zu 90 % noch im Ahnenglauben waren, sich so für den katholischen Glauben interessiert haben. Sie haben gesagt: ‘Warum macht ihr das? Warum kommt ihr? Ihr werdet nicht bezahlt. Ihr tut das alles nur für uns.’ Wie wir hingekommen waren, hat es in dieser Gegend nur fünf Leute gegeben, die getauft waren. Als wir weggegangen sind, waren über 200 Erwachsene und viele Kinder getauft, und es hat sich eine lebendige christliche Gemeinschaft entwickelt.” “Wir haben gespürt, dass Christus dort schon vor uns präsent war. Viele haben sich für das Christentum interessiert. Es war, als würde sich der Ahnenglaube für Christus öffnen. Und die, die sich taufen ließen, waren aus tiefem Herzen Christen.”

Quelle: Vgl. Vision 2000

Lasst euch nicht verwirren!

Aus dem geistlichen Testament von Papst Benedikt XVI.:
“Wenn ich in dieser späten Stunde meines Lebens auf die Jahrzehnte zurückschaue, die ich durchwandert habe, so sehe ich zuallererst, wieviel Grund ich zu danken habe. Ich danke vor allen anderen Gott selber, dem Geber aller guten Gaben, der mir das Leben geschenkt und mich durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt hat; immer wieder mich aufgehoben hat, wenn ich zu gleiten begann, mir immer wieder neu das Licht seines Angesichts geschenkt hat.

In der Rückschau sehe und verstehe ich, dass auch die dunklen und mühsamen Strecken dieses Weges mir zum Heile waren und dass Er mich gerade da gut geführt hat. … Was ich vorhin von meinen Landsleuten gesagt habe, sage ich nun zu allen, die meinem Dienst in der Kirche anvertraut waren: Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!  … Ich habe gesehen und sehe, wie aus dem Gewirr der Hypothesen wieder neu die Vernunft des Glaubens hervorgetreten ist und hervortritt. Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich Sein Leib. … Endlich bitte ich demütig: Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt.”

 

Asoziales Verhalten?

Isabel Vaughan-Spruce, 45, eine katholische Lebensrechtlerin, wurde wegen eines nicht nachweisbaren privaten inneren Gebets in der Nähe einer Sperrzone rund um eine Abtreibungsklinik in Birmingham, England, verhaftet und angeklagt.

Die Polizei hatte Beschwerden von einem Passanten erhalten, der vermutete, dass Vaughan-Spruce in Gedanken still betete.

Das Delikt: Sie habe “protestiert und sich an einer Handlung beteiligt, die Dienstleistungsnutzer einschüchtert”. Solche Sperrzonen wurden im November eingeführt. Die Abtreibungsklinik war in der Zeit, als Vaughan-Spruce sich für ihr unbeweisbares inneres Gebet draußen aufhielt, geschlossen. Sie wird am 2. Februar vor Gericht stehen. In der Anklageschrift gegen sie heißt es, sie habe sich “einschüchternd” und “asozial verhalten”.

Ihr Anwalt bemerkte, dass sie nicht angeklagt worden wäre, wenn sie sich auf der Straße lautstark gegen den Klimawandel protestiert hätte.

Die Polizei untersagte Isabel im Rahmen ihrer Kaution auch, außerhalb dieser Sperrzonen öffentlich zu beten und begründete dies mit der Verhinderung weiterer Straftaten. Isabel ist eine Frau mit gutem Charakter, die sich unermüdlich für das Gemeinwohl eingesetzt hat, indem sie hilfsbedürftigen Frauen und Kindern Hilfe leistete. Sie wird aber nicht anders behandelt wie ein Gewalttäter.

Daran erkennt man die Zeichen der Zeit, wie antichristlich sie geworden ist, da stilles Gebet für andere schon als asoziales Verhalten eingestuft wird.

 

Die Vorsehung, die über allem waltet

Der heilige Lukas erwähnt im Evangelium, dass Jesus zur Zeit des Kaisers Augustus geboren wurde. Er will damit einerseits zeigen, dass die Geburt des Erlösers keine fromme Legende, sondern eine Tatsache ist, und andererseits, dass dieser  große Kaiser ohne es zu wissen zu einem Werkzeug in der Hand Gottes geworden ist.

Die Menschen haben Kaiser Augustus für ihren Retter und Messias gehalten. In einer Inschrift aus der damaligen Zeit, die sich in Priene, in der heutigen Türkei befindet, steht über Augustus geschrieben:

“Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heil der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, indem sie ihn uns und den kommenden Geschlechtern als Heiland (soter – Retter) gesandt hat. Allem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich ausgestalten. In seiner Erscheinung (Epiphanie) sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt. Der Geburtstag des Kaisers war für die Welt der Anfang der Freudenbotschaft (Evangelium), die seinetwegen ergangen ist”.

Augustus und sein Reich sind wieder vergangen. Er war nicht der Retter der Welt. Aber die Worte dieser Inschrift haben sich in Jesus Christus erfüllt.

Der damals mächtigste Mann der Welt war durch Gottes Vorsehung letztlich nur ein Diener dieses Kindes, des wahren Retters der Welt, der in der Krippe lag. Durch die Steuereinhebung, die er veranlasste, hat Gott die Verheißungen der Propheten erfüllt. Der Erlöser sollte in der Königsstadt Davids, in Betlehem geboren werden.

Wir haben oft den Eindruck, dass die Welt ihren Lauf geht und die Menschen alles tun und treiben können, was sie wollen – vor allem das Böse. Es scheint, dass Gott den Lauf der Geschichte nicht in der Hand hat. Wir fragen uns in großen und kleinen Ereignissen: Wie kann Gott das nur zulassen?

Aber wie uns die Umstände der Geburt des Herrn zeigen: Gott wirkt seine Erlösung verborgen in Ereignissen, die in den Augen der Welt unbedeutend sind. Meist erkennen wir die Zusammenhänge und Fügungen seiner Vorsehung viel später.

Daraus folgt ein wichtiger Gedanke, den wir immer vor Augen haben sollten: Gott lenkt jeden von uns, jeden Menschen, ja die ganze Welt, durch seine gütige und weise Vorsehung. Und er verfolgt mit uns Menschen immer seine Heilspläne. Darum ist der Glaube an Jesus Christus das Wichtigste. Wenn wir auf ihn vertrauen, so wird uns alles, was uns widerfährt, zum Heil und zum Segen.

Aber wie das Evangelium zeigt, gebraucht Gott für die Verwirklichung seiner Pläne Menschen wie Maria und auch Josef; Menschen, die ein fügsames und formbares Herz haben, die sich vollständig und vorbehaltlos seinem Willen hingeben, die sich seiner weisen Vorsehung überlassen und den liebenden Glaubesgehorsam leben.

 

Die Königsherrschaft Christi

Das Christkönigsfest erinnert uns daran, dass Jesus Christus seine Königsherrschaft über alle Menschen ausbreiten will. Sein Reich ist aber nicht von der Art dieser Welt, sondern es ist ein Reich der Liebe und der Gnade, der Gerechtigkeit und des Friedens.

Aber wir müssen uns im Klaren sein: Die Ausbreitung seines Königreiches ist immer mit einem Kampf verbunden. Jesus hat dies auch ausdrücklich gesagt: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen sondern das Schwert.“

Aber dieses Schwert ist nicht zum Kampf gegen andere Menschen bestimmt, sondern es ist ein Zeichen für den geistlichen Kampf, den wir in unserem eigenen Herzen zu führen haben.

Dieser gute Kampf geht in zwei Richtungen und entspricht ganz unserem Taufversprechen: Es gilt einerseits Widerstand zu leisten gegen die Versuchungen zum Bösen. Der heilige Paulus sagt: “Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen“ (Eph 6,16). Auf der anderen Seite geht es darum, dass wir den Kampf aufgeben, den wir gegen die Wahrheit führen. Wir müssen uns Christus im Glauben ergeben. Denn oft genug sind wir noch Widerstandskämpfer gegen seine Gnade. Aber wer sich von der Liebe Christi besiegen lässt, ist kein Verlierer.

Heimweh nach Gott

Jedes Jahr erinnert uns die Kirche mit dem Fest Allerheiligen an die Gemeinschaft der Heiligen. Dazu gehören auch die Armen Seelen im Fegefeuer, die ja früher oder später nach ihrer Läuterung zu den Heiligen im Himmel gehören werden. Es ist wichtig, dass wir uns die Glaubenslehre über die jenseitige Läuterung vor Augen halten. Im Katechismus steht:

“Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können. Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium, d.h. Fegefeuer. … Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen“ (KKK 1030f).

Worin besteht diese Läuterung? Man könnte das Leiden der Armen Seelen mit dem “Heimweh” vergleichen, das für manche Kinder ein großer seelischer Schmerz ist, der fast nicht zu lindern ist, solange sie fern von zu Hause sind. Die Seelen im Fegefeuer werden durch dieses “Heimweh nach Gott” geläutert, damit ihre Liebe zu Gott vollkommen wird. Die Seelen werden in der Liebe Christi, durch sein Opfer am Kreuz, vollendet. Wir können ihr Heimweh lindern, indem wir ihnen diese Erlöserliebe Christi zuwenden, durch unser Gebet und Opfer, durch die Aufopferung der heiligen Messe und durch die Ablässe, die uns die Kirche gewährt. Vergessen wir die Armen Seelen nicht! Sie warten auf unsere Hilfe.

 

Die Marienweihe ist voll eingefahren bei mir

Christoph Weiss, der 2014 zum Priester geweiht wurde und heute Generalvikar der Diözese St. Pölten ist, erzählte in einer Predigt bei der 100-Jahrfeier (2021) der Legio Mariens in Wien, wie er unter anderem durch die Legio Mariens und durch die Weihe an Maria seinen Weg zum Priestertum gefunden hat.

“Bei einer Pro-Life-Veranstaltung 1999 hat mich eine junge Frau angesprochen und mich zum Treffen eines Jugendpräsidiums eingeladen. Ich kannte die Legion bereits ein bisschen.  Die junge Legionärin hat mir ihre Telefonnummer gegeben. Am Tag vor dem Treffen rief sie ganz sorgsam noch einmal bei mir zu Hause an. Damals besaß ich noch gar kein Handy. Und sie hat mir nur gesagt, ich brauche nichts mitzunehmen außer einen Rosenkranz, das genüge. … Damals war ich 14 Jahre alt, war ein Ministrant, in der Pfarre aktiv, vielleicht sogar ein bisschen hyperaktiv. …

Mit dem Beten war das ein bisschen eine schwierige Sache. … Nun lernte ich die Legion kennen und wuchs in sie hinein. Zuerst einmal in das, was mir gefehlt hatte, wo noch nichts da war, ins Gebet. Ich kann mich noch heute gut an das Muster der Tischdecke erinnern, die auf dem Tisch lag, an dem wir kniend den Rosenkranz beteten. 25 Minuten lang betrachtete ich jeweils dieses Muster – mehr als das Geheimnis … Meistens dachte ich mir während des Rosenkranzes: ‘Wann? Wann ist das endlich vorbei?’ …

Dabei merkte ich gar nicht, was sich in mir veränderte und in mir wandelte durch dieses Gebet, durch diesen Rhythmus des Gebetes. Das war das Erste, was ich gelernt habe. In der Legion habe ich beten gelernt und vom Gebet her habe ich arbeiten gelernt.

Nicht, dass ich vorher nichts gemacht hätte. Wie bereits erwähnt: 100.000 Aktivitäten und Aktionen, das muss man machen und da und dort. In der Legion fand ich vom Aktivismus zum Apostolat. Wer betet, wer im Gebet steht, wer in dieser geistlichen Verbindung steht, der arbeitet auch ganz anders, der denkt ganz anders, der plant ganz anders. Das schätze ich sehr an der Legion Mariens. Diese Verzahnung im Treffen zwischen Gebet und diesem Nachdenken, diesem Planen, dem Apostolat, beides gehört wesentlich zusammen. …

Für mich war ein wichtiges Ereignis in meinem Ringen der 8. Dez. 2009. … Mit einem Jugendpräsidium haben wir in den Wochen davor die Schritte der Vollkommenen Hingabe nach Ludwig Maria Grignion de Montfort gemacht und an diesem 8. Dez. die Vollkommene Hingabe vollzogen. Und das ist voll eingefahren bei mir. 4 Monate später war ich dann soweit, dass ich meiner damaligen Freundin gesagt habe: Ich gehe ins Priesterseminar.”