Als Weng Yirui als Kind mit dem Klavierunterricht begann, hatte sie keine Ahnung, dass sie Gott durch die Musik begegnen würde. Sie erzählt über ihren Weg in die katholische Kirche in einem Interview mit der italienischen Zeitschrift Tempi und gibt uns damit ein Zeugnis für die wunderbaren Wege, die Gott mit jeder Seele geht.
Weng wuchs in einer kommunistischen, atheistischen Familie in der Stadt Hangzhou im Osten von China auf. „Meine Eltern haben nie an etwas geglaubt“, sagt sie. Ihr Klavierlehrer in China konzentrierte sich ausschließlich auf die Technik, aber die junge, begabte Weng war sich sicher, dass diese Musik noch mehr zu bieten hatte. „Heute weiß ich, dass diese Motive ohne Gott nie möglich gewesen wären.“ Mit 22 Jahren zog sie nach Italien, um in Mailand ihre Musikstudien zu vertiefen. „Einer der ersten Orte, die unsere Italienischlehrerin mit uns besuchte, war der Mailänder Dom. Ich war sprachlos: Ich hatte noch nie etwas so Schönes gesehen und fragte mich sofort, warum ein so prächtiges Gebäude gebaut worden war.“ In ihrer Freizeit entdeckte Weng noch andere Kirchen. „Ich war überrascht von der Stille. Ich sah diese Menschen, die in den Kirchenbänken saßen oder standen, ohne zu sprechen. Ich fragte mich, was sie taten. Dann bemerkte ich, dass alle auf das Kruzifix schauten, doch ich konnte nicht verstehen, warum.“ Diese Fragen brannten in ihr wie Glut unter Asche, besonders, nachdem sie 2018 am Mailänder Konservatorium das Studium der Kirchenmusik begann. Beim Einüben von Vivaldis Gloria fragte sich Weng nach der Bedeutung der Worte „Agnus Dei, Filius Patris“ (Lamm Gottes, Sohn des Vaters). Tatsächlich löste dieses Werk von Vivaldi eine Reihe existenzieller Fragen über Gott und den Tod Jesu aus. Ihr Lehrer erzählte ihr von Jesus. Ihr Verständnis für geistliche Musik, von der sie fasziniert war, begann sich im Licht der christlichen Religion zu erhellen. „Die Begegnung mit Gott hat mein Leben wirklich verändert, denn jetzt habe ich vor nichts mehr Angst.“
Dann begegnete sie Pfr. Francesco Zhao von der chinesischen katholischen Gemeinde in Mailand. „Er hat nie versucht, mich zu bekehren, und ich hatte zunächst auch nicht die Absicht, dies zu tun.“ Doch dank dieses Priesters entdeckte sie die Schönheit des Glaubens und des Gebets und sie begann, Katechismusunterricht zu nehmen.
Eines Tages, vor einem Konzert, versuchte sie zu beten. Sie betete ein Ave Maria und bat die Jungfrau Maria, sie während des Konzerts zu beschützen. „Zu meiner großen Überraschung spielte ich besser und machte keine Fehler. Von diesem Tag an begann ich, öfter zu beten.“ Am 8. April 2023 wurde sie in Mailand mit 31Jahren getauft. Heute sind für sie das regelmäßige Gebet, die Sakramente und der Glaube zu einer tragenden Säule ihres Lebens geworden.
Sie hat auch ihren Eltern von ihrem Glauben erzählt. „Als sie sahen, wie glücklich ich war, haben sie mich genauso unterstützt wie bei der Musik“, sagt Weng und freut sich, dass sich auch ihre Eltern für den katholischen Glauben zu interessieren beginnen. „Mein Vater hat sogar angefangen, das Kreuzzeichen zu machen.“ Aber alles zu seiner Zeit. „Meine Eltern arbeiten immer noch an einer staatlichen Schule in China, daher ist es nicht ratsam, zu viel über Religion zu sprechen, vor allem nicht am Telefon, da sie abgehört werden könnten.“ In China wird der christliche Glaube noch immer unterdrückt. „Ich bete, dass junge Menschen in China die Wahrheit erkennen und ihr folgen können“, sagt Weng.