Mein Weg mit dem Rosenkranzgebet

Sr. Maria Franziska schrieb einmal Zeugnis über ihre Erfahrung mit dem Rosenkranz und ihren Weg ins Kloster. Wer sich auf das Gebet des Rosenkranzes einlässt, den nimmt Maria an der Hand.

Ich war etwa 15 Jahre alt, als meine Eltern den abendlichen Familienrosenkranz einführten. Sie gaben sich alle Mühe, ihn uns Kindern so schmackhaft wie möglich zu machen, aber ehrlich gesagt: wir machten nur äußerlich mit, um die Eltern nicht vor den Kopf zu stoßen oder „dicke Luft” hervorzurufen.

Das geringere Übel schien uns, den Rosenkranz so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. So kamen wir auf die Idee, den Eltern vorzuschlagen, doch mit „Radio Vatican” gemeinsam zu beten. Sie gingen auch sofort darauf ein und das ersparte uns zirka fünf Minuten, denn die Italiener beten flotter! Irgendwann war aber das Motiv, „Liebkind” sein zu wollen, nicht mehr wirksam genug, und wir Ältesten machten uns aus dem Staub, wenn die Rosenkränze hervorgeholt wurden …

Mit 17 Jahren lernte ich die Jugend der Legio Mariae kennen und staunte nicht schlecht, als ich Jugendliche meines Alters ausgerechnet den Rosenkranz beten sah. Und zwar ganz normale junge Leute, nur vielleicht fröhlicher, aufgeschlossener und engagierter als die, die ich sonst kannte. Da wurde nicht bloß geredet und fromm gebetet, sondern das Wort wurde in die Tat, ins Leben umgesetzt: Einmal in der Woche gingen die Mitglieder zu zweit los und besuchten Menschen in Krankenhäusern, Altersheimen oder auch die Kinder und Jugendlichen der Pfarrei. Beim nächsten Gruppentreffen wurde dann nach dem Rosenkranzgebet von den Erlebnissen der vergangenen Woche berichtet, und neue Aufgaben verteilt. Diese Art konsequenten Christentums zog mich an, und siehe da auf einmal kniete ich mitten in dieser Schar und betete wieder den Rosenkranz, ganz freiwillig.

Der tägliche Rosenkranz fiel mir zwar nicht leicht. Oft war ich ganz weit weg mit meinen Gedanken, während mein Mund die Worte sprach. Es war einfach (noch) nicht „mein” Gebet; aber ich argumentierte mir selbst gegenüber immer: Maria wünscht sich nun mal dieses Gebet; es ist ihr Geschmack. Und wenn ich z.B. meiner Mutter ein Geburtstagsgeschenk machen will, dann suche ich nicht das aus, was mir, sondern was ihr gefällt.

In der Legio Mariae lernte ich Maria besser kennen und lieben, und sie war es dann auch, die mich mitten in einer sehr tiefen, menschlichen Enttäuschung zu einer innigeren Freundschaft mit Jesus ermutigte. „Geh doch zu Jesus!” hörte ich sie in meinem Herzen. Und ich habe es getan. Von da an suchte ich, wenn ich beten wollte, vor allem die Stille in der Kirche, vor dem Tabernakel; ich suchte die Vertrautheit mit Jesus in der täglichen Eucharistiefeier, bis ich schließlich spürte: Er will mich ganz für sich haben. ER, der sich mir so ganz hinschenkt, bittet auch mich um diese totale Hingabe und Verfügbarkeit für IHN. So wuchs langsam meine Ordensberufung.

Ganz oft wurde mir beim Rosenkranz eine neue Klarheit, ein tieferes Verstehen geschenkt, und daraus wächst dann auch ganz natürlich eine neue, tiefere Antwort meiner Liebe. Ja, ich kann mich nicht erinnern, diese Zeit auch nur einmal als „verloren” empfunden zu haben. Auch ohne fühlbare Erleuchtungen oder außergewöhnliche Erfahrungen bin ich doch niemals leer ausgegangen. Wer’s nicht glaubt, soll es selbst ausprobieren!

Quelle: Betendes Gottes Volk