Die Vorsehung, die über allem waltet

Der heilige Lukas erwähnt im Evangelium, dass Jesus zur Zeit des Kaisers Augustus geboren wurde. Er will damit einerseits zeigen, dass die Geburt des Erlösers keine fromme Legende, sondern eine Tatsache ist, und andererseits, dass dieser  große Kaiser ohne es zu wissen zu einem Werkzeug in der Hand Gottes geworden ist.

Die Menschen haben Kaiser Augustus für ihren Retter und Messias gehalten. In einer Inschrift aus der damaligen Zeit, die sich in Priene, in der heutigen Türkei befindet, steht über Augustus geschrieben:

“Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heil der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, indem sie ihn uns und den kommenden Geschlechtern als Heiland (soter – Retter) gesandt hat. Allem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich ausgestalten. In seiner Erscheinung (Epiphanie) sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt. Der Geburtstag des Kaisers war für die Welt der Anfang der Freudenbotschaft (Evangelium), die seinetwegen ergangen ist”.

Augustus und sein Reich sind wieder vergangen. Er war nicht der Retter der Welt. Aber die Worte dieser Inschrift haben sich in Jesus Christus erfüllt.

Der damals mächtigste Mann der Welt war durch Gottes Vorsehung letztlich nur ein Diener dieses Kindes, des wahren Retters der Welt, der in der Krippe lag. Durch die Steuereinhebung, die er veranlasste, hat Gott die Verheißungen der Propheten erfüllt. Der Erlöser sollte in der Königsstadt Davids, in Betlehem geboren werden.

Wir haben oft den Eindruck, dass die Welt ihren Lauf geht und die Menschen alles tun und treiben können, was sie wollen – vor allem das Böse. Es scheint, dass Gott den Lauf der Geschichte nicht in der Hand hat. Wir fragen uns in großen und kleinen Ereignissen: Wie kann Gott das nur zulassen?

Aber wie uns die Umstände der Geburt des Herrn zeigen: Gott wirkt seine Erlösung verborgen in Ereignissen, die in den Augen der Welt unbedeutend sind. Meist erkennen wir die Zusammenhänge und Fügungen seiner Vorsehung viel später.

Daraus folgt ein wichtiger Gedanke, den wir immer vor Augen haben sollten: Gott lenkt jeden von uns, jeden Menschen, ja die ganze Welt, durch seine gütige und weise Vorsehung. Und er verfolgt mit uns Menschen immer seine Heilspläne. Darum ist der Glaube an Jesus Christus das Wichtigste. Wenn wir auf ihn vertrauen, so wird uns alles, was uns widerfährt, zum Heil und zum Segen.

Aber wie das Evangelium zeigt, gebraucht Gott für die Verwirklichung seiner Pläne Menschen wie Maria und auch Josef; Menschen, die ein fügsames und formbares Herz haben, die sich vollständig und vorbehaltlos seinem Willen hingeben, die sich seiner weisen Vorsehung überlassen und den liebenden Glaubesgehorsam leben.