Den Sinn auf das Himmlische richten

Jesus hat seine Belehrung über die Habgier, die er uns im Evangelium des 18. Sonntags im Jahreskreis (C) gibt, an den Fall einer Erbstreitigkeit angeknüpft. Gerade an Erbstreitigkeiten, wo es um Geld und Besitz geht, für die man ja selber nichts getan hat, da zeigt sich, was Habgier und Neid alles hervorbringen können: nämlich viel Unrecht, Leid und Feindschaft.

Darüber hinaus orientiert die Habsucht die Menschen ganz auf diese Welt und macht sie blind für die geistigen Werte und die unsichtbare Welt Gottes.

Wie dieser Reiche im Beispiel, das Jesus erzählt hat, sieht man nicht mehr die ganze Wirklichkeit und man gibt sich der Vorstellung hin, man könnte in dieser Welt ewig leben. Darum warnt uns Jesus: “Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier.”

Der hl. Paulus zeigt uns in der Lesung dieses Sonntags einen Weg, wie wir diese Habgier überwinden können. Er sagt: “Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische nicht auf das Irdische” (Kol 3,1). Was heißt das nun, dass wir unseren Sinn auf das Himmlische richten?

1) Zuerst bedeutet es, dass wir uns aufrichtig mühen, Gott an die erste Stelle im Leben zu setzen. Der hl. Benedikt sagt: Wir sollen dem Gottesdienst nichts vorziehen. Die Treue zum Gebet, die Liebe zur sonntäglichen heiligen Messe und der regelmäßige Empfang der hl. Beichte soll bei uns an erster Stelle stehen. Das ist für uns nicht immer einfach in einer Welt, die so viele Möglichkeiten bietet, etwas anderes zu wählen und vorzuziehen. Aber wer sich aufrichtig um eine innere Beziehung zu Gott bemüht, der wird erfahren, dass er ein inneres Licht empfängt, das ihn die Dinge der Welt ganz anders sehen lässt.

2) Denn Sinn auf das Himmlische richten heißt weiters, dass wir uns aus Liebe zu Gott in ein gewisses Verzichten einüben, einen Verzicht auf Dinge, die an sich erlaubt und nicht schlecht sind. Es gibt so Vieles in unserem alltäglichen Lebensstil, das wir uns gedankenlos und selbstverständlich leisten, so wie es unsere Wünsche und Neigungen eingeben. Aber ein bewusster Verzicht auf so manche Annehmlichkeiten aus Liebe zu Gott wird uns viel freier und zufriedener machen.

3) Und schließlich richten wir unseren Sinn auf das Himmlische, wenn wir uns bemühen, mit dem, was Gott uns geschenkt hat, mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten, den andern Menschen Gutes zu tun, an die Not der anderen Menschen zu denken. Unsere Neigung zur Habsucht wird vor allem geheilt durch die Liebe, durch die selbstlos schenkende Liebe, wenn wir unsere Kräfte, Fähigkeiten und Güter zum Wohl unserer Mitmenschen einsetzen.

Wenn der Herr uns dann einmal aus dieser Welt ruft, wird er zu uns nicht sagen müssen: “Du Narr, wem soll all das gehören, was du angehäuft hast!” Sondern er wird sagen: “Wohlan, du treuer Diener, nimm das Reich in Besitz, geh ein in die Freude deines Herrn.”