Wir müssen jetzt etwas Wichtiges tun

In seinem Buch “Heilige des Alltags” berichtet der  russisch-orthodoxe Bischof Tichon Schewkunow über seine seelsorglichen Erfahrungen während der kommunistischen Zeit in der Sowjetunion.

Einmal erhielt er während seiner Arbeit die Nachricht von der hochgestellten 90-jährigen Claudia Eugenia, die im Sterben lag. Sie war zeitlebens aktive Atheistin und litt seit drei Jahren an geistiger Verwirrung, so dass sie nicht einmal ihre eigene Tochter wieder erkannte. Der Priester fragte sich, ob er es wagen durfte mit ihr über die Beichte und heilige Kommunion zu sprechen.

Tichon überwand sich schließlich, in der Hoffnung auf die Kraft der heiligen Eucharistie. Er trat an ihr Bett und grüßte freundlich. Claudia Eugenia wandte sich ihm mit leeren Augen zu. Da plötzlich verwandelte sich ihr Blick und sie rief: “Vater . . . endlich sind Sie da! Wie lange habe ich auf Sie gewartet.” Ihre klaren Worte erschütterten die Familie. Sie aber fuhr fort: “Vater! Warum sind Sie so lange nicht gekommen? Und wir müssen jetzt etwas Wichtiges tun – ich weiß nur nicht mehr, was.” Tichon fasste Mut und sagte: “Wir müssen beichten und die Kommunion empfangen!” – “Ja, richtig. Aber bitte helfen Sie mir dabei.” Aufrichtig und klar legte die bisher Verwirrte ihre Lebensbeichte ab. Dann kreuzte sie die Hände über der Brust, wie sie es wohl als Kind getan hatte, und empfing die Eucharistie. Die Worte der Beichte waren ihre letzten auf Erden. Bald darauf starb sie in Frieden.