Maria ist mir immer eine gute Mutter gewesen

Die hl. Margareta Maria Alacoque (Gedenktag: 16. Okt.) hat Gott zur großen Künderin der Liebe des Herzens Jesus gemacht. Auf sie geht die Einführung des Herz-Jesu-Freitags und des Herz-Jesu-Festes zurück. Ihr Leben war aber von Jugend an auch geprägt von einer innigen Liebe zu Maria. Sie kann uns zeigen, was es heißt, die Marienweihe zu leben:

„Maria ist mir immer eine gute Mutter gewesen und hat mir nie ihren Beistand versagt. Ich nahm in all meinen Leiden und Nöten meine Zuflucht zu ihr und war von solchem Vertrauen erfüllt, dass es mir schien, als hätte ich unter ihrem mütterlichen Schutz nichts zu fürchten. Ich gelobte ihr zu dieser Zeit auch, jeden Samstag zu fasten und, sobald ich lesen konnte, die Tagzeiten von ihrer unbefleckten Empfängnis zu beten und jeden Tag meines Lebens durch sieben Kniebeugen und sieben Ave-Maria ihre sieben Schmerzen zu verehren. Ich entschloss mich, immer ihre Dienerin zu bleiben und bat sie, mich als solche nicht zurückweisen zu wollen. Und ich sprach zu ihr wie ein Kind ohne Scheu, wie zu meiner guten Mutter, zu der ich von nun an eine wahrhaft zärtliche Liebe empfand. Ich bin in den Orden der Heimsuchung Mariens eingetreten – wegen des so liebenswürdigen Namens ‚Maria‘, der mich verstehen liess, dass ich hier fand, was ich suchte.“

Priestertum – die Liebe des Herzens Jesu

An 19. Juni 2009, dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, hat der Heilige Vater aus Anlass des 150. Todestages des hl. Pfarrers von Ars, ein „Jahr der Priester“ eröffnet. Er will damit den Gläubigen und den Priestern selbst das Geschenk des Priestertums für die Kirche erneut bewusst machen und alle einladen, für die Priester zu beten. Der hl. Pfarrer von Ars hat seinen Priesterdienst mit außergewöhnlicher Heiligkeit erfüllt, darum wurde er zum Patron der Priester erhoben. Er hat einmal in einer Predigt kurz erklärt, was der Priester ist. Seine Gedanken können uns helfen, das Priestertum im rechten Lichte zu sehen. Er sagt:

Was ist der Priester? Ein Mensch, der Gottes Stelle vertritt; ein Mensch, der mit der Macht Gottes ausgestattet ist. „Geht hin“, sagt unser Herr zu den Priestern, „wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Alle Macht ist mir gegeben im Himmel wie auf Erden. Geht hin und lehret alle Völker! Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich.“

Wenn der Priester Sünden vergibt, sagt er nicht: „Gott vergibt dir.“ Er sagt: „Ich spreche dich los.“
Der heilige Bernhard betont, dass uns alles durch Maria zuteil wurde. Ebenso kann man sagen, dass alles uns durch den Priester zuteil wird: ja, alles Glück, alle Gnaden, alle himmlischen Gaben.
Wenn es nicht das Sakrament der Priesterweihe gäbe, hätten wir Gott unseren Herrn nicht bei uns. Wer hat ihn dort in diesen Tabernakel getan? Es war der Priester. Wer hat euere Seele ins Leben eingeführt? Der Priester. Wer gibt ihr Nahrung, damit sie Kraft für ihre Pilgerschaft hat? Der Priester. Wer wird sie vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letztenmal im Blute Christi reinigt? Der Priester, immer der Priester … Ihr könnt euch an keine einzige wahre Hilfe Gottes erinnern, ohne dabei dem Bild des Priesters zu begegnen.

Geht ihr bei der heiligen Jungfrau zur Beichte oder bei einem Engel? Geben sie euch die Lossprechung? Nein. Reichen sie euch den Leib und das Blut eures Herrn? Nein. Die heilige Jungfrau kann ihren göttlichen Sohn nicht in die Hostie herabsteigen lassen. Und hättest du zweihundert Engel an deiner Seite, sie könnten deine Sünden nicht von dir nehmen. Ein Priester und sei er noch so schlicht und einfach vermag es. Er kann dir sagen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Gehe hin in Frieden!“
Wenn man die Religion zerstören will, greift man zuerst den Priester an. Denn wo es keinen Priester mehr gibt, gibt es kein heiliges Opfer mehr, und wo es kein heiliges Opfer mehr gibt, stirbt die Religion.
Was ist es doch Großes um einen Priester! Ohne ihn ist Gottes Wohlwollen für uns so nutzlos wie ein Haus voll Gold, wenn es niemand gibt, der es für uns öffnen kann. Ohne den Priester würden Leiden und Tod unseres Herrn für uns verloren sein.

Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu. Wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!

Quelle: Vgl. Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, zusammengestellt von Janine Frossard, Johannes-Verlag Leutersdorf, vierte Auflage 1987, Seite 64-65

Hl. Johannes Maria Vianney – Patron der Priester

Der heilige „Pfarrer von Ars“ wurde am 8. Mai 1786 in der Nähe von Lyon geboren. Seine Jugend fällt in die Zeit der Französischen Revolution. Er arbeitete zunächst auf dem Bauernhof seiner Eltern. Mit 19 Jahren begann er zu studieren, um Priester zu werden. Er hatte sehr große Mühe mit dem Latein. Wegen seiner tiefen Frömmigkeit wurde er 1815 trotzdem zum Priester geweiht. Als er Pfarrer der religiös verwahrlosten, 240-Seelen-Gemeinde von Ars wurde, entfaltete er größten Eifer im Gebet, in Werken der Buße und in der Seelsorge, um den Glauben zu erneuern. Anfangs wurde er verachtet und verkannt. Aber im Laufe der Jahren kamen immer mehr Menschen nach Ars, um bei ihm Rat und Hilfe in der Beichte zu suchen. Tag und Nacht war er dann als Beichtvater, Prediger und Seelenführer tätig. Er wollte sich oft lieber in einen Orden zurückziehen, weil er sich für seinen Dienst unwürdig fühlte. Aber seine Pfarrkinder haben ihn immer daran gehindert. Er starb am 4. August 1859 an Überarbeitung und wurde in Ars begraben. Papst Pius XI. hat ihn heilig gesprochen und zum Patron der Seelsorger erklärt.

Leszek Kolakowski – wider die Selbstvergötterung des Menschen

Am 17. Juli 2009 ist Leszek Kolakowski in Oxford gestorben. Er war einer der großen, vom katholischen Glauben inspirierten Philosophen unserer Zeit, der es verstand, mit treffenden Argumenten den vorherrschenden Zeitgeist zu hinterfragen. Kolakowski hat im Laufe seines Lebens eine grundlegende Wende vollzogen, denn zuerst war er ein überzeuter, marxistisch atheistischer Philosoph, bis er den Sozialismus durchschaute.

Kolakowski wurde 1927 in Radom in Polen geboren, die Familie war linksintellektuell und, wie es heißt, „freidenkerisch“ und es zeigte sich bald, dass er eine große intellektuelle Begabung hatte. Er verlor seinen Vater, der von den Deutschen umgebracht wurde. Als der Krieg zu Ende war, schloss er sich der kommunistischen Jugend und dann auch der Partei an. Kolakowski wurde zum Wunderkind der marxistischen Philosophie. Da in Polen die katholische Kirche sehr stark war, setzte er sich auch stark mit der Glaubenslehre auseinander, um sie als „Irrtum“ zu widerlegen und anzugreifen. Aber auf diesem Weg erkannte er, dass nicht der katholische Glaube, sondern der Sozialismus die große Lüge war. 1956 sprach Kolakowski bei einer Konferenz in Ostberlin über das „Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus“. Er stellte dabei in Frage, dass der Kommunismus seine Heilsversprechen in einer klassenlosen Gesellschaft verwirklichen könne. Damit war die Katze aus dem Sack. 1966 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Er musste Polen verlassen und wurde später Professor in Oxford. In seinen Schriften setze er sich vor allem mit dem Thema „Freiheit“ auseinander und deckt kritisch die „Selbstvergötterung des Menschen“ auf, die sich heute in vielfacher Weise vollzieht.

(Vgl: FAZ vom 20.07.2009 Seite 25)

Zitate von Leszek Kolakowski

„Die Vorstellung von einem nicht-totalitären Kommunismus erinnert mich an geröstete Schneebälle.“

„Was heißt »Selbstverwirklichung“? Der Mensch kann sich selbst vielfältig verwirklichen – einer hat das Potenzial, um heiliger Franz zu werden, anderer hat das Potenzial, Hitler zu werden. Sollen wir denn sagen, dass unsere Aufgabe darin besteht, jedem Menschen sein Potenzial verwirklichen zu lassen, unabhängig davon, welches Potenzial es ist?“

„Folgten wir nur der Tradition, lebten wir noch immer in Höhlen, folgten wir nur dem Fortschritt, wäre dies bald wieder der Fall.“

Berufung wird oft vermittelt durch die Mutter

Der emeritierte Kardinal Cahal B. Daly aus Irland, der vor einigen Jahren auch in Bregenz zu Gast war, schreibt in seinem Buch: „Schritte auf dem Pilgerweg – Erinnerungen und Gedanken auch über seine Berufung zum Priestertum“. Er macht hier deutlich, wie groß der Einfluss einer Mutter für die geistliche Berufung sein kann. Er schreibt:

Die Berufung zum Priestertum ist ganz gewiss zunächst ein Geschenk Gottes. Ich denke an die Worte des Propheten Jeremia, zu dem der Herr, als er ihn zum Diener seines Wortes berief, sagte:
„Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich die bestimmt.” (Jer. 1,5)

Menschlich gesehen ist der Ruf Gottes oft durch eine Mutter vermittelt. Dies war in meinem Fall ganz gewiss so. Einige Monate vor ihrem Tod vertraute meine Mutter einer Ordensschwester, welche ihr sehr nahe stand, an, dass sie seit meiner Geburt betete und hoffte, dass ich Priester würde. Doch sprach sie diesen Wunsch nie offen aus. Sie war wohl darum besorgt, meine Entscheidung nicht zu beeinflussen. Und sie hatte wohl auch Angst davor, ihren Sohn zu „verziehen” und war immer sehr darauf bedacht, in mir oder in ihren anderen Kindern, keine Neigung zu Stolz oder Wichtigtuerei aufkommen zu lassen. Ich glaube, dass die Hoffnung und das Gebet meiner Mutter um die Berufung zum Priestertum eines ihrer Söhne bereits begann, als ich noch in ihrem Schoß war. Die Ergebnisse vorgeburtlicher Untersuchungen und moderner Psychologie erlauben uns, über die geheimnisvolle Verbundenheit zwischen Mutter und ihrem noch ungeborenen Kind nachzudenken. Die Berufung eines Menschen ist im Willen und Plan Gottes bereits vorgezeichnet, wenn er oder sie noch im Schoß der Mutter ist. Vater und Mutter sind Teil dieses göttlichen Planes.

Wir wissen heute, dass die gesamte Zukunft eines Kindes bereits im Schoß der Mutter Gestalt annimmt. Die Psychologie, besonders die Tiefenpsychologie zeigen uns, wie das noch nicht geborene Kind bereits von der Lebensweise, der inneren Einstellung und der Persönlichkeit der Mutter beeinflusst wird. Wir als Christen würden dazufügen: beeinflusst auch vom Glauben und vom Gebet der Mutter.

Jesus! Ich bin’s! Ich komme Dich besuchen!

Es ist uns leider viel zu wenig bewusst, wer es ist, der unter uns im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig ist: es ist Jesus Christus selbst. Unsere Kirchen sind „bewohnt“! In den heiligen Hostien, die im Tabernakel aufbewahrt werden ist Jeus selbst unter uns da mit Leib und Blut. das ist eine Einladung, ihn immer wieder dort zu besuchen und im Gebet bei ihm zu verweilen. Der Herr lässt eine solche Liebe nicht unbeantwortet.

Was Jesus selbst einmal für einen solchen treuen Besucher getan hat, der immer wieder bei ihm in der Kirche verweilte, das hat eine Frau, die in Paris Obdachlose betreute, in einer Lokalzeitung berichtet.

Paul war einer dieser Obdachlosen. Er hielt sich gerne vor der Kirche St. Jakob (in Paris) auf, war gutmütig und freundlich und bettelte meist um Almosen. Jeden Tag aber ging er in Kirche und verbrachte dort einige Zeit. Als die Frau ihn einmal fragte, ob er in der Kirche bete, da sagte Paul, dass er nicht beten könne und es nie gelernt habe; aber er setzt sich einfach in die Bank und sagt: „Jesus! Ich bin’s, Paul! Ich komme Dich besuchen!“ Und dann bleibe er ein Zeitlang dort sitzen, damit jemand da sei.

Eines Tages war Paul verschwunden. Er hatte schon länger gesundheitliche Probleme. Die Frau erkundigte sich im Spital und fand ihn dort wieder. Paul ging es schlecht, sie konnte kaum mit ihm sprechen und sie brachte in Erfahrung, dass er nach ärztlicher Prognose bald sterben würde.

Am nächsten Tag ging die Frau noch einmal ins Spital mit dem Gedanken, dass Paul ganz nahe dem Tod war oder schon verstorben sei. Aber als sie ins Zimmer kam, erlebte sie eine Überraschung. Paul saß aufrecht am Bettrand, sah ganz gesund und völlig verwandelt aus. Ein Ausdruck von großem Glück strahlte aus seinem Gesicht. Als die Frau ihn verwundert fragte, was denn passiert sei, da erzählte er ihr: „Na ja, es war heute morgen, da ging es mir gar nicht gut; dann habe ich plötzlich jemand hier am Fußende meines Bettes stehen sehen. Er war schön, unbeschreiblich schön. Das kannst du dir gar nicht vorstellen! Er lächelte mich an und sagte. ‘Paul! Ich bin’s, Jesus! Ich komme dich besuchen! …“

Gilles, der Bote Marias für den Heiligen Vater

Am 1. Nov. 1950 hat Papst Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet. Während der Vorbereitungen für die Verkündigung des Dogmas hatte der Papst Maria um ein Zeichen gebeten, dass er dieses Dogma verkünden soll. Maria hat ihm damals ein Zeichen gegeben durch den fünfjährigen Gilles Bouhours, der ihm eine Botschaft der Gottesmutter überbracht hat.

Gilles wurde im Nov. 1944 in Bergerac in Frankreich geboren. Seine Eltern waren einfache gläubige Leute. Mit einem Jahr wurde er von einer schweren Gehirnhautentzündung durch ein Wunder auf die Fürsprache der hl. Theresia von Lisieux geheilt. Mit nicht ganz drei Jahren erzählte er seinen Eltern, dass er die heilige Jungfrau gesehen habe, in einem Wald, in dem sie spazieren waren. Immer wieder berichtete er in der Folge davon dass er Maria auch zu Hause gesehen und dass sie mit ihm gesprochen habe.

Im Dez. 1948 bei einer Erscheinung im Wald von Espis gab ihm Maria den Auftrag, er solle zum Stellvertreter Jesu auf Erden gehen, um ihm eine Botschaft mitzuteilen, die Gilles sonst niemand sagen dürfe.

Gilles wusste nicht, wer der Stellvertreter Jesu war, sein Vater musste es ihm erst erklären. Auf sein Drängen hin fuhren seine Eltern mit ihm im Dez. 1949 nach Rom. Aber da viele andere Leute zusammen mit Gilles bei der Audienz waren, wagte er nicht, etwas von der Botschaft zu sagen, nur dass ihm Maria erschienen war. So fuhren sie unverrichteter Dinge wieder zurück. Aber Gilles drängte weiter, er wollte alleine mit dem Heiligen Vater sprechen. Am 1. Mai 1950 konnte Gilles dem Heiligen Vater endlich alles anvertrauen. “Die Heiligste Jungfrau Maria ist nicht gestorben. Sie ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden…”, das sollte er dem Papst von Maria ausrichten. Nachdem er seinen Auftrag erfüllt hatte, konnte er das Geheimnis auch seinen Eltern sagen.

Gilles hatte in der folge noch viele Begegnungen mit Maria. Am 15. August 1958 erschien sie ihm zum letzten Mal. Gilles hatte den Wunsch, einmal Priester zu werden, aber er ist bereits 1960, mit 16 Jahren gestorben.

Diese Botschaft, die der kleine Gilles dem Heiligen Vater überbrachte, ist bemerkenswert, denn es heißt darin: „Die heiligste Jungfrau ist nicht gestorben.“ Es hat im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Dogmas unter Theologen die Auseinadersetzung gegeben, ob Maria den Tod genauso erleiden musste wie wir alle, als eine Trennung von Leib und Seele. Unser Sterben und unser Tod ist ja ein widernatürlicher und unnatürlicher Zerfall unseres Menschseins. Unser Menschsein besteht ja in der Einheit von Leib und Seele. Nach dem Tod lebt nur die Seele des Menschen weiter. Diese Trennung von Leib und Seele tritt ein als eine von Gott verfügte Straffolge der Erbsünde und unserer Sünde.
Aber Maria hatte in keiner Weise Anteil an der Sünde, weder an der Erbsünde noch an der persönlichen. In ihr leuchtet uns der paradiesische Zustand des Menschen auf, den er vor dem Sündenfall hatte, und wir sehen an ihr auch jene Vollendung, die Gott uns im Paradies geschenkt hätte. Da es dort den Tod als Zerfall unserer Menschennatur nicht gab, hätte uns Gott nach der Vollendung unseres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen und verklärt. Aber genau das ist es, was Gott an Maria getan hat. Das hat der Heilige Vater auch im Dogma zum Ausdruck gebracht. Er sagt nicht: „Nach ihrem Tod wurde sie mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen“, sondern er sagt: „nach der Vollendung ihres irdischen Lebens.“ Das Ende ihres irdischen Lebens war anders, sie musste nicht sterben, wie Maria es auch durch den kleinen Gilles bestätigt hat.

Woher nahm sie die Kraft? – Konversion durch Beispiel der Standhaftigkeit

Vor einiger Zeit hat sich an einem Berliner Gymnasium für Mädchen das Flgende zugetragen: In der Klasse befanden sich mit Ausnahme von zwei katholischen Mädchen nur protestantische Mädchen. Und es passierte öfter, dass die protestantischen Mädchen mit den zweien gewisse Späße über den katholischen Glauben machten, um sie zu verletzen. Nach dem Unterricht bildeten die protestantischen Mädchen manchmal eine Gasse und ließen eines der beiden katholischen Mädchen diese Gasse hindurchgehen, sie verneigten sich vor ihr und riefen spöttisch: „Ave Maria! Ave Maria!“ Das Mädchen schritt ohne Zorn und ohne Bitterkeit durch diese Gasse. Eine Reihe von Jahren später meldete sich bei einem Berliner Geistlichen eine junge Frau. Sie hatte den Wunsch, katholisch zu werden. Der Priester fragte sie, wie sie zu diesem Entschluss gekommen sei. Sie erwiderte: „Das Beispiel und das Vorbild einer meiner Klassenkameradinnen steht mir leuchtend vor Augen und hat mir keine Ruhe gelassen.“ Und sie erzählte diese Begebenheit. „Ich fragte mich immer: Woher nahm dieses Mädchen die Kraft, diesen Spott und diesen Hohn zu ertragen?“ Maria hatte hier eine protestantische Frau zum katholischen Glauben geführt.

Der Heilige Geist – Seele meiner Seele

Bei unserer Taufe und Firmung haben wir den Heiligen Geist empfangen. Er macht uns zu Christen. Er ist sozusagen „die Seele unsere Seele“ und bewirkt, dass wir christlich glauben, hoffen und lieben können, dass wir die Gesinnung Christi haben, so wie Jesus denken, fühlen und handeln.

Wer sich vom Heiligen Geist leiten lässt, wer auf seine Stimme im Herzen hört, der bringt – wie der hl. Paulus sagt – die Früchte des Heiligen Geistes hervor: nämlich Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; er wird zu einem „herzensguten“ „seelenguten“ Menschen, zu einem Heiligen.

Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass wir diese unsere innerste Seele, den Heiligen Geist der Liebe und der Wahrheit, durch unsere Sünden vertreiben. Dann bringt der Mensch ganz andere Früchte hervor: nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr.

Was ein Mensch „ohne Seele“ ist, hat einmal der Schriftsteller Karl Wittlinger in eine Parabel anschaulich gezeigt. Sie wurde vom Regisseur Rainer Erler unter dem Titel „Seelenwanderung“ 1962 verfilmt.

Es ist die Geschichte von zwei armen Schluckern, Bum und Axel, die als Gelegenheitsarbeiter nach dem Krieg nicht so recht Anschluss an die neue Wirtschaftswunderzeit finden.

In einer Kneipe reden sie über ihre miese Lage. „Die Seele ist an allem schuld“, klagt Bum seinem Freund, schon etwas angetrunken. Damit er mit seinem „Verstand“, den er besitzt, hochkommen könne, müsste er seine „Seele“ loswerden. Axel macht Bum halb scherzhaft, halb ernst den Vorschlag, er solle doch einfach seine gute Seele in einen Schuhkarton hineindenken und verpfänden. Gesagt – getan! In der Pfandleihe bekommt Axel fünf Mark für die Schachtel, er gibt sie Bum, der sich nun ganz verändert hat, und mit diesem Startkapital beginnt Bum einen rasanten, aber völlig „seelenlosen“ Aufstieg vom Schrotthändler zum großen Tier mit öffentlichem Ansehen. Er handelt skrupel- und rücksichtslos, denkt nur noch an Gewinn und Erfolg und führt ein ausschweifendes Leben. Der Mensch zählt bei ihm nichts mehr. Ohne „Seele“ ist ihm das alles möglich.

Bum stirbt dann an einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod steht er aber vor einem Problem, er kann nicht ins Jenseits, denn es fehlt ihm seine Seele. Er sucht als Geist seinen früheren Freund Axel auf und überredet ihn, den Schuhkarton mit der Seele zu suchen. Axel kann ihn im letzten Moment auf einem Abfallhaufen finden. Wohin im Jenseits Bum mit einer so vernachlässigten Seele geht, das wird offen gelassen.

„Die Liebe Gotte ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ Diese Liebe des Heiligen Geistes macht den Menschen erst zum Menschen und beseelt seine Seele. Ohne den Heiligen Geist sind wir in Gefahr, „seelenlose Unmenschen“ zu werden.

Maria ermutigt uns, im Glauben durchzuhalten

In Saragossa in Spanien gibt es das älteste Marienheiligtum der ganzen Kirche. Maria wird dort als die “Jungfrau von der Säule“ verehrt.

Nach der Legende ist Maria dort dem Apostel Jakobus, der das Evangelium in Spanien verkündete, auf einer Säule erschienen. (In Santiago de Compostella, dem berühmten Wallfahrtsort, werden ja die Reliquien des Apostel Jakobus verehrt.) Maria kam zu Jakobus, um ihn zu trösten und zu stärken, denn er war durch die großen Schwierigkeiten, Verfolgungen und Widerstände, die er erfuhr, ganz mutlos und müde geworden. Maria ermutigte ihm, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Durch den Trost Mariens fühlte sich Jakobus ermutigt und ging mit frischem Eifer wieder ans Werk.

Diese Begebenheit zeigt uns sehr schön, was von Anfang an die mütterliche Aufgabe Marias in der Kirche war. Durch ihr Kommen, ihre Gegenwart, ihre Liebe tröstet sie uns in allen Schwierigkeiten und Leiden, und ermutigt uns, im Glauben durchzuhalten und weiterzumachen. Denn wer ausharrt bis zu Ende, wird gerettet.