Wenn wir Gott die Steuerung überlassen

Der spanische Filmproduzent und Regisseur Juan Manuel Cotelo ist bekannt geworden durch seine sehenswerten Filme wie z.B.: ‚Mary’s land‘ (über die Erscheinungen der Gottesmutter) oder ‚Das größte Geschenk‘ (über Vergebung, Versöhnung und Beichte). Wie er dazu kam, durch seine Filme den katholischen Glauben zu bezeugen, hängt mit seinem eigenen Bekehrungsweg zusammen.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Madrid in einer gut katholischen Familie. Mit 16 erkannte er sein Lebensziel: Geschichten erzählen. Aber ein normaler Journalist wollte er nicht werden. Verschiedene Erfahrungen und Begegnungen, vor allem mit einem rumänischen Priester, machten ihm bewusst, dass er eine Bekehrung und Umwandlung nötig hatte. Bisher dachte er: „Ich hatte doch so etwas nicht nötig, ich war doch ein perfekter Katholik seit meiner Kindheit.“ Aber: „Ich habe einen Priester getroffen, der 17 Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Es seien die schlimmsten, aber auch besten Jahre seines Lebens gewesen, sagte er: ‚Wenn diese Zeit dazu beigetragen hat, dass ein einziger Mensch Gott kennen gelernt und sich auf ihn eingelassen hat und ich weiß, dass es nicht nur einen gab, dann waren es die schönsten Jahre meines Lebens.“

Daraus zog Juan Cotelo für sich den Entschluss: „Du musst dich ändern, du musst erst lernen zu lieben. Liebe ist keine Theorie.“ Und so begann er, sich ganz der Vorsehung Gottes und seinem Willen zu überlassen. Er sagt: „Wenn wir Gott die Steuerung überlassen, übernimmt er sie auch. Wenn du ihm sagst: Ich will nur deinen Willen tun, dann sagt er: ‚Ich werde dir helfen, meinen Willen und nicht den deinen zu tun. Zuallererst werde ich deine Projekte ändern.‘ Und so wurde das erste Projekt ein Film über einen Priester, den ich eigentlich gar nicht kennen lernen wollte“ (La ultima cima – der letzte Gipfel). Eine der vielen Reaktionen auf diesen Film war: Ein laisierter Priester ist wieder zurückgekehrt.

Die Engel sind gekommen, um mich abzuholen

Als am 7. Okt, dem Rosenkranzfest des Jahres 2012, Salvatore und Elisa Fiorillo ihr zweites Kind, Davide, bekommen, ist ihre Freude groß. Als aber die Mutter 2017 eine ständige Müdigkeit ihres Sohnes feststellt und ihn untersuchen lässt, erfolgt die Diagnose: Akute lymphatische Leukämie, unheilbarer Krebs. Es beginnt ein vier Jahre dauernder Leidensweg für Davide im Kampf gegen den Krebs. Davide ist oft wütend und unzufrieden. Er weint sehr viel und hat Angst. Und auch die Eltern verlassen die letzten Kräfte, als die Ärzte im März 2021 ihnen das Ende aller Behandlungsmöglichkeiten mitteilen.

Doch hier, am tiefsten Punkt der menschlichen Existenz, geschieht etwas Außergewöhnliches. Als die Mutter in diesem dramatischen Moment ihr Kind mit den Worten trösten will, dass jeder von uns einen Schutzengel habe, der uns beschütze und helfe, erzählt Davide ganz unbekümmert und in kindlicher Offenheit, dass seit einiger Zeit Engel an sein Bett kommen und ihm Gesellschaft leisten. Zeitgleich beginnt sich Davide auch grundlegend zu ändern. Er wird gelassen, ruhig und zufrieden.

Als die Mutter im Internet nach Engelbildern sucht, zeigt Davide plötzlich auf ein Bild und sagt: „Hier! Das sind die kleinen Engel, die mich besuchen, und das ist die Madonnina!“ Die Engel haben ihm gesagt, dass die Madonnina, wie er die Gottesmutter nennt, auf ihn warte und dass er sie besuchen solle. Es stellte sich heraus, dass es das wundetätige Marienbild des kleinen Wallfahrtsortes Cassano delle Murge in der Nähe von Bari war, wo Maria seit 800 Jahren als Königin der Engel verehrt wird.

Als die Eltern Davide in diese Kirche bringen, fällt er in Ekstase und erlebt eine Marienvision. Es ist das dritte Mal in der Geschichte dieser Wallfahrt, dass die Gottesmutter hier erscheint. Das tat sie immer dann, wenn ihre Verehrung an dem Ort in Vergessenheit zu geraten drohte. „Die kleinen Engel sagen mir, dass auch ich ein Engel bin, aber ohne Flügel“, sagt Davide immer öfter. Und dass sie alle auf ihn warten, im Himmel, dem Paradies, wo es keine Krankheiten und keine Medikamente mehr gebe, wo alles voller Licht und Farben sei.

Als seine Mutter Davide einmal fragt, was denn die Muttergottes mache, wenn sie zu ihm komme, antwortet er: „Sie kommt an mein Bett und umarmt mich wie eine Mutter, wie du es tust!“ Eine große Freude darf Davide vor seiner Heimreise in die Ewigkeit noch erleben: Wenige Wochen vor seinem Tod feiert er zusammen mit seinem älteren Bruder Antonio den Tag seiner ersten Heiligen Kommunion und sieht dabei auch Jesus, den er als „wunderschön“ beschreibt. Es ist zugleich auch die erste Heilige Messe seines Lebens.

Am Fronleichnamstag des Jahres 2021 bittet Davide seine Familie und einige nahe Verwandte in eine Kirche zur Heiligen Messe und Anbetung. Ein berührendes Erlebnis, das alle Beteiligten näher zu Gott und zum Glauben bringt. Wenige Tage darauf, es ist der 22. Juni, möchte Davide in einen weißsilbernen Anzug gekleidet werden, um gemeinsam mit den Engeln, die er in diesen Farben sieht, in den Himmel zu gehen. „Sie sind alle hier, sie sind gekommen, um mich abzuholen!“ Das sind seine letzten Worte. Dann darf er heim ins Paradies.

Zurück bleiben traurige, aber durch ihr Kind im Glauben getröstete die Eltern und Verwandten. Seine Mutter sagt: „Sowohl mein Mann als auch ich lebten weit entfernt von der Kirche und den Sakramenten; und unser Kind Davide war ohne jegliche religiöse Bildung aufgewachsen. Nie zuvor haben wir verstanden, was es bedeutet, dass Jesus Christus lebt und in der Eucharistie gegenwärtig ist. Durch unseren Sohn berührten wir diese wirkliche Gegenwart Gottes mit unseren Händen. Davide erzählte uns, dass er Jesus sah. Wir hingegen sahen, als er es uns erzählte, sein Selbstvertrauen, seinen Glauben, seine Unbekümmertheit und in seinen Augen ein Licht, das es auf dieser Erde nicht gibt.“

Davide zeigte uns ein anderes Leben

Salvatore Fiorillo, der Vater von Davide, gibt Zeugnis darüber, wie er selbst durch das Beispiel und die Worte seines Sohnes zum Glauben gekommen ist, dass Gott existiert und ihnen als Eltern in ihrer tiefsten Not eine Antwort gab:

„Vom ersten Moment an, als ich meinen Sohn über den Himmel sprechen hörte, veränderte sich etwas in mir. Es ist, als ob Davides Worte so viele Fragen in mir beantwortet hätten, auf eine Weise, wie sie noch nie jemand beantwortet hatte. Als meine Frau mir zum ersten Mal erzählte, dass Davide über kleine Engel und den Himmel gesprochen hatte, brach ich in Tränen aus und spürte eine unerschütterliche Gewissheit in mir. Tag für Tag haben sie und ich jeder auf seine eigene Art, aber gemeinsam verstanden, dass unser Leben nie wieder das gleiche sein könnte, wenn das, was unser Sohn uns erzählte, wahr wäre! Ich bin ein rationaler Mensch und habe gelebt, als ob nichts existierte, außer dem, was wir sehen und berühren konnten. Aber Davide zeigte uns ein anderes Leben, das wahre, auf das er so sehr gewartet und das er sich am meisten gewünscht hat.“

„Davide hat uns gezeigt, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang des Lebens ist. Bevor er in den Himmel kam, ließ er sich eigens für seine Reise mit den kleinen Engeln einen Anzug nähen: Er wählte alles bis ins letzte Detail aus, und als er ihn anprobierte, sah es so aus, als würde er sich auf eine Hochzeit vorbereiten, auf den schönsten Tag seines Lebens überhaupt!“

Nie zuvor hatte ich eine solche Freiheit gefunden

Joshua Charles (Jg.: 1988) ist Historiker, Autor von Bestsellern, Pianist und war Redenschreiber für den ehemaligen US-Vizepräsident Mike Pence. Sein Lebensziel ist es jetzt, „ein Heiliger zu werden.“ Auf Twitter und auf seiner Homepage schreibt er über seine Weg der Bekehrung: „Vom Protestanten zum Katholiken“. Im Jahr 2018 ist er in die katholische Kirche aufgenommen worden:

„Als mir als Protestant klar wurde, dass ich katholisch werden musste, war ich wochenlang tief deprimiert. … Ich fühlte mich wie der widerwilligste Konvertit auf der ganzen Welt. Die Beweise waren überwältigend, und das machte mich sowohl traurig als auch wütend. Ich war auch überwältigt davon, wie sehr sich mein Leben ändern würde. Ich würde unter Autorität stehen – kein beliebiges Kirchenbummeln mehr. Ich würde Sünden aufgeben müssen, über die Protestanten oft im Unklaren sind, die die katholische Kirche aber glasklar benennt. Ich müsste immer in die Kirche gehen, auch an Tagen, an denen ich keine Lust habe. Ich müsste fasten, ob ich wollte oder nicht. Und viele andere solche Dinge. Wie viel ‚Freiheit‘ würde ich verlieren!

Aber als ich schließlich eintrat, war es nichts von alledem. Es war eine glorreiche Heimkehr. Die uralte, tiefe und durchdringende Tiefe der Liturgie, der Gebete, der Lehren und der Praktiken der Kirche waren weit davon entfernt, mich zu erdrücken, und wirkten geradezu befreiend. Nie zuvor habe ich die Heilige Schrift mehr geliebt. Niemals zuvor hatte ich eine solche Freiheit in dem gefunden, was ich immer zu verachten gelernt hatte. Meine Depression verwandelte sich in Freude. Inmitten all dieser Dinge bin ich auch auf Prüfungen gestoßen. Ich habe viele gute Katholiken kennengelernt, aber auch einige wirklich furchtbare. Ich war in vielen guten Pfarreien, aber auch in einigen wirklich schrecklichen. Ich habe viele gute Priester kennen gelernt und auch ein paar schreckliche gesehen.

Nichtsdestotrotz bin ich ZUHAUSE. Der Glaube bleibt intakt. Die alten Väter, die mich zur Kirche gebracht haben, kann ich heute mit wenigen bis gar keinen Einschränkungen lesen, denn ihr Glaube ist jetzt mein Glaube. Sie ist die größte und manchmal auch die zerrüttetste Familie der Welt. Aber es ist eine Familie, die auf dem Felsen Jesus Christus gebaut ist, dem Felsen der Wahrheit, dem Felsen, der niemals von der Hölle besiegt werden kann. Aus der Tiefe des Herzens des nicht mehr umherirrenden Schafes: Gott sei Dank!“

Es gibt ein glückliches Leben nach dem Abgrund

In der erfolgreichen Filmserie „The Chosen“ (die Auserwählten, über das Leben Jesu; der Film wird zurzeit in der vierten Staffel gedreht), spielt Elizabeth Tabish die Rolle von Maria Magdalena.

Elizabeth ist zwar katholisch aufgewachsen, aber sie verlor im Laufe der Zeit den Bezug zum Glauben. Durch die Rolle der Maria Magdalena entdeckte sie wieder neu, wer Jesus für sie auch im echten Leben ist und was die Botschaft des Evangeliums für sie bedeutet. Sie erzählt:

„Eigentlich wollte ich mit dem Schauspielen aufhören. Es hat fürs Leben einfach nicht gereicht. Ich habe nicht gesehen, wie es weitergehen soll, und hatte das Gefühl, etwas verloren zu sein in der Welt. Mit diesem Charakter hatte ich sofort so eine starke emotionale Verbindung, sodass ich dachte, das wird fast schon unheimlich.“ „Die Serie hat mich aus einem mentalen Nebel gerüttelt, irgendwie. … Davor war ich sehr zynisch und skeptisch. Ich habe in Religion nur das Schlechte gesehen, diese Scheinheiligkeit in der Kirche. … Und so hab ich das Baby mit dem Bad ausgeschüttet. Ich hab alles scheinheilig gefunden.“

Durch das Drehen der Filme hat sich in ihrem Leben vieles gewandelt. „Es ist fast eine heilige Erfahrung, jemanden darstellen zu dürfen, der so nah bei Jesus war.“ „Was mich immer wieder umwirft, ist die Tatsache, dass der ganze Schmerz, den ich durchgemacht habe, die Depression – dass nichts davon ein Fehler war. Gott hat das alles benutzt, sodass ich diese Rolle spielen kann. Ich könnte das gar nicht so spielen, ich hätte die Rolle gar nicht bekommen, wenn ich das nicht alles selbst durchlebt hätte.“

„Und jetzt lebe ich mein Leben und sehe, dass das, was ich als meine größten Fehler betrachtet habe, benutzt wird, um eine Figur zu verkörpern, die für Erlösung und Hoffnung steht. Es haut mich um und ich bin dankbar dafür. Und ich wünsche mir für alle, die die Serie sehen, dass sie spüren, dass es ein Leben nach dem Abgrund gibt, ein glückliches Leben. Das ist wirklich möglich. Man muss an sich arbeiten und man muss sich bewusst dafür entscheiden. Das müssen wir dazu tun. Wir müssen es wollen.“

Wie die Herzen der Menschen durch diese Filme berührt werden, bezeugt eine Frau in einem Kommentar zu einem Interview mit Elizabeth Tabisch: „Meine Tochter war suizidgefährdet. Nachdem sie Folge 1 von Staffel 1 gesehen hatte, wendete sich das Blatt und sie konnte sich in die Kämpfe von Maria Magdalena hineinversetzen. Seitdem beten wir täglich gemeinsam als Familie. Diese Veränderung kann nur von Gott kommen! Segne The Chosen und all die Menschen, die dahinter stehen! Gepriesen sei Gott, Jesus Christus!

Asoziales Verhalten?

Stephen Green (72), ein christlicher Pastor, ist von einem Gericht verurteilt worden, weil er ein Schild mit einem Bibelzitat vor einer Abtreibungsklinik im Londoner Stadtteil Ealing getragen hat. Green war nach dem Anti-Social Behaviour (Antisoziales Verhalten), Crime and Policing Act angeklagt, der jede Form von Missbilligung der Abtreibung innerhalb einer Bannmeile um eine Abtreibungsklinik verbietet. Dazu gehören auch Gebet und Lesen aus der Bibel.
Auf dem Schild von Stephen Green stand der Satz: „Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter.“ (Ps 139,13, siehe Foto)

Die Formulierung „im Schoß meiner Mutter“ in dem Bibelzitat sei eine Form des Protests gegen Abtreibung, sagte die Bezirksrichterin, die Green verurteilt hat. Sie könne daher zu keiner anderen Schlussfolgerung kommen, als dass Green damit seine Ablehnung der Abtreibung zum Ausdruck gebracht habe. Greens Protest sei zwar friedlich, aber nicht verhältnismäßig gewesen, argumentierte die Richterin.

Der Pastor wurde zu einer einjährigen bedingten Haftstrafe, einem Opferzuschlag von 26 Pfund und zur Übernahme der Prozesskosten in Höhe von 2.400 Pfund verurteilt.

Green hat angekündigt, das Urteil anzufechten und keine Zahlungen zu leisten. Denn die ‚Bannmeilen‘ und seine Verurteilung seien ein direkter Angriff auf die Bibel und die Redefreiheit, die vom Staat garantiert werde. Er habe keine andere Wahl, als sich zu verteidigen und für die Gerechtigkeit zu kämpfen, sagte Green. Wenn es eine Straftat sei, ein Schild mit einem Vers aus dem Psalm 139 in einer Straße in London hoch zu halten, dann sei niemand mehr frei, sagte er.

Solche Gesetze, Prozesse und Urteile zeigen uns, von welchem Geist unsere Zeit regiert wird.

Ich betete, dass der Wille Gottes geschehe

Zu Ostern 2024 wurde Tammy Peterson (Jg.1961) in die katholische Kirche aufgenommen. Sie ist die Ehefrau des bekannten kanadischen Psychologen Jordan Peterson, der durch seine Bücher und Vorträge, die gegen den vorherrschenden Zeitgeist sind, bekannt wurde. Tammy erzählt über ihren Weg in die katholische Kirche.
„Als Baby wurde ich protestantisch getauft. Ich ging in die Kirche, bis ich etwa 12 Jahre alt war, und hörte dann auf, hinzugehen.“ Nach ihrer Heirat wollte sie zwar ihre Kinder taufen lassen und selber neu im Glauben beginnen, aber es kam nicht dazu.
Erst im Jahr 2019 begann ihr Weg der Umkehr, als sie vom Arzt die Diagnose über einen unheilbaren Nierenkrebs erhielt: „Es gibt keine Behandlung. Wir können nur operieren. Sie haben noch etwa 10 Monate zu leben.“ Dies war ein Schock für sie. „Meine Philosophie der Selbstverantwortung ließ mich im Stich.“
„Als ich meinem Sohn von meiner Diagnose und den Worten des Arztes erzählte, fiel mir der Schmerz auf seinem Gesicht auf. Ich schaute ihn an. In seinen Augen sah ich eine Liebe für mich, die ich nicht einmal für mich selbst empfand. Dieser Blick löste etwas in mir aus. … In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr Gott mich liebte. … Ich sah meinen Sohn an und sagte: ‚Weißt du was? Der Arzt ist nur ein Mann, der eine Meinung hat, aber er weiß nicht, ob ich leben oder sterben werde. Das weiß nur Gott.'“
Tammy unterzog sich der Operation und musste wegen mancher Komplikationen viele Woche im Krankenhaus verbringen.
Eine Tür begann sich zu öffnen. Ihre Freundin Queenie Yu, die vor einigen Jahren zum katholischen Glauben konvertiert war, besuchte sie und lud Tammy ein, mit ihr den Rosenkranz zu beten. „In einem Atrium des Krankenhauses brachte Queenie mir bei, wie ich den Rosenkranz beten sollte. .. Wir beteten also, und dann erzählte ich ihr meine Lebensgeschichte. Das war sehr entspannend. Das geschah fünf Wochen lang jeden Tag.
Solange ich betete, merkte ich nicht einmal die Schmerzen. Ich erlaubte mir nie, mir Sorgen zu machen; ich überließ mich einfach Gott und dem, was er von mir wollte.
Der Rosenkranz wurde zu einer Art Gegenmittel gegen meine Selbstbezogenheit. Er lehrte mich, ruhig zu sein, auf Gott zu hören und mich auf den Augenblick zu konzentrieren. Er lehrte mich, geduldig zu sein und nicht meinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern darauf zu achten, was Gott wollte. Das schien mir auch zu helfen, der Gottesmutter näher zu kommen, und es half mir, die Art von Fügsamkeit zu leben, die sie uns als ihre Kinder lehrt…. Ich betete nicht einmal um ein Wunder, sondern nur darum, dass sein Wille geschehe.“
„Mein armer Mann war so besorgt um mich. Und auch er litt furchtbar. Eines Tages, im Juni 2019, sagte ich zu ihm: Weißt du, ich glaube, an unserem Hochzeitstag, dem 19. August, geht es mir wieder besser.“
Und tatsächlich am 19. August 2019 wurde sie wie durch ein Wunder geheilt aus dem Krankenhaus entlassen.
„Soweit wir wissen, bin ich der einzige Mensch, der diese Diagnose überlebt hat. Ich hatte zwar ein unglaubliches Ärzteteam, aber ich weiß, dass Gott am Werk war, um mich gesund werden zu lassen. … Am wichtigsten ist, dass sich mein Herz verändert hat.
Die Vertrautheit mit Jesus hat mein Leben grundlegend verändert. Durch diese Erfahrung habe ich gelernt, dass der Glaube eine Praxis ist; das Gebet ist eine Praxis; der Rosenkranz ist eine Praxis. Die tägliche Hingabe an Gott ist selbst eine Übung. Ich habe gelernt, dass, wenn das Leben vergeht und alles um uns herum dezimiert wird, die einzigen Dinge, die übrig bleiben, die Dinge sind, die wir geübt haben. Ich möchte heute, morgen und immer ein Ja zum Willen Gottes sagen.“

Die Kirche ist kein Kegelverein

„Als Kind der DDR bin ich klassisch atheistisch und so kirchenfern wie nur denkbar aufgewachsen. Ich wollte nie Christ sein.“ sagt Prof. Dr. Riccardo Wagner. Aber nach einer langen Zeit des Suchens und Nachdenkens empfing er nun in der Osternacht 2024 mit 49 Jahren in der Kölner Kirche St. Andreas die Taufe. Er erzählt über seinen Weg:
„Ich war schon als Kind und Jugendlicher sehr gern in Kirchen und auf Friedhöfen – letztendlich, weil mich die großen Fragen des Lebens schon immer sehr interessiert haben.“
„Es gab dann eigentlich zwei konkrete Wendepunkte, der eine war die Geburt meines Sohnes, da ich als Vater auch Antworten und Orientierung geben wollte.“
Und vor zehn Jahren kam dann für ihn die konkrete Wende zum Christentum durch ein Buch über den katholischen Glauben. „Ich habe alles gelesen, was ich in die Finger bekam“, die Kirchenväter, Mystiker, die Bibel, den Katechismus …
„Ich habe dann irgendwann erkannt, dass ich im Grunde bereits katholisch denke und lebe.“
„Vor zwei Jahren habe ich dann auch aktiver angefangen zu beten, ich habe mit dem Te Deum und dem Rosenkranz angefangen – der mich inzwischen immer begleitet hat – und ich bin dann auch in die Kirche gegangen.“
„Am Ende glaube ich auch, dass die Kirche eben nicht irgendein Kegelverein ist, sondern eine heilige Institution, genau wie die Sakramente.“

Sie hatte von Jesus gehört

Im Markusevangelium wird uns von jener Frau berichtet, die von Jesus gehört hatte und im Glauben an Jesus dachte: Wenn ich nur den Saum seines Gewandes berühre, werde ich von meinen Blutungen geheilt (vgl. Mk 5,25-34).

Die amerikanische Exegetin Mary Healy berichtet in ihrem Bibelkommentar zu dieser Stelle, dass solche Wunder auch heute noch geschehen: „Vor kurzem erzählte mir ein indischer Priester die Geschichte einer Frau, die ‚von Jesus gehört‘ hatte. Sie war eine Sikh-Frau (Sikhismus – eine Religionsrichtung in Indien), deren Beine seit zwölf Jahren gelähmt waren. Als sie hörte, dass Jesus in einem katholischen Exerzitienzentrum in Südindien Menschen heilte, kam sie dorthin. Dort traf sie den Priester und erzählte ihm von ihrer schmerzhaften Vergangenheit, wie sie von ihrem Mann missbraucht worden war und schließlich in ihrer Verzweiflung von einem Balkon gesprungen war und sich dabei das Rückgrat gebrochen hatte.

Der Priester war so ergriffen, dass er mit ihr über die Lehren Jesu zur Vergebung sprach und sie einlud, ihrem Mann zu verzeihen. Sie forderte ihn sofort heraus: „Wenn ich meinem Mann vergebe, wird dein Jesus mich dann heilen?“ Nach einem kurzen Gebet antwortete er: „Ich weiß nicht, ob es Jesu Wille ist, Sie zu heilen, aber ich weiß, dass Sie, wenn Sie vergeben, einen Frieden und eine Freude erleben werden, die Sie nie zuvor gekannt haben.“

Am nächsten Tag forderte der Referent der Einkehrtage alle auf, aufzustehen und Gott für seine Güte zu danken. Die Frau erzählte dem Priester später, was passiert war: „Ich dachte mir, ich habe Gott so viel zu verdanken. Ich bin am Leben, ich habe zwei Söhne, die sich um mich kümmern. Ich muss Gott loben!“ Sie stand auf, hob ihre Hände zu Gott und wurde augenblicklich und vollständig von ihrer Lähmung geheilt. Die Frau blieb mehrere Monate lang im Exerzitienhaus, um am RCIA (Rite of Christian Initiation for Adults – Ritus der christlichen Initiation für Erwachsene) teilzunehmen. Sie und ihre Söhne ließen sich taufen und gingen nach Hause, um ‚allen von Jesus zu erzählen‘.“

Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens

Nijole Sadunaite wurde 1938 in Litauen geboren. Nach dem Einmarsch der russischen Roten Arme (1940) begann die kommunistische Terrorherrschaft, in der die Katholische Kirche schwer verfolgt wurde. Viele Bischöfe, Priester und Gläubige wurden hingerichtet, ins Gefängnis geworfen oder deportiert. Durch das starke Vorbild ihrer Eltern lehnte Nijole schon als Kind die atheistische Indoktrination ab und durfte wegen ihrer ‚Religiosität‘ keine höhere Schule besuchen. Sie wurde Krankenschwester, schloss sich einer Untergrundkongregation an und beteiligte sich an der Verbreitung der ‚Chronik der katholischen Kirche Litauens‘, einer Untergrundzeitschrift, in der das Heldentum der Kirche hinter dem Eisernen Vorhang dokumentiert wurde. Es war ihr als junge Frau ganz klar, dass sie wegen dieser verbotenen Tätigkeit eines Tages vom KGB verhaftet und ins Gefängnis kommen würde. Doch durch ihren starken Glauben an den Herrn und seine Macht überwand sie jede Angst.

Im August 1974 wurde sie dann festgenommen. Man fand sechs Seiten der verbotenen Chronik bei ihr. Sie verbrachte zehn Monate im Untersuchungsgefängnis des KGB, wo sie sich durch keine Drohungen und psychische Folter einschüchtern ließ, andere Mitchristen zu verraten. Als sie dann ohne Rechtsbeistand vor Gericht stand, vor Männern, die in Verhörtechniken geübt waren, verblüffte ihre Verteidigung diese so sehr, dass sie erröteten und beschämt den Kopf hängen ließen. Sie sagte unter anderem Folgendes:

„Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens …. Mir ist die beneidenswerte Aufgabe, das ehrenvolle Schicksal zuteil geworden, nicht nur für die Menschenrechte zu kämpfen, sondern auch dafür verurteilt zu werden. Mein Urteil wird zum Triumph werden! … Mit Freude gehe ich für andere in die Sklaverei, und ich bin bereit zu sterben, damit andere leben können. Wenn ich mich heute der ewigen Wahrheit, Jesus Christus, nähere, erinnere ich mich an seine vierte Seligpreisung: Selig sind, die nach Gerechtigkeit dürsten, denn sie sollen satt werden: … Ich möchte das Gericht bitten, all jene aus den Gefängnissen, Arbeitslagern und psychiatrischen Kliniken zu befreien, die für Menschenrechte und Gerechtigkeit gekämpft haben.“

Nach diesem vom Heiligen Geist inspirierten Zeugnis wurde Nijole zu drei Jahren in einem strengen sowjetischen Arbeitslager (Gulag) und drei Jahren Exil in Sibirien verurteilt. Es ist unbeschreiblich, was sie in dieser Zeit an Leiden ertragen und wie durch ein Wunder überlebt hat – mit ungebrochenem Geist und in der Liebe bleibend.

Nach dem Gulag lebte sie fünf Jahre lang im totalen Untergrund, dann „fand mich schließlich der KGB. Aber die Zeiten änderten sich. Sie wollten, dass ich ‚freiwillig‘ auswandere. Ich sagte ihnen, dass ich lieber ins Gefängnis gehen würde. Sie fragten mich, warum: ‚Weil ich euch sehr liebe. Ihr seid meine Brüder und ich möchte nicht ohne euch in den Himmel kommen. Auch Jesus hat euch sehr lieb, er ist auch für euch am Kreuz gestorben. Wenn ihr mich abschiebt, werde ich frei sein, aber wenn ich frei bin, ist es für mich schwerer, Buße zu tun, während ich im Gefängnis dazu gezwungen sein werde, und ich werde es für euch tun, so dass wir zusammen im Himmel sein werden'“.

1990, als Litauen endlich frei war, betonte Nijole: „Ich bete weiterhin jeden Tag für unsere Peiniger. Heute sagen viele Menschen, dass das Gebet eine Zeitverschwendung ist und dass man besser gute Taten vollbringen sollte. Aber Jesus hat gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Er ist der Weinstock und wir sind die Reben“.

Kindergebet

Angelika und Heinrich hofften nach der Heirat auf Kindersegen; doch es brauchte viel Geduld, ganze sieben Jahre, bis das erste Kind kam. Die Freude war sehr groß, als ihnen Gott einen Sohn schenkte.

Jonas wuchs heran. Schon bald wünschte sich Jonas ein Geschwisterchen und zwar eine Schwester. Die Eltern waren nicht mehr so jung. Sie hofften auf weitere Kinder, doch der Kindersegen liegt in Gottes Hand. Deshalb sagte die Mutter zu Jonas: „Bitte du Gott um eine Schwester. Vielleicht erhört dich der liebe Gott“. Das tat Jonas dann auch treu. Fast jeden Abend vor dem Schlafengehen brachte er sein Anliegen im Gebet vor Gott. Er wusste auch bald, dass seine Schwester Inga (Gott schützt) heißen sollte. Die Eltern wussten nicht, woher er diesen Namen hatte.

Die Zeit verging und es kam der erste Tag, an dem Jonas in den Kindergarten ging. Auf dem Weg dorthin blieb Jonas stehen. Die Mutter sagte ihm: „Was machst du? Wir müssen weiter zum Kindergarten“. Jonas antwortete: „Ich bete für Inga“. Darauf sagte die Mutter und war selbst verwundert über ihre Frage: „Und hat der liebe Gott dir geantwortet?“ Wie war die Mutter erstaunt, als Jonas darauf hin sagte: „Ja, jetzt gerade macht der liebe Gott den Bauch, die Ärmchen und die Beinchen“. Die Mutter war ganz „baff“. Was sollte sie dazu auch schon sagen?

Eine Woche danach erfuhr die Mama zu ihrem großen Erstaunen, was sie bisher selbst nicht wusste, dass sie tatsächlich schwanger war. Das Gespräch mit Jonas war genau zu der Zeit, in der sich beim Kind tatsächlich der Kopf, der Bauch und die Beinchen und Ärmchen im Leib der Mutter auszubilden begannen. Wie groß war die Freude auf das zweite Kind – wirklich ein Mädchen. Die Eltern hatten kaum noch auf das Wunder gehofft, nicht so aber der kleinen Jonas. – Kindergebet durchdringt die Wolken.

Quelle: LEBE 86/2007 23