Wer der Erste sein will

Am 25. Sonntag im Jahreskreis (B) spricht Jesus im Evangelium über ein wichtiges Prinzip des Reiches Gottes, über das Dienen. Die Apostel haben auf ihrer Wanderung darüber geredet, wer von ihnen der Größte sei. Sie dachten vielleicht, dass Jesus einmal wie ein weltlicher Herrscher die Macht ergreifen würde und sie selber durch ihn eine große Karriere machen könnten.

Das Reich Gottes aber, das Jesus verkündete, war etwas anderes. Hier gelten andere Maßstäbe. “Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Damit gibt Jesus zu verstehen, worin die wahre Größe im Reich Gottes besteht.

“Wer der Erste sein will” heißt, dass es durchaus möglich ist, der Erste zu sein – das ist keineswegs verboten. Aber groß sein und der Erste sein bedeutet im Reich Gottes nicht, dass man ein Herrscher über die Mitmenschen ist, der sich von den anderen bedienen lässt und auf Kosten der anderen lebt, sondern groß ist der, der dient und zu Gunsten der anderen sein Leben hingibt.

Jesus selbst hat uns darin ein Beispiel gegeben: “Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe”, sagt der Herr beim Letzten Abendmahl.
Darum bedeutet groß sein im Dienste des Reiches Gottes:

1. Den letzten Platz einnehmen: Der Apostel Paulus sagt: “Ich glaube nämlich, Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt, wie Todgeweihte; denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen.” Als Diener Gottes haben wir kein großes Ansehen ich den Augen der Welt.

2. Lastenträger sein: Der hl. Paulus sagt: “Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.” “Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben.”

3. Loskommen vom Ich: Der hl. Paulus sagt. “… nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir”. Nicht mehr das Ich, sondern Jesus wird zum Mittelpunkt unseres Lebens, um den sich alles dreht.

Menschen also, die sich selbst um Christi willen zurückstellen, die bereit sind, die Lasten anderer zu tragen und die selbstlos dienen, die sind auch die eigentlich tragenden Säulen, sei es in den Familien, in der Kirche oder in der Gesellschaft. Sie stützen und halten zusammen, was durch den Egoismus schon lange zerbrechen würde.

 

Abschied und Dank

Der international Verantwortliche unserer Priestergemeinschaft des „Werkes“, P. Thomas Felder, teilte mir vor einiger Zeit mit, dass ich im Herbst dieses Jahres nach Kempten im Allgäu versetzt werde. Mein Dienst als Kirchenrektor der St. Antoniuskirche (Kapuzinerkirche) in Bregenz geht somit Ende September zu Ende.

Von 2008 bis 2018 habe ich die Aufgabe der Seelsorge und der Verwaltung dieses Gotteshauses im Namen des Bischofs von Feldkirch erfüllen dürfen. Viel Segen habe ich mit den Mitbrüdern unserer Priestergemeinschaft in der Feier der heiligen Messen, in Anbetungsstunden und im Spenden des Beichtsakraments, aber auch in der sonstigen Begegnung mit Menschen aus Bregenz und der Umgebung erfahren dürfen.

Der heilige Kirchenpatron Antonius, der Diener Gottes Bruder Benno Koglbauer und Unsere Liebe Frau von Lourdes, deren Nähe in diesem Gotteshaus und an diesem Ort des früheren Kapuzinerklosters besonders spürbar ist, waren beste Begleiter.

Manche Mühe musste aufgewendet werden: So die Kircheninnenrenovierung, die die vergangenen vier Jahre in Anspruch nahm, zwei Jahre Vorbereitung und zwei Jahre Durchführung. Die letzten Elektroarbeiten stehen immer noch aus. Sonst bietet sich die Kirche in einem sehr schönen und guten Zustand allen, die sie besuchen, dar.

In der Zeit meiner zehnjährigen Wirksamkeit als Seelsorger dieses Gotteshauses sind 340.863,00 Euro für Erneuerungsmaßnahmen und Neuanschaffungen ausgegeben worden, davon für die aktuelle Innenrenovierung 192.060,00 Euro. 20.030,00 Euro kommen noch dazu, wenn die in Auftrag gegeben Elektroarbeiten geschehen sind. Allen Spendern sage ich nochmals von ganzem Herzen „vergelt´s Gott“, ich wünsche Ihnen den bleibenden Beistand und Schutz unseres Herrn!

Ab 1. Oktober wird P. Gerhard Huber von der Priestergemeinschaft des „Werkes“ die Aufgabe als Kirchenrektor der St. Antoniuskirche übernehmen. Er stammt aus Linz und hat in den vergangenen Jahren als Hochschulseelsorger und darauf als Seelsorger eines Krankenhauses in Wien gewirkt. Zugleich mit der Aufgabe der Betreuung der St. Antoniuskirche wurde P. Gerhard durch den international Verantwortlichen, P. Thomas Felder, auch die Leitung der Priestergemeinschaft im Kloster Thalbach anvertraut.

Ich werde ab 1. Oktober in der Stadt Kempten in der Pfarrei St. Anton (Immenstädter Straße 50) wirken und dort die Aufgabe eines Kaplans erfüllen. Herzlich bitte ich Sie um Ihr Gebet für mich und P. Gerhard und danke Ihnen für alle Verbundenheit, Hilfe und alles Gute, das ich durch Sie erfahren habe, auch für alle Nachsicht! Unterstützen Sie, bitte, meinen Nachfolger ebenso wie mich!

Es grüßt Sie und betet weiter für Sie und denkt an Sie in der Feier des hl. Messopfers Ihr

P. Bruno Haider FSO

 

Die Menschen haben Gott vergessen

Der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn (1918 -2008) war in seinen jungen Jahren Atheist und Anhänger des Kommunismus. Durch eine kritische Äußerung gegen Stalin geriet er selbst ins Straflager. In seinem Hauptwerk ‘Der Archipel Gulag’ beschreibt er detailliert die Verbrechen des leninistischen und stalinistischen Regimes bei der Verbannung und systematischen Ermordung von Millionen Menschen im Gulag. Durch die Leiden und Erfahrungen in dieser Zeit bekehrte er sich zum orthodoxen, christlichen Glauben. Er sagt einmal sehr treffend über die Ursache der Entwicklung in Russland:

“Vor über einem halben Jahrhundert, als ich noch ein Kind war, hörte ich einmal, wie einige ältere Leute die folgende Erklärung für die Katastrophen, die über Russland hereingebrochen waren, parat hatten: ‘; darum ist all das geschehen.’ Seitdem habe ich fast 50 Jahre die Geschichte unserer Revolution studiert, dabei Hunderte von Büchern gelesen, Hunderte von persönlichen Zeugenaussagen gesammelt und mit acht Bänden aus meiner eigenen Feder dazu beigetragen, den Schutt, der nach diesem Aufstand zurückblieb, beiseite zu räumen. Aber wenn man mich heute bitten würde, so knapp wie möglich den Hauptgrund für diese ruinöse Revolution anzugeben, die unter unserem Volk etwa 60 Millionen Todesopfer gefordert hat, dann wäre die genaueste Antwort, einfach zu wiederholen: ‘Die Menschen haben Gott vergessen; darum ist das alles geschehen.'”

 

Das ist meine Sache, lass mich dafür Sorge tragen.

Pater Adrien Mamadou Sawadogo, der zur Gesellschaft der Afrikamissionare (“Weiße Väter”) gehört, hat über seinen Glaubensweg ein beeindruckendes Zeugnis abgelegt, das in seinem Buch: “Gott hat mich ergriffen. Vom Islam zum Christentum. Weder Sieg noch Niederlage” im Verlag Media Maria erschienen ist. 

Pater Adrien, geboren 1971,  stammt aus einer muslimischen Groß-Familie aus Burkina Faso; sein Vater hat vier Frauen. Er war der Erstgeborene der Familie, auf dem viele Erwartungen und Verpflichtungen lagen. Mit großem Eifer und Hingabe lebte er seinen muslimischen Glauben, treu in der Einhaltung der muslimischen Gebote. Während seiner Ausbildung in Bukina Faso hatte er ein besonderes mystisches Erlebnis. Als er eines Abends mit seinem Fahrrad nach Hause fuhr, hörte er eine Stimme, die ihn bei seinem Namen rief. Als er aufblickte, sah er eine Gestalt wie eine menschliche Person, die in strahlendstem Weiß gekleidet war und ihn liebevoll anblickte. Es war Jesus, aber er kannte ihn noch nicht. Er schaute unentwegt auf diese Gestalt und als sie verschwand, war er mit dem Fahrrad zu Hause, ohne sich erinnern zu können, wie er dorthin gekommen war. Als er diese Erscheinung einige Tage später noch einmal hatte, fragte er sie, wer er sei und was er wolle. Er erhielt aber keine Antwort. Als er einige Zeit später eine Schulkollegin, die Christin war, nach Hause begeleitete, hörte er im Eingang zum Hof des Schulgebäudes von neuem die Stimme, die ihn schon einmal angesprochen hatte: “Da sah ich einen Mann, der einem Kind, das bettelte, zärtlich über den Kopf strich. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön diese Geste war, die ich hier betrachten durfte. Ich fragte meine Freundin: ‘Wer ist das?’ – ‘Das ist Pater Gilles’, antwortete sie. Und ich fragte weiter: ‘Warum behandelt er den Jungen so liebevoll?’ Sie erwiderte: ‘Er macht das, wozu Jesus ihn beauftragt hat.’ – ‘Und wer ist Jesus?’, fragte ich weiter. Meine Freundin antwortete: ‘Jetzt stellst du aber zu viele Fragen!’, und damit entfernte sie sich. … Dann, mitten in der Stille, hörte ich die Stimme, die zu mir sagte: ‘Du wirst so sein wie er.’ Daraufhin richtete ich meinen Blick auf den Mann, der so liebevoll mit dem Kind umging.” Schließlich verstand er durch seine Freundin, dass es Jesus war, der ihn aufforderte Afrikamissionar zu werden.

So begann er voll Eifer heimlich Religionsunterricht zu nehmen und im Alter von zweiundzwanzig Jahren empfing er die Taufe.

Seine Bekehrung zum Christentum konnte seiner Familie nicht verborgen bleiben. Für sie war seine Entscheidung unfassbar. “Vom geliebten Kind war ich zum schwarzen Schaf der Familie und der Gemeinschaft geworden. Und ich musste allein gegen alle standhalten.” Er stand vor der Entscheidung: entweder seine Familie, die er sehr liebt, oder die Nachfolge Christi. Er erzählt: “Niedergedrückt vom Gewicht dieser Bürde flüchtete ich tränenüberströmt in die Kirche, um Jesus im Allerheiligsten Sakrament zu begegnen. Und mitten aus dieser Stille meldete sich von Neuem die Stimme: ‘Weshalb kümmerst du dich darum? Das ist meine Sache, lass mich dafür Sorge tragen.’  Und so kam es, dass an seiner Priesterweihe am 16. Juli 2005, auf wunderbare Weise von Gott gefügt und geführt, sein Vater und seine Mutter teilnahmen. Es kam zu einer Aussöhnung mit der Familie. Es sollten aber noch viele Jahre vergehen, bis er seiner Familie von seinen mystischen Erlebnissen mit Jesus erzählen konnte.

Beschützt durch ein undurchdringliches Feuer

Pater Adrien berichtet in seinem Buch unter anderem auch darüber, dass der Ahnenkult in seinem Stamm eine besondere Bedeutung hat. In jedem Dorf gibt es einen sogenannten ‘Hohenpriester’, der durch einen Opferkult die Versöhnung mit den verstorbenen Ahnen herstellt. Seine Verwandten verlangten von ihm, dass er nach Anordnung dieses Hohenpriesters, den alle fürchteten, dieses Opfer für die Ahnen darbringen müsse, ansonsten würden sich die Geister des Familienclans erzürnen und er wäre verantwortlich für das Aussterben der Familie. Adrien weigerte sich wegen seines Glaubens an Jesus, dies zu tun, worauf ihm dieser Hohepriester mitteilen ließ, dass er am 16. Juli 1996 sterben müsse, wenn er das Opfer bis dahin nicht dargebracht hätte. “Beunruhigt euch nicht, ich werde am 17. Juli zu euch kommen”, sagte er zu seinen Verwandten. Durch seine muslimische Großmutter erfuhr er dann, was geschehen war. Sie sagt ihm: »’Diejenigen, die vier Augen haben [=Hellseher, Anm.d.Red.], sagen, dass jene, die man Christen nennt und die wie du ihr ganzes Leben dem übergeben haben, den sie Jesus nennen, wie durch ein großes, undurchdringliches Feuer [=Hl. Geist, Anm. d. Red.] beschützt werden, wenn man ihnen etwas Böses antun will.’ Sie fügte hinzu: ‘Das hat sich bei dir erfüllt.’« Dann erfuhr er, dass der Hohepriester, der seinen Tod für den 16. Juli vorausgesagt hatte, an ebendiesem Tag selber gestorben war. Der 16. Juli ist das Fest unserer Lieben Frau vom Berge Karmel.

 

Rettung aus der Tiefe – ein Wunder

Es gibt Fakten über die Rettung der Kinder in Thailand, die von der Welt nicht unbedingt gehört werden wollen. Es sind aber Fakten, die bestätigen, dass Gott, der Herr, hier ein Wunder gewirkt hat, um der Welt ein Zeichen seiner Macht und Herrlichkeit zu geben. Es war kein “Zufall”, dass die Kinder gerettet werden konnten. Viele der Beteiligen sprachen von einem Wunder. Es ist hier etwas menschlich unmöglich Erscheinendes möglich geworden.

Die 12 Jugendlichen mit ihrem Trainer waren am 23. Juni in die Höhe eingestiegen, sie wurden von hereinbrechenden Wassermassen überrascht und waren nun ca. 4 km vom Eingang der Höhle eingeschlossen.

1.) Am 9. Tag der Suche, am 2. Juli, dem Fest Maria Heimsuchung, wurde die Gruppe “zufällig” gefunden, nur weil das Seil, das der britische Taucher nutzte, um das Team zu führen, zu Ende war und er deshalb an die Oberfläche ging. In diesem Moment entdeckte er die Kinder. Wäre das Seil nur um wenige Meter kürzer gewesen, hätte man die Kinder nicht an diesem Abend gefunden.

2.) Nur ein Junge sprach Englisch und konnte mit dem britischen Taucher reden. Er war der einzige Christ in der Gruppe und hatte die Sprache in einem missionarischen Projekt seiner Schule erlernt. So konnte die Rettungsaktion eingeleitet werden, da er die Anweisung der Taucher übersetzte. In der langen Zeit des ungewissen Wartens (9 Tage ohne Nahrung) hat er immer zu Jesus gebetet.

3.) Die Regenfälle blieben während der Rettungsaktion milde und haben den Rettungsvorgang nicht wesentlich erschwert oder beeinträchtigt.Nachdem das letzte Kind am 10. Juli gerettet war, und der letzte Taucher aus der Höhle war, ging die Haupt-Pumpe, die das Wasser aus der Höhle zog, kaputt – erst jetzt. Die letzten Helfer mussten sich beeilen, die Höhle zu verlassen. Es begann wieder stark zu regnen, am nächsten Tag war die Höhle ganz überflutet.

4.) Alle Kinder, die gerettet wurden, waren in erstaunlich guter gesundheitlicher Verfassung. Die Ärzte waren beeindruckt.

5.) Die Zusammenarbeit bei der Rettungsaktion lief trotz sprachlicher und kultureller Barrieren erstaunlich gut.

Die Nachricht von den Kindern, die in der Höhle eingeschlossen waren, ging um die ganze Welt. Die Christen in aller Welt haben angefangen zu beten. Dieses Gebet wurde erhört, so dass diese Rettungsaktion, die allen Helfern das Letzte abverlangte, doch gelang. Gott schenkt das Wollen und das Vollbringen. Wir müssen suchen, die Zeichen Gottes zu verstehen.

 

Hl. Pater Pio – Er wusste alles, er hat mir alles gesagt

Vor 50 Jahren, am 23. Sept. 1968, ist der heilige Pater Pio in Giovanni Rotondo gestorben. Durch die Wundmale Christi, die er 50 Jahre lang an seinem Leib trug, ist er zum Zeichen und Mahner der Umkehr für viele Menschen geworden.

Unter den Gnadengaben, die er zum Heil der Seelen empfangen hatte, besaß er auch die Gaben der Seelenschau. Das spürten vor allem viele Gläubige, wenn sie zur Beichte kamen.

Er behandelte die Menschen so, wie Gott sie ihn sehen ließ. Manchmal ging er dabei sehr schroff und hart vor; er verweigerte z.B. jeder Frau, die Kinder verhütete, die Lossprechung und weinte manchmal selbst über diese Härte, die ihm Gott abverlangte, aber auch über die Undankbarkeit der Menschen Gott gegenüber. Auf seine Härte angesprochen, sagte er einmal: “Ich verabreiche denen, die ein Abführmittel brauchen, keine Süßigkeiten!”

Ein Mann war mit der Bitte, seine Tochter zu heilen, zu P. Pio gekommen. Dieser schaut ihn an: “Du bist viel ja viel mehr krank als deine Tochter: Ich sehe, dass du tot bist!” Der Mann stammelt: “Aber nein, es geht mir gut.” “Du Unglücklicher”, antwortet er, “wie kann es dir mit so viel Sünden auf dem Gewissen gut gehen? Mindestens 32 sehe ich! ” Nach der Beichte bezeugte der Mann: “Er wusste alles, er hat mir alles gesagt.”

Eine Frau um die Vierzig kniete einmal als Letzte an der Kommunionbank. P. Pio herrschte sie streng an: “Weg, weg mit Dir!” Weinend und totenbleich verließ sie die Kirche. Warum wohl wurde sie vor aller Augen von ihm weggeschickt? Sie selber wusste es; sie erzählte, sie habe bei einem anderen Pater gebeichtet und sogar des Öfteren ihren Ehebruch bekannt – dies jedoch ohne Reue und ohne den Vorsatz, von ihrem Jugendfreund zu lassen. Dieser Pater freilich konnte ihr nicht in die Seele schauen und musste so ihren Worten und Vortäuschungen glauben. Pater Pio aber hatte sie sofort durchschaut und ihr diesen heilsamen Schock versetzt. Tagelang rang sie nun mit sich, bis sie den Entschluss fasste, ein neues Leben zu beginnen. Nach einer reuigen Beichte kniete sie wieder bei Pater Pio an der Kommunionbank und empfing aus seiner Hand dankbar den Heiland. Ein Mitbruder fragte P. Pio einmal, warum er manchmal so streng wäre. “Weißt du, was es mich kostet, wenn ich jemand wegschicken muss?”, erwiderte er schluchzend, “aber nicht ich bin es, der annimmt und wegschickt, sondern der Herr.” Gott ist  barmherzig nur mit jenen Sündern, die voll Reue und aufrichtigen Herzens umkehren. Wer nicht umkehrbereit ist, den weist Gott ab. Das machte P. Pio deutlich.

 

Das Kleid Mariens

In Syrien tragen seit dem Krieg gegen die IS-Terroristen immer mehr Frauen, Großmütter, junge Mütter und junge Mädchen das Kleid Mariens. Es ist ein blaues Kleid, mit einer weißen Kordel um die Taille, die die Friedenstauben symbolisiert. Vor dem Tragen wird das Kleid von einem Priester gesegnet.

Für Maha, eine 45-jährige Mutter, die ihren Sohn an der Front verloren hat, ist Maria Vorbild in der Hingabe an den Willen Gottes und himmlische Mutter, der sie sich durch das Tragen des Kleides geweiht hat. Sie sagt:

“Maria hat eine Zwischenstellung zwischen dem Himmel und der Erde. Sie versteht uns, weil sie Leben gab, sie ist aus Fleisch und Blut. Sie hat Geburt und Leiden erlebt, genau wie wir Menschen. Jeder kennt die Beziehung zwischen Müttern und ihren Kindern in den östlichen Familien. Umso mehr, wenn ihre Mutter die Jungfrau Maria ist. Wenn wir also vergessen, zu ihr zu beten, verlieren wir unsere Identität als Kinder. Außerdem hat sie als Mutter gelitten, sie akzeptierte den Verlust Christi, ihres Sohnes, weil sie den Willen Gottes annahm. Dieses Kleid gibt mir Kraft und Gelassenheit. Ich fühle mich meinem Sohn viel näher, an dem Ort, wo Jesus und Maria sich jetzt um ihn kümmern.“

Mehr als sieben Jahre Krieg. Ein blutiger und mörderischer Krieg und Granaten, die die christlichen Viertel von Städten wie Damaskus, Aleppo, Homs und so vielen anderen nicht verschont haben. Trotz alledem ist die Zahl der Gläubigen, die an den verschiedenen religiösen Feiern teilnehmen, weiter gestiegen. Viele waren überzeugt, dass Gott sie nicht im Stich lassen würde. Er hat nur ihre Fähigkeit, Leiden zu ertragen, geprüft. Er hat ihren Glauben auf die Probe gestellt.

 

Das Reich Gottes verkünden

Am 15. Sonntag Im Jahreskreis hören wir das Evangelium von der Aussendung der 12 Apostel. Sie bekommen von Jesus den Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und die Menschen zur Umkehr zu Gott zu rufen.

Jesus wollte uns damit zeigen, dass alle seine Jünger den Auftrag haben, missionarisch und apostolisch zu wirken. Jeder Christ ist berufen, ein “Prediger” zu sein, so wie der hl. Franz von Assisi es verstanden hat. Am Ende seines Lebens hat er zu seinen Brüdern gesagt: “Wir müssen ausziehen, um den Menschen Christus zu predigen, und wenn nötig auch mit Worten.” Der erste missionarische Dienst ist das Zeugnis eines christlichen Lebens. Aber damit unser Leben zu einem Zeugnis für Christus wird, müssen wir das befolgen, was der Herr den Aposteln gesagt hat:

  1.  Jesus sandte die Apostel zu zweit aus: Über das wichtigste Gebot der Gottes- und Nächstenliebe sollen wir nicht nur reden, sondern es durch Taten verkünden. Die Art und Weise wie wir als Christen miteinander umgehen ist das stärkste Zeugnis für das Reich Gottes.
  2. Jesus gibt seinen Aposteln einen Wanderstab in die Hand. Dieser Wanderstab ist unser katholischer Glaube, das heißt, die Gebote des Herrn, die Lehre der Kirche und die Sakramente des Herrn. Auf diesen Wanderstab müssen sich die Apostel stützen, dieser Stab ist der feste Halt für die Seele.
  3. Jesus trägt den Aposteln auf, kein Brot, keine Vorratstasche und kein Geld mitzunehmen. Das heißt, sie sollen sich in jeder Hinsicht auf die Vorsehung Gottes verlassen. Gott soll in allem den Vorrang haben. “Sucht zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben werden.” Wir sehen ja in unserer Gesellschaft, in der zwar so viele Menschen noch getauft sind, dass für die meisten “die Vorratstaschen und das Geld”, alles Irdische wichtiger geworden als Gott. Der Glaube kommen irgendwo als Anhängsel im Leben vor.
  4. Dann spricht Jesus davon, dass sie als Apostel kein zweites Hemd mitnehmen sollen. Diese Anweisung bedeutet im geistlichen Sinn, dass wir als Christen, wie der hl. Paulus sagt, Christus als Gewand angezogen haben. Und dieses Kleid – unser Taufkleid – sollen wir immer und überall tragen zum Zeugnis für ihn. Wir sind ja oft versucht, sozusagen schnelle das Hemd zu wechseln – je nach Umgebung, uns zu verstecken, uns anzupassen und damit wir nicht als Christen erkannt werden.

Wenn unser Leben also von der brüderlichen Liebe geprägt ist, wenn wir uns konsequent am katholischen Glauben festhalten, wenn wir Gott in allem den Vorrang geben, wenn wir uns in allen Lebenssituationen zu Christus bekennen, dann ist das schon eine machtvolle Verkündigung und Predigt des Reich Gottes.

 

Wir kleben fest an unserem alten Ich

Der sel. Kardinal Newman sagt:

“Was ist es also, das uns, die wir religiös sind, fehlt? Ich wiederhole, es ist folgendes: eine Bereitschaft, uns ändern zu lassen, eine Bereitschaft, es hinzunehmen, dass Gott uns ändert. Wir geben das alte Ich nicht gerne auf; denn ganz oder teilweise kleben wir fest an unserem alten Ich, obwohl uns alles frei angeboten ist. Auch wenn wir die Zusicherung hätten, dass die Änderung überhaupt keine Mühe miteinschließt, auch wenn es keine Selbstverleugnung, keine Anstrengung dabei gäbe, es würde sich nichts daran ändern. Wir möchten nicht neugeschaffen werden; wir schrecken davor zurück; es wirft uns aus allen unseren natürlichen Bahnen, aus allem, was uns vertraut ist. Wir verspüren, dass wir nicht mehr wir selbst bleiben, wenn wir nicht einen Teil dessen bewahren, was wir bisher gewesen sind; und wie sehr wir auch in allgemeinen Worten vorgeben, dass wir geändert werden möchten: wenn es darauf ankommt, wenn die Einzelheiten der Änderung uns vor Augen gestellt werden, schrecken wir vor ihnen zurück und sind es zufrieden, zu bleiben wie bisher.”

 

Jesus hat meinen Hass in Frieden verwandelt

Es ist eines der bekanntesten Fotos des Vietnamkriegs. Ein kleines Mädchen rennt mit schmerzverzerrtem Gesicht um ihr nacktes Leben. Das Bild “Napalm-Angriff” ging um die Welt. Was aus dem Mädchen von damals wurde, erzählt Kim Phuc. Es ist ihre eigene Geschichte.

»Meine Familie war wohlhabend und ich hatte eine glückliche Kindheit. … Ich erinnere mich genau, es war der 8. Juni 1972. Wir hatten während eines Luftangriffs Zuflucht im Cao Dai Tempel gesucht. Ich sah, wie ein Flugzeug tiefer flog und vier Bomben abwarf. Überall um mich war Feuer. Ich rannte um mein Leben. Dann bemerkte ich, dass auch ich brannte, das Feuer hatte meine Kleider verbrannt.

Napalm löst den schrecklichsten Schmerz aus, den man sich vorstellen kann. Wasser kocht bei 100 Grad. Napalm erreicht Verbrennungstemperaturen zwischen 800 und 1200 Grad Celsius. Die zähflüssige Masse fraß sich in meine Haut und löste Verbrennungen dritten Grades aus. Ich war erst neun Jahre alt, aber ich erinnere mich an die Gedanken, die ich hatte: Ich würde hässlich sein und Menschen würden mich von jetzt an anders behandeln. Genau in diesem Moment wurde das Bild von mir gemacht.

Nachdem mir der Fotograf etwas zu trinken gegeben hatte und Wasser über meinen Körper schüttete, verlor ich mein Bewusstsein. Keiner rechnete damit, dass ich überleben könnte. Wenige Tage später wachte ich in einem Krankenhaus auf. Auch aufgrund des Fotos, das die Welt aufgerüttelt hatte, wurde ich gut behandelt. Erst nach zwei Jahren und 17 Operationen konnte ich nach Hause zurückkehren.

Ich hatte gehofft, einfach wieder ein normales Kind sein zu können, doch unser Haus war zerstört, wir hatten alles verloren und versuchten einfach nur Tag für Tag zu überleben.

Obwohl ich immer noch Schmerzen von den Verbrennungen hatte, meine Wunden juckten und ich unter starken Kopfschmerzen litt, träumte ich davon, einmal Ärztin zu werden. Ich bemühte mich, in der Schule aufzuholen und gute Leistungen zu bringen, doch die Regierung hatte andere Pläne mit mir. Ich war das “Vorzeigeopfer” und man brauchte mich für Propaganda-Zwecke. Meine Bildung wurde deswegen vorerst auf Eis gelegt.

Eigentlich wollte ich mich nur von meiner Vergangenheit lösen. Ich wollte nichts mit diesem Foto zu tun haben. Wollte vergessen, was geschehen war. Aber man bestand darauf, dass sich alle erinnern.

Immer wieder fragte ich mich: “Warum ausgerechnet ich? Warum ist das mir passiert?” Ich war bitter geworden, trug eine Wut in mir und sah mein Leben als eine Last. Ich hasste mein Dasein und wollte am liebsten einfach nur sterben. Ich hasste alle Menschen, die normal waren, weil ich nicht mehr normal sein durfte. Ich konnte nicht verstehen, warum ich das mitmachen musste und immer noch am Leben war.

Weil ich nicht weiter auf die Schule gehen durfte, verbrachte ich viele Tage in der Bibliothek. Dort fand ich eine Bibel und konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu lesen. Aus Neugier ging ich auch in eine Kirche und hörte zum ersten Mal in meinem Leben die Gute Nachricht von Jesus. Die Liebe Gottes veränderte mein Leben. Ich erfuhr, dass Jesus für meine Schuld am Kreuz gestorben ist und so bat ich Gott, mir zu vergeben und in mein Leben zu kommen. Das war an Weihnachten 1982 und wurde zu einem unglaublichen Wendepunkt. Von diesem Moment an lautete der Schrei in mir nicht mehr: “Warum ich?”, sondern “Bitte hilf mir!”

Mein Leben war bisher wie eine Tasse Kaffee gewesen. Schwarzer Kaffee. Voller Hass, Wut, Bitterkeit und Sorgen. Doch Gott zeigte mir, wie ich die Finsternis aus meinem Leben vertreiben konnte: Indem ich diese Tasse Kaffee jeden Tag vor ihm ausschütten durfte, bis sie ganz leer war. Und stattdessen füllte Gott mich mit seiner Liebe und schenkte mir Frieden, Weisheit, Geduld und Leidenschaft für andere. Jesus hat meinen Hass in Frieden verwandelt! Ich konnte plötzlich darauf vertrauen, dass Gott mein Leben führt und es gut macht.

Gott hat mir auch bei meiner schwersten Aufgabe geholfen: Zu vergeben. Die Vergebung hat mich vom Hass befreit. Noch immer trage ich die Wunden an meinem Körper. Noch immer habe ich starke Schmerzen. Aber mein Herz ist rein und voller Liebe und Frieden.«

Heute lebt Kim Phuk mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Toronto. 1994 wurde sie von der UNESCO zur Botschafterin für den Frieden ernannt. 1997 gründete sie die Kim Phuc Foundation, die sich für Kinder einsetzt, die Kriegsopfer wurden.

Quelle: https://www.jesus.ch