2. Tag

Die zwei Wege

Brüder und Schwestern, jeden Tag habt ihr zwei Gruppen vor Augen, die Anhänger Jesu Christi und die Anhänger der Welt. Auf der rechten Seite seht ihr die Anhänger unseres Erlösers. Sie steigen den schmalen Weg hinauf, der wegen der Schlechtigkeit der Welt immer schmaler wird. Der Herr geht ihnen voran, barfuß, dornengekrönt, blutend, das schwere Kreuz auf seinen Schultern. Ihm folgt nur eine Handvoll tapferer Menschen. Denn seine leise Stimme wird im Lärm der Welt leicht überhört, und es sind nicht viele, die den Mut haben, ihm nachzufolgen in seiner Armut, sei-nem Leiden, seiner Erniedrigung und seinen anderen Kreu-zen, die man in seiner Nachfolge Tag für Tag tragen muß.

Auf der linken Seite seht ihr die Anhänger der Welt oder Satans. Ihre Gruppe erscheint viel zahlreicher, großartiger und eindrucksvoller. Fast alle eleganten Leute streben dort-hin. Es herrscht ein großes Gedränge, obwohl die Wege breit sind und wegen des Zulaufs ständig verbreitert werden. Sie sind mit Gold und Silber gepflastert und mit Blumen be-streut. Rechts und links findet sich Gelegenheit zu jeder Art von Vergnügen und Zerstreuung.

Die kleine Herde (Lk 12,32), die Jesus Christus folgt, läßt sich vom Glanz der Welt nicht betören. Gebet, Fasten, gute Werke, Selbstbeherrschung und Verzicht sind ihnen in der Nachfolge Jesu selbstverständlich. Auch das Leid verdrän-gen sie nicht. Denn so schreibt der Apostel Paulus: Wer den Geist Christi – den Geist des Kreuzes – nicht hat, der gehört nicht zu ihm. (Röm 8,9). Alle, die zu Jesus Christus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Be-gierden gekreuzigt (Gal 5,24). Alle, die Gott im voraus er-kannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben (Röm 8,29).

Sie machen sich, gegenseitig Mut. Ist Gott für uns, in uns und vor uns, wer ist dann gegen uns? (Röm 8,31). Der, der in uns ist, ist größer als jener, der in der Welt ist. (1 Joh 4,4). Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. (Joh 13,16). Die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlo-sem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit. (2 Kor 4,17). Sie denken an das Wort Jesu: „Viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt“ (Mt 22,14). Nur die Mutigen und die Gewalttätigen reißen das Himmelreich an sich. (Mt 11,12). Den Siegeskranz erhält nur, wer nach der Regel des Evange-liums kämpft. Kämpfen wir tapfer, laufen wir so, daß wir ihn gewinnen!

Die Anhänger der Welt dagegen schreien nur nach Leben, Friede und Freude. Laßt uns essen und trinken, singen, tan-zen und fröhlich sein! Gott ist gut, er hat uns nicht für die Verdammnis geschaffen, er hat das Vergnügen nicht verbo-ten, also wird er uns nicht verurteilen. Nur kein schlechtes Gewissen!. Man hört gleichsam die alte Schlange, wie sie Eva betört. Nein, ihr werdet nicht sterben (vgl. BFK 7-12).

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