Erst im Himmel erfüllen sich unsere Träume

Ein älterer Mann, der fast die Hälfte seines Lebens in Strafanstalten zugebracht hatte, erzählte einem Pfarrer von einem Traum, der, wie der Mann sagte, sein Leben grundlegend verändert hat und auch uns viel sagen kann:

“Ich lag im Bett und dachte, wie so oft, über mein vertracktes Leben nach und gab, wie schon immer, alle Schuld dafür meinen Eltern, vor allem dem Vater, der uns Buben oft verprügelte. Auch der Mutter, die so wenig Liebe für uns übrig hatte. Und dabei hatte ich doch in jungen Jahren die hinreißendsten Träume vom Leben und wollte alles tausendmal besser machen als meine Eltern! Aber es kam anders, grausam anders. Nachdem ich stundenlang solche quälende Gedanken gewälzt hatte, schlief ich schließlich ein.

In der Nacht erschien mir meine Mutter im Traum: schön und anmutig. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass sie einmal so schön gewesen ist. Sie lächelte mir zu und sagte: ,Kind, dein Vater und ich hatten auch einmal große und schöne Träume vom Leben, als wir uns liebten und Ja zueinander sagten. Aber es kam anders, ganz anders, du weißt es ja. Nun bin ich zu dir gekommen, um dir etwas zu sagen: Die Träume, die wir Menschen im Leben haben, die großen und schönen Träume, sie sind vom Himmel in unser Herz gekommen, aber im Laufe der Zeit ziehen sie ganz leise wieder aus, um als Samenkorn ins Erdreich des Lebens zu fallen und darin zu sterben, um dann aufzugehen im Himmel. Erst im Himmel erfüllen sich unsere Träume, erst dann, wenn wir einmal alle als Familie beisammen sind. Wir vergessen viel zu leicht, daß das Leben auf Erden nur der Anfang des wahren und ewigen Lebens ist. Denk daran, Kind, und du wirst vieles besser verstehen…’ Dann lächelte die Mutter und ich sah sie nicht mehr.”