Er wird kommen, zu richten

Am Ende des Kirchenjahres und zu Beginn des Advents stellt uns die Kirche in den Evangelien immer wieder das zweite Kommen Christi am Ende der Zeit vor Augen. Christus wird “kommen, zu richten die Lebenden und die Toten”, heißt es im Glaubensbekenntnis. Wann das sein wird, weiß niemand. Aber wie sollen wir uns als gläubige Menschen verhalten?

Man könnte den Zustand der Welt mit einer Schulklasse bzw. einer Schulstunde vergleichen. Ein Priester erzählte aus seiner Schulzeit: Sie hatten einen Klassenlehrer, der sehr konsequent und gerecht war. Einmal hatte er dringend etwas in der Direktion zu erledigen. Er gab den Schülern eine Aufgabe, mit der sie sich still beschäftigen sollten. Er schärfte ihnen ein, dass er bald zurückkommen werde, und wenn er dann jemand nicht auf seinem Platz und bei der Arbeit findet, erhält er eine Strafe.

Am Anfang war alles ganz ruhig, jeder arbeitete. Aber nach einiger Zeit begannen die ersten zu blödeln. Die anderen mahnten noch zur Ruhe. Aber als der Lehrer immer noch nicht kam, wagten sich die ersten von ihren Plätzen. Bald war die Aufgabe vergessen und es ging drunter und drüber. Zur Sicherheit hatte man einen Aufpasser an die Tür gestellt, der sollte alle rechzeitig warnen, wenn der Lehrer komme. Doch dieser Wächter war noch der größere Spitzbub. Denn nach einiger Zeit schlug er Alarm. Alle liefen auf ihre Plätze, doch das war nur ein Fehlalarm. Dann ging das Gejohle erst richtig los. Und da die Pause nahte, meinten die meisten, der Lehrer würde sowieso nicht mehr kommen. Auch der Wächter hatte seinen Platz verlassen. Die an sich “Braveren”, die zuerst noch gearbeitet hatten, ließen sich mit der Zeit auch mitreißen. Nur einige wenige, die von den anderen als “Streber” verspottet wurden, waren noch auf den Plätzen und machten ihre Aufgabe.

Und dann plötzlich stand der Lehrer doch da. Niemand hatte sein Kommen bemerkt. Und weil er ein guter Lehrer war, teilte er auch konsequent und gerecht die Strafen aus, die er angedroht hatte. Die einen waren froh darüber, dass der Lehrer dem ganzen Durcheinander ein Ende bereitet hatte, die anderen nicht.

Diese Begebenheit aus dem Schulalltag kann uns ein Gleichnis sein für die Situation der Welt vor dem Kommen Christi. Wie die Kinder, so sind auch wir geneigt unsere Aufgaben zu vernachlässigen, da wir den Endruck haben, Gott sei nicht da, er würde nicht kommen, es gäbe kein Gericht. “Wachet und betet, damit  ihr nicht in Versuchung fallet”, hat Jesus gesagt. Wir dürfen uns nicht vom Treiben der Welt mitreißen lassen. Wir sollen wie der “treue und kluge Verwalter” jenen Auftrag erfüllen, den der Herr uns gegeben hat. Dann brauchen wir sein Kommen und sein Gericht nicht zu fürchten.