Leszek Kolakowski – wider die Selbstvergötterung des Menschen

Am 17. Juli 2009 ist Leszek Kolakowski in Oxford gestorben. Er war einer der großen, vom katholischen Glauben inspirierten Philosophen unserer Zeit, der es verstand, mit treffenden Argumenten den vorherrschenden Zeitgeist zu hinterfragen. Kolakowski hat im Laufe seines Lebens eine grundlegende Wende vollzogen, denn zuerst war er ein überzeuter, marxistisch atheistischer Philosoph, bis er den Sozialismus durchschaute.

Kolakowski wurde 1927 in Radom in Polen geboren, die Familie war linksintellektuell und, wie es heißt, “freidenkerisch” und es zeigte sich bald, dass er eine große intellektuelle Begabung hatte. Er verlor seinen Vater, der von den Deutschen umgebracht wurde. Als der Krieg zu Ende war, schloss er sich der kommunistischen Jugend und dann auch der Partei an. Kolakowski wurde zum Wunderkind der marxistischen Philosophie. Da in Polen die katholische Kirche sehr stark war, setzte er sich auch stark mit der Glaubenslehre auseinander, um sie als “Irrtum” zu widerlegen und anzugreifen. Aber auf diesem Weg erkannte er, dass nicht der katholische Glaube, sondern der Sozialismus die große Lüge war. 1956 sprach Kolakowski bei einer Konferenz in Ostberlin über das “Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus”. Er stellte dabei in Frage, dass der Kommunismus seine Heilsversprechen in einer klassenlosen Gesellschaft verwirklichen könne. Damit war die Katze aus dem Sack. 1966 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Er musste Polen verlassen und wurde später Professor in Oxford. In seinen Schriften setze er sich vor allem mit dem Thema “Freiheit” auseinander und deckt kritisch die “Selbstvergötterung des Menschen” auf, die sich heute in vielfacher Weise vollzieht.

(Vgl: FAZ vom 20.07.2009 Seite 25)

Zitate von Leszek Kolakowski

“Die Vorstellung von einem nicht-totalitären Kommunismus erinnert mich an geröstete Schneebälle.”

“Was heißt »Selbstverwirklichung”? Der Mensch kann sich selbst vielfältig verwirklichen – einer hat das Potenzial, um heiliger Franz zu werden, anderer hat das Potenzial, Hitler zu werden. Sollen wir denn sagen, dass unsere Aufgabe darin besteht, jedem Menschen sein Potenzial verwirklichen zu lassen, unabhängig davon, welches Potenzial es ist?”

“Folgten wir nur der Tradition, lebten wir noch immer in Höhlen, folgten wir nur dem Fortschritt, wäre dies bald wieder der Fall.”