Ich danke Gott, dass er mich hierher gesandt hat

Ein beeindruckender Seliger der griechisch-katholischen Kirche (also einer unierten Kirche) ist der selige Priester Emil Kowcz. Er stammt aus der Ukraine. 1942 wurde er verhaftet und ins Gefängnis gebracht, später ins KZ Majdanek in Lublin, wo er mit unermüdlichem Eifer seine Seelsorge fortsetzte. Er starb am 25. März 1944 im KZ als Märtyrer. Aus dem KZ hatte er einen beeindruckenden Brief an seine Familie geschrieben. Hier ein Ausschnitt:

„Ich verstehe, dass Ihr versucht, mich zu befreien. Ich bitte Euch aber, nichts zu unternehmen. Gestern ermordeten sie hier 50 Menschen. Wenn ich nicht hier bleibe, wer hilft ihnen denn, diese Leiden zu ertragen? Sie würden mit all ihren Sünden in die Ewigkeit eingehen, in tiefer Enttäuschung, die in die Unterwelt führt. Und jetzt gehen sie in den Tod mit erhobenen Häuptern, indem sie ihre Sünden hinter sich gelassen haben, und besteigen so die Brücke zur Ewigkeit. Ich danke Gott für seine Güte mir gegenüber. … Wenn ich die Göttliche Liturgie feiere, beten sie alle in ihren verschiedenen Sprachen. Aber versteht Gott nicht alle Sprachen? … Ich danke Gott täglich tausend Mal dafür, dass er mich hierher gesandt hat. … Kümmert Euch nicht um mein Schicksal und werdet deswegen nicht ungläubig. Vielmehr freut Euch mit mir, betet für die, welche dieses Konzentrationslager und dieses System aufgebaut haben. … Möge der Herr ihnen gnädig sein!“

Was willst Du, dass ich tue?

Es war ein wahrhaft einmaliges und freudiges Ereignis, als die 28-Jährigen Zwillingsbrüder George und Johnny Jallouf, Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes, in ihrer Heimatstadt Aleppo in Syrien am 6. Juli 2024 die Priesterweihe empfingen. Noch dazu war es ihr leiblicher Onkel, Msgr. Hanna Jallouf, ebenfalls Franziskaner, der sie in der Franziskuskirche weihte. Aufgewachsen waren die eineiigen Zwillinge mit drei älteren Brüdern in einer tiefgläubigen Familie. „Dank unserer Eltern haben wir von klein auf die Schönheit des christlichen Lebens und Betens eingeatmet“, betonten sie in einem Interview. „Wir ministrierten in der Franziskanerpfarrei, sangen im Chor und engagierten uns als Katecheten und in Jugendgruppen so sehr, dass die Eltern uns ab und zu fragten, ob wir nicht gleich ein Zimmer im Kloster mieten und dort übernachten wollten.“

Im Aussehen sind Johnny und George fast identisch, aber sie unterscheiden sich im Charakter voneinander, wie auch im Finden ihrer Priesterberufung. Die Brüder erzählen: Johnny: „Ich war 15 und sträubte mich lange dagegen, denn ich wollte heiraten und Arzt werden. Als der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach, wuchs dieser Wunsch nur noch mehr, denn auf der Straße sah ich die Verwundeten und dachte, wenn ich nur etwas von ihrem Schmerz lindern könnte, hätte ich schon etwas Gutes in meinem Leben getan. Zugleich war eine Leere, eine innere Angst in mir, die mich fast lähmte. Lebhaft erinnere ich mich noch an jenen Tag, ich war inzwischen 17, als ich in einem Moment besonderer Verzweiflung das Vaterunser zu beten begann. Bei der Stelle ‚Dein Wille geschehe‘ hielt ich inne. Ich fragte Gott: ‚Was willst Du, dass ich tue? Ich möchte glücklich sein, aber sag Du mir, wie.‘ Und mit einem Mal wurde mir klar: Bisher hatte ich immer nur meinen Willen getan, doch diese Worte des Vaterunsers müssen Fleisch werden, konkret und greifbar.

In den folgenden Monaten – ISIS und Rebellen besetzten die Stadt – starben viele Leute um mich herum und auch wir waren in Lebensgefahr. Ich betete, las die ‚Geschichte einer Seele‘ der Kleinen hl. Theresia und nach Antworten suchend betrachtete ich die Heilige Schrift, bis mich ein Satz ganz tief traf; er sollte meine Berufung prägen und mein priesterliches Motto werden: ‚Gib mir Seelen, alles andere nimm‘ (vgl. Gen 14,21). Jetzt war ich mir sicher: Gott will mich als Priester, als Seelenarzt, der die verwundeten Seelen meines Volkes heilt.“

George: „Schon als Kind, als Ministrant, schaute ich mit Hochachtung und Bewunderung zu den Priestern auf, die ich kannte. Ihr Leben und ihre Freude, die selbst in den Kriegsjahren nicht von ihnen wich, faszinierten mich; still und verborgen trug auch ich den Wunsch in mir, ganz Jesus zu gehören. Im Gegensatz zu Johnny behielt ich dies zunächst für mich. Doch wie er widerstand auch ich der Berufung anfangs ein wenig und wollte als Teenager sogar ein großer Regisseur werden. Die Bomben fielen auf Aleppo, doch ich versuchte, täglich zur Hl. Messe zu gehen. Ich hatte Angst, sagte mir aber immer wieder: ‚Ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir.‘ Ps 23,4. Dieser Satz leitete und beruhigte mich, er gab mir Frieden. Mit 18 geriet ich dann in eine Krise, fühlte mich sündhaft und unwürdig. Warum sollte der Herr ausgerechnet mich für Sich auserwählen? Während eines mehrtägigen Franziskanermarsches in Syrien bat ich Ihn um ein Zeichen. Als wir für die Hl. Messe in einem Altenheim Halt machten und danach den älteren Leuten das Essen brachten, sagte eine betagte Frau am Ende der Mahlzeit zu mir: ‚Pater, ich möchte nichts mehr.‘ Als ich hörte, wie sie mich ‚Pater‘ nannte, war ich erschüttert. Das war mein Zeichen! Ich bin nicht wegen meiner Verdienste berufen worden oder weil ich würdig war, sondern aus Liebe! Nur wenige Wochen später, im September 2014, machte ich mich mit Johnny auf, um Franziskaner und Priester zu werden.“

Gott wollte mich gebrauchen

Am 10. Januar 2025 surfte der Arzt und Kitesurfer Bruno Lobo, der Brasilien bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris vertrat, in São Luís, Maranhão, auf dem Meer, um eine neue Kamera zu testen. Plötzlich hörte er, wie ein junges Mädchen um Hilfe schrie. Die 15-jährige Maria Eduarda war durch eine Strömung ins tiefe Wasser geraten und war in Gefahr zu ertrinken.

In diesem unglaublichen Moment, der von seiner neuen Kamera festgehalten wurde, schwamm Bruno zu ihr, legte ihre Arme über seine Schultern und brachte sie mit Hilfe seines Boards und Segels ans Ufer.

In einem Video in den sozialen Medien sagte Bruno: „Ich versuche jeden Tag, einen Moment mit Gott zu verbringen und ihn zu bitten, mich auf seinen Weg zu führen, auf den Weg, den er wirklich für mein Leben will, denn in unserer kurzen Zeit hier auf der Erde denke ich, dass unser größtes Ziel sicherlich ist, anderen zu helfen, Gutes zu tun. Ich war wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mich benutzt hat, um diese Rettung durchzuführen. Gott wollte mich an diesem Tag gebrauchen. Alle Ehre und Herrlichkeit gebührt Ihm.“

Im Schutz des hl. Josef

Am 19. März feiern wir das Hochfest des heiligen Josef. Der Monat März ist auch ihm geweiht. Der spanische Priester Gonzalo Mazarrasa ist ein großer Verehrer des heiligen Josef. Im sozialen Gebetsnetzwerk Hozana berichtete er 2021 über eine besondere Erfahrung mit dem hl. Josef. „Ich studierte 1992 in Rom und lebte im spanischen Kolleg St. Joseph (…) Ich beendete gerade ein 30-tägiges Gebet, um den heiligen Josef in ‚aussichtslos erscheinenden Dingen‘ zu bitten, als ein Flugzeug bei der Landung in einer Stadt in Spanien mit fast hundert Menschen an Bord in zwei Teile zerbrach. Der Pilot (Jaime Mazarrasa) war mein eigener Bruder. Nur eine Person wurde schwer verletzt, die sich später wieder erholte. An diesem Tag wusste ich, dass der heilige Josef große Macht vor dem Thron Gottes hat“.

Der schwere Unfall ereignete sich am 30. März 1992 in Spanien. Während der Landung kam es zu starkem Regen und starken Windböen. Infolge einer besonders starken Abwärtsböe schlug das Fahrwerk mit großer Wucht auf den Boden auf, wodurch das Flugzeug in zwei Teile zerbrach. Trotz der Wucht des Aufpralls und der Tatsache, dass die beiden Hälften des Flugzeugs etwa 100 Meter voneinander entfernt zum Stehen kamen, überlebten alle 94 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder. Der Fall wurde als „das Wunderflugzeug“ bezeichnet.

Pfarrer Mazarrasa bezeugt über die Hilfe des heiligen Josef: „In diesem Jahr habe ich im März wieder das 30-tägige Schutzmantelgebet zum Bräutigam Mariens verrichtet. Ich bete dieses Gebet nun schon seit 30 Jahren, und der hl. Josef hat mich noch nie im Stich gelassen. Im Gegenteil, er hat meine Hoffnungen immer weit übertroffen. Ich weiß, auf wen ich vertraue.“

Euch gehört das Reich Gottes

Am 6. Sonntag im Jahreskreis (C) hören wir im Evangelium die Seligpreisungen, wie sie der hl. Lukas überliefert. Jesus verleiht den vier Seligpreisungen, die er hier ausspricht, ein größeres Gewicht, indem er ihnen die entsprechenden „Wehrufe“ gegenüberstellt. Es geht um zwei Menschengruppen und zwei verschiedene Lebensweisen: Zu den „Seligen“ gehören die Armen, die Hungernden, die Traurigen und die Verfolgten. Zu denen, über die das „Wehe“ ausgesprochen wird, gehören die Reichen, die Satten, die Lachenden, die Berühmten. Jesus spricht damit aber nicht die einen automatisch heilig und verdammt die anderen, sondern es geht um eine Unterscheidung, auf welchem Boden wir das Gebäude unsere Lebens errichten und wo wir unsere Sicherheit suchen.

Jesus hat nicht nur einmal vor den Gefahren des Reichtums gewarnt. Denken wir nur an das Wort: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ (Lk 18,24); oder an das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus. Die Gefahr des Reichtums besteht darin, dass wir unser Herz an die Güter, angenehmen Dinge und Möglichkeiten dieser Welt hängen und sie zu unserem Gott machen. Wer diese Dinge im Übermaß hat oder begehrt, der vermag nur schwer der Versuchung zu widerstehen.

Schauen wir uns diesen Wehruf etwas genauer an: Es heißt, dass die Reichen ihren Trost schon empfangen haben. Dabei müssen wir auf den Vollsinn des Wortes Trost achten. Jesus meint damit die Hilfe und Führung, die Ermutigung und den Beistand, die Sicherheit und Geborgenheit, die von Gott kommt, mit einem Wort die Gabe des Heiligen Geistes. Jesus hat den Heiligen Geist an anderer Stelle ausdrücklich den Tröster genannt.

Diesen Trost von Gott können die Reichen nicht erhalten, wenn sie diesen Trost in den irdischen Dingen, in der Vergnügung und Annehmlichkeit dieser Welt gesucht und gefunden haben. Und deshalb erwarten sie auch nichts mehr von Gott. Wir kennen sicher den Ausspruch: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“. Das trifft genau den Kern der Sache. Die große Sehnsucht der Menschen ist es ja, in den vielen Gefahren des Lebens doch Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit und Hilfe zu finden. Und genau das erwarten und erhoffen sich viele Menschen von den irdischen Dingen. Die Grenzlinie, die in unserem Evangelium die „Seligen“ von den „Unglücklichen“ trennt, ist nicht eine unbewegliche, sondern eine bewegliche Barriere, die sehr leicht überwunden werden kann. Dieser ganze Abschnitt des Evangeliums ist eine Einladung an uns, von der einen Seite zur anderen hinüberzugehen. Seine Einladung besteht nicht darin, arm zu werden, sondern reich! „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Die Armen besitzen ein ganzes Reich – und sie besitzen es schon jetzt, sind schon jetzt Kinder Gottes.

Pilger der Hoffnung

Das Heilige Jahr 2025 steht im Zeichen der Hoffnung. Wir sind eingeladen als „Pilger der Hoffnung“ durch dieses Jahr zu gehen. Die Hoffnung gehört mit dem Glauben und mit der Liebe zu den drei göttlichen Tugenden, die uns in der Taufe geschenkt worden sind. Und wie der heilige Paulus in seinem Brief an die Römer so wunderbar schreibt, ist die Hoffnung vor allem jene Kraft, die uns in allen Bedrängnissen des Lebens standhalten lässt: „Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,1-5).

Unsere Hoffnung auf das ewige Leben wird vor allem gestärkt, wenn wir die besonderen Gnaden der Umkehr und geistlichen Erneuerung annehmen, die uns die Kirche anbietet. Zu diesen Gnaden gehört auch der Jubiläums-Ablass. Wir können ihn für uns selbst oder die Armen Seelen gewinnen. Er bietet uns die Möglichkeit, uns von den Sündenfolgen zu reinigen und die persönliche Beziehung zu Gott zu vertiefen.

Durch die heilige Beichte und die entschiedene Abkehr von jeder Anhänglichkeit an unsere Sünden, durch den Empfang der hl. Kommunion, durch das Gebet des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers, sowie durch ein Gebet in der Meinung des Heiligen Vaters, durch Werke der Barmherzigkeit oder eine Wallfahrt zu den Jubiläumskirchen in Rom oder zu den Kirchen, die von den Bischöfen in den Diözesen dazu bestimmt wurden, können wir diesen Ablass immer wieder erlangen. Wir schauen in diesem Jahr auch auf Maria. Sie wird uns helfen, diesen Weg der Hoffnung zu gehen.

Das Einzige, was ich dir schenken kann

Dr. Gudrun Trausmuth, Jahrgang 1969, arbeitet als Redakteurin bei Radio Maria Österreich. Sie erzählt in der Internetzeitung „corrigenda“ eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit über einen adoptierten Jungen, den sie kennen lernte, der ein sogenanntes „Babyklappen-Baby“ war.
Abtreibung ist nie eine Lösung, denn schon das Leben selbst ist das größte Geschenk, das eine Mutter ihrem Kind geben kann. (Etwas gekürzte Wiedergabe):

»“18 Jahre“, dachte sie, während sie trotz der Kälte auf einer Bank Platz nahm. Zum ersten Mal kehrte sie hierher zurück, zu dieser Bank, von der aus man durch das Gestrüpp des kleinen Parks Sicht auf das Krankenhaus hatte. Es war richtig gewesen, das Neugeborene damals in die Babyklappe zu legen. Und doch brannte in ihr seitdem eine unstillbare Sehnsucht. … Ihre Gedanken gingen zurück: die Schwangerschaft, die sie damals als 17-Jährige vor den Eltern und ihrer gesamten Umgebung verheimlicht hatte. Da sie sowieso das Gefühl hatte, dass sie nie jemand ansah, war es auch nicht weiter aufgefallen – „Endlich nimmst du etwas zu“, war das einzige Wort der Mutter gewesen.

Und sie wollte ihrem Kind das Leben schenken: „Das Einzige, was ich dir schenken kann …“, hatte sie immer wieder gedacht. Sehr allein war sie gewesen. … Dass die Wehen – wohl Wochen zu früh – kamen, als die Eltern verreist waren, war ihr Glück gewesen. Während der Geburt hatte sie gebetet und geweint und geschrien: und dann war das Kind dagewesen, ein Bübchen, sehr klein, sehr zart. Stundenlang hatte sie ihn gehalten, gesäugt, geliebt.
Irgendwann dann, mitten in der Nacht, hatte sie ihn in Handtücher und Decken gewickelt und war taumelnd durch die einsame Winterstadt zu dem Krankenhaus gegangen.

Auf einen Zettel, den sie zu dem Kind legte, hatte sie geschrieben: ‚Johannes, 8. Dez.‘ Und während sie zitterte vor Liebe, vor Schwäche und vor Schmerz, hatte sie das Bündel mit dem schlafenden Kind in die Babyklappe gelegt. Dann war sie in den kleinen Park gegenüber der Klinik gegangen. Dort hatte sie auf der Bank gesessen, bis sie sah, dass im Raum hinter der Babyklappe das Licht anging. … Ihr Leben war „normal“ weitergegangen, Schulabschluss, Studium, Umzüge, Beziehungen … Ihren Sohn hatte sie nie vergessen. Ohne im eigentlichen Sinne religiös zu sein, hatte sie täglich für ihn gebetet, bis sich ihr Gebet in Glauben verwandelt hatte. Bis sie plötzlich wusste, dass es GOTT gibt, dass Er für ihren Sohn sorgen würde. Seitdem war sie ruhiger geworden, getröstet in der Sicherheit, damals das Mögliche und Richtige getan zu haben. Aber nie hörte die brennende Sehnsucht nach dem Kind auf, und jeder Advent holte sie wieder hervor. …

Als sie aufsah, kam durch die Dunkelheit jemand auf sie zu. Ein junger Mann, etwas unsicher, mit hellen Augen: „Darf ich mich setzen?“, fragte er. „Ausgerechnet diese Bank?“ sagte sie wenig freundlich und zeigte auf die vielen leeren Bänke ringsum. „Ja, entschuldigen Sie, ich will Sie nicht bedrängen, aber es muss diese sein,“ meinte er und setzte sich ans andere Ende der Bank.

Nach einer Weile sprach er weiter: „Von hier aus sehe ich nämlich da hinüber“, meinte er und wies auf das Krankenhaus, „das ist der einzige Ort, den ich mit meiner Mutter verbinde. Meine Adoptiveltern meinen, dass sie vermutlich sehr jung war. Wahrscheinlich wusste niemand von der Schwangerschaft, und wahrscheinlich hat sie mich ganz allein geboren und mich dann zur Babyklappe da drüben gebracht. Ich bin ihr jedenfalls unendlich dankbar, dass ich lebe.“
Wieder schwieg er und sie auch, während sie fühlte, dass es in ihrem zitternden Herzen plötzlich ganz hell wurde. „Es gibt keine größere Liebe“, sagte er nach einer Weile. Er hob den Blick und streckte ihr die Hand hin: „Übrigens, ich heiße Johannes.“«

Warum Mama?

Die 76-jährige kanadische christliche Großmutter, Linda Gibbons, wurde im Juni wieder verhaftet und angeklagt. Sie kam wegen „Störung der Privatsphäre“ ins Gefängnis. Ihr „Verbrechen“ war, dass sie vor einer Abtreibungsklinik in Toronto innerhalb der gesetzlich verordneten Bannmeile mit einer Tafel auf und ab ging, die die Aufschrift trug: „Warum Mama? Wenn ich so viel Liebe zu geben habe.“ Diese Aktion wurde als „Einmischung“ in den Betrieb der Abtreibungsklinik interpretiert und angezeigt.

Linda hat wegen ihrer Arbeit für das Leben insgesamt fast 11 Jahre im Gefängnis verbracht. Sie will mit ihrem Einsatz nicht die Frauen verurteilen, die in die Abtreibungsklinik gehen. Sie hat nichts als Liebe und Mitgefühl für sie und ihre ungeborenen Kinder. Sie weiß, was sie durchmachen, da sie selbst einmal dort war. Im Jahr 1970 wurde Linda schwanger, als sie auf dem College war. Sie ließ ihr Baby abtreiben. Aber dies erfüllte Linda mit einem tiefen Schmerz, der nicht vergehen wollte. Erst als sie „Christus begegnete“ und seine liebende Güte kennen lernte, konnte sie Heilung und Vergebung finden. Lindas stilles Zeugnis gegen die Abtreibung hat weit über 100 Leben gerettet.

Zur Frage, warum sie sich vor die ‚Abtreibungsfabriken‘ stellt, obwohl sie weiß, dass sie verhaftet wird, schreibt sie, dass dies eine Möglichkeit sei, den Schrei der abgetriebenen Kinder vor Gericht zu bringen. Linda vertritt durch ihr völliges Schweigen im Gerichtssaal die Ungeborenen, die keine Stimme haben. Nach dem letzten Prozess wurde sie am 5. Dez. 2024 zwar freigesprochen, aber es stehen noch weitere Prozesse bevor. In einem Brief aus dem Gefängnis schrieb sie an die Lebensschützer: „Die Liebe Christi verpflichtet uns, unsere gemeinsame Menschenwürde mit unseren ungeborenen Freunden zu verteidigen.“

Traumtätigkeit?

Eines von den Mitgliedern des Rockefeller-Imperiums, das im Hintergrund mit seiner Geldmacht die Entwicklungen unserer Gesellschaft beeinflusst, hat 2004 sehr offen in einem Interview den Plan dargelegt, nach dem unsere christliche Kultur zerstört werden soll:

„Der Feminismus ist unsere Erfindung aus zwei Gründen: Vorher zahlte nur die Hälfte der Bevölkerung Steuern, jetzt fast alle, weil die Frauen arbeiten gehen. Außerdem wurde damit die Familie zerstört und wir haben dadurch die Macht über die Kinder erhalten. Sie sind unter unserer Kontrolle mit unseren Medien und bekommen unsere Botschaft eingetrichtert, stehen nicht mehr unter dem Einfluss der intakten Familie. Indem wir die Frauen gegen die Männer aufhetzen und die Partnerschaft und die Gemeinschaft der Familie zerstören, haben wir eine kaputte Gesellschaft aus Egoisten geschaffen, die arbeiten für die angebliche Karriere, die konsumieren – Mode, Schönheit, Marken, die dadurch unsere Sklaven sind und dies dann auch noch gut finden.“

Die Auswirkung: Eine junge Frau erzählte, dass sie beim Ausfüllen eines Fragebogens für das Arbeitsamt zwei Stunden lang gezögert habe, unter der Rubrik: „Traumberuf, Traumtätigkeit?“ das Wort „Familienmutter“ hinzuschreiben, da so etwas ja heute nicht mehr geht, obwohl es ihr tiefster Herzenswunsch war. Unsere Rettung aus diesem finsteren Geist ist immer die Umkehr zum Herrn. Jesus sagt: „Wer die Wahrheit tut, der kommt zum Licht.“ „Ich bin das Licht der Welt.“

Du musst das Evangelium leben, nicht nur lesen!

„Vor zweiundzwanzig Jahren bin ich einer Person namens Jesus Christus begegnet. Und wo? Im Iran.“ Mit diesen Worten begann der Franziskanerbruder André Marie Rahbar am 23. Apr. 2023 bei der Konferenz der Gemeinschaft „Magnificat“ in Chianciano Terme (Italien) von seinem Leben zu erzählen.

„Ich wurde in einer Stadt geboren, in der alle Muslime sind. Es gibt keine Christen. Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die nicht einmal an Gott glaubte, und bis zum Alter von 13 Jahren war ich ein Kind, das auf der Straße spielte, zur Schule ging und sich weder für Gott noch für die Religion interessierte“. Ein normales Leben, weit weg von Gott. Bis eines Tages etwas Seltsames passiert: Auf dem Weg zur Schule fand André ein Buch auf dem Boden. „Aus Neugierde habe ich dieses Buch auf der Straße aufgehoben, und darauf stand ‚Evangelium von Jesus Christus‘. Das war schon seltsam. Aber wer war Jesus? Was ist das Evangelium? fragte ich mich.“

André begann dieses Buch zu zu lesen, Tag und Nacht, und konnte nicht mehr damit aufhören: „Wisst ihr das? Noch heute ist dieses Buch in meinem Land verboten … Ich weiß nicht, wer das Buch an jenem Tag auf der Straße gelassen hat. Aber es hat ein Leben verändert. … Allerdings gab es dann ein Problem mit meiner Familie, als sie sahen, dass ihr einziger Sohn von morgens bis abends in diesem Buch las, sogar auf der Straße und in der Schule. Erst sagten sie zu mir: ‚Schau, das sind alles nur Geschichten von vor 2000 Jahren, lass das doch, zerbrich dir nicht den Kopf mit solchen Dummheiten.‘ Aber ich konnte es nicht lassen. … Dieser Jesus, den ich in dem Buch gefunden hatte … tief in meinem Herzen war etwas, eine Gewissheit, dass er wirklich da war, dass er existiert und mir nahe war.“

Sein Vater nahm ihm schließlich das Buch weg und zerriss es. André machte sich auf die Suche, bis er es in einem Geschäft in der Stadt fand. Mit dem Geld, das ihm sein Vater für die U-Bahn-Tickets gab, kaufte er das Buch. Als sein Vater das Buch bei André entdeckte, zerriss er es wieder. Das wiederholte sich einige Male, bis André schließlich auf die Idee kam, das letzt Buch, das er kaufen konnte, einer Bibliothek zu schenken, um es tagsüber dort ausleihen und lesen zu können. Aber er stellte fest:

„Die Nacht ohne dieses Buch war für mich wirklich finstere Nacht! … ich hab darin das Licht gefunden! Ohne das Buch hatte ich Angst.“ Damit er das Buch auch bei sich zu Haus haben konnte, ohne dass seine Familie feststellen konnte, was er las, lernte er eine andere Schrift. „Also schrieb ich das ganze Neue Testament auf Persisch, aber in armenischer Schrift ab, in etwa 30 Heften, alle von der ersten bis zur letzten Seite gefüllt. Aber diese 30 Hefte mit mir herumzutragen, war dann einfach auch nicht möglich … ‚Herr, was soll ich denn machen? ‚, fragte ich. Und dieses Mal hörte ich in meinem Herzen die Worte:

‚Du musst das Evangelium leben, nicht nur lesen und bei dir haben! Wenn du diese Worte lebst, wirst du das Licht in dir tragen, nicht in deiner Tasche, nicht in Heften oder Büchern; du musst es leben!‘

Das war ein wirklich revolutionärer Moment in meinem Leben. Ob der Herr nun einen anderen Weg vor mir eröffnete, den er selbst erleuchten würde? In diesem Augenblick – ich war fast 15 Jahre alt und bereits zwei Jahre mit Jesus unterwegs – fand ich zum ersten Mal eine Kirche. … Fast sieben Jahre bereitete ich mich vor, um die Taufe zu empfangen. Doch damit begann eine Reihe sehr großer Schwierigkeiten, sowohl mit meiner Familie, die mich bat, das Haus zu verlassen, als auch mit der Gesellschaft, dem Staat, mit der Polizei. Ich war 16, als ich zum ersten Mal ins Gefängnis kam …

Nach fast 15 Jahren durfte ich den Heiligsten Leib Christi, die Kommunion, empfangen! Das Leben, über das ich euch erzähle, war schwer, ja, aber nach 22 Jahren kann ich sagen: Es ist auch wunderschön!“