Nur der Glaube an Gott vermag mein Leben zu füllen

Dr. Herbert Madinger, der Gründer und Leiter der Katholischen Glaubensinformation wurde 1952 als Spätberufener zum Priester geweiht. 2010 ist er 88-jährig verstorben. Mit seinen Schriften und Spruchplakaten, seinen Gebetsgruppen und die Initiativen der „Wander-Muttergottes“ hat er vielen Menschen im Glauben geholfen. In seinem Büchlein „Der Jünger Christi“ schildert er, wie er im Krieg selber zum Glauben gekommen war und den Weg zu seiner Berufung gefunden hat.

»Die endlosen Nächte unter freiem Himmel während der Gefangenschaft. Über uns die Sterne. Ringsherum die Kälte der Apriltage. Und in uns die Leere. Was ist das Leben? Wofür leben wir? Werden wir überhaupt jemals noch herauskommen aus dieser Hölle von Stacheldraht, Hunger, Gewalt und Hoffnungslosigkeit? So war es damals. War es nur in meinem Herzen so? Viele haben damals zu Gott gefunden. Wenn du satt bist und ein Dach über dem Kopf hast, wenn du morgens zur Arbeit gehst und abends vor dem Fernseher sitzt, kannst du das alles wahrscheinlich nicht begreifen: den Hunger der Seele!

Der Hunger des Leibes hat uns zwar dem Tode nahegebracht, und Hunderttausende sind damals verhungert während der Gefangenschaft; aber der Hunger des Leibes war vergleichsweise belanglos. Denn der große und eigentliche Hunger war tief drinnen im Herzen: „Bin ich allein unter dem großen Sternenhimmel der Nacht?“ … „Interessiert sich irgend jemand für mein Schicksal?“ „Hört mich jemand?“
Eines Tages fand ich einen ersten Angelpunkt. Zwei Dinge wurden mir klar. Erstens: „Es gibt eine Wahrheit! Ich darf meinen Freund nicht betrügen, nicht täuschen, nicht im Stich lassen.“ Denn wir alle waren damals nahe dem Verhungern. Es gibt eine Wahrheit! „Ich muss so leben, wie es der Wahrheit entspricht! Es ist nicht gleichgültig, ob ich meinen Freund verrate, ihm die Tagesration an Lebensmitteln unterschlage, ihm den besseren Schlafplatz wegnehme, oder ob ich ihm die Treue halte!“ Das war mir zuinnerst klar. Und ein Zweites: „Es gibt eine Liebe! Ich muss mich um meine Eltern und meine Schwester kümmern, die in der Russen-Zone in Gefahr sind!“ Damals wurde mir klar: „Es gibt eine Verantwortung für mein Leben. … “ Das waren die zwei Angelpunkte meines Gottesglaubens: Wahrheit und Liebe! Es gibt etwas über den Tod hinaus: nämlich die Rechenschaft über mein ganzes Tun und Lassen, über Wahrheit und Lüge, über Liebe und Verrat. Damals begann ich, an den Gott zu glauben, vor dem ich einst Rechenschaft geben muss über alles, was ich getan habe. Gott!
Dann kam jene Stunde, in der Gott mich heimgesucht hat. Ich war krank, lag im Spital ganz oben in einem Stockbett. Ein ungarischer Priester las, weil es Sonntag war, eine heilige Messe. Auch er war in Gefangenschaft, obwohl er uns längst hätte verlassen können. Ich verstand nichts von allem, weder das Latein der Messe noch die ungarische Predigt, noch das Gebimmel der kleinen Glocken, weder Wandlung noch Worte, aber Gott kam. Er hat mir das Glaubensbekenntnis, das ich seit Kindertagen nie mehr gehört oder gesprochen hatte, Satz für Satz vorgesagt. Es war, wie wenn Mächte aus dem Himmel vor mir diese Sätze ausbreiten würden, die ich doch nicht kannte, nicht verstand, nicht glaubte. Gott hat mir damals jeden Satz ins Herz geprägt, so wie man ein Zeichen in Stahl einprägt. Unauslöschlich. Es war für mich wie ein Wunder, denn ich hielt es für unmöglich, dass ich das Glaubensbekenntnis noch kannte. Aber seit dieser Stunde war der Glaube an alle diese Worte in mir! Von dieser Stunde an ging ich beichten, ging jeden Tag zur heiligen Messe, ging vor jeder Messe auf eine halbe Stunde in die Kirche zum stillen Gebet, ging jeden Tag zur heiligen Kommunion.
Seither hat mich der Glaube nie mehr verlassen. Nur der Glaube an Gott vermag mein Leben zu füllen. Sonst ist alles sinnlos.«
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Quelle: vgl.: http://www.vision2000.at (Gekürzte für die Druckausgabe des St. Antoniusblattes)

Gott ist immer bei mir

Wie Gott einem Priester zu Hilfe kam in seiner großen Not, das zeigt uns die folgende Begebenheit. Als Pfarrer hatte dieser Priester fünf Pfarren zu betreuen. Viel engherzigen Streitereien unter Gläubigen und die Erfahrung der Einsamkeit und Gottverlassenheit brachten ihn zum verzweifelten Entschluss, einfach abzuhauen aus der Situation.

So stand er mit seiner Reisetasche als Autostopper an der Straße. Der Fernfahrer Luis sah ihn schon von Weitem und bremste. Er stieg zu und fragte Luis: „Sind Sie allein?“ Luis wollte „ja“ antworten, dann sah er auf das Bild von Pater Pio. „Nun“, meinte er, „eigentlich fahre ich nie allein.“ Der Priester sah nach hinten, aber da war niemand. Fragend schaute er Luis an. Luis fuhr um eine Kurve, hupte kurz und sagte: „Ich bin nie allein. Gott ist immer bei mir. Man muss Ihn nur sehen wollen. Und wenn ich an einer Kirche vorbeifahre, so wie eben, dann hupe ich kurz, um Ihn zu grüßen, damit Er sich im Tabernakel nicht so verlassen vorkommt.“ Der Pfarrer erschrak. Sekundenlang starrte er Luis an. „Halten Sie an“, sagte er mit bebender Stimme. „Halten Sie an! Ich muss zurück. Ich bin der Priester hier im Ort. Ich wollte gerade abhauen.“

Luis lebt in der Gegenwart Gottes. Seine einfache Treue in den kleinen Dingen hat die Berufung dieses Priesters gerettet. So wie Luis können wir mit unserer Treue im Gebet der „Kirche in Not“ helfen.

Quelle: vgl. http://www.kircheinnot.at/akt/7_2011.pdf

Weltgebetstag um geistliche Berufungen

Der 4. Sonntag in der Osterzeit wird auch Guthirtensonntag genannt und ist zugleich der Weltgebetstag um geistliche Berufe. Die Berufung zum Priestertum ist eine besondere Gnade, die Gott schenkt, die aber der Berufene in einer persönlichen Glaubensentscheidung beantworten muss. Jesus hat uns aufgetragen um geistliche Berufungen zu beten, damit die jungen Menschen zu ihrer Berufung ja sagen können.

Kardinal Meisner erzählte in einem Interview mit „Zenit“, wie er diese Berufung zum Priestertum erfahren hat:

„Obwohl ich in der härtesten Diaspora-Situation groß geworden bin: ohne eigene Kirche, ohne Monstranz, ohne Muttergottesfigur, ohne alles, was den katholischen Glauben auch nach außen hin schön und anziehend macht, hat mich dort der Ruf Gottes getroffen. Unser Seelsorger sagte uns immer: Wir können den anderen nichts zeigen, was die katholische Kirche ist, wir können das nur durch uns selbst zeigen. Seit ich denken kann, hat mich immer – wie man heute sagen würde – die Freude an Gott bewegt, so dass der Wunsch, Priester zu werden, ganz natürlich mein Leben als Kind und Jugendlicher bestimmt hat. Dazu kamen viele überzeugende Christen in der eigenen Familie und in unserer armseligen Diasporagemeinde. Ich war immer glücklich, Christ, namentlich katholischer Christ, zu sein.“

Eugen Hamilton – vereint mit dem vollkommenen Opfer Jesu

Priestersein heißt, sich mit dem Lebensopfer Jesu Christi zu vereinen, sich zu opfern mit dem Opfer Christi. Was das bedeuten kann, sehen wir am außergewöhnlichen Weg von Eugene Hamilton.

Eugen Hamilton trat im Herbst 1995 in New York ins Priesterseminar ein und begann sein Theologiestudium. Wenige Wochen später musste er feststellen, dass er schwer an Krebs erkrankt war. Es begannen für ihn
16 Leidensmonate mit Chemotherapien, Bestrahlungen, Operation und Schmerzen ohne Klage, bis der Arzt ihm gestehen musste: „Nur noch wenige Monate.“

Obwohl ihm noch dreieinhalb Jahre Theologiestudium fehlten, behielt Gene stets die innere Gewissheit: „Gott will mich als Priester haben.“

So schrieb er am 1. Januar 1997, 23 Tage vor seinem Tod, einen Brief an Papst Johannes Paul II., den er Mitseminaristen nach Rom mitgab: „Heiliger Vater, bitte beten Sie für mich um das Wunder, dass ich … genesen und zum Priester geweiht werden kann, um den Gläubigen meiner Diözese zu dienen. Ich vereine meine Leiden mit Jesu Leiden am Kreuz und opfere sie für Ihre Anliegen und für Priesterberufungen auf.“

Daraufhin kam aus Rom ein Antwortschreiben und ein persönlicher Segen des Heiligen Vaters auf Genes Foto. Zudem ließ Johannes Paul II. den Todgeweihten wissen, dass er „toto Corde, aus ganzem Herzen“ den Segen für jene Dispens erteilt, die eine vorzeitige Weihe ermöglicht. Gene war überwältigt, als er am 20. Januar davon erfuhr. Seine Diakonen- und Priesterweihe wurde eben geplant, als plötzlich die Agonie einsetzte.

Es war am 24. Januar 1997, als Bischof O’Brien ins Haus der Familie Hamilton eilte und den schwer nach Luft ringenden Seminaristen, der kein Wort mehr sprechen konnte, auf seinem Sterbelager zum Diakon und gleich anschließend zum Priester weihte. Nur drei Stunden später starb Fr. Eugene, „der nie eine Hl. Messe gefeiert, nie von den Sünden losgesprochen, nie eine Homilie gehalten und nie einen Segen gegeben hatte und dennoch durch sein Leben und Sterben ein priesterliches Opfer war, vereint mit dem vollkommenen Opfer Jesu“, wie sein Vater, ein ständiger Diakon der St. Patricks-Kathedrale in New York, beim Begräbnis sagte.

Bezeichnend waren die letzten Worte des Sterbenden vor seiner Weihe: „Ich möchte nur Gottes Willen in meinem Leben tun.“

Quelle: Triumph des Herzens

Sel. Mutter Teresa – ihre Berufung zur Missionarin der Liebe

Am 26. Aug. 2010 war der 100. Geburtstag der Sel. Mutter Teresa. Sie ist für alle Christen zum Vorbild der christlichen Nächstenliebe geworden. Wie kam sie zu ihrer Berufung und zur Gründung der „Missionare der Nächstenliebe“?
Mit 18 Jahren verspürte sie bei einer Wallfahrt den Ruf Gottes:

„Es war an Maria Himmelfahrt. Ich hatte eine Kerze in der Hand, betete und sang mit einem Herzen voller Freude. Genau in diesem Moment traf ich die Entscheidung, Ordensfrau zu werden. Dieses Ereignis im Heiligtum von Letnice, zu Füßen der Heiligen Jungfrau, sollte mir immer in Erinnerung bleiben. Dort hörte ich die Stimme Gottes, die mich bat, ganz ihm zu gehören, mich ihm und dem Dienst an den Nächsten zu weihen.“

1928 trat sie in die Gemeinschaft der Loreto-Schwestern ein und wurde nach Indien gesandt. Sie unterrichtete zwanzig Jahre an der St. Mary’s High Scool in Kalkutta. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sie ein entscheidendes Erlebnis: Sie war in Kalkutta in der Nähe eines Krankenhauses unterwegs, als sie eine arme Frau auf der Straße erblickte, die im Sterben lag. Sie trug diese Frau ins Krankenhaus, wurde aber abgewiesen, weil diese Frau mittellos war. Sie musste auf offener Straße sterben.

„Was mich am Evangelium besonders berührt hat, ist die Stelle, wo Jesus sagt, dass wir das, was wir den Kleinsten, den Hungrigen, den Kranken, den Ausgeschlossenen tun, ihm selbst tun. In diesem Moment war ich sicher, meine Berufung erkannt zu haben. Als ich am 10.9.1946 zu Exerzitien nach Darjeeling fuhr, berief mich Gott, alles zu verlassen, um Christus im Dienst an den Ärmsten der Armen in die Slums zu folgen. Ich verstand, dass es genau das war, worum er mich bat.“

Wie Papst Benedikt XVI. seine Berufung zum Priestertum erkannte

Als der Heilige Vater zu Ostern 2006 mit der Jugend der Diözese Rom auf dem Petersplatz zusammentraf, beantwortete er unter anderem auch die Frage des 20-jährigen Vittorio. Dieser Student wollte wissen, wie der Papst seine Berufung zum Priestertum entdeckt hatte. Der Heilige Vater sagte:

Was mich betrifft, so bin ich in einer Welt aufgewachsen, die sehr verschieden ist von der heutigen; am Ende sind aber die Umstände ähnlich: Einerseits gab es damals noch eine „Christenheit“, in der es völlig „normal“ war, in die Kirche zu gehen und den Glauben als Offenbarung zu akzeptieren und zu versuchen, dieser Offenbarung entsprechend zu leben; auf der anderen Seite war da das Naziregime, das mit lauter Stimme behauptete: „Im neuen Deutschland wird es keine Priester, kein Ordensleben mehr geben. Wir brauchen diese Leute nicht mehr. Sucht euch einen anderen Beruf!“

Aber gerade im Hören dieser „lauten“ Stimmen, in der Auseinandersetzung mit der Brutalität jenes Systems, das unmenschliche Züge trug, habe ich verstanden, dass man sehr der Priester bedurfte. Dieser Kontrast, der Blick auf diese unmenschliche Kultur, hat mich in der Überzeugung bestätigt, dass uns der Herr, das Evangelium, der Glaube den rechten Weg zeigen und dass wir uns darum bemühen mussten, dass dieser Weg überlebe. In dieser Situation ist die Berufung zum Priestertum fast als etwas Natürliches zusammen mit mir und ohne große Bekehrungsereignisse gewachsen. Darüber hinaus haben mir zwei Dinge auf diesem Weg geholfen.

Schon als Bub entdeckte ich mit Hilfe meiner Eltern und des Pfarrers die Schönheit der Liturgie, die ich immer mehr liebte, weil ich spürte, dass uns in ihr die göttliche Schönheit aufscheint und dass sich durch sie vor uns der Himmel auftut. Das zweite Element war die Entdeckung der Schönheit des Erkennens, der Erkenntnis Gottes, der Heiligen Schrift, dank derer man in dieses große Abenteuer des Dialogs mit Gott eintreten kann, der die Theologie ist. Und so war es eine Freude, in diese Arbeit der Jahrtausende der Theologie eintreten zu dürfen, in diese Feier der Liturgie, in der Gott mit uns ist und zusammen mit uns feiert.

Natürlich fehlte es nicht an Schwierigkeiten. Ich fragte mich, ob ich wirklich die Fähigkeit besitzen würde, ein ganzes Leben lang den Zölibat zu leben. Da ich ein Mann von theoretischer, nicht von praktischer Bildung war, wusste ich auch, dass es nicht genügen würde, die Theologie zu lieben, um ein guter Priester zu sein, sondern dass es notwendig wäre, für die jungen Menschen, die Alten, die Kranken und die Armen immer zur Verfügung zu stehen; die Notwendigkeit, mit den Einfachen einfach zu sein.

Die Theologie ist schön, aber auch die Einfachheit des Wortes und des christlichen Lebens ist notwendig. Und so fragte ich mich: Werde ich in der Lage sein, all das zu leben und nicht einseitig zu sein, nur Theologe usw.? Der Herr und vor allem die Begleitung von Freunden, von guten Priestern und Meistern, haben mir geholfen.

Gott ist viel besser als wir denken

Pater Werenfried van Straaten, der Gründer des internationalen katholischen Hilfswerkes „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe hat kurz vor seinem Tod 2004 mit 90 Jahren in einem Interview über seine Berufung als „Bettler für Gott“ gesprochen. Im Laufe seines Lebens hat er 3 Milliarden Euro erbettelt und an Notleidende weitergeleitet.

Er erzählte über ein Schlüsselerlebnis, das ihm den Weg zu seiner Berufung zeigte, ein „Bettler für Gott“ zu werden: „Als ich noch in der Ausbildung zum Priester war, verbrachte ich einmal eine Woche Urlaub bei meinen Eltern. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter war zuhause. Als sie in die Stadt ging, um etwas zu kaufen, hat es geklingelt. Draußen stand ein Mann mit einer Geige. Er fing an zu spielen. Ich habe meine Bewunderung geäußert und ihm gesagt: ‚Das haben Sie nicht umsonst gemacht, ich muss schauen, ob ich etwas für Sie habe.‘ Ich fand den Geldbeutel meiner Mutter, aber da war nichts drin. Da habe ich gesagt: ‚Wir machen etwas anderes.‘ Während er gespielt hat, bin ich die ganze Straße abgegangen, habe überall geklingelt und gesagt: ‚Das ist ein guter Freund von mir, er will etwas für Sie spielen. Wenn Sie etwas Geld geben wollen, können Sie es mir aushändigen, ich gebe es ihm dann.‘ Eine halbe Stunde bin ich so mit ihm von Haus zu Haus.“

Pater Werenfried war von unerschütterlichen Gottvertrauen erfüllt, wenn es galt, den Menschen in Not zu helfen. So hat er oft Hilfsgelder zugesagt, die er noch gar nicht gesammelt waren. Das hat ihm am Anfang große Schwierigkeiten eingebracht. Er erzählt:

„Es stimmt, ich habe immer das Geld versprochen, bevor ich es hatte. Ich war ja ein armer Mensch, aber mit einem Vertrauen: Wenn Gott von mir verlangt, dass ich eine Not lindere, muss ich es tun, und Er, der mir das in mein Herz gelegt hat, wird mich dann nicht im Stich lassen. Von Gott erwartete ich, dass er in den Herzen meiner Leser und Zuhörer die Stürme der Liebe entfesseln würde, ohne die alle meine Versprechen eitle Angeberei gewesen wären. Die Folge war nicht, dass ich in eine psychiatrische Klinik eingesperrt wurde oder dass mich mein Abt unter Vormundschaft stellte. Die Folge war, dass sich das Evangelium, aus dem ich den Mut für dieses Wagnis geschöpft hatte, als zuverlässig erwies. Immer wieder sage ich deshalb meinen Mitarbeitern: Habt Gottvertrauen. Gott ist viel besser als wir denken. Und auch die Menschen sind viel besser als wir denken. Man muss die Menschen bloß davon überzeugen, dass sie für das Reich Gottes unentbehrlich sind. Sie warten nur auf das zündende Wort, das ihr Herz entflammt. Und dann fängt das Christentum wieder an, das einzige, was uns retten kann.“

Hl. Theresia von Avila – Sie ging eilends, ohne sich umzusehen

Der Berufungsweg der hl. Theresia v. Avila

Die heilige Kirchenlehrerin Theresia von Avila (1515-1582), deren Gedenktag wir am 15. Okt. feiern, ist eine große Lehrerin des Gebetes und geistlichen Lebens. In ihren biographischen Schriften schildert sie unter anderem, wie sie ihre Berufung zum Ordensleben gefunden und wie viel es sie gekostet hat, diesem Ruf zu folgen. Doch was sie mit radikaler Entschlossenheit im Vertrauen auf Gott getan hat, das hat ihr auch eine bleibende Freude und den inneren Frieden geschenkt. So ist es auch heute noch für jene, die der Herr in seine Nachfolge ruft.

Als Theresia siebzehn Jahre war, brachte ihr Vater, Don Alfonso, sie in eine Klosterschule zur Ausbildung. „Anfangs“, so schreibt Theresia, „gefiel es mir in diesem Hause gar nicht.
Aber trotz meiner Abneigung gegen das Klosterleben freute ich mich, wenn ich eine Schwester sah, die wirklich demütig und fromm war – und das waren dort viele. Besonders einer von ihnen hörte ich gern zu, wenn sie von Gott sprach; denn sie war sehr weise und heilig.”
Die eineinhalb Jahre in der Klosterschule führten dazu, dass Theresia ernstlich über ihre Zukunft nachzudenken begann. “Als ich wieder heimkam, war ich wie verwandelt. Ich fing an zu begreifen, was ich schon seit meiner Kindheit geahnt hatte: dass hier auf Erden alles ein Nichts, die Welt eitel und das Leben kurz ist. Ich hatte keine Lust, Nonne zu werden; aber ich sah sehr klar, dass das doch in jedem Fall das beste und sicherste war. Deshalb beschloss ich, mich dazu zu zwingen, eine Nonne zu werden.”

Ein Jahr später teilte sie ihrem Vater mit, dass sie gerne in das Karmelitinnenkloster in Avila mit ungefähr hundertachtzig Schwestern eintreten wolle. “Mein Vater liebte mich so sehr, dass er sich nicht von mir trennen wollte. Da ich selber fürchtete, wegen meiner großen Liebe zu ihm meiner Berufung untreu zu werden – denn ich wusste schon damals, wie schwach ich war -, entschloß ich mich, sofort in das Kloster einzutreten.”

Gegen Ende Oktober 1536 verließ sie eines Morgens früh, als alle anderen Familienmitglieder noch schliefen, das Elternhaus. Sie ging eilends, ohne sich umzusehen, ins Kloster. “Ich glaube nicht, dass ich in meiner Todesstunde mehr leiden werde, als ich da gelitten habe. Denn es kam mir vor, als ob mir alle meine Gebeine auseinandergerissen würden.”

Die Priorin des Klosters wusste von Theresias Plan und nahm sie freundlich auf. Als Theresia jedoch bat, noch am selben Tag als Novizin angenommen zu werden, entgegnete sie, das dürfe nicht ohne Einwilligung ihres Vaters geschehen. Ihr Vater kam bestürzt ins Kloster. Als er seine Tochter hinter dem Klausurgitter sah, begriff er, dass ihr Entschluss unerschütterlich war. “Ich ließ mir nicht anmerken, was es mich kostete, sondern zeigte große Entschlossenheit”, schreibt Theresia, und siehe da: Don Alfonso gab seine Zustimmung; er bat Theresia, seine eigenes Kind, sogar, sie möge ihm für die Zeit, die er noch zu leben habe, mit Rat und Gebet in seinem eigenen geistlichen Leben beistehen.

Zwei Tage darauf wurde Theresia als Novizin eingekleidet. “Von dieser Stunde an empfand ich die innigste Freude an meinem Stande, die mich bis heute nicht mehr verlassen hat. Ich konnte nicht begreifen, woher sie kam, und ich erinnere mich immer noch, wie verwundert ich war, daß es eine solche Freude überhaupt gab.”

So gibt uns die hl. Theresia den Rat:
Nichts soll dich verwirren, nichts dich erschrecken. Alles geht vorbei, Gott allein bleibt derselbe. Die Geduld erreicht alles. Wer Gott hat, dem fehlt nichts: Gott allein genügt.

Als der Kirchturm noch nicht im Wasser stand

Wer von Landeck in Tirol über den Reschenpass nach Italien fährt, wird einem eigenartigen Attraktion begegnen: mitten im Wasser des Reschensees, einem Stausee, der 1950 fertiggestellt wurde, steht ein Kirchturm. Er erinnert an das kleine Dorf „Graun“ mit ca. 800 Einwohnern, dessen Kirche und dessen Häuser damals abgerissen und an einen anderen Ort verlegt wurden. Nur der Kirchturm blieb als Wahrzeichen stehen. Der Ort musste dem Stausee für ein Kraftwerk zur modernen Energiegewinnung weichen.

Doch viele wissen nicht, dass dieser kleine Ort bis zu seiner Zerstörung 200 Jahre lang ein „Kraftwerk“ ganz besonderer Art war, von dem ein „Strom der Gnade“ ausging, der das ganze Land und darüber hinaus mit „geistlicher Energie“ versorgt hatte.

Die Glocken des Kirchturms, den man im Wasser sieht, haben die Menschen bis 1950 jedes Jahr zu einer Primiz zusammengerufen: durch 200 Jahre gab es jedes Jahr eine Primiz in diesem Dorf. Über 200 Priester sind aus Graun hervorgegangen. Kanonikus Hohenegger (geboren 1914), der aus Graun stammte, hat dies durch seine geschichtlichen Forschungen nachweisen können. Er beschreibt auch, welcher Geist in seinem Heimatdorf herrscht, und Graun zum priesterreichsten Dorf der Diözese Brixen machte.

Die stärkste Erinnerung, die Pfarrer Hohenegger mit dem alten Graun verbindet, ist, dass es ein tief religiöses „eucharistisches Dorf“ war. Über 200 Jahre lang, bis zur Seestauung, wurde jeden Sonntag eine eucharistische Prozession mit Anbetungsstunde gehalten. Am 1. Monatssonntag gingen 90% der Einwohner zur heiligen Beichte und Kommunion.

Die eucharistische Frömmigkeit wirkte sich auch im Zusammenleben der Menschen sehr positiv aus. Maria Plangger, die auch 1950 ihre geliebte Heimat verlassen mussten, erinnert sich: Es sei für Altgraun bezeichnend gewesen, dass alle zusammenhielten; dass es kaum einmal Streit gegeben habe, obwohl fast in jedem Haus mehrere Parteien wohnten und meist Küche und Stall gemeinsam hatten.
Nach der Stauung war die letzte Primiz in Graun 1958.

Es ist greifbar, dass vor allem durch die große Verehrung der hl. EUCHARISTIE Priesterberufe geschenkt werden und echter Friede in die Familien kommt. Dahin müssen wir zurückkehren, denn alle äußerlichen Dinge bringen nichts.

Mein Weg mit dem Rosenkranzgebet

Sr. Maria Franziska schrieb einmal Zeugnis über ihre Erfahrung mit dem Rosenkranz und ihren Weg ins Kloster. Wer sich auf das Gebet des Rosenkranzes einlässt, den nimmt Maria an der Hand.

Ich war etwa 15 Jahre alt, als meine Eltern den abendlichen Familienrosenkranz einführten. Sie gaben sich alle Mühe, ihn uns Kindern so schmackhaft wie möglich zu machen, aber ehrlich gesagt: wir machten nur äußerlich mit, um die Eltern nicht vor den Kopf zu stoßen oder „dicke Luft“ hervorzurufen.

Das geringere Übel schien uns, den Rosenkranz so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. So kamen wir auf die Idee, den Eltern vorzuschlagen, doch mit „Radio Vatican“ gemeinsam zu beten. Sie gingen auch sofort darauf ein und das ersparte uns zirka fünf Minuten, denn die Italiener beten flotter! Irgendwann war aber das Motiv, „Liebkind“ sein zu wollen, nicht mehr wirksam genug, und wir Ältesten machten uns aus dem Staub, wenn die Rosenkränze hervorgeholt wurden …

Mit 17 Jahren lernte ich die Jugend der Legio Mariae kennen und staunte nicht schlecht, als ich Jugendliche meines Alters ausgerechnet den Rosenkranz beten sah. Und zwar ganz normale junge Leute, nur vielleicht fröhlicher, aufgeschlossener und engagierter als die, die ich sonst kannte. Da wurde nicht bloß geredet und fromm gebetet, sondern das Wort wurde in die Tat, ins Leben umgesetzt: Einmal in der Woche gingen die Mitglieder zu zweit los und besuchten Menschen in Krankenhäusern, Altersheimen oder auch die Kinder und Jugendlichen der Pfarrei. Beim nächsten Gruppentreffen wurde dann nach dem Rosenkranzgebet von den Erlebnissen der vergangenen Woche berichtet, und neue Aufgaben verteilt. Diese Art konsequenten Christentums zog mich an, und siehe da auf einmal kniete ich mitten in dieser Schar und betete wieder den Rosenkranz, ganz freiwillig.

Der tägliche Rosenkranz fiel mir zwar nicht leicht. Oft war ich ganz weit weg mit meinen Gedanken, während mein Mund die Worte sprach. Es war einfach (noch) nicht „mein“ Gebet; aber ich argumentierte mir selbst gegenüber immer: Maria wünscht sich nun mal dieses Gebet; es ist ihr Geschmack. Und wenn ich z.B. meiner Mutter ein Geburtstagsgeschenk machen will, dann suche ich nicht das aus, was mir, sondern was ihr gefällt.

In der Legio Mariae lernte ich Maria besser kennen und lieben, und sie war es dann auch, die mich mitten in einer sehr tiefen, menschlichen Enttäuschung zu einer innigeren Freundschaft mit Jesus ermutigte. „Geh doch zu Jesus!“ hörte ich sie in meinem Herzen. Und ich habe es getan. Von da an suchte ich, wenn ich beten wollte, vor allem die Stille in der Kirche, vor dem Tabernakel; ich suchte die Vertrautheit mit Jesus in der täglichen Eucharistiefeier, bis ich schließlich spürte: Er will mich ganz für sich haben. ER, der sich mir so ganz hinschenkt, bittet auch mich um diese totale Hingabe und Verfügbarkeit für IHN. So wuchs langsam meine Ordensberufung.

Ganz oft wurde mir beim Rosenkranz eine neue Klarheit, ein tieferes Verstehen geschenkt, und daraus wächst dann auch ganz natürlich eine neue, tiefere Antwort meiner Liebe. Ja, ich kann mich nicht erinnern, diese Zeit auch nur einmal als „verloren“ empfunden zu haben. Auch ohne fühlbare Erleuchtungen oder außergewöhnliche Erfahrungen bin ich doch niemals leer ausgegangen. Wer’s nicht glaubt, soll es selbst ausprobieren!

Quelle: Betendes Gottes Volk