Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt

Durch die alles beherrschende Handy-Kultur haben heute schon Kinder Zugang zum Internet. Und in diesem boomt das Angebot an pornographischem Material. Es hat verheerende Wirkungen auf die Konsumenten, junge und alte. Pfarrer Urs Keusch, der in der Zeitschrift Vision 2000 (2/2024) dieses Thema behandelt, berichtet Folgendes:

»Kürzlich erzählte mir ein Mitbruder, von dem ich weiß, dass er seine alten Tage fast nur noch betend und sühnend zubringt und vor allem viel für die Verstorbenen betet, wie er einen Traum hatte, der ihn sehr beschäftigte. Er erzählte mir: „Vor einigen Wochen ist ein Mann aus unserem Dorf gestorben, den ich gut kannte und der wegen seiner Gutmütigkeit bei den Leuten sehr beliebt war. Ich sprach die kirchlichen Totengebete für ihn und betete fortan jeden Tag für ihn, wie ich das für alle Verstorbenen tue. Aber nach seinem Tod hatte ich ein Unbehagen, ich hatte einfach kein gutes Gefühl, es war etwas Dunkles, Schweres da, und das über mehrere Wochen. Es bedrückte mich sehr. Ich bat dann den lieben Gott, mir zu zeigen, was ich für diesen Mann tun könne.

Eines Nachts erschien mir dieser Mann im Traum. Es war auf einer Straße, und er kam mir entgegen. Ich erkannte ihn sogleich, obwohl er ganz fahl und mager war und nach vorne gebeugt. Als er vor mir stand, hob er seinen Kopf und schaute mich an. Ich erschrak entsetzlich, denn er hatte keine Augen in seinem fahlen, knochigen Gesicht, sondern nur noch zwei tiefe, dunkle, furcht­einflößende Augenhöhlen. Und wie er mich anschaut, erkenne ich sogleich, ohne dass er ein Wort zu mir sagt: Er hat sich im Leben schlechte Filme angeschaut! Ich wusste es einfach. Dann drangen Menschenstimmen an uns heran, aber ich konnte niemand sehen. Der Mann schaute mich wieder an und sagte zu mir: ‚Sie (die Leute) möchten, dass ich ihnen erscheine, dass ich mich ihnen zeige, aber soooo kann ich mich ihnen doch nicht zeigen…‘ Dann war er weg. Aber ich wusste genau, und es ist mir bis heute wie ins Gedächtnis eingebrannt: Schlechte Filme haben diesen armen Menschen so erbärmlich zugerichtet!

Ich denke seither viel an das Wort unseres lieben Herrn Jesus: ‚Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus, es ist besser, mit einem Auge ins Leben einzugehen als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden.‘ Und nun bete ich jeden Tag noch intensiver für diesen Mann, denn ich glaube und hoffe zu Gott, dass er nicht für ewig verloren sei.“

Seit mir dieser alte Priester diesen Traum erzählt hat, denke ich noch viel mehr als bisher an die Millionen, die sich täglich schlechte Filme ansehen, leider auch Christen. Sie alle sind in Gefahr, das ewige Leben zu verlieren. Denn sie leben nicht Gott zugewandt, sondern haben sich in den Machtbereich der Dämonen, der Hölle begeben. Sie schauen in die Hölle, wenn sie solche Filme sehen. Die christliche Verkündigung ist in dieser Hinsicht unmissverständlich. Im Epheserbrief heißt es zum Beispiel, dass kein unzüchtiger und unreiner Mensch das Reich Gottes erben werde. Er wird nicht in den Himmel kommen.«

Ich betete, dass der Wille Gottes geschehe

Zu Ostern 2024 wurde Tammy Peterson (Jg.1961) in die katholische Kirche aufgenommen. Sie ist die Ehefrau des bekannten kanadischen Psychologen Jordan Peterson, der durch seine Bücher und Vorträge, die gegen den vorherrschenden Zeitgeist sind, bekannt wurde. Tammy erzählt über ihren Weg in die katholische Kirche.
„Als Baby wurde ich protestantisch getauft. Ich ging in die Kirche, bis ich etwa 12 Jahre alt war, und hörte dann auf, hinzugehen.“ Nach ihrer Heirat wollte sie zwar ihre Kinder taufen lassen und selber neu im Glauben beginnen, aber es kam nicht dazu.
Erst im Jahr 2019 begann ihr Weg der Umkehr, als sie vom Arzt die Diagnose über einen unheilbaren Nierenkrebs erhielt: „Es gibt keine Behandlung. Wir können nur operieren. Sie haben noch etwa 10 Monate zu leben.“ Dies war ein Schock für sie. „Meine Philosophie der Selbstverantwortung ließ mich im Stich.“
„Als ich meinem Sohn von meiner Diagnose und den Worten des Arztes erzählte, fiel mir der Schmerz auf seinem Gesicht auf. Ich schaute ihn an. In seinen Augen sah ich eine Liebe für mich, die ich nicht einmal für mich selbst empfand. Dieser Blick löste etwas in mir aus. … In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr Gott mich liebte. … Ich sah meinen Sohn an und sagte: ‚Weißt du was? Der Arzt ist nur ein Mann, der eine Meinung hat, aber er weiß nicht, ob ich leben oder sterben werde. Das weiß nur Gott.'“
Tammy unterzog sich der Operation und musste wegen mancher Komplikationen viele Woche im Krankenhaus verbringen.
Eine Tür begann sich zu öffnen. Ihre Freundin Queenie Yu, die vor einigen Jahren zum katholischen Glauben konvertiert war, besuchte sie und lud Tammy ein, mit ihr den Rosenkranz zu beten. „In einem Atrium des Krankenhauses brachte Queenie mir bei, wie ich den Rosenkranz beten sollte. .. Wir beteten also, und dann erzählte ich ihr meine Lebensgeschichte. Das war sehr entspannend. Das geschah fünf Wochen lang jeden Tag.
Solange ich betete, merkte ich nicht einmal die Schmerzen. Ich erlaubte mir nie, mir Sorgen zu machen; ich überließ mich einfach Gott und dem, was er von mir wollte.
Der Rosenkranz wurde zu einer Art Gegenmittel gegen meine Selbstbezogenheit. Er lehrte mich, ruhig zu sein, auf Gott zu hören und mich auf den Augenblick zu konzentrieren. Er lehrte mich, geduldig zu sein und nicht meinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern darauf zu achten, was Gott wollte. Das schien mir auch zu helfen, der Gottesmutter näher zu kommen, und es half mir, die Art von Fügsamkeit zu leben, die sie uns als ihre Kinder lehrt…. Ich betete nicht einmal um ein Wunder, sondern nur darum, dass sein Wille geschehe.“
„Mein armer Mann war so besorgt um mich. Und auch er litt furchtbar. Eines Tages, im Juni 2019, sagte ich zu ihm: Weißt du, ich glaube, an unserem Hochzeitstag, dem 19. August, geht es mir wieder besser.“
Und tatsächlich am 19. August 2019 wurde sie wie durch ein Wunder geheilt aus dem Krankenhaus entlassen.
„Soweit wir wissen, bin ich der einzige Mensch, der diese Diagnose überlebt hat. Ich hatte zwar ein unglaubliches Ärzteteam, aber ich weiß, dass Gott am Werk war, um mich gesund werden zu lassen. … Am wichtigsten ist, dass sich mein Herz verändert hat.
Die Vertrautheit mit Jesus hat mein Leben grundlegend verändert. Durch diese Erfahrung habe ich gelernt, dass der Glaube eine Praxis ist; das Gebet ist eine Praxis; der Rosenkranz ist eine Praxis. Die tägliche Hingabe an Gott ist selbst eine Übung. Ich habe gelernt, dass, wenn das Leben vergeht und alles um uns herum dezimiert wird, die einzigen Dinge, die übrig bleiben, die Dinge sind, die wir geübt haben. Ich möchte heute, morgen und immer ein Ja zum Willen Gottes sagen.“

Die Kirche ist kein Kegelverein

„Als Kind der DDR bin ich klassisch atheistisch und so kirchenfern wie nur denkbar aufgewachsen. Ich wollte nie Christ sein.“ sagt Prof. Dr. Riccardo Wagner. Aber nach einer langen Zeit des Suchens und Nachdenkens empfing er nun in der Osternacht 2024 mit 49 Jahren in der Kölner Kirche St. Andreas die Taufe. Er erzählt über seinen Weg:
„Ich war schon als Kind und Jugendlicher sehr gern in Kirchen und auf Friedhöfen – letztendlich, weil mich die großen Fragen des Lebens schon immer sehr interessiert haben.“
„Es gab dann eigentlich zwei konkrete Wendepunkte, der eine war die Geburt meines Sohnes, da ich als Vater auch Antworten und Orientierung geben wollte.“
Und vor zehn Jahren kam dann für ihn die konkrete Wende zum Christentum durch ein Buch über den katholischen Glauben. „Ich habe alles gelesen, was ich in die Finger bekam“, die Kirchenväter, Mystiker, die Bibel, den Katechismus …
„Ich habe dann irgendwann erkannt, dass ich im Grunde bereits katholisch denke und lebe.“
„Vor zwei Jahren habe ich dann auch aktiver angefangen zu beten, ich habe mit dem Te Deum und dem Rosenkranz angefangen – der mich inzwischen immer begleitet hat – und ich bin dann auch in die Kirche gegangen.“
„Am Ende glaube ich auch, dass die Kirche eben nicht irgendein Kegelverein ist, sondern eine heilige Institution, genau wie die Sakramente.“

Die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen

Am Fest der Apostel Petrus und Paulus wird das Evangelium von der Verheißung Jesu verlesen: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Mit den ‚Mächten der Unterwelt‘ ist die alles verschlingende Macht des Todes und der Vergänglichkeit gemeint. Jesus will sagen: Seine Kirche kann nicht zerstört werden, obwohl schon so oft ihr Untergang angekündigt worden ist.
Ein aufsehenerregendes Beispiel hat sich am Fronleichnamstag des Jahres 1939 in Kirchberg im Tiroler Brixental zugetragen. Die damaligen Machthaber hatten 1939 den ‚Antlassritt‘ im Brixental verboten. Statt den Herrn in der Monstranz mit den Pferden zu begleiten und seinen Segen zu erbitten, veranstaltete man einen ‚Flurritt‘ mit anschließender Pferdeprämierung.
Beim nachfolgenden Gasthausbesuch in Kirchberg war auch Gauleiter Hofer mit den Parteifunktionären anwesend. Die Brixentaler Bauern diskutierten heftig, warum man die seit langem bestehende Prozession verboten habe. Es sei Unglück und Krieg zu befürchten. Da erhob sich der Gauleiter, nahm sein Weinglas und rief:
„So wie dieses Glas jetzt zerschellt, wird auch das Christentum zerschmettert werden!“
Nach diesen Worten warf er das Glas an die Wand. Das Glas prallte ab, fiel auf den Boden und rollte unter den Tischen herum, bis es ein beherzter Bauer aufhob. Es war unversehrt. Mit einem Male herrschte im Saal eisiges Schweigen. Die Bauern befiel Angst, wie der Gauleiter reagieren werde. Er verließ, ohne ein Wort zu sagen, den Saal und kehrte auf der Stelle nach Innsbruck zurück.

Zeugen der Auferstehung Christi

Der hl. Kardinal John Henry Newman ist in einer Predigt der Frage nachgegangen, warum der auferstandene Herr sich nur seinen Aposteln und seinem engsten Jüngerkreis gezeigt hat und nicht der großen Menge.

Was wäre damals wohl geschehen, wenn Jesus sich auch in aller Öffentlichkeit gezeigt hätte, den vielen Menschen, die geschrien hatten: ‚Kreuzige ihn!‘, den führenden Männern, die ihn zum Tod verurteilt hatten. Wie groß wäre die Verwirrung, das Entsetzen und die Betroffenheit dieser Menschen gewesen, wenn sie hätten sehen müssen, dass er machtvoll und herrlich lebt, unverwundbar, unangreifbar, unsterblich. Das hätte wohl alle überzeugt und in die Knie gezwungen.

Aber nichts von alledem ist geschehen. Gottes Pläne und Wege sind anders, als wir Menschen sie uns ausdenken würden. Der heilige Petrus hat in einer seiner Auferstehungspredigten deutlich darauf hingewiesen, was die Absicht Gottes ist: „Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“ (Apg 10,40). Jesus wollte also nicht die Volksmassen durch Schauwunder begeistern, sondern er wollte Zeugen heranbilden, Zeugen seiner Auferstehung. Das wurde zum wirksamsten Mittel, um das Evangelium über die ganze Welt zu verbreiten.

Wie schon die ganze Heilsgeschichte beweist, ist es ein allgemeines Merkmal der Vorsehung: Gott erwählt einen Menschen oder einige wenige aus, um sie zu Kanälen der Gnade und des Segens für viele andere Menschen zu machen, wie z.B. Abraham. Der eine Berufene, die wenigen Zeugen werden zum Segen für viele.

Gott wirkt alle großen Veränderungen zum Guten in dieser Welt, sei es im Kleinen oder im Großen, immer durch wenige und nicht durch die Masse. Von der Menge kann zwar vieles niedergerissen werden, aber nichts wird aufgebaut, es sei denn von solchen, die besonders für diese Aufgabe von Gott geschult worden sind, und das sind die entschlossenen, unerschrockenen, eifrigen Wenigen.

So sehn wir es auch bei der Auferstehung Christi, dem wichtigsten Ereignis der ganzen Weltgeschichte. Gott erwählte sich nur wenige Zeugen für sein Tun. Aber gerade sie hat er zu treuen Dienern des Evangeliums und zu Säulen der Wahrheit und seiner Kirche geformt; Säulen, die feststehen im Glauben an sein Opferleiden, seinen Tod und seine Auferstehung, erfüllt vom Heiligen Geist; Zeugen die bereit waren, ihr ganzes Leben uneingeschränkt für ihn hinzugeben. Der auferstandene Herr wirkt auch heute durch Menschen, die sich von ihm zu Zeugen formen lassen.

Den Kelch trinken

„Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke“, hat Jesus zu den beiden Aposteln gesagt, die rechts und links neben ihm in seinem Reich sitzen wollten (Mt 20,22). Damit gibt uns der Herr zu verstehen, dass wir immer in irgendeiner Form an seinem Leiden teilhaben werden, nicht nur zu unserem Heil, sondern auch zum Heil vieler anderer Menschen. Der heilige Paulus sagt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kol 1,24). Durch die Verbindung mit dem Leib Christi können unsere Leiden, die wir bereitwillig mit den seinen vereinen, zum Mittel der Gnade für andere werden.

Pater Andrea Santoro, ein italienischer Priester, der 2006 in der Türkei ermordet wurde, schrieb noch kurz vor seinem Martyrium: „Ich bin hier, um unter diesen Menschen zu wohnen und Jesus zu ermöglichen, dies zu tun, indem ich ihm mein Fleisch leihe …. Man wird nur durch die Hingabe des eigenen Fleisches erlösungsfähig. Man muss das Böse in der Welt ertragen und den Schmerz teilen, indem man es in sein eigenes Fleisch aufnimmt, wie Jesus es getan hat.“

Legen Sie sich ganz in Gottes Hände

Der argentinische Kardinal Eduardo Francisco Pironio (1920 – 1998) wurde am 16. Dez. 2023 im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Luján in Argentinien selig gesprochen, wo er von den Gläubigen sehr verehrt wird.

Er engagierte sich als Priester, Bischof und Kardinal besonders für die Jugend. In der Zeit von Johannes Paul II. war er der Hauptinitiator der Weltjugendtage. Er lebte stets losgelöst von materiellen Gütern und Reichtum und strahlte Demut, Bescheidenheit und Güte aus. Er legte auch Zeugnis dafür ab, dass er seinen Glauben vor allem durch seine Mutter empfangen hat, einer Frau, die es verstand, ihren vielen Kindern, die sie als Gottesgeschenk sah, den wahren christlichen Sinn des Lebens einzuprägen. Kardinal Pironio erzählte:

„In meiner Familiengeschichte haben sich wunderbare Dinge ereignet. Meine Eltern waren Italiener, die sofort nach der Eheschließung nach Argentinien aussiedelten. Nach der Geburt ihres ersten Kindes wurde meine Mutter, eine einfache Frau mit einem tiefen Glauben, sie war gerade 18 Jahre alt, schwer krank. Sechs Monate lang lag sie bewegungslos im Bett. Nach ihrer Heilung erklärten ihr die Ärzte, dass sie nie mehr wieder werde Kinder haben können, wenn sie nicht ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen wolle. Meine Mutter ließ sich deshalb vom Weihbischof von La Plata beraten, weil man von ihm als von einem Heiligen sprach … Der Bischof sagte ihr: ‚Die Ärzte können sich täuschen: Begeben Sie sich ganz in die Hände Gottes und erfüllen Sie Ihre Pflichten als Ehefrau.‘ Dann feierte der Bischof eine Heilige Messe und bat Gott um seinen Schutz für meine Mutter. Daraufhin gebar sie weitere einundzwanzig Kinder. Ich bin der Letztgeborene von ihnen. Meine Mutter wurde 82 Jahre alt.

Damit ist aber die Geschichte noch nicht beendet. Jahre später wurde ich selbst zum Weihbischof von La Plata ernannt, um jenen Platz zu besetzen, den jener Bischof innehatte, der meine Mutter segnete. Am Tag meiner Bischofsweihe überreichte mir der Bischof das Brustkreuz jenes Weihbischofs als Geschenk, ohne diese Geschichte zu kennen. Als ich ihm dann erklärte, dass ich mein Leben dem Eigentümer dieses Kreuzes verdanke, begann der mich weihende Bischof zu weinen.“ Die Eltern von Kardinal Pironio haben 22 Kindern das Leben geschenkt und sie im Glauben erzogen. Aus dem letzen Kind wurde ein Heiliger der Kirche – ein großes Geschenk für uns alle.

Bemerkenswert ist auch das Wunder, das für seine Seligsprechung von der Kirche anerkannt wurde: Am 1. Dez. 2006 passierte im argentinischen Mar del Plata ein Unfall: Der einjährige Juan Manuel Franco nahm eine Handvoll hochgiftiges Purpurpulver in den Mund, was sofort zu Atemwegsstörungen führte. Im Krankenhaus gaben die Ärzte, die das Kind künstlich am Leben erhielten, dem Jungen keine Überlebenschancen. Ein Pfarrer brachte den verzweifelten Eltern ein Bild des verstorbenen Kardinals Pironio und lud sie ein, zu ihm für das Kind zu beten. Tatsächlich wurde Juan Manuel wenige Tage später ganz unerklärlich wieder vollkommen gesund.

Der barmherzige Gott

Während eines Gesprächs über die Beichte erzählte die hl. Mutter Teresa von Kalkutta ihren Schwestern einmal folgende Geschichte: „Eine Legende berichtet von einem Mann, der ein sehr sündiges Leben geführt hatte. Als er sich bewusst wurde, dass er so nicht länger leben könne, notierte er auf fünf eng beschriebenen Blättern seine Sünden. Er bereute aufrichtig das Schlechte, das er getan hatte. Er wandte sich an einen Beichtvater und las ihm ein Blatt nach dem anderen vor. Als er geendet hatte, sagte er beunruhigt zu sich selbst: ‚Ich glaube, ich habe eine Sünde vergessen.‘ Er nahm das erste Blatt, doch es war vollkommen weiß. Und ebenso das zweite, dritte, vierte und fünfte … Der barmherzige Gott hatte alles verziehen.“

Und in einem anderen Zusammenhang erzählte Mutter Teresa die folgende Begebenheit: „Ein Journalist hörte mich über die Beichte sprechen und stellte mir bei dieser Gelegenheit eine seltsame Frage: ‚Mutter Teresa, gehen auch Sie zur Beichte?‘ Ich antwortete ihm: ‚Aber selbstverständlich. Ich beichte jede Woche.‘ Er bemerkte: ‚Gott scheint ja sehr anspruchsvoll zu sein, wenn selbst Sie und Ihre Schwestern beichten müssen.‘ Ich erwiderte ihm: ‚Angenommen, Ihr Sohn  falls Sie einen haben  stellt etwas Schlimmes an. Wenn er dann zu Ihnen kommt und sagt ,Es tut mir sehr leid, Papa!‘, was machen Sie dann? Ich glaube, dass Sie das machen werden, was jeder gute Vater tut: Sie legen ihm die Hand auf die Stirn und geben ihm einen Kuss. So zeigt man jemandem, dass man ihm verzeiht und ihn liebt. Genau das gleiche macht Gott mit uns, eben weil er uns mit großer Barmherzigkeit liebt.“

Sie hatte von Jesus gehört

Im Markusevangelium wird uns von jener Frau berichtet, die von Jesus gehört hatte und im Glauben an Jesus dachte: Wenn ich nur den Saum seines Gewandes berühre, werde ich von meinen Blutungen geheilt (vgl. Mk 5,25-34).

Die amerikanische Exegetin Mary Healy berichtet in ihrem Bibelkommentar zu dieser Stelle, dass solche Wunder auch heute noch geschehen: „Vor kurzem erzählte mir ein indischer Priester die Geschichte einer Frau, die ‚von Jesus gehört‘ hatte. Sie war eine Sikh-Frau (Sikhismus – eine Religionsrichtung in Indien), deren Beine seit zwölf Jahren gelähmt waren. Als sie hörte, dass Jesus in einem katholischen Exerzitienzentrum in Südindien Menschen heilte, kam sie dorthin. Dort traf sie den Priester und erzählte ihm von ihrer schmerzhaften Vergangenheit, wie sie von ihrem Mann missbraucht worden war und schließlich in ihrer Verzweiflung von einem Balkon gesprungen war und sich dabei das Rückgrat gebrochen hatte.

Der Priester war so ergriffen, dass er mit ihr über die Lehren Jesu zur Vergebung sprach und sie einlud, ihrem Mann zu verzeihen. Sie forderte ihn sofort heraus: „Wenn ich meinem Mann vergebe, wird dein Jesus mich dann heilen?“ Nach einem kurzen Gebet antwortete er: „Ich weiß nicht, ob es Jesu Wille ist, Sie zu heilen, aber ich weiß, dass Sie, wenn Sie vergeben, einen Frieden und eine Freude erleben werden, die Sie nie zuvor gekannt haben.“

Am nächsten Tag forderte der Referent der Einkehrtage alle auf, aufzustehen und Gott für seine Güte zu danken. Die Frau erzählte dem Priester später, was passiert war: „Ich dachte mir, ich habe Gott so viel zu verdanken. Ich bin am Leben, ich habe zwei Söhne, die sich um mich kümmern. Ich muss Gott loben!“ Sie stand auf, hob ihre Hände zu Gott und wurde augenblicklich und vollständig von ihrer Lähmung geheilt. Die Frau blieb mehrere Monate lang im Exerzitienhaus, um am RCIA (Rite of Christian Initiation for Adults – Ritus der christlichen Initiation für Erwachsene) teilzunehmen. Sie und ihre Söhne ließen sich taufen und gingen nach Hause, um ‚allen von Jesus zu erzählen‘.“

Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens

Nijole Sadunaite wurde 1938 in Litauen geboren. Nach dem Einmarsch der russischen Roten Arme (1940) begann die kommunistische Terrorherrschaft, in der die Katholische Kirche schwer verfolgt wurde. Viele Bischöfe, Priester und Gläubige wurden hingerichtet, ins Gefängnis geworfen oder deportiert. Durch das starke Vorbild ihrer Eltern lehnte Nijole schon als Kind die atheistische Indoktrination ab und durfte wegen ihrer ‚Religiosität‘ keine höhere Schule besuchen. Sie wurde Krankenschwester, schloss sich einer Untergrundkongregation an und beteiligte sich an der Verbreitung der ‚Chronik der katholischen Kirche Litauens‘, einer Untergrundzeitschrift, in der das Heldentum der Kirche hinter dem Eisernen Vorhang dokumentiert wurde. Es war ihr als junge Frau ganz klar, dass sie wegen dieser verbotenen Tätigkeit eines Tages vom KGB verhaftet und ins Gefängnis kommen würde. Doch durch ihren starken Glauben an den Herrn und seine Macht überwand sie jede Angst.

Im August 1974 wurde sie dann festgenommen. Man fand sechs Seiten der verbotenen Chronik bei ihr. Sie verbrachte zehn Monate im Untersuchungsgefängnis des KGB, wo sie sich durch keine Drohungen und psychische Folter einschüchtern ließ, andere Mitchristen zu verraten. Als sie dann ohne Rechtsbeistand vor Gericht stand, vor Männern, die in Verhörtechniken geübt waren, verblüffte ihre Verteidigung diese so sehr, dass sie erröteten und beschämt den Kopf hängen ließen. Sie sagte unter anderem Folgendes:

„Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens …. Mir ist die beneidenswerte Aufgabe, das ehrenvolle Schicksal zuteil geworden, nicht nur für die Menschenrechte zu kämpfen, sondern auch dafür verurteilt zu werden. Mein Urteil wird zum Triumph werden! … Mit Freude gehe ich für andere in die Sklaverei, und ich bin bereit zu sterben, damit andere leben können. Wenn ich mich heute der ewigen Wahrheit, Jesus Christus, nähere, erinnere ich mich an seine vierte Seligpreisung: Selig sind, die nach Gerechtigkeit dürsten, denn sie sollen satt werden: … Ich möchte das Gericht bitten, all jene aus den Gefängnissen, Arbeitslagern und psychiatrischen Kliniken zu befreien, die für Menschenrechte und Gerechtigkeit gekämpft haben.“

Nach diesem vom Heiligen Geist inspirierten Zeugnis wurde Nijole zu drei Jahren in einem strengen sowjetischen Arbeitslager (Gulag) und drei Jahren Exil in Sibirien verurteilt. Es ist unbeschreiblich, was sie in dieser Zeit an Leiden ertragen und wie durch ein Wunder überlebt hat – mit ungebrochenem Geist und in der Liebe bleibend.

Nach dem Gulag lebte sie fünf Jahre lang im totalen Untergrund, dann „fand mich schließlich der KGB. Aber die Zeiten änderten sich. Sie wollten, dass ich ‚freiwillig‘ auswandere. Ich sagte ihnen, dass ich lieber ins Gefängnis gehen würde. Sie fragten mich, warum: ‚Weil ich euch sehr liebe. Ihr seid meine Brüder und ich möchte nicht ohne euch in den Himmel kommen. Auch Jesus hat euch sehr lieb, er ist auch für euch am Kreuz gestorben. Wenn ihr mich abschiebt, werde ich frei sein, aber wenn ich frei bin, ist es für mich schwerer, Buße zu tun, während ich im Gefängnis dazu gezwungen sein werde, und ich werde es für euch tun, so dass wir zusammen im Himmel sein werden'“.

1990, als Litauen endlich frei war, betonte Nijole: „Ich bete weiterhin jeden Tag für unsere Peiniger. Heute sagen viele Menschen, dass das Gebet eine Zeitverschwendung ist und dass man besser gute Taten vollbringen sollte. Aber Jesus hat gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Er ist der Weinstock und wir sind die Reben“.