Wer der Erste sein will

Am 25. Sonntag im Jahreskreis (B) spricht Jesus im Evangelium über ein wichtiges Prinzip des Reiches Gottes, über das Dienen. Die Apostel haben auf ihrer Wanderung darüber geredet, wer von ihnen der Größte sei. Sie dachten vielleicht, dass Jesus einmal wie ein weltlicher Herrscher die Macht ergreifen würde und sie selber durch ihn eine große Karriere machen könnten.

Das Reich Gottes aber, das Jesus verkündete, war etwas anderes. Hier gelten andere Maßstäbe. “Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Damit gibt Jesus zu verstehen, worin die wahre Größe im Reich Gottes besteht.

“Wer der Erste sein will” heißt, dass es durchaus möglich ist, der Erste zu sein – das ist keineswegs verboten. Aber groß sein und der Erste sein bedeutet im Reich Gottes nicht, dass man ein Herrscher über die Mitmenschen ist, der sich von den anderen bedienen lässt und auf Kosten der anderen lebt, sondern groß ist der, der dient und zu Gunsten der anderen sein Leben hingibt.

Jesus selbst hat uns darin ein Beispiel gegeben: “Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe”, sagt der Herr beim Letzten Abendmahl.
Darum bedeutet groß sein im Dienste des Reiches Gottes:

1. Den letzten Platz einnehmen: Der Apostel Paulus sagt: “Ich glaube nämlich, Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt, wie Todgeweihte; denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen.” Als Diener Gottes haben wir kein großes Ansehen ich den Augen der Welt.

2. Lastenträger sein: Der hl. Paulus sagt: “Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.” “Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben.”

3. Loskommen vom Ich: Der hl. Paulus sagt. “… nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir”. Nicht mehr das Ich, sondern Jesus wird zum Mittelpunkt unseres Lebens, um den sich alles dreht.

Menschen also, die sich selbst um Christi willen zurückstellen, die bereit sind, die Lasten anderer zu tragen und die selbstlos dienen, die sind auch die eigentlich tragenden Säulen, sei es in den Familien, in der Kirche oder in der Gesellschaft. Sie stützen und halten zusammen, was durch den Egoismus schon lange zerbrechen würde.