Den Kleinen kein Ärgernis geben

Die Weisungen, die Jesus im Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis (B) mit allem Nachdruck ausspricht, klingen nicht gerade angenehm, wenn man sie mit den Ohren unserer modernen Zeit hört. Aber wenn wir seine Worte mit gläubigem Herzen aufnehmen, werden sie für uns zu einer heilsamen Medizin und geistlichen Nahrung. Es geht um zwei Fehlhaltungen der Seele, die der Herr an seinen Jüngern heilen möchte: Die eine ist das Ärgernisnehmen, die andere das Ärgernisgeben.

1) Zum Ersten: Es gibt nichts, was uns leichter passiert, als dass wir an unseren Mitmenschen Ärgernis nehmen, d.h. uns über sie aufregen. Eines der beliebtesten Gesprächsthemen ist ja, über andere zu reden. Und oft ist das Urteil, das dabei herauskommt, nicht gerade gut. Irgendein Ärgernis (ein Skandalon, wie das griechische Wort heißt – davon kommt ja das Wort Skandal) findet sich immer wieder. So ist es ja auch den Aposteln ergangen, die sich darüber aufgeregt und ereifert haben, dass hier einer im Namen Jesu Dämonen austreibt, obwohl er gar nicht zu den Aposteln gehört und Jesus nachfolgt.
Jesus will die Jünger hier zu einer gütigen und weisen Großzügigkeit hinführen. Darum sagt er: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Mit diesen Worten will er uns sanftmütig, demütig und liebevoll gegen unsere Mitmenschen machen. Er will uns vor Missgunst und Eifersucht bewahren. Der wahre Eifer für die Ehre Gottes schätzt das Gute überall, wo immer es sich finden mag und gleich von wem es getan wird.

2.) Nachdem Jesus uns darüber belehrt hat, dass wir uns über das Verhalten der Mitmenschen nicht aufregen sollen, macht er uns mit aller Schärfe bewusst, dass wir immer zuerst auf uns selber schauen müssen, damit wir durch unser eigenes schlechtes Verhalten den Mitmenschen, den Kleinen, kein Ärgernis geben, keinen Skandal verursachen, anderen nicht zum Bösen verleiten, sie vom Glauben abbringen, oder dass wir sie durch unser Verhalten absichtlich verletzen, beleidigen, ihnen etwas Böses antun, durch das auch sie böse werden. Kaum einmal hat Jesus so scharfe Worte gesprochen wie hier. Das Wort vom Mühlstein um den Hals zeigt an, was in den Augen Jesu wirklich unerträglich ist. Darum legt der Herr uns nahe, dass wir mit aller Radikalität das Böse aus unserem eigenen Herzen beseitigen müssen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdungen, dort beginnt alles, wie Jesus an anderer Stelle sagt. Und er stellt uns ganz deutlich die Folgen vor Augen, wenn wir hier nachlässig sind.

Nirgends in der Heiligen Schrift redet Jesus so nachdrücklich von der Hölle, ihren Qualen und ihrem Feuer wie an dieser Stelle. Dreimal wiederholt er das Wort von der Hölle. Es gibt keine tiefere Beziehung zu Gott, wenn wir nicht entschieden nach seinen Geboten zu leben und das Böse in unserem eigenen Herzen zu besiegen suchen. Jesus Christus ist unser Heiland. Er will nicht, dass wir in dieses ewige Feuer der Hölle kommen.

Not lehrt beten

In einer Kapelle, die nicht mehr benutzt wurde, hatten sich Bienen eingenistet und haben begonnen, ihre Honigwaben zu bauen. Als Ort wählten sie einige heilige Ikonen, die dort hingen. Das Sensationelle daran ist, dass sie die gesamte Fläche dieser Ikonen mit Zellen bedeckten, aber die heiligen Personen, die auf den Ikonen dargestellt sind, haben sie sozusagen ‚ehrfürchtig‘ frei gelassen.

Eine solche Erkenntnis des Heiligen und der Gegenwart Gottes fehlt heute vielen Menschen. Sie leben so, als gäbe es Gott nicht. Es gibt keinen freien Platz für ihn in ihrem Leben. Alles wird zugedeckt. Sie erinnern sich vielleicht nur dann an ihn, wenn eine Not über sie kommt. Darum lässt Gott zuweilen im Leben der Menschen oder in der Gesellschaft eine solche Not zu, damit die Menschen sich wenigstens dann an ihn wenden und nicht ewig verloren gehen.
Pfarrer Urs Keusch erzählt in einem seiner Artikel über einen Mann, der in den Schweizer Bergen unter eine Lawine geraten war und den Tod vor Augen sah.

Er hat nach seiner Rettung erzählt: „Obwohl ich Atheist war, fing ich an zu beten. Ich war in Todesangst. Ich erinnerte mich noch an ein Gebet aus meinen Kindertagen, das meine Mutter uns immer wieder vorgebetet hat: ‚Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen…‘ Diesen Vers habe ich ein paar Mal aufgesagt, bis es dann ganz dunkel um mich wurde und ich das Bewusstsein verlor. Glücklicherweise konnte mich die Rettungsmannschaft finden und noch lebendig bergen… Es ist eigentlich schon erbärmlich, sich als Atheist auszugeben, und dann, wenn es um Leben und Tod geht, Gott um Hilfe anzurufen…“

So ergeht es vielen Menschen im Angesicht des Todes oder in einer anderen Art der Not. Sie fangen an zu beten. Und glücklich, wenn sie noch beten können und sich noch an ein Gebet erinnern, an einen Psalm, an ein Lied! Denn das kann ihre ewige Rettung sein.

Wer bist du, der du mir heute vergeben hast?

Er wurde im Iran geboren und war drei Jahre Kämpfer bei der Hizbollah. Er war auf dem Weg nach Amerika, um Christen zum Islam zu bekehren. In Malaysia wurde er verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Nun berichtet er, wie er im Gefängnis zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist.

„Ich war ein leidenschaftlicher Muslim, der nicht nur betete. Ich las den Koran alle zehn Tage komplett. Ich war mit Leib und Seele Muslim. Eines Tages im Gefängnis, als ich betete, erschien ein Mann vor mir. Er war normal groß, aber er leuchtete und dieses Licht war nicht normal. Dieses Licht war von etwas Außergewöhnlichem erfüllt. Ich wusste sofort, er ist heilig und er ist gerecht. Und im gleichen Moment erkannt ich, dass ich nicht gerecht und heilig bin. Obwohl ich so viel gebetet hatte, so viel gefastet hatte, den Koran gelesen hatte, freiwillig über Landminen gegangen war, an der Tötung von Menschen teilgenommen hatte, all das habe ich getan, um Allah zufriedenzustellen.

Ich wusste jetzt, obwohl ich alle Regeln und Gesetze des Islam gehalten hatte, dass ich nicht gerecht und nicht heilig bin. Und ich wusste, das einzig Gerechte für mich wäre, mich zu töten. Aber ich wollte nicht sterben.

Also lief ich Hals über Kopf in die Ecke des Raumes und ich schrie weinend: ‚Vergib mir, vergib mir, vergib mir!‘ Ich glaubte nicht, dass er mir vergeben würde, weil er gerecht ist. Bis ich eine Berührung auf meiner rechten Schulter spürte und er sagte: Ich vergebe Dir! Dann fiel ich nieder und die Wut, die mich besessen hatte, verließ mich. Ich wusste, dass mir vergeben wurde, aber ich wusste nicht wie. Ich war verwirrt und dachte, das verstehe ich nicht. Nur Gott kann vergeben. Du hast mir vergeben. Du bist Gott, aber du bist ein anderer Gott, als der, den ich studiert habe. Das ist nicht Allah. Wer bist du, der du mir heute vergeben hast?

Und er sagte: ‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!‘ Ich dachte: Das ist kraftvoll und bedeutet viel, denn als ein Muslim betete ich: Zeig mir den geraden Weg. Der Weg ist eine Richtung, Wahrheit ist etwas, an dem man Maß nimmt, Leben ist eine Quelle. Aber er behauptet, all diese drei zu sein. Ich habe nie gedacht, dass der Weg eine Person sei. Die Wahrheit ist eine Person und das Leben ist eine Person. Und all diese drei sind dieselbe Person. Also sagte ich: ‚Das verstehe ich nicht. Was ist dein Name?‘ Und er sagte: ‚Jesus Christus!‘ In diesem Moment fiel ich zu Boden, als hätte ich keine Knochen mehr und begann zu weinen.“

Und er gibt Zeugnis, wie sich durch diese Begegnung mit Jesus sein Leben vom Hass zur Liebe und Barmherzigkeit gewandelt hat. Er sagt: „Es ist, als ob du farbenblind bist, und dann auf einmal siehst du wieder Farben. Und du realisierst, dass die Welt so viel schöner ist, als du es je für möglich gehalten hast. Wenn du mich fragst: Was hat die Welt so farblos gemacht? Es ist der Hass. Es ist der Hass, die Wut, die im Herzen jedes Muslims ist. Ich wusste nicht, warum ich hasste. Gott hat uns nicht geschaffen, um zu hassen, sondern zu lieben.“

Herz-Jesu-Schutzbild

Unser Vertrauen in die Liebe und den Schutz des Herzens Jesu kann nicht groß genug sein. Die hl. Margareta Maria Alacoque hat empfohlen, ein Herz-Jesu-Bild bei sich zu tragen. Sie sagt: „Jesus wünscht, dass ihr kupferne Medaillen anfertigen lasst, auf denen sich das Bildnis des Herzens Jesu befindet, damit alle, die ihm huldigen und ihn verehren wollen, ihn als Bild im Hause haben oder am Körper tragen können.“

Was dies bedeuten kann, ein solches „Schutzbild“ bei sich zu tragen, darüber berichtet im sehenswerten Film „Das brennende Herz“ Marcos Humada, ein Hauptmann der spanischen Infanterie:

„2010 bekam unser Regiment in Afghanistan den Befehl zu einem Einsatz. Ich war damals im Rang eines Leutnants bei der so genannten Sicherheitskompanie. Wir waren in Karlainau stationiert. Es war eigentlich ein Routineeinsatz. Am Vorabend teilte der Kompaniechef an alle Mitglieder unserer Einheit die Schutzbilder aus, auf denen auf der Vorderseite das Heiligste Herz Jesu in Flammen und auf der Rückseite das Wappen unseres Regiments abgebildet ist. Auf jener Strecke, auf der wir unterwegs waren, fuhren sowohl die spanische und afghanische Armee als auch zivile Fahrzeuge. Wir kamen in einen Abschnitt, der bekanntermaßen gefährlich war, weil es eng wurde. Die Straße hatte viele Kurven und wand sich zwischen Hügeln hindurch. Wir sahen eine furchtbare Explosion – die Rauchsäule und der Staub – das war ein schlimmer Anblick. Eines unserer Fahrzeuge war sicher zehn Meter weit geschleudert worden. Der hintere Teil das Fahrzeugs war vollkommen zerstört. Aber der vordere Teil, in dem die Besatzung saß, war heil geblieben. Der Truppenführer und der Schütze hatten das Schutzbildchen im Helm, der Fahrer und der vierte Soldat im Fahrzeug hatten es in der Tasche. Die Männer waren überzeugt, dass sie nur dank des Schutzbildes überlebt hatten. Wir konnten es nur als ein Wunder betrachten.“

Wenn wir Gott die Steuerung überlassen

Der spanische Filmproduzent und Regisseur Juan Manuel Cotelo ist bekannt geworden durch seine sehenswerten Filme wie z.B.: ‚Mary’s land‘ (über die Erscheinungen der Gottesmutter) oder ‚Das größte Geschenk‘ (über Vergebung, Versöhnung und Beichte). Wie er dazu kam, durch seine Filme den katholischen Glauben zu bezeugen, hängt mit seinem eigenen Bekehrungsweg zusammen.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Madrid in einer gut katholischen Familie. Mit 16 erkannte er sein Lebensziel: Geschichten erzählen. Aber ein normaler Journalist wollte er nicht werden. Verschiedene Erfahrungen und Begegnungen, vor allem mit einem rumänischen Priester, machten ihm bewusst, dass er eine Bekehrung und Umwandlung nötig hatte. Bisher dachte er: „Ich hatte doch so etwas nicht nötig, ich war doch ein perfekter Katholik seit meiner Kindheit.“ Aber: „Ich habe einen Priester getroffen, der 17 Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Es seien die schlimmsten, aber auch besten Jahre seines Lebens gewesen, sagte er: ‚Wenn diese Zeit dazu beigetragen hat, dass ein einziger Mensch Gott kennen gelernt und sich auf ihn eingelassen hat und ich weiß, dass es nicht nur einen gab, dann waren es die schönsten Jahre meines Lebens.“

Daraus zog Juan Cotelo für sich den Entschluss: „Du musst dich ändern, du musst erst lernen zu lieben. Liebe ist keine Theorie.“ Und so begann er, sich ganz der Vorsehung Gottes und seinem Willen zu überlassen. Er sagt: „Wenn wir Gott die Steuerung überlassen, übernimmt er sie auch. Wenn du ihm sagst: Ich will nur deinen Willen tun, dann sagt er: ‚Ich werde dir helfen, meinen Willen und nicht den deinen zu tun. Zuallererst werde ich deine Projekte ändern.‘ Und so wurde das erste Projekt ein Film über einen Priester, den ich eigentlich gar nicht kennen lernen wollte“ (La ultima cima – der letzte Gipfel). Eine der vielen Reaktionen auf diesen Film war: Ein laisierter Priester ist wieder zurückgekehrt.

Die Engel sind gekommen, um mich abzuholen

Als am 7. Okt, dem Rosenkranzfest des Jahres 2012, Salvatore und Elisa Fiorillo ihr zweites Kind, Davide, bekommen, ist ihre Freude groß. Als aber die Mutter 2017 eine ständige Müdigkeit ihres Sohnes feststellt und ihn untersuchen lässt, erfolgt die Diagnose: Akute lymphatische Leukämie, unheilbarer Krebs. Es beginnt ein vier Jahre dauernder Leidensweg für Davide im Kampf gegen den Krebs. Davide ist oft wütend und unzufrieden. Er weint sehr viel und hat Angst. Und auch die Eltern verlassen die letzten Kräfte, als die Ärzte im März 2021 ihnen das Ende aller Behandlungsmöglichkeiten mitteilen.

Doch hier, am tiefsten Punkt der menschlichen Existenz, geschieht etwas Außergewöhnliches. Als die Mutter in diesem dramatischen Moment ihr Kind mit den Worten trösten will, dass jeder von uns einen Schutzengel habe, der uns beschütze und helfe, erzählt Davide ganz unbekümmert und in kindlicher Offenheit, dass seit einiger Zeit Engel an sein Bett kommen und ihm Gesellschaft leisten. Zeitgleich beginnt sich Davide auch grundlegend zu ändern. Er wird gelassen, ruhig und zufrieden.

Als die Mutter im Internet nach Engelbildern sucht, zeigt Davide plötzlich auf ein Bild und sagt: „Hier! Das sind die kleinen Engel, die mich besuchen, und das ist die Madonnina!“ Die Engel haben ihm gesagt, dass die Madonnina, wie er die Gottesmutter nennt, auf ihn warte und dass er sie besuchen solle. Es stellte sich heraus, dass es das wundetätige Marienbild des kleinen Wallfahrtsortes Cassano delle Murge in der Nähe von Bari war, wo Maria seit 800 Jahren als Königin der Engel verehrt wird.

Als die Eltern Davide in diese Kirche bringen, fällt er in Ekstase und erlebt eine Marienvision. Es ist das dritte Mal in der Geschichte dieser Wallfahrt, dass die Gottesmutter hier erscheint. Das tat sie immer dann, wenn ihre Verehrung an dem Ort in Vergessenheit zu geraten drohte. „Die kleinen Engel sagen mir, dass auch ich ein Engel bin, aber ohne Flügel“, sagt Davide immer öfter. Und dass sie alle auf ihn warten, im Himmel, dem Paradies, wo es keine Krankheiten und keine Medikamente mehr gebe, wo alles voller Licht und Farben sei.

Als seine Mutter Davide einmal fragt, was denn die Muttergottes mache, wenn sie zu ihm komme, antwortet er: „Sie kommt an mein Bett und umarmt mich wie eine Mutter, wie du es tust!“ Eine große Freude darf Davide vor seiner Heimreise in die Ewigkeit noch erleben: Wenige Wochen vor seinem Tod feiert er zusammen mit seinem älteren Bruder Antonio den Tag seiner ersten Heiligen Kommunion und sieht dabei auch Jesus, den er als „wunderschön“ beschreibt. Es ist zugleich auch die erste Heilige Messe seines Lebens.

Am Fronleichnamstag des Jahres 2021 bittet Davide seine Familie und einige nahe Verwandte in eine Kirche zur Heiligen Messe und Anbetung. Ein berührendes Erlebnis, das alle Beteiligten näher zu Gott und zum Glauben bringt. Wenige Tage darauf, es ist der 22. Juni, möchte Davide in einen weißsilbernen Anzug gekleidet werden, um gemeinsam mit den Engeln, die er in diesen Farben sieht, in den Himmel zu gehen. „Sie sind alle hier, sie sind gekommen, um mich abzuholen!“ Das sind seine letzten Worte. Dann darf er heim ins Paradies.

Zurück bleiben traurige, aber durch ihr Kind im Glauben getröstete die Eltern und Verwandten. Seine Mutter sagt: „Sowohl mein Mann als auch ich lebten weit entfernt von der Kirche und den Sakramenten; und unser Kind Davide war ohne jegliche religiöse Bildung aufgewachsen. Nie zuvor haben wir verstanden, was es bedeutet, dass Jesus Christus lebt und in der Eucharistie gegenwärtig ist. Durch unseren Sohn berührten wir diese wirkliche Gegenwart Gottes mit unseren Händen. Davide erzählte uns, dass er Jesus sah. Wir hingegen sahen, als er es uns erzählte, sein Selbstvertrauen, seinen Glauben, seine Unbekümmertheit und in seinen Augen ein Licht, das es auf dieser Erde nicht gibt.“

Davide zeigte uns ein anderes Leben

Salvatore Fiorillo, der Vater von Davide, gibt Zeugnis darüber, wie er selbst durch das Beispiel und die Worte seines Sohnes zum Glauben gekommen ist, dass Gott existiert und ihnen als Eltern in ihrer tiefsten Not eine Antwort gab:

„Vom ersten Moment an, als ich meinen Sohn über den Himmel sprechen hörte, veränderte sich etwas in mir. Es ist, als ob Davides Worte so viele Fragen in mir beantwortet hätten, auf eine Weise, wie sie noch nie jemand beantwortet hatte. Als meine Frau mir zum ersten Mal erzählte, dass Davide über kleine Engel und den Himmel gesprochen hatte, brach ich in Tränen aus und spürte eine unerschütterliche Gewissheit in mir. Tag für Tag haben sie und ich jeder auf seine eigene Art, aber gemeinsam verstanden, dass unser Leben nie wieder das gleiche sein könnte, wenn das, was unser Sohn uns erzählte, wahr wäre! Ich bin ein rationaler Mensch und habe gelebt, als ob nichts existierte, außer dem, was wir sehen und berühren konnten. Aber Davide zeigte uns ein anderes Leben, das wahre, auf das er so sehr gewartet und das er sich am meisten gewünscht hat.“

„Davide hat uns gezeigt, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang des Lebens ist. Bevor er in den Himmel kam, ließ er sich eigens für seine Reise mit den kleinen Engeln einen Anzug nähen: Er wählte alles bis ins letzte Detail aus, und als er ihn anprobierte, sah es so aus, als würde er sich auf eine Hochzeit vorbereiten, auf den schönsten Tag seines Lebens überhaupt!“

Bitte für uns Sünder

Aus dem Zeugnis von Gisela (2005), die durch das Ave Maria gerettet wurde:

„Ich litt viele Jahre sehr unter Leere und Sinnlosigkeit in meinem Leben. Ich spürte, dass etwas mit meinem Leben nicht in Ordnung war, ich spürte, dass etwas fehlte, aber ich wusste nicht, was. So entschloss ich mich, Philosophie und Psychologie zu studieren, um den Sinn des Lebens zu finden. … Ich lebte in einem studentischen Milieu, das geprägt war von einem großen intellektuellen Hochmut und einer beißenden gesellschaftskritischen Haltung. Jegliche Autorität und alle überlieferten Werte wurden verachtet. Man lebte in diesem Milieu Partnerschaften, die nur das eine einzige Ziel hatten, sich selbst zu entfalten. Begriffe wie Treue und Hingabe waren mir völlig fremd. …

Die Leere in mir begann mich zu zerstören. Mehr und mehr verlor ich die Kontrolle über mein Leben, und meine Verzweiflung wuchs. … Eines Abends war es besonders schlimm. Ich dachte, dass ich dieses Elend nicht mehr aushalten könnte. … Plötzlich stieg wie aus weiter Ferne ein Satz aus meiner Kindheit in mir auf, ein Satz, dessen Inhalt mir völlig unverständlich geworden war. Ich kannte ihn von Maiprozessionen: ‚Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.‘ Immer wieder sagte ich diesen Satz und schrieb ihn auf einen Zettel.

Plötzlich fühlte ich mich völlig befreit von meiner Todesangst und meiner Verzweiflung. Mich durchströmte ein Gefühl von Geborgenheit und Frieden, wie ich es seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt hatte. … Allerdings war es bis zu meiner Bekehrung noch ein weiter Weg. Erst viel später betete ich meinen ersten Rosenkranz. Was ich an diesem Abend erlebte, war ein einmaliges Ereignis, aber ich konnte es nicht mehr vergessen. Maria, die Mutter des Lebens, war gekommen, um alles in die Hand zu nehmen.“

Maria, das Zeichen unseres Heiles

Die Kirche feiert am 15. August mit großer Freude das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel. Maria wurde am Ende ihres irdischen Lebens gleich mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Das ist unser Glaube.

In der Lesung zu diesem Fest aus der Offenbarung des Johannes (Kap. 12) ist von einem Zeichen die Rede, das uns Gott vom Himmel her geschenkt hat: Es ist Maria. Sie ist die Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von 12 Sternen um ihr Haupt. An diesem Zeichen des Heiles, das heißt, an Maria können wir uns in allen Nöten unserer Zeit orientieren.

1) Maria ist für uns das Zeichen des Glaubens an Jesus Christus. Denken wir an die vielen Erscheinungsorte. Maria kommt immer wieder vom Himmel her zu ihren Kindern, um sie in das Zentrum des katholischen Glaubens hineinzuführen, zu Jesus Christus, zur Eucharistie, zur Bekehrung zum Bußsakrament. Wie viel Glaubenserneuerung ist von diesen Orten ausgegangen. Wenn wir also Maria verehren und lieben, so wird sie uns zu einem tiefen Glauben an Jesus Christus führen.

2) Maria ist für uns das Zeichen unserer Hoffnung auf das ewige Leben. Für uns als Menschen ist das Ende unseres irdischen Lebens der Tod. Er ist eine gewaltsame Trennung von Leib uns Seele, durch die der Mensch aufhört ein ganzer Mensch zu sein, weil nur mehr die Seele weiterlebt. Der Tod bleibt für uns – wie wir es auch drehen und wenden mögen – etwas Schreckliches, das uns Angst macht. Aber bei Maria war das anders. Weil sie ja ganz ohne Erbsünde und persönliche Sünde war, war das Ende ihres irdischen Lebens ein wunderbarer Übergang in die Verherrlichung von Leib und Seele, es war ein seliger, ganz glücklicher Heimgang zu ihrem Sohn. Und weil Maria so selig und glücklich aus dieser Welt gegangen ist, wird sie all ihren Kindern, die sie als ihre Mutter lieben und verehren, gerade in der letzen Stunde der größte Trost sein und ihnen auch Anteil geben an dieser Seligkeit, mit der sie ins ewige Leben hinübergegangen ist. Maria wird unser Gebet erhören, wenn wir uns immer wieder vertrauensvoll an sie wenden. „Bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes.“ Maria, Zeichen unserer Hoffnung.

3) Maria ist das Zeichen der Liebe zu Gott und den Menschen. Jesus hat vom Kreuz herab seine Mutter auch uns als Mutter gegeben. Maria hat uns unter vielen Schmerzen als ihre Kinder angenommen. Und wie einer guten Mutter das Schicksal ihrer Kinder nie gleichgültig ist, so ist auch Maria um das ewige Heil ihrer Kinder besorgt. Deshalb hat sie uns immer wieder aufgerufen, zu beten und zu opfern für die Bekehrung jener Menschen, die in Gefahr sind, ewig verloren zu gehen, weil sie sich durch ihre schweren Sünden von Gott getrennt haben. In Fatima hat Maria gesagt: „Viele gehen verloren, weil niemand für sie betet.“ Maria gibt uns das Zeichen, dass wir nicht mehr egoistisch für uns selber leben, sondern durch unser Dienen, Beten und Opfer mitwirken können an der Rettung vieler.

Zeichen der Zeit

Jesus ruft uns auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und recht zu deuten (Lk 12,54-57). Die Heiligen und Mystiker haben uns immer wieder Hinweise gegeben, durch die wir erkennen, wo wir heute stehen: Die sel. Anna Katharina Emmerich (1774-1824) sagt z.B.: „Ich hörte, dass Luzifer, wenn ich nicht irre, 50 oder 60 Jahre vor dem Jahre 2000 nach Christus wieder auf eine Zeitlang solle freigelassen werden.“ Dass in unserer Zeit, wie man so sagt, ‚der Teufel los ist‘, in der Welt, aber auch bis in die Kirche hinein, ist kein Geheimnis.

1820 zeigte Jesus der sel. Anna Katharina auch das folgende Bild: „Ich sah wieder die neue und seltsam aussehende Kirche, die sie zu bauen versuchten. Sie hatte nichts Heiliges an sich… In der Krypta unten kneteten die Leute Brot, aber es ging nicht auf, und sie empfingen auch nicht den Leib unseres Herrn, sondern nur Brot. Diejenigen, die sich unverschuldet im Irrtum befanden und die sich fromm und sehnlichst nach dem Leib Jesu sehnten, wurden zwar geistig getröstet, aber nicht durch die Kommunion. Dann sagte mein Führer [Jesus]: Das ist Babel.“

Die französische Mystikerin und Ordensschwester Jeanne Le Royer (1731-1798) sagte: „Wenn der Antichrist kommt, wird in den Klöstern äußerlich alles noch so laufen, wie jetzt (1750), aber plötzlich wird man merken, dass der Antichrist regiert,“ – das heißt: dass ein anderer Geist in die Klöster, in die Kirche, eingezogen ist. Die Fassaden der alten Frömmigkeit stehen noch, aber der moderne Geist dieser Welt ist in die Kirche und in die Klöster eingezogen.

Der hl. Maximilian Kolbe sagt deshalb: „Die modernen Zeiten werden von Satan dominiert und werden es noch mehr in Zukunft sein. Der Kampf gegen die Hölle kann von Menschen nicht geführt werden, auch nicht von den intelligentesten. Nur die Unbefleckte hat von Gott die Verheißung des Sieges über den Dämon erhalten. Doch seit ihrer Aufnahme in den Himmel bittet die Mutter Gottes um unsere Zusammenarbeit. Sie sucht Seelen, die sich ihr vollkommen weihen, um in ihren Händen wirkliche und sichere Werkzeuge zu werden, um dem Satan eine Niederlage zu erteilen und das Reich Gottes auf dieser Erde zu errichten.“

Ich bin geheilt!

Im April 1959 war Pater Pio gezwungen, für einige Monate das Bett zu hüten. Die Ärzte diagnostizierten eine bronchiale Lungenentzündung und sogar einen krebsartigen Tumor. P. Pio war nicht mehr in der Lage, die hl. Messe zu feiern oder die Beichte zu hören. Man ging davon aus, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hätte.

Zur gleichen Zeit wanderte die Fatima-Pilgerstatue quer durch Italien. Am 5. August kam sie per Helikopter nach San Giovanni Rotondo. Tausende kamen, um zu beten und sie zu verehren. Am nächsten Tag wurde sie für Pater Pio in die Sakristei gebracht. Er verehrte sie mit großer Hingabe, küsste die Statue und legte einen Rosenkranz rund um sie. Aber sein Zustand war so schwach, dass er sofort wieder ins Zimmer gebracht werden musste.

Unmittelbar vor dem Abflug der Statue mit dem Helikopter bat Pater Pio einige seiner Mitbrüder: „Helft mir!“ Sie hoben ihn vom Krankenbett hoch zum Fenster seines Zimmers. Der Helikopter hatte gerade abgehoben und kreiste noch dreimal über dem Kloster als Geste des Abschieds an Pater Pio. Dann flog er nordwärts weg und P. Pio schrie laut: „Mein liebe Mutter: Seit du in Italien unterwegs bist, wurde ich durch die Krankheit ans Bett gefesselt! Willst du mich so zurücklassen, jetzt da du weg gehst?“ Plötzlich drehte der Helikopter um und flog zurück zum Kloster. Der Pilot bezeugte später, er habe sich gezwungen gesehen, umzukehren. Dann sah er Pater Pio am Fenster. In diesem Augenblick spürte Pater Pio eine geheimnisvolle Kraft, die seinen Körper durchströmte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rief aus: „Ich bin geheilt!“ Seine Heilung war so vollständig, dass er kurz danach sein volles Programm wieder aufnehmen konnte. Wann immer er über dieses Ereignis sprach, bezeichnete er es als die Heilung durch die Vermittlung Unserer Lieben Frau: „Ich betete zur Madonna und sie heilte mich!“