Gott ist unendlich barmherzige mit jene Menschen, die von Herzen ihre Sünden bereuen und umkehren. Ein wunderbares Beispiel für eine solche Bekehrung ist Alessandro Serenelli, der mit 20 Jahren die elfjährige Maria Goretti vergewaltigen wollte und weil sie sich ihm widersetzte, mit elf Messerstichen tödlich verletzte.
Die hl. Maria Goretti (+ 6. Juli 1902) hat noch auf ihrem Totenbett ihrem Mörder verziehen und für ihn gebetet. Alessandro erhielt für seine Tat 30 Jahre Gefängnis. Durch einen Traum, in dem er Maria Goretti sah, die ihm schneeweiße Lilien überreichte gelangte er im Gefängnis zu einer ehrlichen dauerhaften Bekehrung und führte dann ein beispielhaftes Leben.
Nach seiner Entlassung fand er 1936 in einem Kapuzinerkloster Aufnahme. In einem geistlichen Testament, das er 1961 verfasste, gibt er uns ein ergreifendes Zeugnis für die Gnade Gottes:
“Ich bin fast achtzig Jahre alt und bald am Ende meiner Tage. Wenn ich auf meine Vergangenheit zurückschaue, so erkenne ich, dass ich in meiner Jugend einen falschen Weg eingeschlagen habe: den Weg des Bösen, der mich in den Ruin führte. Ich erkannte durch die Zeitungen, die Darstellungen und die schlechten Beispiele, dass die Mehrzahl der Jugend jenen Weg ging, ohne sich darüber Sorgen zu machen; und so war auch ich unbekümmert. Ich hatte gläubige und religiöse Menschen in meiner Nähe, aber ich achtete nicht auf sie. Eine brutale Kraft machte mich blind und zog mich auf den schlechten Weg.
Mit zwanzig Jahren wurde ich zum Sittenverbrecher, und es graut mir bei der bloßen Erinnerung. Maria Goretti, jetzt eine Heilige, war der gute Engel, der von der göttlichen Vorsehung auf meinen Weg gestellt wurde. In meinem Herzen sind noch immer ihre Worte des Vorwurfs und der Verzeihung lebendig. Sie betete für mich und legte Fürsprache für einen Mörder ein. Es folgten dreißig Jahre Gefängnis. Wenn ich nicht minderjährig gewesen wäre, wäre ich lebenslang verurteilt worden. Ich nahm die verdiente Strafe an: ergeben bezahlte ich meine Schuld.
Maria war wirklich mein Licht, meine Beschützerin; mit ihrer Hilfe verhielt ich mich recht, und als mich die Gemeinschaft wieder aufnahm, versuchte ich ehrlich zu leben. Die Söhne des hl. Franziskus, Laienkapuziner in den Marken, haben mich mit seraphischer Barmherzigkeit aufgenommen, nicht als ihren Diener, sondern als ihren Bruder. Ich lebte mit ihnen seit dem Jahr 1936.
Von nun an warte ich ruhig auf den Moment, der mich vor Gottes Angesicht erscheinen lässt, um dann meine Lieben zu umarmen und in der Nähe meines Schutzengels, Maria Goretti, und ihrer lieben Mutter Assunta zu sein.
Alle, die diesen Brief lesen, mögen die heilsame Lehre daraus ziehen, das Böse zu meiden und sich immer, schon als Kind dem Guten zuzuwenden. Sie sollen daran denken, dass die Religion mit ihren Geboten nicht etwas ist, was man nicht braucht, sondern der wahre Trost, der einzig sichere Weg in allen Lebenslagen, auch in den schmerzhaftesten. Pax et bonum!”