Das Erkennungszeichen

Der Teufel nahm eine herrliche Gestalt an und kam zum Einsiedler. Er sagte: „Freu dich, deine Entbehrungen und Leiden sind vorüber. Ich bin gekommen, ihnen ein Ende zu machen. Von nun an will ich für dich sorgen.“ „Wer bist du?“ „Ich bin der Christus, dein Herr. Du wirst mein Jünger sein und ich werde dein Gott sein.“ „Wo sind dann deine Wunden?“ „Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels. Es gibt keine Wunden mehr.“ „Ohne Wunden bist du nicht mein Erlöser. Du bist nicht Jesus Christus, der Schmerzensmann, der unsere Leiden getragen hat. Du kannst nicht mein Gott sein.“

Der Teufel kann uns immer nur irdisches Wohlergehen versprechen. Jesus hat uns dies nicht verheißen, sondern uns eingeladen das Kreuz mit ihm zu tragen, damit wir ewig leben. Maria sagte auch zu Bernadette: „Ich verspreche dir nicht, dich in dieser Welt glücklich zu machen, sondern in der anderen.“

Sammelt euch Schätze im Himmel

Ein Wirtschaftsmagazin berichtete: In Amerika gibt es eine Liste der 400 reichsten Bürger des Landes. Wer zu diesen Reichsten gehören will, muss nach dem jetzigen Stand mindestens 1,3 Milliarden Dollar (rund 930 Millionen Euro) Privatvermögen besitzen. Diese 400 Reichsten haben im Jahre 2006 im Schnitt nochmals 23 Prozent mehr Geld angehäuft als sie ohnehin schon besaßen. Und in einem anderen Bericht war zu lesen, dass viele dieser Reichen ihre wertvollsten Kunstgegenstände und Sammlungen „hochsicher“ in alten aufgelassenen Bergwerken unterirdisch lagern.

Reichtum ist an sich nichts schlechtes. Wie viel könnten die Reichen mit ihrem Geld Gutes tun für die Menschen und für die Ausbreitung des Reiches Gottes. Aber Jesus hat darauf hingewiesen, dass es schwer ist für die Reichen, in das Reich Gottes zu gelangen, weil sie meist so sehr am Geld hängen. Darum muss man für diese Leute besonders beten. Jesus sagt: „Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel“ (Mt 6, 21-22). Das Vertrauen auf Gott, die Taten, die wir aus Liebe zu ihm vollbringen, das sind bleibende Schätze für das ewige Leben.

Warum habt ihr solche Angst?

Eine der wunderbaren Begebenheiten in der heiligen Schrift, die uns die göttlichen Macht des Herr offenbaren, ist die Stillung des Seesturmes. Die Apostel glaubten schon, dass sie in den Wellen untergehen würden, während der Herr im Boot schlief. Voll Angst weckten sie Jesus. Da gebot er machtvoll dem Sturm und der Wind und die Wellen legten sich. Das war ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass Jesus wirklich der Herr ist über alle Mächte und Gewalten dieser Welt. Zu seinen Jüngern aber sagt er: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40).

Wir haben vielleicht den Eindruck, dass solche Wunder Vergangenheit sind. Aber der Herr wirkt auch in unserer Zeit noch solche Zeichen, damit wir Vertrauen in ihn haben und in den vielen Gefahren und Bedrängnissen alle unsere Ängste überwinden. Er ist ja bei uns, vor allem im Sakrament der Eucharistie.

Es war im Jahre 1906 in Kolumbien/Südamerika. Die Stadt Tumaco liegt auf einer kleinen Insel an der Pazifikküste im Süden des Landes. Am 31. Jänner wurde diese Gegend um 10.00 Uhr vormittags von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Viele Häuser stürzten ein. Die Leute eilten hilfesuchend zur Kirche, und baten den Pfarrer, P. Larrondo und seinen Kaplan, P. Moreno, beide Augustiner, gleich eine Bittprozession zu beginnen, damit sie vor weiterem Schaden bewahrt blieben. Als die Leute aufs Meer hinausschauten, sahen sie, wie das Wasser, obwohl es nicht die Zeit der Ebbe war, immer mehr von der Küste zurückwich und einen breiten Landstreifen zurückließ. So war es bisher noch nie geschehen. Weit draußen im Meer sahen sie, wie sich eine riesige Wassermauer aufstaute, die bald zurück an die Küste kommen, die ganze Stadt überfluten und alles zerstören würde. Angesichts dieser unheimlichen Gefahr eilte der Pfarre geistesgegenwärtig in die Kirche, holte das Allerheiligste, und lief damit in Richtung Meeresstrand. Den Leuten rief er zu: „Kommt alle zum Strand! Möge Gott mit uns Erbarmen haben.“
Beeindruckt von seinem Mut, folgten ihm viele Leute. Als sie die riesige Welle sahen, die sich der Küste näherte, schrieen sie vor Angst und glaubten, dass ihr Ende gekommen sei. P. Lorrendo aber schritt vor den Augen aller mit hoch erhobener heiliger Hostie der herantosenden Riesenwelle entgegen, und er segnete sie, als sie ihren Höhepunkt erreicht hatte.

In diesem Moment hielt der Wasserberg – entgegen allen Naturgesetzen – plötzlich in seinem gewaltigen Ansturm inne, stand einen Augenblick still und flutete dann langsam zurück in das offene Meer, wo er sich still verlief.

„Ein Wunder, ein Wunder“, riefen alle ergriffen, denn wie gebannt hatte die vom Tod bedrohte Menge die Rettung erlebt. Weinend und jubelnd umringten sie P. Lorrendo und singend und betend zogen sie mit dem Allerheiligsten zurück zur Kirche. Die Macht der eucharistischen Gegenwart des Herrn, die sich in Tumaco gezeigt hatte, wurde weitum bekannt.

Dieses Wunder aber kann uns im Glauben stärken, dass der Herr uns auch in allen „Erdbeben“ der Seele und allen Flutwellen der Versuchung bewahren wird. In der eucharistischen Anbetung können wir seine Macht und Hilfe erfahren.

Gottes Bild in uns

Der fromme Maler Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) lag sterbenskrank darnieder. Sein Freund und Künstler Eduard von Steinle hatte ihn besucht und mit ihm über seine Werke gesprochen und den Wert der Kunst, die er geschaffen hatte. Overbeck wurde auf einmal sehr ernst und sagte: “Es ist gewiss wahr, dass unser Beruf eines Künstlers herrlich ist, aber wenn es mit uns zu Ende geht, dann werden wir nicht gefragt, wieviele herrliche Bilder wir der Nachwelt auf dieser Erde zurückgelassen haben, sondern ob Gott der Herr in der anderen Welt in uns sein eigenes Bild wiedererkennt.”

Sich nicht hinunterziehen lassen

Ein Krebsfischer in China hat reiche Beute gemacht. Ein Korb voll zappelnder Krebse steht in seinem Boot. Der Fischer aber streckt sich behaglich am Strand ins Gras und schläft. Da weckt ihn ein Vorübergehender auf und ruft ihm besorgt zu: “Mann, deine Krebse! Sie suchen das Weite, während du schläfst.”

Aber der Fischer reibt sich nur die Augen und lacht: “Keine Sorge, mein Lieber. Ich kenne das Zeug. Es kommt keiner über den Rand, so sehr er sich auch anstrengt. Sobald ein Krebs am Korbrand ein wenig hochgekommen ist, hängen sich andere Krebse mit ihren Scheren an ihn, bis dem ersten die Last zu schwer wird und sie alle wieder in den Korb zurückpurzeln. Die sorgen untereinander dafür, dass keiner in die Freiheit entkommen kann.”

So ist es leider oft mit uns: Es gibt so viele Dinge, durch die wir uns gegenseitig hinunterziehen: das schlechte Reden über andere, die Sünden, das schlechte Beispiel, falsche Freundschaften … Der Herr aber zieht uns aus dieser Gefangenschaft heraus, wenn wir ihn lieben.

Probieren geht über Studieren

Ein Märchen aus Persien erzählt von einem alten König, der einen Nachfolger für seinen Thron suchte. Er rief alle Männer seines Reiches zu sich, um durch eine Prüfung herauszufinden, wer der rechte sei. Tausende kamen voll Hoffnung. Der König zeigte ihnen zunächst ein riesiges schmiedeeisernes Tor mit einem starken Schloss.

«Wer dieses Tor öffnen kann», sagte er, «soll mein Nachfolger werden!» Einige der Männer schüttelten die Köpfe und gingen gleich weg. Die meisten schauten sich das Tor genau an, sie berieten sich untereinander, aber gaben am Ende auch auf. Nur ein einziger blieb zurück. Er schaute sich das Tor ebenfalls genau an, dann ging er auf das Tor, zog kräftig  siehe da, es öffnete sich! Wie hatte er es bloß fertiggebracht?  Ganz einfach: Das Tor war gar nicht verschlossen gewesen, es war nur angelehnt.

Uns geht es auch oft so, wenn wir etwas Gutes tun sollten. Wir bilden uns sofort falsche Vorstellungen und sehen Probleme, wo keine sind, und machen nicht einmal einen Versuch, etwas zu tun; und warum? Der hl. Anselm von Canterbury sagt: „Wir sagen oft, das wir etwas nicht können, nicht weil es uns unmöglich wäre, sondern weil wir es nicht ohne Schwierigkeiten vermögen.“ Ein Versuch würde zeigen, dass es doch nicht so schwierig ist.

Vollkommenheit ist keine Kleinigkeit

Der berühmte Bildhauer Michelangelo Buonarotti (1475 bis 1564) arbeitete einst an einer Statue. Während er in seinem Atelier unermüdlich immer wieder den Meißel ansetzte, wurde er von vielen seiner Freunde besucht. Einer kam besonders oft und zeigte großes Interesse für seine Arbeit. Nach einigen Besuchen wagte er, seinen Freund zu fragen, was er eigentlich an der Statue noch ändere. Er merke keine besondere Veränderung seit einigen Besuchen. Der Künstler antwortete ihm: “Du bist gewaltig im Irrtum, sieh nur genauer zu, ich habe diesen Teil geglättet, an jenem etwas weggenommen, im habe in den Zügen noch verschiedentlich gearbeitet, habe ihnen mehr Weichheit gegeben, diese Lippe ist hier ausdrucksvoller geworden und dieser Muskel hier ist stärker hervorgetreten.“ Da bemerkte der Besucher: „Das mag schon richtig sein, aber das sind doch alles nur Kleinigkeiten.“ „Ganz recht“, entgegnete Michelangelo, „Du darfst aber nicht vergessen, dass die Kleinigkeiten die Vollkommenheit ausmachen und dass die Vollkommenheit keine Kleinigkeit ist.“

Die Tür zu Gott

Eine russische Legende erzählt:
Es waren einmal zwei Mönche, die in einem Weisheitsbuch eine Stelle fanden, wo geschrieben stand: Es gebe in der Welt einen Ort, an dem der Himmel auf geheimnisvolle Weise die Erde berühre. Es sei dort eine Tür. Man brauche nur anzuklopfen und dann befinde man sich direkt bei Gott.

Sie waren fest entschlossen diesen Ort zu suchen. Sie durchpilgerten die ganze Welt von Ost bis West, unzählige Gefahren drohten, sie von der Suche abzubringen. Aber die Mönche wehrten alle Versuchungen ab. Bis sie schließlich doch diese geheimnisvolle Tür fanden. Mit bangem Herzen standen sie davor, sie klopfeten an, öffneten und traten ein. Als sie die Augen erhoben, da fand sich jeder der beiden Mönche in seiner eigenen Klosterzelle wieder, von der er ausgezogen war.

Der Ort wo Himmel und Erde sich berühren, wo der Mensch Gott begegnet und ihn findet, wo das große Glück des Menschen liegt, das ist der Ort, wo Gott uns hingestellt hat. Das Gute liegt so nah.

Mit dem Kleid der Wahrheit

In den vergangenen Monaten war in den Medien viel die Rede vom Film “Sakrileg” bzw. in englisch “The Da Vinci Code”, der nun in den Kinos gelaufen ist. “Sakrileg” ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Dan Brown, das im vergangenen Jahr ungeheure Popularität erlangt und sich zu einem absoluten Bestseller entwickelt hat. Es wurden schon über 30 Millionen Exemplare verkauft, davon eine Million in Deutschland.

In seinem Buch gibt Dan Brown vor, etwas aufzudecken und bekannt zu machen, was bis jetzt verborgen und von der Kirche mit allen Mitteln unterdrückt worden war. Er behauptet, dass alles, was er hier schreibt und nachweist, der Realität entspricht. Kurz zusammengefasst behauptet er: Jesus wäre nicht am Kreuz gestorben. Er hätte Maria Magdalena geheiratet und mit ihr Kinder gehabt. Er wäre mit Frau und Kind nach Frankreich geflüchtet und dort würden noch Nachkommen von ihm leben. Die Kirche hätte Jesus erst beim Konzil von Nicäa (325) zum Gott erklärt und suchte nun mit allen Mitteln die Wahrheit über Jesus zu unterdrücken und auch die Nachkommen auszurotten. Dabei spielt das Opus Dei eine wichtige Rolle. Das Geheimnis von den Nachkommen Jesu wird von einer geheimen Bruderschaft gehütet, vom Priorat von Sion, usw.

Das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, aber eben mit dem Anspruch, es sei die Realität. Abgesehen davon, dass diese Behauptungen und die Beweise, die Dan Brown dafür liefert, keiner ernsthaften wissenschaftlichen Prüfung standhalten können, sondern nur willkürlich zusammengestellte Phantasieprodukte sind, müsste auch ein normaler Mensch mit gesundem Hausverstand dieses Lügengebäude leicht durchschauen können. Aber das ist leider nicht so. Denn der ungeheure Verkaufserfolg des Buches zeigt, dass sich doch viele Menschen von “dieser Enthüllung der Wahrheit” anziehen lassen und auch daran zu glauben beginnen.

Warum dies so ist, dass der Mensch so leicht und gerne die Lüge für die Wahrheit hält, lässt sich am besten mit der folgenden Parabel erklären: “Im Paradies gingen die Wahrheit und die Lüge miteinander im Garten spazieren. Die Wahrheit war sehr schön, und wurde von den Menschen geliebt. Die Lüge aber war hässlich, hatte ein schmutziges, zerrissenes Kleid und die Menschen hassten sie. Es war ein sehr heißer Tag. Als sie an einen See kamen, sagte die Lüge, dass es sehr angenehm wäre, im See zu baden. Die Wahrheit war einverstanden. Sie zogen ihre Kleider aus und beschlossen, gemeinsam ins Wasser zu springen. Aber als die Wahrheit ins Wasser sprang, blieb die Lüge am Ufer stehen. Sie schlüpfte schnell in das Kleid der Wahrheit und lief davon. Die Wahrheit blieb nackt und bloß zurück und hatte nur mehr das Kleid der Lüge.
Und seit dieser Zeit läuft die Lüge immer mit dem Kleid der Wahrheit herum, und wenn die Lüge daherkommt, sind die Menschen ganz fasziniert von ihr und nehmen sie begeistert bei sich auf, weil sie meinen, es sei die Wahrheit. Und wenn die Wahrheit kommt, dann wollen die Menschen nicht viel mit ihr zu tun haben und sie schämen sich mit ihr, weil sie so nackt ist.

Die Gnade unseres katholischen Glaubens lehrt uns vor allem eines: nämlich die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden, und die Täuschungen der Lüge zu durchschauen. Jesus hängt entblößt am Kreuz, der schützenden Kleider beraubt. Und doch: Er ist die Wahrheit.

Nach dem Maß, mit dem ihr messt

Jesus hat in der Bergpredigt über die Nächstenliebe gesagt: „Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden“ (Mt 7,2). Unser Verhalten gegen die Mitmenschen beginnt schon in den Gedanken. Die Mitmenschen werden für uns so sein, wie wir sie beurteilen und was wir von ihnen halten. Ob wir Gutes oder Schlechtes über sie denken, es kommt im selben Maß auf uns zurück. Diese Erfahrung haben auch schon die alten Griechen gemacht. Von Äsop, dem Fabeldichter ist uns folgende Begebenheit berichtet.

Äsop saß einmal am Rande der Straße, die nach Athen hinein führte, als er von einem Vorübergehenden angesprochen wurde: “Sagt, guter Mann, was für ein Menschenschlag ist es, der hier bei euch in der Stadt lebt?”

Äsop gab ihm nicht sofort eine Antwort, sondern wandte sich zunächst mit einer Gegenfrage an ihn: “Sag mir doch bitte erst, Fremder, woher du kommst und was für eine Art Menschen bei euch daheim wohnen!”

“Ich komme geradewegs aus Argos”, meinte jener und runzelte dabei die Stirn. “Die Leute dort taugen gar nichts: Lauter Dummköpfe sind sie und Lügner, nichts als Halunken und Diebe, streitsüchtig und ungerecht. Ich bin froh, endlich von ihnen weggekommen zu sein.” “Ach wie schade”, antwortete ihm Äsop dann und setzte dabei eine tief betrübte Miene auf, “Du wirst unsere Athener nicht anders finden … !”

Schon bald darauf kam wieder ein Reisender vorbei, der ihm die gleiche Frage stellte. Doch als Äsop sich auch bei ihm nach seinem Herkunftsort und den Bewohnern seiner Heimatstadt erkundigte, gab der, ohne lange nachzudenken, zur Antwort:

“Aus Argos komme ich soeben, aus Argos, einer wahrhaft liebenswerten Stadt: Die Leute dort sind alle so freundlich und hilfsbereit, so weise, so ehrbar, so wahrhaftig. Ganz ungern nur habe ich sie verlassen und kann schon jetzt die Rückkehr zu ihnen kaum erwarten!” Da stahl sich ein leises Lächeln in das Gesicht des weisen Dichters und er sagte: “Mein Freund, wie freue ich mich für Dich – und wie freue mich, Dir sagen zu können: So, gerade so wirst Du unsere Athener auch finden … !”