Bittet, dann wird euch gegeben – die Bedeutung des Bittgebetes

Betrachtung zum Evangelium des 17. Sonnages im Jahreskreis, Lesjahr C

Gute Eltern bringen ihren Kindern bei, “bitte” und “danke” zu sagen für alles, was sie von den Eltern bekommen. Umso mehr gebührt es uns, die wir Kinder Gottes sein dürfen, dass wir unseren Vater im Himmel um alles bitten, was wir für unser Leben brauchen, und ihm auch für alles danken. Denn wir haben nichts, was wir nicht von ihm empfangen hätten.

Jesus sagt ausdrücklich: “Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.” Eine große Verheißung liegt im gemeinsamen Gebet: “Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.”

Gott gibt immer wieder wunderbare Zeichen, die unser Vertrauen in das gemeinsame Bittgebet stärken:

Eine junge Mutter, die sich wöchentlich mit anderen Frauen zu einer Runde: “Mütter beten für ihre Kinder” trifft, hat Folgendes berichtet. Eine der Mütter der Runde hatte ihr zweites Kind geboren.
Aber bei der Geburt zeigte sich, dass es einen schweren Herzfehler hatte und nicht eigenständig zu atmen begann. Es konnte zwar durch künstliche Beatmung am Leben erhalten werden, aber für die Ärzte war es keineswegs klar, dass es überleben würde. Bei der nächsten “Mütter-Beten-Runde” haben die jungen Mütter in diesem Anliegen den Rosenkranz gebetet. Und zu ihrer Freude durften sie erfahren: Genau in jener Stunde, in der sie gemeinsam um das Leben des Kindes gebetet hatten, hat es eigenständig zu atmen begonnen, und die schwere Krise war überstanden.”

Dieses Beispiel und viele andere können uns zu größerem Vertrauen im Beten anspornen.

Der hl. Thomas hat von einem dreifachen Sinn des Bittgebetes gesprochen.
1. Der Herr möchte, dass wir ihn vertrauensvoll bitten, damit unser Herz weit wird, seine Gaben zu empfangen.
2. Wir sollen bitten, damit wir daraus lernen, was uns wirklich zum Heil dient.
3. Durch das Bittgebet wird sich unser Herz noch mehr zu Gott hin bekehren.
Das Beten gehört zu unserem geistlichen Leben, wie das Atmen zu unserem leiblichen Leben. Dieses innere Gespräch mit Gott, dieser Austausch des Herzens in der Hinwendung zu Gott, wird ja auch einmal unsere ewige Seligkeit sein.

Grabtuch – Zeugnis für die Auferstehung Jesu Christi

In Turin ist vom 10. April bis 23. Mai das Grabtuch Christi wieder öffentlich zu sehen. Seit 1578 wird das 4, 37 Meter lange und 1, 11 Meter breite Leinen in Turin aufbewahrt. An die 2 Millionen Besucher werden erwartet. Auch der Heilige Vater ist am 2. Mai als Pilger gekommen, um vor dieser wunderbarsten Reliquie des Christentums zu beten.

Denn dieses Tuch ist eine sichtbare Bestätigung all dessen, was uns die Evangelien über den den Leidensweg, die Kreuzigung, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi berichten. Viele wissenschaftliche Untersuchungen, die erst in unserer Zeit möglich geworden sind, haben beeindruckende Details zu Tage gefördert. Aber auch die vielen heftigen Angriffe, die von “wissen-schaftlicher” Seite gemacht wurden, um das Tuch als eine Fälschung zu erweisen, die Versuche, es durch Brand zu zerstören, oder es zu rauben (z.B. die Nationalsozialisten wollten es an sich reißen), sind letztlich nur ein Beweis für die Echtheit des Grabtuches.

Einerseits sind im Tuch die Blutspuren des Leichnams festzustellen, die von der Geißelung und Kreuzigung stammen, andererseits ist auch ein unerklärliches Negativ-Abbild des Körpers zu sehen, das auch dreidimensionale Informationen in sich trägt. Erst wenn man das Tuch fotografiert, sieht man auf dem Filmnegativ das Bild, das wir kennen (siehe das Antlitz oben).

Ein Gerichtsmediziner hat an den Blutspuren des Tuches festgestellt, dass der Leichnam nicht länger als drei Tage in das Tuch gehüllt gewesen sein kann.

Der fotografische Abdruck des Körpers lässt sich letztlich nur mit einer Art “Entmateriali-sierung” des Körpers aus dem Tuch erklären. Diese Entmaterialisierung, die zwar wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist, kann man sich nur vorstellen als des Durchgehens des energieabstrahlenden Körpers durch das Tuch. D. h. dieser Körper hat die Materie überwunden, unter der Einwirkung einer wissenschaftlich unerklärbaren Kraft, die über die Grenzen der Physik hinausgeht.

Aber genau dieses Ereignis ist das Zeichen von Jesus von Nazaret, da es sonst von niemand anderem bezeugt ist.

Für viele Forscher ist das Grabtuch von Turin materiell und chronologisch die Hülle, die von der Auferstehung Jesu von den Toten Zeugnis gibt.
Für die Auferstehung ist freilich der Glaube nötig. Denn die Wissenschaft ist außerstande zu sagen, was nach der Entmaterialisierung mit dem Körper geschehen ist. Sie kann nur auf dieses Geschehen hinweisen und dafür Zeugnis geben.

Aber dieses Zeugnis sagt uns, dass unser katholischer Glaube nicht auf fromm ausgedachten Geschichten beruht sondern auf Tatsachen.

Das Grabtuch – Spiegel unserer Schmerzen im Leiden Christi

Am 2. Mai hat der Heilige Vater die Ausstellung des Grabtuches in Turin besucht. In seiner Predigt sprach er über die Bedeutung des Grabtuches:

“Er, der gekreuzigt wurde, der unser Leiden geteilt hat, wie es uns in sprechender Weise auch das heilige Grabtuch ins Gedächtnis bringt; er ist es, der auferstanden ist und alle in seiner Liebe vereinen will. Es ist eine großartige Hoffnung, stark, fest – wie das Buch der Offenbahrung sagt: ‘Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.’ Sagt uns das heilige Grabtuch nicht genau diese Botschaft? In ihm sehen wir wie in Spiegeln unseren Schmerz im Leiden Christi. ‘Passio Christi. Passio hominis.’ Genau deswegen ist es ein Zeichen der Hoffnung: Christus hat das Kreuz auf sich genommen, um das Böse zu überwinden, um uns ahnen zu lassen, dass Ostern ein Vorgriff ist auf jenen Moment, in dem jede Träne getrocknet wird, in dem es keinen Tod und auch kein Leid oder Schreien oder Schmerzen mehr geben wird.”

Ein Netz voller großer Fische

Im Johannesevangelium wird uns vom reichen Fischfang berichtet, den die Apostel nach der Auferstehung Jesu gemacht haben. Sie hatten sich zuerst die ganze Nacht vergeblich abgemüht. Doch als sie auf das Wort des auferstandenen Herrn hin die Netze auf der rechten Seite auswarfen, da fingen sie so viele Fische, dass sie das Netz nicht mehr ins Boot bringen konnten, sondern es ans
Ufer ziehen mussten. Diese Begebenheit hat eine tiefe Bedeutung für unser Glaubensleben, die wir ein wenig betrachten sollten. Ein erster Gedanke:

1) Nur das, was wir im Gehorsam gegen Gott und im Vertrauen auf sein Wort tun, das hat einen bleibenden Sinn. Die Apostel hatten damals den eigenmächtigen Entschluss gefasst, wieder ihren früheren Beruf auszuüben. Aber ihre Arbeit hat keine Frucht gebracht. Es war ein vergebliches Fischen in der Nacht. Und so bleibt auch unser Leben, unser Arbeiten und Mühen irgendwie fruchtlos, wenn wir es nur eigensinnig und eigenwillig gestalten und nicht danach fragen, was der Wille Gottes für uns ist. Sobald wir aber auf die Stimme hören, die vom Ufer kommt, d.h. von Gott her kommt: “Werft das Netz auf der rechten Seite aus!”, dann wird das Netz unsers Lebens mit großem Reichtum erfüllt.

2) Das führt uns zu einem zweiten Gedanken. Für jene, die nach der Anweisung Gottes handeln, scheint das Leben schwerer zu werden und sie sehen kaum die Früchte ihrer Mühen. Es heißt im Evangelium, dass sie das Netz nicht mehr ins Boot bringen konnten, weil es so voller Fische war. Sie spürten nur am Gewicht des Netzes, dass es viele Fische waren, und sie kamen nur langsam dem Ufer näher.

So ist es auch für jene, die ernsthaft nach dem Evangelium leben wollen. Sie haben oft den Eindruck, dass sie Christus nur mit vielen Anstrengungen näher kommen. Das ist ein gutes Zeichen. Sie haben nur deshalb so große Mühe, weil im Netz des Glaubens eine so große Menge von Fischen hängt, die sie auf ihrem Weg zum Ufer mitziehen sollten. Der Christ lebt nicht allein. Er zieht viele andere mit sich, die er noch nicht kennt.

3) Jesus wartete am Ufer auf die Apostel und erst als sie an Land gestiegen waren, konnten sie auch das Netz aus dem Wasser ziehen und die reiche Beute sehen. Das wird auch für uns so sein. Erst im ewigen Leben werden wir die reichen Früchte unseres Glaubens sehen; werden wir sehen, wie viele Menschen der Herr durch das Netz unseres Glaubens mit in den Himmel gezogen hat. Das wird uns einmal mit großer Freude erfüllen. Aber an dieser Freude dürfen wir jetzt schon im Glauben teilhaben.

Der wahre Grund der Hoffnung der Menschheit

Zu Beginn des neuen Jahres sagt uns der Heilige Vater:

„Liebe Freunde, das ist der wahre Grund der Hoffnung der Menschheit: Die Geschichte hat einen Sinn, da in ihr die Weisheit Gottes »wohnt«. Und dennoch erfüllt sich der göttliche Plan nicht von allein, da er ein Entwurf der Liebe ist, und die Liebe erzeugt Freiheit und fordert Freiheit.

Das Reich Gottes kommt gewiss, ja es ist bereits in der Geschichte gegenwärtig, und dank des Kommens Christi hat es schon die negative Kraft des Bösen besiegt. Doch es steht in der Verantwortung eines jeden Mannes und einer jeden Frau, es Tag für Tag im eigenen Leben anzunehmen.

Daher wird auch das Jahr 2010 in dem Maß mehr oder minder »gut« sein, in dem es ein jeder entsprechend seiner Verantwortung verstehen wird, mit der Gnade Gottes zusammenzuarbeiten.“

Gebetswoche für die Einheit der Christen – Einheit durch Versöhnung

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen macht uns bewusst, dass es im Laufe der Geschichte viele Abspaltungen von der einen, von Jesus gegründeten Kirche gegeben hat. Aber auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Familien, sind heute oft von Trennung, Streit und Unfrieden gezeichnet. Allein aus menschlicher Kraft kann die Einheit kaum wieder hergestellt werden. Aber die Gnade Gottes ist es, die die Menschen zur Umkehr der Herzen, zum Umdenken, zu einem Miteinander, zur Versöhnung und zur Einheit bewegt. Unser Heiliger Vater hat in seiner Weihnachtsansprache an die Kardinäle einige wichtige Prinzipien zum Thema Versöhnung dargelegt, die auch für unser konkretes Leben bedeutsam sind:

“Zur Versöhnung gehört … die Fähigkeit, Schuld zu erkennen und um Vergebung zu bitten – Gott und den anderen Menschen. Zum Vorgang der Versöhnung gehört schließlich die Bereitschaft zur Buße, die Bereitschaft, Schuld auszuleiden und sich selbst ändern zu lassen.

Und es gehört dazu … die Bereitschaft, über das Notwendige hinauszugehen, nicht aufzurechnen, sondern weiterzugehen als die bloßen Rechtsverhältnisse es verlangen. Es gehört dazu jene Großzügigkeit, die Gott selbst uns vorgemacht hat.

Denken wir an das Wort Jesu: Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und du erinnerst dich, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, lass die Gabe liegen, brich auf, versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe (Mt 5, 23f). Gott, der uns unversöhnt wusste, der sah, dass wir etwas gegen ihn haben, ist aufgestanden und uns entgegengegangen, obwohl er allein im Recht war. Er ist uns entgegengegangen bis zum Kreuz hin, um uns zu versöhnen.

Das ist … die Bereitschaft, zuerst aufzubrechen. Zuerst dem anderen entgegenzugehen, ihm die Versöhnung anzubieten, den Schmerz auf sich zu nehmen, der im Verzicht auf das eigene Rechthaben liegt. Nicht nachzulassen im Willen des Versöhnens: Das hat Gott uns vorgemacht, und dies ist die Weise, gottähnlich zu werden, die wir in der Welt immer von neuem brauchen.

Wir müssen heute die Fähigkeit neu erlernen, Schuld anzuerkennen, den Unschuldswahn abzuschütteln. Wir müssen die Fähigkeit erlernen, Buße zu tun, uns ändern zu lassen; dem anderen entgegenzugehen und von Gott her uns den Mut und die Kraft zu solcher Erneuerung schenken zu lassen.

In dieser unserer Welt von heute müssen wir das Sakrament der Buße und der Versöhnung neu entdecken. Dass es aus den Lebensvollzügen der Christen weitgehend verschwunden ist, ist ein Symptom für einen Verlust an Wahrhaftigkeit uns selbst und Gott gegenüber; ein Verlust, der unsere Menschlichkeit gefährdet und der unsere Friedensfähigkeit vermindert.

Der heilige Bonaventura war der Meinung, dass das Sakrament der Buße ein Menschheitssakrament ist, das Gott in seinem wesentlichen Grund schon unmittelbar nach dem Sündenfall mit der Buße für Adam eingesetzt habe, auch wenn es seine ganze Gestalt erst in Christus erhalten konnte, der selbst die versöhnende Kraft Gottes ist und unsere Buße auf sich genommen hat. In der Tat, die Einheit von Schuld, Buße und Vergebung ist eine der Grundbedingungen der Menschlichkeit, die im Sakrament ihre volle Gestalt erhalten, aber von den Wurzeln her zum Menschsein als solchem gehören.“

Dann geh und handle genauso!

Eines der wichtigen Gleichnisse, die Jesus, der Herr, erzählt hat, ist die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Sie ist die Antwort auf die Frage: „Wer ist mein Nächster?“ Der Gesetzeslehrer wollte sich mit dieser Frage rechtfertigen, da ihm der Anspruch des Gebotes: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ zu radikal erschien.

Das Gleichnis vom Mann der von den Räubern niedergeschlagen wird, und der erst Hilfe durch einen Samariter findet, nachdem ein Priester und ein Levit an ihm gleichgültig vorbeigegangen waren, ist nicht bloß ein Anweisungen für unser Verhalten gegenüber den Schwächsten und Leidenden, sondern es gibt uns zuerst ein wunderbares Bild dafür, was Gott selbst an uns getan hat.

Der Mann, der am Wegrand liegt, ist der Mensch, das sind wir. Durch die List des Teufels sind wir in Sünde gefallen, wurden niedergeschlagen und ausgeplündert und können uns nicht aus eigener Kraft erheben.

Der barmherzige Samariter, der sich dem Halbtoten zuneigt, ist Jesus Christus, der Sohn Gottes selbst. Sein Mitleid mit uns Menschen hat ihn auf die Erde geführt. Er ist gekommen, um zu heilen, was durch die Sünde im Menschen verwundet ist.

Und was tut er? Er gießt Wein und Öl auf die Wunden. Der Wein ist das Zeichen für das Opfer Christi, das Blut, das zur Vergebung der Sünden vergossen hat. Und das Öl bedeutet die Salbung des Heiligen Geistes, die uns zu Kindern Gottes macht. Mit „Wein“ und „Öl“ heilt der Herr die Wunden der Seele.
Noch etwas anderes tut Christus mit uns Menschen. Er bringt uns in die „Herberge“, d.h. in die Kirche. Sie ist das „Sanatorium“ die „Heilanstalt“, in der Christus für uns sorgt bis zur gänzlichen Heilung von unseren Verwundungen .

Das Gleichnis gibt uns ein wunderbares Bild des Erbarmen Gottes. Doch nun ergeht der Aufruf an uns: „Geh, und handle genauso!“ oder wie Jesus an anderer Stelle sagt: „Wie ich euch geliebt habt, so sollt auch ihr einander lieben.” Ganz unmittelbar stehen auch wir vor der Frage: Wer ist mein Nächster, an dem ich diese heilende, helfende Liebe weiterschenken soll?

Es stellt sich immer die Frage, wie wir mit den Schwächen und Fehlern, mit den Verwundungen, Sorgen und Nöten unserer unmittelbaren Mitmenschen umgehen. Und da wird es vor allem uns Güte, Freundlichkeit und Geduld sein, die persönliche Opferbereitschaft und die dienende Liebe, die wie Öl und Wein auf die Wunden unserer Mitmenschen sind. „Die Liebe deckt viele Sünden zu“, sagt der heilige Paulus.
Viele Menschen, denen wir heute begegnen, mit denen wir zu tun haben, liegen geistlich gesehen sozusagen halbtot am Wegrand, fern vom Glauben, fern von der Kirche und von den Geboten Gottes, oft sind sie sogar bewusstlos, d.h. sie wissen gar nicht in welchen Zustand sie vor Gott sind. Und nur zu leicht sind wir versucht, daran vorbeizugehen und so zu handeln, wie es Maria von Ebner-Eschenbach einmal beschrieben hat: „Man kann nicht allen helfen, sagt der Engherzige und hilft keinem.“

Der Herr lädt uns ein, wie der barmherzige Samariter, d.h. wie er selbst zu sein: „Geh und handle genauso!“

Der Heilige Geist – Seele meiner Seele

Bei unserer Taufe und Firmung haben wir den Heiligen Geist empfangen. Er macht uns zu Christen. Er ist sozusagen „die Seele unsere Seele“ und bewirkt, dass wir christlich glauben, hoffen und lieben können, dass wir die Gesinnung Christi haben, so wie Jesus denken, fühlen und handeln.

Wer sich vom Heiligen Geist leiten lässt, wer auf seine Stimme im Herzen hört, der bringt – wie der hl. Paulus sagt – die Früchte des Heiligen Geistes hervor: nämlich Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; er wird zu einem „herzensguten“ „seelenguten“ Menschen, zu einem Heiligen.

Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass wir diese unsere innerste Seele, den Heiligen Geist der Liebe und der Wahrheit, durch unsere Sünden vertreiben. Dann bringt der Mensch ganz andere Früchte hervor: nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr.

Was ein Mensch „ohne Seele“ ist, hat einmal der Schriftsteller Karl Wittlinger in eine Parabel anschaulich gezeigt. Sie wurde vom Regisseur Rainer Erler unter dem Titel “Seelenwanderung” 1962 verfilmt.

Es ist die Geschichte von zwei armen Schluckern, Bum und Axel, die als Gelegenheitsarbeiter nach dem Krieg nicht so recht Anschluss an die neue Wirtschaftswunderzeit finden.

In einer Kneipe reden sie über ihre miese Lage. „Die Seele ist an allem schuld“, klagt Bum seinem Freund, schon etwas angetrunken. Damit er mit seinem „Verstand”, den er besitzt, hochkommen könne, müsste er seine „Seele” loswerden. Axel macht Bum halb scherzhaft, halb ernst den Vorschlag, er solle doch einfach seine gute Seele in einen Schuhkarton hineindenken und verpfänden. Gesagt – getan! In der Pfandleihe bekommt Axel fünf Mark für die Schachtel, er gibt sie Bum, der sich nun ganz verändert hat, und mit diesem Startkapital beginnt Bum einen rasanten, aber völlig „seelenlosen“ Aufstieg vom Schrotthändler zum großen Tier mit öffentlichem Ansehen. Er handelt skrupel- und rücksichtslos, denkt nur noch an Gewinn und Erfolg und führt ein ausschweifendes Leben. Der Mensch zählt bei ihm nichts mehr. Ohne „Seele“ ist ihm das alles möglich.

Bum stirbt dann an einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod steht er aber vor einem Problem, er kann nicht ins Jenseits, denn es fehlt ihm seine Seele. Er sucht als Geist seinen früheren Freund Axel auf und überredet ihn, den Schuhkarton mit der Seele zu suchen. Axel kann ihn im letzten Moment auf einem Abfallhaufen finden. Wohin im Jenseits Bum mit einer so vernachlässigten Seele geht, das wird offen gelassen.

„Die Liebe Gotte ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ Diese Liebe des Heiligen Geistes macht den Menschen erst zum Menschen und beseelt seine Seele. Ohne den Heiligen Geist sind wir in Gefahr, „seelenlose Unmenschen“ zu werden.

Durch seine Wunden sind wir geheilt!

Gedanken zum Evangelium vom 2. Sonntag der Osterzeit

Am Weißen Sonntag hören wir in der heiligen Messe immer das Evangelium vom „ungläubigen Thomas“. Der Apostel Thomas war nicht dabei, als der auferstandene Herr den Aposteln zum ersten Mal erschien. Als sie ihm von der Auferstehung erzählten, wollte er nicht glauben, sondern er verlangte nach einem Beweis. Thomas wollte etwas Besonderes sehen und sogar berühren, nämlich die Wunden Jesu, jene Wunden, die vom Kreuz her stammen. Und warum dies?

Der Apostel Thomas war zutiefst erschüttert über den Tod Jesu: Sein Herz war verletzt. Er hatte auf Jesus seine Hoffnung gesetzt; er hatte alles verlassen, war ihm nachgefolgt, und jetzt mit der Kreuzigung Jesu schien alles umsonst gewesen zu sein. Aber er sah auch die eigene Treulosigkeit. Denn er war auch davongelaufen, hatte Jesus nicht verteidigt. Er fühlte sich mitschuldig an den Wunden, die die Sünden der Menschen, die Grausamkeit, die Ablehnung Jesu geschlagen haben.
Darum konnte er nicht glauben, dass ein Mensch, der wie Jesus so verletzt worden war, doch leben, lieben und verzeihen konnte; darum wollte er die Wunden Jesu sehen.

Auch in unserem Herzen, in unserer Seele kann es Wunden geben, die uns zugefügt wurden, oder die wir uns auch durch eigene Schuld zugefügt haben. Es kann sein, dass wir unter der Lieblosigkeit leiden, die wir von Kindheit an erfahre haben, es können Beleidigungen und Ungerechtigkeiten sein, Ablehnung, Gleichgültigkeit, Erniedrigung und anderes mehr, das uns verwundet und niederdrückt. Wir können auch nicht recht glauben, dass es aus diesem Zustand eine Auferstehung geben kann.

Jesus der Auferstandene Herr gab Thomas den Beweis. Er zeigte ihm seine Wunden und Thomas bekannte ihn als seinen Herrn und Gott, er glaubte nun an Jesus, und dieser Glaube hat seine Wunden geheilt. Mit seinem auferstanden Leib, der diese Wunden noch trägt, gibt uns Jesus den Beweis, dass die Bosheit der Menschen ihn nicht vernichten konnte; seine barmherzige und verzeihende Liebe war stärker. Am Leib des Auferstandenen Herrn wird sichtbar: er ist verwundet, aber diese Wunden sind verklärt, sie sind ein Zeichen des Sieges der Liebe über die Ungerechtigkeit, den Hass, die Sünde und den Tod.

„Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5). Wer an den auferstandenen Herrn glaubt, dessen verwundetes Herz wird geheilt; nicht so, dass man nichts mehr von den Wunden sieht, sondern sie werden verklärt durch die Liebe Christi, sie können uns nicht mehr schaden, sie werden uns vielmehr zum Segen.

Nicht loskaufen, sondern aufopfern

Am 2. Februar feiern wir das Fest der Darstellung des Herrn  oder „Maria Lichtmess”, wie es auch genannt wird. Es erinnert uns an jene Begebenheit, dass Maria und Josef das Jesuskind in den Tempel gebracht haben, um es Gott zu weihen. „Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.” Im Tempel begegnen sie dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna, die Jesus als den verheißenen Messias erkennen.

Mit dieser „Aufopferung” ihres Kindes hat Maria etwas Besonderes getan: Nach dem Gesetz des Mose war es zwar vorgeschrieben, dass die Mutter für sich und ihr Kind ein  Reinigungsopfer darbringen sollte; für die armen Leute waren dies zwei Tauben. Zugleich war auch vorgeschrieben der „Loskauf” des Erstgeborenen. Denn jeder Erstgeborene war nach dem alten Gesetz schon durch die Geburt Eigentum Gottes und ihm geweiht. Die Eltern mussten mit einem Opfer an den Tempel das Kind sozusagen von Gott loskaufen, damit es ihnen gehörte.

Mit diesem Gesetz wollte Gott die Menschen daran erinnern, dass jedes Kind ein Geschenk von ihm ist, jeder Mensch ist Gottes Eigentum, alles Leben kommt von ihm durch seinen Segen. Weder im Alten Testament noch in der späteren jüdischen Literatur ist uns aber eine Vorschrift oder nur ein frommer Brauch bezeugt, dass der Erstgeborene im Tempel Gott geweiht werden sollte.

Aber genau hier hat Maria etwas ganz Neues getan. Sie hat Jesus nicht von Gott losgekauft, damit sie es für sich haben darf, sondern sie hat ihr Kind, ihr Liebstes, das ja schon Gott gehörte, noch einmal ausdrücklich Gott geschenkt, ihm geweiht.

Maria hat damit jene „Auf­opferung” Jesus Christi begonnen, die dann auch die Kirche einmal im heiligen Messopfer vollziehen wird. Denn auch hier bringen wir dem himmlischen Vater Jesus Christus dar, der sein Leben für unsere Erlösung und zur Verherrlichung Gottes hingegeben hat.

Maria lehrt uns also jene Opfergesinnung der Liebe, mit der wir uns mit Jesus verbinden und nicht mehr für uns selber, sondern für Gott leben.

Wir suchen nicht mehr, uns durch ein Opfer von Gott „loszukaufen”, sozusagen in der Haltung: Ich tue einige Dinge für Gott, damit ich dann meine Ruhe vor ihm habe, und für mich selber leben kann. Sondern unser ganzes Leben soll dem Herrn übergeben sein. Und gerade das Liebste, aber auch alles was Kreuz und Leiden ist, das opfern wir ihm auf; wir verbinden es mit Jesus mit seinem Leiden mit seinem Opfer und bringen es zu unserem Vater im Himmel.

Der heilige Paulus erinnert uns daran, dass die Liebe das größte ist. Wir können großartige Leistungen im Leben vollbringen, aber wenn wir diese aufopfernde Liebe nicht haben, die wir Jesus und seine Mutter Maria sehen, dann hat alles vor Gott keinen Wert. Durch den Geist der Liebe Christ bekommt all unser Tun Ewigkeitswert.