Franz von Sales – Güte des Herzens

„Ich liebe vor allem diese drei kleinen Tugenden: die Güte des Herzens, den Geist der Armut und die Einfachheit des Lebens, “ sagte der hl. Franz von Sales, und mit dieser Haltung hat er viele Menschen zu Christus geführt. Hier ein Beispiel, wie er das getan hat.

Am 21. Oktober 1605 beginnt ein Genfer Medizinstudent, ein in Annecy stadtbekannter Sohn eines calvinistischen Arztes, vor dem Bischofshaus in Annecy über Franz von Sales zu spotten. Laut beschimpft er den Bischof gegenüber den Vorübergehenden als „Saint-Gras“ – „Heiliger Fettsack“. Franz von Sales wird auf den schreienden Studenten vor seiner Haustür aufmerksam. Anstatt ihn jedoch einfach davonzujagen, holt Franz von Sales den jungen Mann zu sich und bittet ihn, seinen Puls zu messen, da er – so Franz von Sales – selten Gelegenheit habe, einem so begabten jungen Medizinstudenten, dessen Fähigkeiten allseits bekannt seien, persönlich zu begegnen. Der junge Mann ist darüber äußerst verwundert und im Laufe seiner Untersuchung kommen die beiden ins Gespräch. Der Student ist von Franz von Sales so angetan, dass er sich die nächsten Tage wieder mit dem Bischof trifft und schließlich zum katholischen Glauben übertritt.

Anziehendes Beispiel der Christen

Die Apostel Petrus und Paulus von El Greco (gemalt1592). Die Einheit der beiden Apostel ist uns ein Zeichen für die Einheit der Kirche. In der Gebetswoche um die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Jänner erbitten wir die Gnade, dass alle christlichen Konfessionen wieder eins werden in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die der Herr auf den Felsen Petrus gegründet hat.

Missionarisch wirken – die Liebe Christi drängt uns!

Was können wir tun, dass die vielen Menschen, die heute vom Glauben an Christus entfernt sind, sich zum Glauben bekehren? Ein wichtiger Aspekt ist das einfache christliche Lebenszeugnis, das einen Unterschied zum breiten Strom der Masse macht.

Unser Heiliger Vater hat einmal darauf hingewiesen, dass die alte Kirche nach dem Ende des apostolischen Zeitalters nur noch verhältnismäßig wenig direkte missionarische Aktivitäten als Kirche entwickelt hat. Und trotzdem war diese Zeit eine Periode des größten missionarischen Erfolgs. Das Lebenszeugnis der Christen war für viele Menschen anziehend.

Ein besonderes Beispiel für diesen Weg ist der hl. Bachomius: Er wurde um 292 als Sohn heidnischer Bauern in Oberägypten geboren. Durch das Aufgebot des Kaisers Konstantin im Jahre 314 musste er gegen seinen Willen Soldat werden. Er hat den christlichen Glauben nicht gekannt. Er musste mit anderen Rekruten nilabwärts nach Alexandrien fahren, um dort zum kaiserlichen Heer zu gelangen. Die Rekruten wurden auf ihrer Fahrt schlecht verpflegt und roh behandelt. Da geschah es, als das Schiff eines Tages bei einer Stadt anlegte, dass viele Einwohner zum Landungssteg kamen und den Rekruten Speise und Trank brachten und sich gegen die ihnen völlig unbekannten, jungen Leute liebevoll erwiesen. Die jungen Soldten waren von dieser Freundlichkeit und Güte der Leute sehr berührt, besonders aber Pachomius. Sie erkundigten sich, was der Grund dieser liebevollen Hilfe sei. Da erfuhren sie, es seien Christen, die sich nach ihrem Glauben bemühten, allen Menschen Gutes zu tun. Davon war Pachomius so ergriffen, daß er nach seiner baldigen Freilassung sich im christlichen Glauben unterrichten ließ und die heilige Taufe empfing. Er gründete um 320 in Ägypten ein Kloster, und wurde zu einem der großen Mönchsväter.

Als er im Jahre 346 starb, hinterließ er neun große Männerklöster, mit neuntausend Mönchen. Und alles begann damit, dass einige Christen von der Liebe Christi gedrängt, sich um die Not der armen Soldaten kümmerten.

Hl. Theresia von Lisieux – man muss verstehen, Gott beim Herzen zu nehmen

Die hl. Theresia vom Kinde Jesu schreibt in einem Brief:

„Er (Gott) hat mit Sicherheit alle wünschenswerten Vollkommenheiten. Aber – wenn ich so sagen darf – er hat zugleich eine Schwäche: er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: das ist das Rechnen ( …) Würde er genau sehen und könnte er rechnen, glauben Sie nicht, dass er angesichts all unserer Schuld uns ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn wirklich blind. Beachten Sie auch: würde der größte Sünder der Erde seine Schuld im Augenblick des Todes bereuen und in einem Akt der Liebe sterben, so zählt er nur sein letztes Gebet und er empfängt ihn, ohne zu zögern, in den Armen seiner Barmherzigkeit, ohne einerseits die zahlreichen Gnaden zu zählen, die dieser Unglückliche zurückgewiesen hat, und all seine Vergehen andererseits.

Um ihn aber blind zu machen, und ihn daran zu hindern, auch nur die kleinste Rechnung zu schreiben, muss man verstehen, ihn beim Herzen zu nehmen. Dort ist seine schwache Stelle.“

Hl. Elisabeth – „Wir sind wie ein Schilf…“

Eine der großen und liebenswürdigen Heiligen ist die heilige Elisabeth von Thüringen, deren Fest wir am 19. November feiern. Sie war die Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner Gattin Gertrud von Andechs. 1207 in Ungarn geboren, kam sie mit vier Jahren auf die Wartburg, wo sie von der Landgräfin Sophie, ihrer späteren Schwiegermutter, erzogen wurde. Als Vierzehnjährige wurde sie mit dem Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen vermählt. Die glückliche Ehe dauerte nur sechs Jahre, denn 1227 starb Ludwig auf dem Kreuzzug. Elisabeth war, als er aufbrach, zwei Tage mit ihm gezogen, da sie sich nicht von ihm trennen konnte. Als die Todesnachricht kam, sagte sie: “Tot! tot soll mir nun aller Welt Freude und Ehre sein.” Sie war 19 Jahre alt.

Der zweite Teil ihres Lebens verlief so schnell wie der erste. Eine tiefe Christusliebe hatte sie schon bisher erfüllt und in ihr die Liebe zur Einfachheit, zur Armut und zu den Armen genährt. Die Botschaft des hl. Franz von Assisi fand bei ihr ein reines Echo. Sie floh von der Wartburg, wo man ihre Art und ihre Sendung nicht verstand, und lebte als Franziskanerterziarin in großer Armut. Sie konnte jedoch bei Marburg an der Lahn ein Spital gründen, das sie leitete und in dem sie die Arbeiten übernahm, die sonst niemand tun wollte. Sie selbst starb nach kurzer Krankheit in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1231 mit 24 Jahren. Erst nach ihrem Tod wurde ihre Größe sichtbar.

Die hl. Elisabeth schrieb in einem Brief: “Wir sind wie ein Schilf, das am Flussufer wächst. Schwillt der Fluss, so beugt sich das Schilf; sinkt das Wasser, so richtet es sich wieder empor und wächst in seiner Kraft fröhlich und erquickt weiter. So müssen auch wir uns bisweilen beugen und demütigen, um uns dann froh und erquickt wieder aufzurichten.”

Sel. Elisabeth von der Dreifaltigkeit – „Was ist für Sie das Ideal der Heiligkeit?“

Die innige Vertrautheit der getauften Seele mit dem Vater dem Sohn und dem Heiligen Geist ist die Quintessenz unseres geistlichen Lebens. Das sollte man von den Dächern rufen. An dem Tag, als ich das verstanden habe, ist für mich alles Licht geworden. Sel. Elisabeth

Wenn man jemanden fragt, ob er ein Heiliger werden möchte, dann wird man meist eine ablehnende bis ausflüchtige Antwort erhalte. „Ich bin kein Heiliger! Ich möchte auch keiner sein!“

Aber wenn man nachfragen würde, was er sich unter einem Heiligen vorstellen, dann wird es klar, dass ein solches Heiligenleben nicht erstrebenswert ist.
Was ist mit Heiligkeit wirklich gemeint? Was sollen wir uns darunter vorstellen? Es ist ganz kurz gesagt, das Leben mit dem dreifaltigen Gott, es ist der Weg der Nachfolge Christi, auf dem wir im Geiste Christi gehen.

Die unzähligen Heiligen der Kirche geben uns ein lebendiges und vielfältiges Bild für diese Heiligkeit.

Eine der hier weniger bekannten Heiligen sei hier kurz vorgestellt: Es ist die selige Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit, eine Karmelitin, die im Karmel von Dijon in Frankreich gelebt hat, ähnlich wie die hl. Theresia vom Kinde Jesu früh gestorben ist, mit 25 Jahren, deren Leben aber von einer inneren, tiefen Gottesliebe erfüllt war, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Sie war eine große Mystikerin des Geheimnisses der heiligsten Dreifaltigkeit.

Elisabeth wurde 1880 geboren, war Tochter eines Offiziers, hatte von ihrer Kindheit an engen Kontakt mit dem Karmel in Dijon und ist dort mit 21 Jahren eingetreten.

Sie erhielt bei ihrem Eintritt den Namen “Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit”. Sie sah ihr Lebensprogramm darin, diesen Namen zu verwirklichen: Elisabeth heißt übersetzt: Haus Gottes. Sie wollte ein Haus Gottes sein, das von der heiligsten Dreifaltigkeit bewohnt ist.
In einem Brief von Ende Sep. 1903 schrieb sie: „Mein ganzes Bemühen besteht darin, in mein Inneres einzugehen und mich in jene Drei zu verlieren, die dort sind.”

Im Nov. 1904 verfasste sie ein berühmt gewordenes Gebet zur heiligste Dreifaltigkeit, das ihre tiefe Schau dieses Geheimnisses und ihr inneres Leben mit den drei göttlichen Personen widerspiegelt.

In ihrem letzten schweren Leiden trat die tiefe Vereinigung mit dem dreifaltigen Gott immer deutlicher hervor. Sie wollte ein Lob der Herrlichkeit der heiligsten Dreifaltigkeit sein: “Ich gehe zum Licht, zur Liebe und zum Leben.” Das waren die letzten Wort in ihrer schweren, schmerzhaften Krankheit, bevor sie am 9. Nov 1906 mit 25 Jahren starb. Es ist hier nicht möglich, weitere Aspekte ihres geistlichen Lebens zu entfalten, aber eines könnte uns noch zu denken geben.
Am 2. August 1901 trat Elisabeth in den Karmel von Dijon ein. Sie musste einen Fragebogen ausfüllen. Die Antworten, die sie kurz und prägnant auf die Fragen gab, bezeugen ihre große Entschlossenheit, nach Heiligkeit zu streben.

Was würden wir auf diese Fragen antworten?
1. Was ist für Sie das Ideal der Heiligkeit? – Aus Liebe leben.
2. Was ist das Mittel, dieses
Ideal am raschesten zu erreichen? – Sich ganz klein machen, sich ohne Sicherung ausliefern.
3. Welchen Heiligen lieben Sie am meisten? – Den Liebesjünger, der an der Brust des Herrn geruht hat.
4. Welcher Punkt der Ordensregel sagt ihnen am meisten zu? – Das Schweigen.
5. Welches ist der Hauptzug ihres Charakters? – Die Empfindsamkeit.
6. Welches ist ihre Lieblingstugend? – Die Reinheit. „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“
7. Welches ist der Fehler, den sie am meisten verabscheuen? – Der Egoismus im allgemeinen.
8. Geben sie eine Wesensbestimmung des Gebetes. – Die Vereinigung des Nichtseienden mit dem Seienden.
9. Welches ist ihr Lieblingsbuch? – Die Seele Christi: sie offenbart mir alle Geheimnisse des himmlischen Vaters.
10. Fühlen sie eine starke Sehnsucht nach dem Himmel? – Oft sehne ich mich danach, aber abgesehen von der Schau besitze ich ihn (den Himmel) ja im Innersten meiner Seele.
11. In welcher Verfassung möchten sie sterben? – Liebend möchte ich sterben und so in die Arme dessen sinken, den ich liebe.
12. Welche Form des Martyriums wäre Ihnen die erwünschteste? – Ich liebe sie alle, besonders das der Liebe.
13. Welchen Namen möchten Sie im Himmel tragen? – Wille Gottes.
14. Was ist ihr Wahlspruch? – Gott in mir und ich in ihm.

Der hl. Franz von Assisi und die Freude

Am 4. Oktober feiern wir das Fest des hl. Franz von Assisi (+1226). In den „Erzählungen von Bruder Leo und Gefährten“, die in der Zeit von 1246-1271 niedergeschrieben wurden, sind uns die folgende Weisungen des hl. Franz über die Freude überliefert:

Dem seligen Franz war vor allem daran gelegen, dass er auch außerhalb des Gebetes und Gottesdienstes allzeit die heilige Freude des inneren und äußern Menschen bewahre. Das sah er besonders gern auch an seinen Brüdern und öfter verwies er es einem, wenn er eine traurige oder ärgerliche Stimmung nach außen hervortreten ließ.

Denn er sagte: “Wenn der Knecht Gottes die innere und äußere Heiterkeit des Gemütes zu bewahren strebt, jene Fröhlichkeit, die aus der Reinheit des Herzens und aus dem innerlichen Gebetsgeist kommt, so können die bösen Geister einem solchen nichts anhaben; sie werden bekennen müssen: Seit dieser Knecht Gottes in guten und bösen Tagen so heiter ist, können wir gar keinen Zugang mehr bei ihm finden und ihm nicht schaden! Ein Triumph aber ist es für die Teufel, wenn sie jene innerliche Fröhlichkeit, die von dem reinen Gebet und rechten Schaffen des Menschen kommt, auslöschen oder wenigstens schwächen können.”

So sprach der selige Franz einmal einem Bruder, der ihn begleitete, sein Missfallen aus, weil er ein betrübtes Gesicht machte. Er sprach zu ihm: “Warum trägst du eine Betrübnis zur Schau? Hast du Gott beleidigt, so soll der Schmerz darüber etwas zwischen dir und Gott sein. Bitte ihn, dass er in seiner Barmherzigkeit dir vergebe! Dann gönne deinem Herzen wieder die Freude über die Seligkeit, die deine Sünde dir genommen hatte. Vor mir aber und vor den andern zeige dich immer fröhlich! Denn es schickt sich nicht für den Knecht Gottes, sich traurig zu zeigen und betrübtes Gesicht zu machen.”

Der hl. Josef, Patron der Sterbenden – ein außergewöhnlicher Bericht

„Den kenne ich, er hat mich besucht!“

Die beiden Stayler Missionare Bruder Gervasius und Pater Götsch waren von Kaotai aus zu einer Schwerkranken unterwegs. Nach dreitägigem Ritt von mehr als 200 Kilometern sind sie am Ziel, doch die Frau war bereits gestorben.

Bedrückt treten sie den Heimweg an. Etwa nach der Hälfte des Bergrittes treffen sie einen Jungen, der sie bittet, zu seiner Mutter mitzukommen. Der Junge führt sie etwa 15 km abseits in eine kleine Ortschaft. In einer Lehmhütte wartet eine Sterbende. Sie stellt den beiden ganz unvermittelt sonderbare Fragen: „Fremder, willst du mir in der Wahrheit antworten?“ „Aber gewiss.“ „Gibt es einen Gott, in dem drei Gestalten sind? Gibt es im anderen Leben einen Ort der Freude für die Guten und einen Ort des Schreckens für die Bösen? Stimmt es, dass Gott auf diese Erde gekommen ist, um für die Menschen zu sterben und ihnen den Ort der Freude zu öffnen? Ausländer ist das alles wahr?“ Der Priester bejaht staunend all diese Fragen. Woher kannte die Kranke diese Glaubenswahrheiten? „Du hast Wasser bei dir“, fährt die Kranke fort, “wasche mich, damit ich an den Ort der Freude komme!“ Woher weiß sie, dass Pater Götsch Taufwasser bei sich hat?

Nach einem kurzen Gespräch spendet der Missionar der Kranken die Taufe. Voll Freude äußert die Mutter einen neuen Wunsch: „Du hast Brot bei dir. Kein gewöhnliches Brot, sondern Gott selbst. Gib mir auch davon.“ Die Sterbende weiß auch das, dass der Priester das Allerheiligste bei sich hat. Pater Götsch reicht ihr die Kommunion und spendet ihr die Krankenölung. Dann sagt er: „Bisher hast Du Fragen gestellt, jetzt stelle ich einige Fragen. Woher kennst Du die Glaubenswahrheiten? Haben Dir katholische oder evangelische Christen erzählt?“ „Ich kenne keine Christen, Fremder!“ „Hast Du das alles in Büchern gelesen?“ „Ich kann nicht lesen. Ich weiß auch nicht, dass es christliche Literatur in meiner Sprache gibt.“
„Aber woher hast Du denn deine Glaubenskenntnisse?“

„Ich dachte ganz einfach, es müsse so sein. Seit 10 Jahren lebe ich nach diesem Glauben. Ich habe auch meine Kinder unterrichtet. Du kannst sie alle waschen (sie meint taufen).“ „Wusstest Du, dass wir heute vorbeikommen?“

„Ja, ich hatte einen Traum und sah einen älteren Mann. Der sagte mir, ich solle meinen Jungen zum Weg schicken und die beiden Ausländer rufen. Sie würden mich waschen für den guten Ort nach dem Tod.“

Die Missionare sind tief getroffen. Das Wesen der Kranken ist im Angesicht des Todes so einfach, dass kein Raum für Zweifel bleibt. Zum Abschied schenken sie ihr ein kleines Bild vorn hl. Josef, dem Patron der Sterbenden. Da ist die Kranke außer sich vor Freude: „Den kenne ich, der hat mich ja besucht. Er war schon des öfteren bei mir und ließ mich meinen Sohn auf den Weg, schicken, um euch zu rufen.“

Ist er im Traum oder in Wirklichkeit bei ihr gewesen? Sie weiß es nicht und es ist ihr auch nicht wichtig. Wichtig ist, was sie durch ihn erfahren hat. Die Frau starb noch in der gleichen Nacht.

Nach einem Bericht von Ludwig Lenzen aus “Weite Welt”, Nr. 1, Jänner 1976

Ewiges Heil allein durch die Kirche

Die außergewöhnliche Begebenheit, die in diesem Bericht geschildert wird, weist uns auf eine wichtige Wahrheit des Glaubens hin. Die Gnade des ewigen Heiles wird allein durch die Kirche vermittelt. Auch der Himmel hält sich an diese Regelung. Diese chinesische Frau hat durch ihr reines Herz ein außergewöhnlich tiefe Einsicht in die Wahrheit Gottes erlangt.

Jesus sagt ja: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“ Gott hat ihr in schattenhaften Umrissen die tiefsten Wahrheiten unseres Glaubens geoffenbart. Aber damit sie die ganze Fülle des Heiles empfangen konnte, die volle Gemeinschaft mit ihm in der Taufe, hat Gott sie durch eine besondere Führung in die Kirche eingefügt. Die Eingliederung in die Kirche ist heilsnotwendig. Und wenn jemand außerhalb der Kirche zum Heil gelangt, dann nur durch Gnadenmittlerschaft der Kirche, ob dies nun für uns sichtbar ist oder nicht. Dass Gott selber die Menschen in die Kirche führt, das sehen wir schon in der Heiligen Schrift: Der Engel, der dem frommen Hauptmann Kornelius erschienen ist, hat ihn nicht selber über das Heilsnotwendige belehrt, sondern gesagt er solle Petrus holen, der ihm das Evangelium bringen wird (Apg 10).

Sie lebten aus der Kraft der Eucharistie

Über den sel. Kaiser Karl berichtet der damalige Bischof von Madeira, Antonio Gouveia: “Im täglichen Umgang mit seiner Majestät bewunderte ich seinen außerordentlichen, tätigen Glauben. Mit größter Ergebenheit ertrug er alle Missgeschicke, ohne je ein Wort der Verbitterung gegen seine Feinde zu äußern. Lange Stunden der Nächte verbrachte er vor dem Allerheiligsten in seiner Hauskapelle. Er wohnte der hl. Messe mit einer beeindruckenden Frömmigkeit bei; täglich empfing er die heilige Kommunion und erbaute alle Mitfeiernden durch seine hervorragende Andacht. Zu Hause war er ungemein liebenswürdig zu allen, zur Gattin, zu den Prinzen und den Dienern.”

Der hl. Pater Pio war mit seinem ganzen Leben auf das heilige Messopfer ausgerichtet. Die Wundmalen, die er trug, waren das sichtbare Zeichen für seine Einheit mit Sühneleiden des Herrn. Er sagte einmal, es kämen viele Menschen zu ihm, um Erleichterung von ihrem täglichen Kreuz zu erbitten, aber sehr wenige, um zu lernen, wie man das Kreuz richtig trägt. Deshalb rät er: “Nimm stets jegliches Leiden an, um die Vergangenheit wieder gutzumachen, die Seele zu reinigen und die Abneigung gegenüber dem Leiden zu besiegen.” Aber: “Geben wir acht, das Kreuz nicht von der Liebe zu Jesus zu trennen: sonst würde es zu einer unerträglichen Last für unsere Schwachheit werden.”

Die sel. Mutter Theresa gibt uns das Zeugnis: „Jesus hat sich zum Brot des Lebens gemacht, um uns das Leben zu geben. Wenn ihr wirklich in der Liebe wachsen wollt, dann geht zur Eucharistie, haltet Anbetung. In unserer Kongregation hielten wir früher wöchentlich eine Stunde Anbetung; 1973 beschlossen wir, jeden Tag eine Stunde Anbetung zu halten. Wir haben viel Arbeit. Unsere Häuser für die Armen, Kranken und Sterbenden sind überall voll. Seit wir jeden Tag Anbetung halten, ist unsere Liebe zu Jesus inniger geworden, unsere Liebe füreinander verständnisvoller, unsere Liebe zu den Armen mitfühlender, und die Zahl der Berufungen hat sich verdoppelt.“

Der hl. Bruder Klaus hatte eine besondere Berufung, die Gott durch ein Wunder bestätigte: Bruder Klaus lebte 20 Jahre ohne irdische Speise. Er lebte aber durch die Kraft einer anderen Speise. Einem befreundeten Pfarrer hatte er sein Geheimnis angedeutet: „Wenn er bei der Messe sei und der Priester das Sakrament genieße, dann empfange er davon eine Stärkung, dass er ohne Essen und Trinken sein möge, sonst möge er das nicht erleiden.“ Gott hat uns durch Bruder Klaus ein Zeichen gegeben, wovon wir wahrhaft leben können. “Nicht vom Brot allein lebt der Mensch …” In der Kraft dieser himmlischen Speise ist Bruder Klaus zum Friedensbringer für die Schweiz geworden.

Wie kommt es zu einer Selig- und Heiligsprechung

Die Heiligen heilen die Welt!

Am Sonntag, 3. Okt. 2004 wird der Heilige Vater Kaiser Karl von Österreich und die Mystikerin Anna Katharina Emmerick seligsprechen; zwei Personen, über die bis heute viel Widersprüchliches gesagt wurde. Aber mit der Seligsprechung gibt der Heilige Vater ein eindeutiges, sogar unfehlbares Urteil ab über das Leben dieser Menschen. Wie es zu einem solcher Seligsprechung kommt, sei hier kurz erklärt:

Jeder Christ ist durch die Taufe zur Heiligkeit berufen . „Seid vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“, sagt Jesus, und er schenkt jenen, die an ihn glauben, auch alle Gnaden, mit denen sie zu Heiligen werden können. Ohne diese Heiligkeit kann kein Mensch das ewige Leben bei Gott erlangen. Alle Menschen, die im Himmel sind, müssen Heilige sein, aber nicht alle werden heiliggesprochen.

Von Anfang an hat es in der Kirche Menschen gegeben, die die Nachfolge Christi in überragender Weise gelebt haben und die im Rufe der Heiligkeit gestorben sind, so dass die Gläubigen sie als große Vorbilder verehrt und sie auch um ihre besondere Fürsprache bei Gott angerufen haben.

Damit aber ein Verstorbener, der im Ruf der Heiligkeit steht, von den Gläubigen öffentlich in der Liturgie verehrt werden kann, hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte ein Verfahren entwickelt, durch das sorgfältig geprüft wird, ob dieser Ruf der Heiligkeit auch mit dem Leben übereinstimmt. Dieses genaue Untersuchung des Lebens eines Heiligen nennt man Seligsprechungsprozess. Mit diesem Prozess kann die Kirche nicht jemand heilig machen, der es nicht ist.

Zuerst wird der Prozess in jener Diözese geführt, in der der Heilige gelebt hat. Es werden Zeugen befragt und sein Lebensweg und seine Tugenden genauestens erforscht. Wenn der diözesane Prozess abgeschlossen ist, wird der Akt nach Rom an die Kongregation für die Heiligsprechungen weitergeleitet. Nach genauer Prüfung aller Fakten wird der Prozess abgeschlossen mit der Erklärung der heroischen Tugenden. Aber bevor die Kirche jemanden selig spricht, erwartet sie auch eine Bestätigung von Gott – ein physisches Wunder, das Gott durch die Anrufung des Dieners Gottes gewirkt hat. Wenn ein solches Wunder geschehen ist, meist eine medizinisch unerklärliche, plötzliche und dauerhafte Heilung, wird es in einem eigenen Prozess auf seine Echtheit geprüft. Erst dann kann der Heilige Vater die Seligsprechung vornehmen. Mit diesem Akt darf der Heilige in einem Teilbereich der Kirche öffentlich verehrt werden.

Nach der Seligsprechung kann noch eine Heiligsprechung erfolgen, durch die die Verehrung auf die Gesamtkirche ausgedehnt wird. Dazu braucht es aber ein weiteres Wunder. An den Heiligen wird die wahre Größe des Menschen sichtbar, zu der Gott jeden von uns durch seine Gnade führen will.

Anna Katharina Emmerick 1774 – 1824 – Sie schaute die unsichtbare Welt Gottes

Die große Mystikerin Anna Katharina Emmerick aus Dülmen im Münsterland ist in aller Welt bekannt geworden durch den Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson. Der Regisseur hat in ihren Visionen des Leidens Christi wichtige Anregungen für seinen Film gefunden. Anna Katharina wird aber nicht deshalb selig gesprochen, weil sie Visionen hatte, weil sie wie der hl. Pater Pio die Wundmale trug und fast nahrungslos lebte, sondern weil sie in heroischer Weise die Liebe zu Gott und den Menschen verwirklicht und ihre Leiden als Sühne getragen hat.

Anna Katharina Emmerick stammte aus einer mit neun Kindern gesegneten armen Bauernfamilie. Schon als Kind besaß sie die Gabe der übernatürlichen Schau. Später einmal beschreibt sie diese Gnadengabe: “Ich sehe das Übersinnliche nicht mit den Augen, sondern es ist mir, als sehe ich es mit dem Herzen, so mitten in der Brust.“

Wegen der Armut ihrer Familie musste sie bald bei der schweren Arbeit mithelfen. Sie konnte deshalb nur vier Monate zur Schule gehen. Doch sie gewann ihre Bildung durch die Teilnahme am kirchlichen Leben und hauptsächlich dadurch, dass sie alle freie Zeit zum Lesen nutzte. Sie hatte den Wunsch, ins Kloster zu gehen, aber ihre Eltern waren dagegen. Wegen ihrer schwachen Konstitution erlernte sie das Nähen und verdiente sich als geschickte und gefragte Wandernäherin den Lebensunterhalt.

1802, mit 27 Jahren, konnte sie nach Überwindung vieler Hindernisse in das Augustinerinnenkloster in Dülmen eintreten. Ihre tiefen geistlichen Erfahrungen im Gebet spornten sie zu großer Dienstbereitschaft und Nächstenliebe an. Sie schonte sich nicht und sie war wegen ihrer Umsicht in der Arbeit und ihrem Fleiß von allen geschätzt. Aber durch schwere Krankheiten, die sie oft an den Rand des Todes brachten, wurde ihr Eifer immer wieder eingeschränkt.

1812 wurde das Kloster infolge der Säkularisation aufgehoben und Anna Katharina fand Unterkunft als Haushälterin bei Abbé Lambert, einem während der französischen Revolution geflüchteten Geistlichen. Sie konnte den Haushalt nicht lange führen, denn sie erkrankte so schwer, dass sie bis zu ihrem Tod 1824 fast ständig ans Bett gefesselt war.

Durch ihr tiefes Mitleiden mit dem Leiden Christi zeigten sich im Jahre 1798 an ihrem Kopf erstmals blutenden Abdrücke der Dornenkrone Christi und im Laufe des Jahres 1812 entstanden offene Wundmale an Händen und Füßen und an der Brust. Durch eine Indiskretion wurde dies öffentlich bekannt.

Anna Katharina sah das für ein großes Unglück an, denn sie, die im Gebet die Zwiesprache mit Gott gesucht hatte, wurde nun der Öffentlichkeit preisgegeben. 1814 wurden die Wundmale und ihre Nahrungslosigkeit durch geistliche Behörden und 1818 unter sehr demütigenden Umständen durch weltliche Behörden mehrere Male untersucht und als „echt” bestätigt. Anna Katharina hatte nicht nur unter ihren Krankheiten zu leiden, sondern sie litt auch darunter, dass sie von den einen als Heilige verehrt, von anderen als medizinische Sensation angesehen, von wieder anderen als Betrügerin gebrandmarkt wurde .

Neugierige wollten sie sehen, Wundersüchtige sie berühren, Skeptiker sie als Betrügerin entlarven, Ärzte die medizinische Sensation untersuchen. Doch es kamen auch viele Kranke und Leidende, die ihre Hilfe, ihr Gebet, ihren Trost suchten.

1818 war der Dichter Clemens Brentano voller Verzweiflung an seinem eigenen Leben nach Dülmen gekommen. Die Begegnung mit Anna Katharina eröffnete ihm eine neue Welt. Er blieb mit kurzen Unterbrechungen bis zum Tod von Anna Katharina in Dülmen. Er fand hier eine Aufgabe, die ihn bis an sein Lebensende beschäftigte. 16.000 Seiten notierte er am Bett der Kranken. Daraus entstanden in fünf Bänden »Die Betrachtungen der gottseligen Anna Katharina Emmerick«.

Am bekanntesten wurde der erste Band dieser Reihe »Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi«, der im 19. Jahrhundert mit größeren Auflagen verbreitet war als die Werke von Goethe und Schiller. Nach langem, sühnend getragenem Leiden starb Anna Katharina Emmerick am 9. Feb. 1824 im Ruf der Heiligkeit.