15. Tag

Die Kennzeichen Marienverehrung

Es ist erforderlich, eine gute Wahl in der wahren Marienverehrung zu treffen. Denn heute gibt es viele Fehlformen der Marienverehrung, die leicht mit der wahren verwechselt werden können. Es ist deshalb von größter Bedeutung, die falsche Marienverehrung zu kennen, um sie zu meiden, und die wahre, um sie zu üben.

Die falsche Marienverehrung

1. Überkritische Marienverehrer: Für gewöhnlich handelt es sich bei den überkritischen Marienverehrern um hochmütige Gelehrte, scharfsinnige und anmaßende Geister, die zwar im Grunde eine gewisse Marienverehrung besitzen, aber alles kritisieren, was die einfachen Gläubigen der Gottesmutter an schlichter und heiliger Verehrung entgegenbringen, weil es nicht nach ihrem Geschmack ist. Sie sagen, daß sie selbst solch äußerliche Frömmigkeit nicht mögen und auch nicht so dumm seien, all den Legenden Glauben zu schenken, die man über Maria erzählt. Unter dem Vorwand, Mißbräuche abzustellen, halten sie die Gläubigen mit Erfolg von der Marienverehrung ab.

2. Skrupulöse Marienverehrer: Die skrupulösen Marienverehrer fürchten, den Sohn zu mißachten, wenn sie die Mutter ehren, den Sohn herabzusetzen, wenn sie die Mutter preisen. Man soll Jesus Christus anrufen, er ist unser einziger Mittler! Sie sagen: Man soll Jesus Christus predigen, das ist das Rechte! Was sie sagen, ist in gewissem Sinn richtig. Aber was sie daraus machen, um die Marienverehrung zu verhindern, ist sehr gefährlich, ja es ist eine feine Schlinge des Bösen, die sich hinter dem Vorwand eines Besseren verbirgt. Denn niemals wird Jesus Christus mehr geehrt, als wenn Maria verehrt wird. Wir verehren Maria, um Jesus Christus vollkommener zu ehren.

3. Für die äußerlichen Marienverehrer besteht die ganze Marienverehrung in Äußerlichkeiten. Weil sie keinen inneren Sinn dafür haben, sagt ihnen nur das Äußere der Marienverehrung zu. Sie beten viele Rosenkränze, aber immer in Hast; sie gehen oft zur Messe, aber ohne Aufmerksamkeit; sie gehen bei Prozessionen mit, aber ohne Andacht; sie treten allen marianischen Bruderschaften bei, aber ohne ihr eigenes Leben zu bessern, ohne ihre Leidenschaften zu zähmen, ohne die Tugenden Marias nachzuahmen (WMV 90-96).

4. Die anmaßenden Marienverehrer sind Sünder, die sich ihren Leidenschaften hingeben und ganz und gar verweltlicht sind. Hinter dem schönen Namen eines Christen verbergen sie Stolz, Geiz, Unzucht, Trunksucht, Wut, Fluchen, Ehrabschneiderei, Ungerechtigkeit und so weiter. Sie schlafen friedlich in ihren schlechten Gewohnheiten ohne große Bemühung, sich zu ändern, denn sie halten sich ja für Marienverehrer. Sie rechnen damit, daß Gott ihnen vergibt, daß sie nicht ohne Beichte sterben und daß sie nicht verdammt werden, weil sie doch den Rosenkranz beten.

Nichts ist im Christentum so verwerflich wie diese heuchlerische Anmaßung. Denn wer könnte ehrlichen Herzens behaupten, er liebe und verehre die heilige Jungfrau, wenn er ihren Sohn Jesus Christus durch Sünden beleidigt, durchbohrt, kreuzigt und unbarmherzig beschimpft? Wenn Maria es sich zur Regel machte solche Menschen aus Barmherzigkeit zu retten, würde sie die Sünde rechtfertigen und mithelfen, ihren Sohn zu kreuzigen. Das ist undenkbar!

5. Die unbeständigen Marienverehrer verehren Maria nur gelegentlich und nach Lust und Laune. Bald sind sie eifrig, bald lau. Eben noch schienen sie bereit, alles für Maria zu tun, jetzt sind sie wie verwandelt. Sie übernehmen jede Art von Frömmigkeitsübungen und schreiben sich in die Bruderschaften ein, aber schon morgen halten sie sich nicht mehr treu an die Regeln.

6. Schließlich gibt es noch die eigennützigen Marienverehrer, die sich nur an Maria wenden, wenn sie einen Prozeß gewinnen, Gefahren vermeiden, von einer Krankheit geheilt werden wollen oder aus ähnlichen Gründen. Haben sie keinen solchen Grund, dann denken sie nicht an Maria.

Achten wir also darauf, daß wir uns nicht  zählen müssen: zu den überkritischen Marienverehrern, die nichts glauben und alles kritisieren; zu den skrupulösen Marienverehrern, die aus Ehrfurcht vor Jesus Christus fürchten, Maria zu viel Ehre zu geben; zu den äußerlichen Marienverehrern, deren ganze Frömmigkeit nur in Äußerlichkeiten besteht; zu den anmaßenden Marienverehrern, die unter dem Vorwand ihrer falschen Marienverehrung in ihren Sünden verkommen; zu den unbeständigen Marienverehrern, die ihre Frömmigkeitsübungen leichtfertig wechseln oder bei der geringsten Versuchung ganz aufgeben; zu den eigennützigen Marienverehrern, die sich nur an Maria wenden, um von den Übeln des Leibes befreit zu werden oder zeitliche Güter zu erlangen (WMV 97-104).

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