Maria im Heilsplan Gottes
Mit der ganzen Kirche bekenne ich: Maria ist ein einfaches Geschöpf, hervorgegangen aus der Hand Gottes. Verglichen mit seiner unendlichen Majestät ist sie weniger als ein Atom, ist die ein Nichts, denn er allein ist Der-der-ist, Gott, der immer unabhängig ist und sich selbst genügt, hat Maria niemals nötig gehabt und bedarf ihrer auch jetzt nicht, um seinen Willen zu vollbringen und seine Herrlichkeit zu offenbaren. Er braucht ja nur zu wollen, und alles geschieht.
Ich sage aber auch, wenn ich die Dinge nehme wie sie sind: Da Gott, nachdem er Maria erschaffen hatte, seine größten Werke durch sie beginnen und vollenden wollte, dürfen wir glauben, daß er seine Handlungsweise niemals ändert. Denn er ist Gott, und Gott ändert sich nicht, weder in seiner Gesinnung noch in seinem Handeln.
Maria, Tochter des Vaters
Gott Vater hat seinen einzigen Sohn der Welt nicht anders geschenkt als durch Maria. Wie sehr auch die Patriarchen, die Propheten und die Heiligen des Alten Bundes viertausend Jahre lang um diesen Schatz gefleht und gebetet haben, nur Maria hat ihn verdient. Durch die Kraft ihrer Gebete und die Größe ihrer Tugenden hat sie bei Gott Gnade gefunden. Weil die Welt nicht würdig war – so der heilige Augustinus -, den Sohn Gottes unmittelbar aus der Hand des Vaters zu empfangen, hat er ihn Maria gegeben, damit die Welt ihn durch sie empfange.
Maria, Braut des Heiligen Geistes
Gott Heiliger Geist, der in Gott unfruchtbar ist, das heißt, er bringt keine andere göttliche Person hervor, ist durch Maria, mit der er sich vermählt hat, fruchtbar geworden. Mit ihr, in ihr und aus ihr hat er sein Meisterwerk, den menschgewordenen Gott hervorgebracht. Bis zum Ende der Welt bringt er jeden Tag die Vorherbestimmten und Glieder am Leibe dieses anbetungswürdigen Hauptes hervor. Je mehr er deshalb Maria, seine geliebte und unzertrennliche Braut, in einer Seele findet, desto wirksamer und mächtiger wird er, um Jesus Christus in dieser Seele und die Seele in Jesus Christus hervorzubringen.
Damit wollen wir nicht behaupten, daß Maria dem Heiligen Geist die Fruchtbarkeit verleihe, als besäße er sie nicht. Er ist ja Gott und besitzt deshalb die Fruchtbarkeit – die Fähigkeit hervorzubringen – wie der Vater und der Sohn, auch wenn er sie nicht verwirklicht und keine andere göttliche Person hervorbringt. Wir wollen damit vielmehr sagen, daß der Heilige Geist durch Maria, derer er sich bedienen wollte, obwohl er sie überhaupt nicht nötig hatte, seine Fruchtbarkeit verwirklicht, indem er in ihr und durch sie Jesus Christus und seine Glieder hervorbringt. Es ist ein Gnadengeheimnis, das selbst den gebildeten und frommen Christen unbekannt ist (vgl. WMV 14-21).