Kein “Kaltblüter” im Glauben sein

Die Frösche gehören zu den “Kaltblütern”; das heißt, sie haben keine eigene Körperwärme, sondern ihre Körpertemperatur passt sich immer an die Umgebung an. Wenn man nun einen gesunden, lebenden Frosch in einen Kochtopf tut, der mit Wasser in Zimmertemperatur gefüllt ist und diesen ohne Deckel auf der Herdplatte ganz langsam erwärmt, wird der Frosch nicht merken, dass das Wasser immer wärmer wird. Seine Körper passt sich an die Temperatur des Wassers an. Deshalb hat er keine Veranlassung, aus dem Topf zu springen, obgleich er es jederzeit tun könnte. Irgendwann kommt aber der Moment, in dem sein Körper so heiß geworden ist, dass sein Kreislauf kollapiert. Er stirbt, ohne gelitten zu haben. Zu keinem Zeitpunkt hat er die tödliche Gefahr gespürt.

So ähnlich scheint es heute vielen Menschen im Glauben zu ergehen. Sie sind auch “Kaltblüter” geworden, Gott lässt sie kalt. Sie haben sich an so viele Dinge gewöhnt und angepasst, die eine große Gefahr für die Seele sind. Hier ein Kompromiss, dort ein wenig bequemer, alles schleichend. Kein Lauer erkennt sich selber als lau, weil die persönliche Entwicklung langsam vor sich geht – bis die Seele tot ist, d.h. das Leben der Gnade und die Beziehung zu Gott gestorben ist.

Der Heilige Geist aber macht uns zu geistlichen “Warmblütern”, die gleich die Gefahr spüren, und rechtzeitig aus dem Kochtopf unserer Zeit springen.

Die unergründlichen Heilswege Gottes

“Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege” (Jes 55,8), sagt Gott durch den Propheten Jesaja. Es gibt immer wieder Situationen im Leben, in denen wir uns fragen: Wie kann Gott das zulassen? Warum ist das geschehen? Aber später können wir oft feststellen, dass Gott doch alles zu unserem Heil gelenkt hat. Eine Geschichte kann uns diese Wahrheit illustrieren:

Bei einer Schiffskatastrophe gab es nur einen einzigen Überlebenden, der sich auf eine unbewohnte Insel retten konnte. Dort baute er sich eine kleine Hütte und fristete mühsam sein Leben. Immer wieder suchte sein Blick den Horizont nach einem rettenden Schiff ab. Vergebens. Da betete er inständig zu Gott, er möge ihn aus seiner Hilflosigkeit befreien. Doch es war ihm, als wäre er von Gott und der Welt ganz vergessen worden.

Eines Tages war er wieder einmal auf der Suche nach Nahrung im Innern der Insel. Auf dem Rückweg zu seiner Hütte erblickte er schon von weitem Rauch. Als er näher herankam, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine Hütte ein Raub der Flammen geworden war. Alles, was er hatte, war verbrannt. Da fiel er in allertiefste Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit. “Ist das die Antwort auf meinen Glauben und mein Gebet?” haderte er mit Gott. In seiner Betrübnis warf er sich in den Sand und weinte still vor sich hin. Als er endlich wieder das Gesicht hob, traute er seinen Augen nicht. Am Horizont tauchte eine Schiff auf, das ein Boot aussetzte und ihn an Bord holte. Überglücklich über seine Rettung drückte er dem Kapitän die Hand und fragte: “Wie haben Sie bloß gewusst, dass ich auf dieser Insel war und sehnsüchtigst auf meine Rettung wartete?” – “Das ist ganz einfach zu erklären”, erwiderte dieser, „wir haben ihre Rauchzeichen gesehen.”

Solange noch die Liebe unter uns ist, habe ich keine Furcht um uns

Als der Arzt Prof. Dr. Breitenbach gestorben war, fanden seine Söhne im Nachlass einen großen, steinharten, halben Brotleib. Er war in grauem Seidenpapier eingewickelt. Die alte Haushälterin erzählte den erstaunten Söhnen die Geschichte dieses Brotes: In der schweren Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) war der alte Herr einmal schwer krank gewesen.

Zu der Erkrankung war ein allgemeiner Erschöpfungszustand getreten, so daß die behandelnden Ärzte etwas von kräftiger Nahrung murmelten und dann entmutigt die Achseln zuckten. Gerade in jener kritischen Zeit hatte ein Bekannter ihm ein halbes Brot geschickt. Sosehr sich der Professor auch über diese Gabe freute, aß er das Brot doch nicht. Er wußte, daß im Nachbarhaus die Tochter des Lehrers krank war und Hunger litt. Er sagte damals: “Was liegt schon an mir altem Mann, das junge Leben dort braucht es nötiger”, und so mußte die Haushälterin das halbe Brot den Lehrersleuten bringen. Wie sich später herausstellte, hatte auch die Lehrersfrau das Brot nicht behalten wollen, sondern an eine alte Witwe weitergegeben, die in einer Dachkammer ein Notquartier gefunden hatte. Aber auch damit war die seltsame Reise des Brotes noch nicht zu Ende. Die Alte trug es zu ihrer Tochter, die nicht weit von ihr mit ihren beiden Kindern in einer Kellerwohnung Zuflucht gefunden hatte. Diese Tochter wieder erinnerte sich daran, daß ein paar Häuser weiter der alte Arzt krank war, der einen ihrer Buben kürzlich bei schwerer Krankheit behandelt hatte, ohne etwas dafür zu verlangen. Sie nahm das halbe Brot unter den Arm und ging damit zur Wohnung des Doktors.

“Wir haben es sogleich wiedererkannt”, schloß die Haushälterin. “Als der Herr Professor das Stück Brot wieder in den Händen hielt und von dessen Wanderung hörte, war er tief bewegt und sagte: ‘Solange noch die Liebe unter uns ist, habe ich keine Furcht um uns.'”

Überwunden wird das Leiden nur, indem man es trägt

Der evangelische Theologe Walter Uhsadel hatte mit dem berühmten Psychologen Carl Gustav Jung 1938 in Jungs Küsnachter Haus ein kurzes Gespräch. Jung wies auf eine Nachbildung des Königsfelder Glasfensters hin, das die Kreuzigung Christi darstellt, und sagte:

“Sehen Sie, das ist doch das Entscheidende für uns.” Als der Theologe ihn fragte, warum er das sage, antwortete Jung: “Ich komme gerade aus Indien, da ist mir dies von neuem aufgegangen. Der Mensch muss mit dem Problem des Leidens fertig werden.
Der östliche Mensch will sich des Leidens entledigen, indem er das Leiden abstreift. Der abendländische Mensch versucht, das Leiden durch Drogen zu unterdrücken.
Aber das Leiden muss überwunden werden, und überwunden wird es nur, indem man es trägt. Das lernen wir alle von Christus.”

Spezielle Ausstattung für Höhenflüge

Vor kurzem wurde in einem wissenschaftlichen Journal von den Streifengänsen berichtet die in Zentral- und Südasien leben. Das Außergewöhnliche an diesen Tieren ist, dass sie bei ihren zweimal jährlich stattfindenden Wanderungen zwischen Indien und den Hochplateaus Chinas und der Mongolei jedes Mal den Himalaja überqueren. Dabei erreichen sie Flughöhen von bis zu 9.000 Metern – eine Höhe, in der es kein Mensch ohne technische Hilfsmittel oder ein anderer Vogel aushalten würde, geschweige denn, eine Leistung wie einen anstrengenden Flug erbringen könnte. Man hat herausgefunden, dass ihre Muskelzellen speziell gebaut sind, so dass sie bedeutend mehr Sauerstoff aufnehmen und zu einer solchen Leistung fähig sind. Man kann nur staunen, wie wunderbar Gott seine Geschöpfe ausgestattet hat.

Aber noch mehr sollt wir darüber staunen, wie Gott uns so ausgestattet hat, dass wir uns zu ganz anderen Höhen erheben können. Wir haben die Fähigkeit zu beten und unsere Seele zu Gott zu erheben.

Durch das Gebet können wir über alle noch so hohen Berge von Schwierigkeiten hinwegkommen.
Deshalb sollen wir allezeit beten. Der hl. Pfarrer von Ars sagt: “Wer nicht betet gleicht jenen schweren Hühnern, die nur eine kurze Strecke fliegen können und sogleich wieder zu Boden fallen. Dann graben sie sich ein, indem sie die Erde aufscharren; sie bedecken den Kopf mit Erde und scheinen darin ihr einziges Vergnügen zu finden.”

Zeichen der Zeit

In London hat eine atheistische Vereinigung eine Kampagne gestartet: Seit dem 6. Januar sind in der britischen Hauptstadt 30 Busse mit folgender Aufschrift unterwegs: “Wahrscheinlich gibt es keinen Gott. Keine Sorge ‑ genießen Sie das Leben!” Die Kampagne soll auch auf andere Städte Europas ausgebreitet werden.

Dieser Slogan ist ganz interessant, denn offenbar sind sie sich ihrer Behauptung, dass es Gott nicht gibt, doch nicht so sicher. Er wird wegen des Wörtchens “wahrscheinlich” manche sogar anregen, ernsthaft über die Gottesfrage nachzudenken. Denn wenn jemand zu mir sagt: “Wahrscheinlich hast du deine Wohnung nicht zugesperrt!”, so werde ich doch sicherheitshalber noch einmal zurückgehen, um die Tür zu überprüfen.

Außerdem wird hier behauptet, dass man ohne Gott viel schöner, angenehmer, ganz sorglos und glücklich leben kann. Ist das nicht eine ganz plumpe Illusion, mit der man den Menschen letztlich ins Verderben stürzen möchte. Jesus sagt:

“Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.”

Unsere Flügel, mit denen wir froh und frei werden können

Kardinal Meisner beschreibt in seiner Predigt vom 9.1.09 sehr treffend die Symbolik einiger Tiere, die im Chorgestühl des Kölner Domes dargestellt sind. Eines dieser Tiere ist die Taube. Er sagt:
„Die Legende berichtet uns, dass der Schöpfer bei der Schöpfung der Tiere der Taube keine Flügel gegeben hat. Sie war wie ein kleines Huhn, aber mit zu kurzen und zu dünnen Beinen. Sie war deshalb jedem Zugriff der Raubtiere ausgesetzt. Dann ging das Täubchen ohne Flügel zum Schöpfer und sagte: „Herr, warum hast du mich so ins Dasein gesetzt? Ich werde nicht überleben, weil ich vor den Raubkatzen nicht flüchten kann“. Da sagte der Schöpfer: „Ich werde dir helfen“, und er gab der Taube zwei Flügel. Nun konnte sie sich plötzlich aus den Gefahrensituationen der Erde mit ihren Flügeln retten, indem sie in die Luft dem Himmel entgegen flog und die Erde mit ihren Gefahren hinter sich ließ. Das ist ein schönes Symbol für unseren Glauben. Der Glaube sind die beiden Flügel, die den Menschen aus der Enge seines Daseins hinausheben in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Der Glaube ist die Kraft, die den Menschen über sich selbst erhebt und ihn froh und frei werden lässt. Glaube engt den Menschen nicht ein, sondern weitet den menschlichen Horizont bis ins Unendliche, eben bis zu Gott.“

Keine Minute der kostbaren Zeit vergeuden

Im Sprechzimmer des Arztes saßen dicht gedrängt Menschen und warteten. Ein älterer Herr stand nach einer Weile auf und ging zur Sprechstundenhilfe. “Entschuldigung.” sagte er freundlich. “Ich hatte einen Termin um 10.00 Uhr. Jetzt ist es fast 11.00 Uhr. Ich möchte nicht länger warten. Bitte geben Sie mir einen neuen Termin.”

Im Sprechzimmer wurde getuschelt. Eine Frau sagte zu einer anderen: “Der ist doch bestimmt schon 80 – was kann der wohl so Dringendes vorhaben, dass er nicht warten kann?”

Der Mann hörte die Bemerkung und drehte sich um. Er verbeugte sich vor der Dame und sagte: “Ich bin siebenundachtzig Jahre alt. Und genau deswegen kann ich es mir nicht leisten, auch nur eine Minute der kostbaren Zeit zu vergeuden, die mir noch bleibt.”

Das Gnadengesuch

Von dem einstigen italienischen König Umberto I. (1844 – 1900) wird eine anziehende Begebenheit erzählt. Ihm wurde vom Justizminister das Gnadengesuch eines zu langjähriger Zuchthausstrafe Verurteilten vorgelegt, der darum bat, ihm den Rest seiner Strafe zu erlassen. Unter das Gesuch hatte der Minister geschrieben: “Gnade unmöglich, im Gefängnis zu belassen!” Der König las das Bittgesuch aufmerksam durch, griff zur Feder und verschob in der Anmerkung des Ministers das Komma um ein Wort nach vorne, so daß der Satz lautete: “Gnade, unmöglich im Gefängnis zu belassen!”
Unter diesen Vermerk setzte er dann sein “Genehmigt”. Damit war der Verurteilte begnadigt und frei. So macht es auch Gott mit uns, wenn wir um Vergebung bitten.

Gleichnis der Bienen

Der heilige Franz von Sales hat in seinen Predigten und Schriften des Öfteren die Bienen als Bild verwendet, um den Glauben darzustellen. Er selbst hatte mit den Bienen eine nicht ungefährliche Erfahrung gemacht, wie er in einer Predigt erzählte.

Bei einer Rast auf einer Bergwanderung lies sich plötzlich ein Schwarm von Bienen auf seiner Schulter nieder. Sein Begleiter, ein Bauer, riet ihm, er müsse ganz ruhig bleiben und den Bienen gut zureden, dann werden sie bald wieder weg sein. Und so geschah es auch. Daran knüpft er die Belehrung: So müssen wir in allen Versuchungen ruhig bleiben und beten, dann werden sie bald wieder verschwinden.

In einem anderen Vergleich sagt er: „Die Bienenkönigin fliegt nicht aus, ohne von ihrem kleinen Volk umgeben zu sein; so zieht die Liebe nicht in ein Herz ein, ohne in ihrem Gefolge die anderen Tugenden zu haben, denen sie Befehle erteilt.“ Die Liebe ist also die Königin aller Tugenden.

Oder: Wie die Bienen aus den verschiedensten Blüten nur den süßen Nektar herausholen und daraus Honig machen, so sollen auch wir an unseren Mitmenschen nur das Beste sehen und für uns daraus etwas lernen.