Hl. Angela von Foligno – „Nimm ihn, du in meinen Sohn Verliebte!“

Darstellung-des-herrn-05Papst Franziskus hat am 11. Okt. 2013 die sel. Angela von Foligno (1248 – 1309) heiliggesprochen und sie damit der ganzen Kirche als Vorbild geschenkt. Sie wird wegen ihrer tiefen geistigen und mystischen Erkenntnisse auch „Lehrmeisterin der Theologie“ genannt. So lehrt sie uns zum Beispiel, dass wir die wahre Größe Christi erst erkennen, wenn wir eine innige Liebe zu Jesus als Kind haben.

An Maria Lichtmess bei der hl. Messe hatte die hl. Angela einmal Folgendes erfahren.

„Als die Kerzen ausgeteilt wurden, hörte ich die Worte: ‚Jetzt ist die Stunde, in der die Gottesmutter mit ihrem Kind in den Tempel kommt.‘ Ich vernahm das mit solcher Freude, dass ich es nicht beschreiben kann. … ich schaute die Gottesmutter, wie sie gerade in den Tempel hereinkam. .. Dann reichte sie mir ihr Kind und sagte dabei: ‚Nimm Ihn, du in meinen Sohn Verliebte!‘ Sie streckte die Arme aus und legte ihr Kind in meine Hände. … Ich beugte mich zum Kind, bis ich Wange an Wange mit Ihm war. Da wurde ich wie von einem Feuer durchdrungen, und eine unbeschreibliche Seligkeit ging von diesem Kind und Seinen Augen aus. … Auf einmal offenbarte sich mir die unermessliche Majestät dieses Kindes, das zu mir sagte: ‚Wer Mich nicht klein gesehen hat, kann Mich auch nicht groß sehen. Ich bin gekommen, um Mich dir zu schenken, schenke auch du dich mir!‘ …
Da schaute und erkannte meine Seele, dass Gott meine Ganzhingabe mit großer Freude annahm.

 

Hl. Elisabeth von Thüringen – „Zuerst musst du selber beten lernen“

Elisabeth2Am 19. November feiern wir den Gedenktag der hl. Elisabeth von Thüringen, einer großen Heiligen der Nächstenliebe. Aus ihrem Leben wird berichtet, dass einmal eine adelige Dame mit ihrem Sohn zu ihr kam, der ein sehr liederliches Leben führte und auch körperlich schon ziemlich heruntergekommen war. Diese Frau hoffte, dass Elisabeth ihren Sohn sozusagen gesundbeten könnte. Aber die hl. Elisabeth hielt nichts von solchen Praktiken. Sie sprach den jungen Mann sehr scharf an und fragte ihn, was er sich den eigentlich denke, wenn er ein so lästerliches Leben führe. Er antwortete ihr verlegen mit einer Bitte um ihr Gebet. Sie aber sagte: „Zuerst musst du selber beten lernen, dann will ich auch mit dir beten.“ Und sie begann sofort damit, ihm das Beten beizubringen. Er musste sich mit ihr auf den Boden niederknien und mit ihr beten. Als Elisabeth zu beten begann, versank sie bald so tief ins Gebet, dass sie Raum und Zeit vergaß. Der junge Mann war das Knien nicht gewohnt, aber es gab keine Schonung. Er musste mit der hl. Elisabeth knien bleiben. Die Zeugen erzählten, dass er richtig ins Schwitzen kam und geradezu schon „dampfte“ vor lauter Anstrengung, die ihm das Knien kostete. Erst nach langer Zeit kam das „Amen“ der hl. Elisabeth. Und nach diesem Gebet, so wird erzählt, sei der junge Mann schon halb gesund gewesen.
Was uns die hl. Elisabeth hier zeigt: Veränderungen zum Guten verlangen von uns immer auch eine Überwindung; eine Anstrengung, selbst im Gebet. Von selber geht nichts. Und doch ist das, was Gott nach all unseren Anstrengungen uns schenkt, immer eine Gnade, die wir uns nicht selber erarbeiten konnten.

Der sel. Hermann der Lahme – Salve Regina – Sei gegrüßt, o Königin

Vor genau 1000 Jahren wurde der sel. Hermann der Lahme in Altshausen in Oberschwaben geboren. Er hat der Kirche die berühmte marianische Antiphon, das „Salve Regina“ geschenkt.
Hermann kam krank und körperlich behindert am 18. Juli 1013 zur Welt. Heute hätte er wenig Aussicht, das Licht der Welt zu erblicken. Wenn bei einem Kind im Mutterleib eine Behinderung festgestellt wird, müssen die Ärzte sofort zur Abtreibung raten. Seine Eltern Wolfrat und Hiltrud von Altshausen aber waren gläubige Christen und sorgten sich um den kleinen Hermann, ebenso wie um seine anderen 14 Brüder und Schwestern.
Von klein auf wurde er der „Krumme“ genannt, weil sein Körperbau so verzogen war. Geradestehen war ihm Zeit seines Lebens unmöglich, ebenso wenig konnte er gehen. Seine Finger waren zu schwach und zu verkrümmt zum Schreiben. Lippen und Kinn waren so deformiert, dass man seine Worte kaum verstehen konnte.
Die Familie war wohlhabend und seine Eltern entschieden sich, ihn in eine sichere Obhut zu geben. So übergaben sie ihren Sohn den Benediktinern der von Karl dem Großen gestifteten Abtei Reichenau im Bodensee.
Es gab keinen Augenblick in seinem Leben, in dem Hermann es sich bequem und gemütlich machen hätte können. Immer begleiteten ihn seine Gebrechen und Schmerzen. Dennoch beschreiben ihn alle zeitgenössischen Chronisten mit erstaunlichen Eigenschaften: freundlich, freundschaftlich, immer lächelnd, tolerant, offenherzig, entgegenkommend, hilfsbereit, höflich mit allen. Alle mochten ihn. Er wurde von den Mönchen schließlich sogar in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Er studierte Mathematik, Griechisch, Latein, Astronomie, Musik und sogar Arabisch. Was anfangs eine Last für das Kloster schien, wurde zu seinem Stolz. Der Ruf Hermanns wurde so groß, dass Kaiser Heinrich III. 1048 und Papst Leo IX. 1049 eigens die Reichenau besuchten, um ihn zu treffen.
Seine große Liebe für die Musik verband er mit tiefer Frömmigkeit und großer Verehrung für die Gottesmutter Maria. Um das Jahr 1054 hat er die berühmteste marianische Antiphon Salve Regina, das „Gegrüßet seist du, Königin“ gedichtet und komponiert. Es ist eines der wunderbarsten Werke sakraler Musik; ein Gebet, das noch 1000 Jahre später erklingt; ein Gruß an die „Mutter der Barmherzigkeit“, mit dem wir ihre die Hilfe in diesem „Tal der Tränen“ erbitten.
Am Totenbett ermahnte Hermann seinen Mitbruder Berthold: „Freund meines Herzens, weine nicht. Weine nicht um mich! Denke aber jeden Tag daran, dass auch Du sterben musst. Bereite Dich mit Deiner ganzen Kraft darauf vor, diese Reise anzutreten, denn eines Tages, zu einer Stunde, die Du nicht weißt, wirst Du mit mir kommen.“ Hermann, starb am 24. Sep. 1054 im Alter von 41 Jahren, umgeben von seinen Mitbrüdern, nachdem er ein letztes Mal die heilige Kommunion empfangen hatte. 1863 wurde er von Papst Pius IX. seliggesprochen.

Lasst ihn, er ist noch nicht gerichtet!

Carlo war fünfzehn Jahre alt. Er war der Sohn eines Gastwirtes aus Turin und wohnte ganz in der Nähe des Oratoriums von Don Bosco.
Während Don Bosco sich auf Reisen befand, wurde Carlo schwer krank. Der Arzt sagte den niedergeschlagenen Eltern: „Es ist Zeit, an die Sterbesakramente zu denken!“
„Ich möchte Don Bosco! Holt mir Don Bosco!“ bat der Junge. Aber Don Bosco war noch nicht zurück. So kam ein Kaplan aus der Pfarrkirche und brachte dem Kranken die Sterbesakramente. Der Bub blieb jedoch immer noch sehr unruhig und verlangte ununterbrochen, auch in seinem schweren Todeskampf, nach dem Heiligen. Inzwischen kehrte dieser ins Oratorium zurück, wo man ihm sogleich die Bitte Carlos übermittelte.
Eiligst begab er sich dorthin. An der Haustür empfing ihn ein Diener: „O mein Gott! Ihr kommt zu spät. Carlo ist vor sechs Stunden gestorben.“ Der Priester wurde ins Sterbezimmer geführt. Die Mutter und die Tante des Knaben knieten dort betend und weinend. Don Bosco ging auf den leblosen Körper zu, segnete ihn und rief in gebieterischem Ton: „Carlo, steh auf!“ Durch den Leichnam ging ein Zittern, er richtete sich auf, die Augen öffneten sich und erkannten den Priester.
„O, Don Bosco!“ Das kam wie ein Schrei von den Lippen Carlos. „Don Bosco, wenn ihr wüsstet, wie ich nach Euch gerufen habe! Das ist der liebe Gott selbst, der Euch hierher geführt hat. O wie gut das ist!“
„Sprich Carlo! Sag mir, was du auf dem Herzen hast, jetzt bin ich ganz für dich da.“
Carlo gestand: „Bei meiner letzten Beichte habe ich eine schwere Sünde verschwiegen, die ich einige Wochen vorher begangen habe. Und denken Sie sich, was ich eben geträumt habe: Ich stand am Rande eines großen Abgrundes, der ganz mit Feuer angefüllt war. Da waren schreckliche Leute, die wollten mich in den Abgrund stoßen. Aber eine wunderschöne Dame kam und schützte mich. Sie nahm mich bei der Hand und sagte: ‚Lasst ihn, er ist noch nicht gerichtet!‘ Und in diesem Augenblick haben Sie mich aufgeweckt. Jetzt möchte ich gerne beichten!“
Auf einen Wink des Priesters verließen Mutter und Tante schreckensbleich das Zimmer. Nach Beendigung der Beichte durften sie mit den übrigen Angehörigen wieder hereinkommen. Carlo rief ihnen freudestrahlend zu: „Don Bosco hat mich vor der Hölle bewahrt!“
Noch zwei Stunden unterhielt er sich mit seinen Lieben. Sein Leib und seine Glieder fühlten sich kalt wie Marmor an. Dann stellte ihm der Heilige die Frage: „Was jetzt, mein lieber Carlo? Du bist wieder ein Freund Gottes geworden. Was willst du nun tun? Willst du bei uns bleiben oder zu Gott gehen?“ „Ich will zu Gott“, kam ohne zögern die Antwort „Also gut, dann auf Wiedersehen, mein Sohn! Auf Wiedersehen im Himmel!“ Carlo legte den Kopf in die Kissen, schloss friedlich die Augen und ging heim zu Gott.

Hl. Josef – Nothelfer in allen Bereichen

Der sel. Papst Johannes XXIII. hat den hl. Josef, dessen Fest wir am 19. März feiern, sehr verehrt. Er schrieb einmal:

„Als man mich ohne all mein Verdienst zum Papst wählte, mich, den Sohn eines armen Pächters, dachte ich daran, mich Josef zu nennen. Glaubt mir, ich hätte es gern getan, aber dieser Name ist für einen Papst nicht üblich, darum musste ich darauf verzichten. Umso glücklicher bin ich, dass Josef einer meiner Vornamen ist, und ich bin sicher, dass der Nährvater Jesu nicht nur mir an seinem Ehrentag Gottes Segen er­flehen wird, sondern allen, die auf seinen Namen getauft sind.“

Auch die hl. Theresa von Avila war eine große Verehrerin des hl. Josef. Sie sagt über ihn: „Anderen Heiligen scheint der Herr die Gnade gegeben zu haben, nur in bestimmten Anliegen helfen zu können. Diesen glorreichen Heiligen habe ich aber in allen Bereichen als Nothelfer kennen gelernt.“

Heiliger Josef, bitte für uns!

Hl. Anna Schäffer – Christus ist die Sonne meines Lebens

Am 21. Okt. 2012 wurde Anna Schäffer von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen und damit der ganzen Kirche als Vorbild und Fürsprecherin geschenkt.

Anna Schäffer aus Mindelstetten bei Regensburg wollte als Jugendliche in einen Missionsorden eintreten. Bei ihrer Erstkommunion schenkte sie Jesus ihr Leben. Da sie aus einfachen Verhältnissen stammte, versuchte sie die nötige Aussteuer für die Aufnahme ins Kloster als Dienstmagd zu verdienen. In dieser Stellung erlitt sie mit 18 Jahren einen schweren Unfall mit unheilbaren Verbrennungen an den Beinen. Für ihr ganzes weiteres leben war sie an das Bett gefesselt und hatte unsägliche Schmerzen zu ertragen. Die Ärzte haben 30 Operationen mit Hautverpflanzungen an ihr vorgenommen; zum Teil versagt die Narkose. Die Wunden heilten nicht mehr bis zu ihrem Tod nach 25 Jahren Bettlägerigkeit. Zu dem schweren Siechtum gesellte sich auch bittere Armut. Sie haderte zunächst mit ihrem Schicksal, verstand ihre Situation dann aber als einen liebevollen Ruf des Gekreuzigten in seine Nachfolge. Sie faßte den Entschluss, ihr Leben und Leiden Gott als Sühneopfer darzubringen und entwickelte einen erstaunlichen Gebets-, Buß- und Sühneeifer. Der Ortspfarrer Karl Rieger war ihr ein guter Seelenführer und brachte ihr täglich die hl. Kommunion. Selbstverständlich leistete er ihr, wie auch andere im Dorf, materielle Hilfe.

So wurde ihr das Krankenlager zur Klosterzelle und das Leiden zum Missionsdienst. Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende. „Ihr Apostolat des Betens und des Leidens, des Opferns und des Sühnens sei den Gläubigen in ihrer Heimat ein leuchtendes Vorbild,“ sagte Papst Benedikt XVI. bei der Heiligsprechung.

Anna Schäffer hat Sühne als christliche Pflicht empfunden und folgendes Gebet hinterlassen: „Heiligstes Herz Jesu, schenk mir recht viele Seelen, die sich vor Verzweiflung kaum mehr helfen können“. Sie betet für jene, die der Gnade am meisten bedürfen. Zu Maria, der Schmerzensmutter, gewandt, spricht sie: „Verleihe uns stets einen brennenden Durst, am Heil der unsterblichen Seelen zu arbeiten, für sie zu beten und zu leiden!“ Die heilige Anna Schäffer ist aber vor allem Wegweiserin zum Sakrament der Eucharistie. Aus der Kraft dieser göttlichen Speise ertrug sie ihr schweres Schicksal gläubig und gottergeben wie sie in ihrem letzten Brief bekennt: „Meine größte Stärke ist die heilige Kommunion“.

 

Dorothy Day – eine Heilige für unsere Zeit

Die US-Bischofskonferenz beschloss am 13. November, den Seligsprechungsprozess von Dorothy Day († 1980) zu unterstützen. Day gehörte ursprünglich zur Episkopalkirche. In der Jugend verfiel sie ganz dem Kommunismus, ließ ein Kind abtreiben und versuchte, sich umzubringen. Als sie wieder ein Kind erwartete, drängte sie der Vater des Kindes zur Abtreibung. Doch Day brachte ihr Kind zur Welt, ließ es katholisch taufen und wurde selber aus tiefster Überzeugung katholisch. Am Fest der Unschuldigen Kinder, am 28. Dez. 1927, wurde sie getauft und in die katholische Kirche aufgenommen. „Das war etwas, was ich einfach tun musste“, sagte sie. Später wurde sie Benediktiner-Oblatin.

Sie widmete ihr Leben den Armen. Sie lebte selber in freiwilliger Armut, war Mitgründerin des Catholic Worker Movement (katholischen Arbeiterbewegung), sie gründet Heime für Arme, Obdachlose und Frauen in Not, betrieb eine katholische Zeitung. Sie war auch wegen ihres Einsatzes für die Rechte der Arbeiter im Gefängnis. Die Abtreibung verurteilte sie immer als „andauernden Genozid“. Sie gibt uns ein Beispiel für das Engagement der Kirche sowohl im Bereich der Würde des menschlichen Lebens wie auch der sozialen Gerechtigkeit.

Kardinal O’Connor sagte in einer Ansprache, dass ihr Leben ein Vorbild für alle Menschen des 3. Jahrtausends ist, besonders aber für Frauen, die eine Abtreibung hinter sich haben oder an eine Abtreibung denken. Dorothy Day ließ eine Abtreibung durchführen vor ihrer Bekehrung. Jeden Tag ihres Lebens bereute sie ihre Tat. Nach ihrer Bekehrung wurde sie zu einer kraftvollen Verteidigerin des menschlichen Lebens. Die Bekehrung des Denkens und des Herzens, die sie erlebte, spricht Bände zu all den Frauen von heute … sie bezeugt das Erbarmen Gottes, da eine Frau, die eine derart schwere Sünde begangen hatte, nach ihrer Bekehrung eine solche Einheit mit Gott zu finden vermochte. Sie zeigt, dass Wandlung möglich ist: weg vom Akt roher Gewalt gegen unschuldiges Leben im Schoße der Mutter hin zu einer Gesinnung gänzlicher Heiligkeit. „Kurz gesagt“, so der Kardinal, „ich stehe dafür ein, dass ihre Abtreibung ihren Seligsprechungsprozess nicht verunmöglichen, sondern intensivieren sollte … Mit großer Freude verkünde ich, dass der Heilige Stuhl gewährt, das Seligsprechungsverfahren und die Kanonisation von Dorothy Day zu eröffnen.“

Hl. Theresia von Lisieux – Kindsein vor Gott

Auf die Frage, was sie darunter verstehe: „vor Gott ein kleines Kind bleiben“, antwortete die hl. Theresia von Lisieux einmal:

Es bedeutet, sein Nichts anerkennen, alles von Gott erwarten, so wie ein kleines Kind alles von seinem Vater erwartet. Es bedeutet, sich über nichts Sorgen machen, sich keine besonderen Verdienste ansammeln wollen. Sogar bei den armen Leuten gibt man dem Kind alles Notwendige. Sobald es aber erwachsen ist, lehnt sein Vater es ab, länger für es aufzukommen und erklärt ihm: „Arbeite jetzt, du kannst nun für deinen Unterhalt selbst sorgen.“ Nun, um das nie (von Gott) hören zu müssen, wollte ich nicht größer werden, denn ich fühlte mich unfähig, mir mein Leben, mein ewiges Leben selbst zu verdienen. Daher bin ich immer klein geblieben und habe keine andere Beschäftigung, als Blumen zu pflücken, die Blumen der Liebe und des Opfers, und sie Gott zur Freude anzubieten. Klein bleiben bedeutet darüber hinaus, sich nicht selbst die Tugenden zuschreiben, die man praktiziert, als halte man sich zu irgend etwas fähig, sondern anerkennen, dass Gott diesen Reichtum in die Hände seines kleinen Kindes legt, damit es sich dessen bedient, wenn es seiner bedarf. Aber immer bleibt es Gottes Reichtum. Endlich bedeutet es, sich nicht wegen seiner Fehler entmutigen lassen, denn Kinder fallen oft, aber sie sind zu klein, um sich schwer zu verletzen.

Hl. Franz von Sales – Wir wollen ja keine Schätze auf Erden

Franz von SalesVom hl. Franz von Sales, dessen Gedenktag wir am 24. Jänner feiern werden eine Reihe von Anekdoten erzählt über seine Herzensgüte und Selbstlosigkeit.
Herr Rolland, der Diener des hl. Franz von Sales, sah einmal einen Bettler mit dem Silbergeschirr seines Herrn davoneilen. Er war davon überzeugt, einen Dieb auf frischer Tat ertappt zu haben, packte deshalb den Bettler und zerrte ihn zurück ins Bischofshaus. Er sagte zu Franz von Sales ganz erregt, er habe soeben einen Dieb gefasst, der behaupte, das bischöfliche Silbergeschirr geschenkt bekommen zu haben. Franz von Sales bestätigte dies und fragte, ob er denn der Meinung sei, dass er dem Bettler auch noch seine Silberleuchter geben solle.

Bei seinem letzten Aufenthalt am Hof in Turin 1622 schenkte die Prinzessin Christine von Frankreich dem Bischof Franz von Sales einen Diamantring im Wert von 400 Goldtalern. Einige Tage später wurde er von seinem Begleiter Rolland nach dem Ring gefragt. Franz von Sales wusste nicht mehr, wohin er den Ring gegeben habe, und meinte schon, er hätte ihn verloren, was Rolland fast zur Verzweiflung brachte. Glücklicherweise entdeckte er ihn jedoch später und befahl Rolland, den Diamantring so bald wie möglich zu verkaufen und das Geld für die Armen zu verwenden. „Wir wollen ja keine Schätze auf Erden“, meinte Franz von Sales, „sondern Schätze im Himmel gewinnen.“

Theresia von Lisieux – An Gott denken

Als die hl. Theresia v. Lisieux noch in die Volksschule ging, fragte sie ihre Lehrerin einmal, was sie an den schulfreien Tagen machen würde, wenn sie allein sei.

»Ich antwortete ihr, daß ich hinter mein Bett ginge, in einen leeren Zwischenraum, der sich dort befand und den ich leicht mit dem Vorhang abschließen konnte. Dort würde ich „denken“. „Aber an was denkst du?“ fragte sie mich. „Ich denke an Gott, an das Leben … an die Ewigkeit, kurz und gut: ich denke! …“ Die gute Ordensfrau lachte sehr über mich. Später erinnerte sie mich gern an die Zeit, wo ich dachte, indem sie mich fragte, ob ich immer noch denke … Heute verstehe ich, dass ich damals das innere Gebet übte, ohne es zu wissen, und dass mich Gott darin bereits im Geheimen unterrichtete.«

Es ist gar nicht so einfach, beim Beten wirklich an Gott zu denken, das braucht tägliche Übung.