Das Kreuz unseres Charakters

Der hl. Franz von Sales, dessen Gedenktag wir am 24. Jän. begehen, schreibt:
Eines der ersten Kreuze kann unser eigener Charakter sein mit seinen Grenzen und Fehlern. Das Kreuz unserer eigenen Fehler ist meist sehr heilsam, weil es uns reinigt und demütigt. Vor Gott zählt die aufrichtige und lautere Absicht, die Schwächen und Fehler zu überwinden und sich zu bessern, nicht so sehr der spürbare Erfolg und das Gelingen. Ihm genügt das Verlangen und der Wille uns zu bessern, aber er lässt uns die Schwächen unseres Charakters weiterhin sozusagen als Büßerhemd tragen. Und zwar aus dem einfachen Grund, damit wir den Grad der Heiligkeit nicht erkennen, zu dem wir auf dem Weg sind. Denn wenn wir die eigene Vollkommenheit sehen würden, so wären wir einer Versuchung ausgesetzt, die die Menschen am tiefsten zu Fall bringt, nämlich dem Hochmut und dem Stolz. Aber so bewahrt uns der Herr vor dem Stolz, indem er uns die Fehler belässt, die uns immer wieder demütigen. Und so könnte man sagen errichtet Gott seinen Heiligen Tempel auf den Ruinen unserer Misserfolge und unserer gedemütigten Eigenliebe.

Bruno Cornacchiola – Du hast mich verfolgt, jetzt ist es genug!

Bruno Cornacchiola (geb.:1913)starb am Herz-Jesu-Fest 2001 Am 12. April 1947 erschien Maria ihm und seinen drei Kindern bei Tre Fontane in Rom. Sie gab sich zu erkennen als die Jungfrau der Offenbarung.

Am 25. Jänner feiern wir das Fest der Bekehrung des Heiligen Paulus. Durch das Erscheinen Christi wurde er von einem Verfolger der Christen zu einem feurigen Apostel des Evangeliums. In der Nähe der Stätte, wo der hl. Paulus in Rom enthauptet wurde, in Tre Fontane, geschah 1947 durch eine Erscheinung der Gottesmutter eine ebenso außergewöhnliche Bekehrung: Bruno Cornacchiola, ein Kirchen- und Papsthasser, ein gewalttätiger kommunistischer Parteiführer und fanatischer Adventistenprediger wurde durch Maria in einen eifrigen Zeugen und Apostel der Barmherzigkeit Gottes umgewandelt. Durch viele Jahrzehnte erzählte der Bekehrte in Vorträgen, die er in aller Welt hielt, von seiner Bekehrung. Überall kam es zu Bekehrungen, sogar in der Provinz Emilia Romagna, dem “Kleinrussland” Italiens, wo nach 40 Vorträgen 600 Kommunisten aus der Partei austraten.  Hier eine kurze Zusammenfassung seines Zeugnisses. Er berichtet:

“Meine Eltern waren Analphabeten, mein Vater fast immer im Gefängnis. Beide fluchten, tranken und vernachlässigten uns fünf Kinder. Barfuß und schmutzig, waren wir gezwungen, Almosen zu erbetteln. Stehlen gehen, dem Nächsten Böses zufügen, das war meine Jugendzeit!” Ohne Ausbildung, ohne Arbeit schlug er sich durch, um schließlich während seiner drei Jahre im Militärdienst zum Kommunisten zu werden. Er heiratete1936 mit 23 Jahren die praktizierende Katholikin Jolanda Lo Gatto. Das junge Paar lebte in einer Baracke, und am Ende desselben Jahres brach Bruno auf, um als Freiwilliger im spanischen Bürgerkrieg Geld zu verdienen. Durch den Einfluß eines adventistischen Mitkämpfers im Krieg wurde er zu einem entschiedenen Hasser der Katholischen Kirche. Im Spanischen Bürgerkrieg wurden von den Kommunisten rund 7000 Priester und Ordensleute umgebracht. In seinem fanatischen Eifer ermordete auch Bruno mehrere Priester und einen Bischof.

Nach seiner Rückkehr zwang er auch seine Frau, aus der katholischen Kirche auszutreten. Sie willigte ein, aber nur unter der Bedingung, dass Bruno zuvor mit ihr die neun Herz-Jesu-Freitage halte, was er auch tat. Bruno entwickelte sich zu einem Kommunistenführer und Adventistenprediger. Auf einem Dolch, den er bei sich trug, hatte er die Worte eingeritzt: “Tod dem Papst”.

Am 12. April 1947, dem Samstag vor dem Barmherzigkeitssonntag, ging Bruno mit seinen Kindem Isola(10), Carlo (7) und Gianfranco (4) nach Tre Fontane. Während die Kinder mit dem Ball spielten, arbeitet er an einem Vortrag, mit dem er beweisen wollte, dass Maria weder Jungfrau ist noch Immaculata noch in den Himmel aufgenommen wurde.

Als er von den Kindern nichts mehr hörte, ging er auf die Suche und fand sie vor einer Grotte kniend. Er versuchte sie von dort wegzubringen, aber er konnte sie nicht bewegen und aufheben. Voll Schreck, und Verzweiflung hob er die Augen zum Himmel und rief: “Mein Gott, rette Du uns!” Bruno erzählt: “Kaum hatte ich gerufen, fühlte ich, als würde mir eine Binde von meinen Augen genommen, und plötzlich kam von der Grotte her ein herrliches Licht, immer heller, immer schöner.” Es erschien ihm Maria und sagt: “Ich bin die, die in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist. Ich bin die Jungfrau der Offenbarung. Du hast mich verfolgt, jetzt ist es genug! Tritt ein in die heilige Herde, in den himmlischen Hof auf Erden. Das Versprechen Gottes ist und bleibt unabänderlich: Die neun Herz-Jesu-Freitage, die du gemacht hast, liebevoll gedrängt durch deine treue Braut, haben dich gerettet.”

Die Gottesmutter ermutigte Bruno zum täglichen Rosenkranz in drei besonderen Anliegen: für die Bekehrung der Sünder, für die Ungläubigen und um die Einheit der Christen. Und sie gab das schöne Versprechen: “Ich werde die Hartnäckigsten durch Wunder bekehren …”

Die Begegnung mit Maria hatte ihn gänzlich gewandelt: Als er nach Hause kam, bat er zuerst seine Frau um Verzeihung: “Ich hatte meine Frau so oft geschlagen und betrogen. Ja sogar die letzte Nacht des 11. April hatte ich nicht zu Hause, sondern bei meiner Freundin geschlafen. Jetzt kniete ich mich vor ihr nieder: Wie, du kniest dich vor mir nieder? fragte Jolanda erstaunt. Sonst kniete immer ich vor dir, um dich anzuflehen, mit dem Schlagen aufzuhören. Da sagte ich zu ihr: Wir haben die Gottesmutter gesehen, und jetzt bitte ich dich um Verzeihung für alles Böse, das ich dir angetan habe. Bitte verzeih mir all die schlechten Dinge, die ich dich gelehrt habe gegen die Eucharistie, die Gottesmutter den Papst, die Priester, die Sakramente. Ich weiß nicht, was geschehen ist, ich bin ganz verändert.” Bruno wurde zu einem eifrigen Apostel der Gottesmutter.

Allerseelenmonat – “Seid wachsam!”

Im Allerseelenmonat November und im Advent erinnert uns die Kirche an die Letzten Dinge und an die Wiederkunft des Herrn. Christus hat verheißen, dass er in Herrlichkeit kommen wird am Ende der Zeit. Wir haben vielleicht den Eindruck, dass dieser “Jüngste Tag” weit weg ist von und dass wir ihn nicht erleben werden. Doch dieser “Jüngste Tag” ist jedem von uns ganz nahe durch das Sterben, das uns bevorsteht. Gleich nach unserem Tod werden wir vor unserem Herrn und Richter stehen. So ist unser Leben gleichsam eine immerwährend Adventszeit, in der wir uns auf diese ewige Begegnung mit Gott vorbereiten. Im Blick auf sein Kommen mahnt uns der Herr deshalb immer wieder zur Wachsamkeit: “Seid wachsam, denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet!” (Lk 12,35).

Die Wachsamkeit ist unbedingt notwendig für unser christliches Leben, denn es gibt auf der anderen Seite die große Gefahr des geistlichen Schlafens. Viele Menschen erliegen diesem Schlaf d.h. sie verhalten sich praktisch gesehen so, als gäbe es Gott nicht. Sie kümmern sich kaum um ihn, um seine Kirche, seine Gebote und seinen Willen. Das ist der gefährliche Schlaf der Gleichgültigkeit. Gott versucht die Menschen immer wieder aus diesem Schlaf aufzurütteln. Oft genug muss er es durch ein Leiden tun. Die Menschen werden für eine Zeitlang wach, beginnen nachzudenken und fassen einen guten Vorsatz. Aber wenn die Sorgen um das irdische Leben kommen, dann schläft meist alles wieder ein.
Jesus verlangt von uns als seinen Jüngern, dass wir anders leben. Wir sollen wachsam sein. Er beschreibt im Evangelium die Wachsamkeit mit einem schönen Bild:

„Legt euren Gürtel nicht ab und lasst eure Lampen brennen. Seid wie Menschen die auf die Rückkehr ihres Herrn warten.“
„Den Gürtel nicht ablegen“ bedeutet immer bekleidet zu bleiben. Übertragen auf unser Leben heißt dies: Wir sollen uns ständig darum mühen, mit guten Eigenschaften, mit Tugenden bekleidet zu sein. Das ist das Taufkleid der heiligmachenden Gnade, das wir am Anfang empfangen haben und mit dem uns der Herr auch antreffen möchte, wenn er kommt. Der hl. Paulus sagt an einer Stelle: „Ihr habt Christus angezogen, darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld” (Kol 3,12).

Jesus fordert uns weiter auf: „Lasst eure Lampen brennen!“ Diese Lampe, die in dieser dunklen Weltzeit leuchten soll, ist nichts anderes als das Licht des Glaubens bzw. die Flamme der Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen. Der Heilige Geist hat dieses Licht in unseren Herzen entzündet. Es soll nie erlöschen. Die Flamme dieser Lampe wird genährt durch das tägliche Gebet, durch die Hl. Messe, durch das Sakrament der Beicht; aber auch durch die tätige Nächstenliebe, indem wir nicht versäumen, den anderen auch wirklich Gutes zu tun. Der heilige Don Bosko hat einmal gesagt: “Unser Leben ist zu kurz. Man muß das Wenige, das man tun kann, in Eile besorgen, bevor der Tod uns überrascht.”

Wenn wir also in dieser Weise trachten, den Gürtel nicht abzulegen und die Lampe brennen zu lassen, dann wird für uns die Stunde Gottes, wenn er uns aus diesem irdischen Leben abberuft, kein schreckliches Erwachen sein, bei dem wir draufkommen, dass wir das Wichtigste im Leben, vielmehr wird es für uns eine freudige Begegnung mit Jesus Christus werden, für den wir in Treue gearbeitet haben, obwohl wir ihn nicht sehen konnten.

Hl. Theresia von Lisieux – man muss verstehen, Gott beim Herzen zu nehmen

Die hl. Theresia vom Kinde Jesu schreibt in einem Brief:

„Er (Gott) hat mit Sicherheit alle wünschenswerten Vollkommenheiten. Aber – wenn ich so sagen darf – er hat zugleich eine Schwäche: er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: das ist das Rechnen ( …) Würde er genau sehen und könnte er rechnen, glauben Sie nicht, dass er angesichts all unserer Schuld uns ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn wirklich blind. Beachten Sie auch: würde der größte Sünder der Erde seine Schuld im Augenblick des Todes bereuen und in einem Akt der Liebe sterben, so zählt er nur sein letztes Gebet und er empfängt ihn, ohne zu zögern, in den Armen seiner Barmherzigkeit, ohne einerseits die zahlreichen Gnaden zu zählen, die dieser Unglückliche zurückgewiesen hat, und all seine Vergehen andererseits.

Um ihn aber blind zu machen, und ihn daran zu hindern, auch nur die kleinste Rechnung zu schreiben, muss man verstehen, ihn beim Herzen zu nehmen. Dort ist seine schwache Stelle.“

Hl. Elisabeth – “Wir sind wie ein Schilf…”

Eine der großen und liebenswürdigen Heiligen ist die heilige Elisabeth von Thüringen, deren Fest wir am 19. November feiern. Sie war die Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner Gattin Gertrud von Andechs. 1207 in Ungarn geboren, kam sie mit vier Jahren auf die Wartburg, wo sie von der Landgräfin Sophie, ihrer späteren Schwiegermutter, erzogen wurde. Als Vierzehnjährige wurde sie mit dem Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen vermählt. Die glückliche Ehe dauerte nur sechs Jahre, denn 1227 starb Ludwig auf dem Kreuzzug. Elisabeth war, als er aufbrach, zwei Tage mit ihm gezogen, da sie sich nicht von ihm trennen konnte. Als die Todesnachricht kam, sagte sie: “Tot! tot soll mir nun aller Welt Freude und Ehre sein.” Sie war 19 Jahre alt.

Der zweite Teil ihres Lebens verlief so schnell wie der erste. Eine tiefe Christusliebe hatte sie schon bisher erfüllt und in ihr die Liebe zur Einfachheit, zur Armut und zu den Armen genährt. Die Botschaft des hl. Franz von Assisi fand bei ihr ein reines Echo. Sie floh von der Wartburg, wo man ihre Art und ihre Sendung nicht verstand, und lebte als Franziskanerterziarin in großer Armut. Sie konnte jedoch bei Marburg an der Lahn ein Spital gründen, das sie leitete und in dem sie die Arbeiten übernahm, die sonst niemand tun wollte. Sie selbst starb nach kurzer Krankheit in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1231 mit 24 Jahren. Erst nach ihrem Tod wurde ihre Größe sichtbar.

Die hl. Elisabeth schrieb in einem Brief: “Wir sind wie ein Schilf, das am Flussufer wächst. Schwillt der Fluss, so beugt sich das Schilf; sinkt das Wasser, so richtet es sich wieder empor und wächst in seiner Kraft fröhlich und erquickt weiter. So müssen auch wir uns bisweilen beugen und demütigen, um uns dann froh und erquickt wieder aufzurichten.”

Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen

Im ersten Petrusbrief (5,5f)steht zu lesen: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade. Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist.“ Gott selbst ist demütig als kleines Kind in diese Welt gekommen, darum kommen die Demütigen und Kleinen bei ihm besonders zu Ehren. Karl Heinrich Waggerl hat diese Wahrheit in ein köstliche Geschichte verpackt:

„Als Josef mit Maria auf dem Weg nach Bethlehem war, rief ein Engel die Tiere heimlich zusammen, um einige auszuwählen, der Heiligen Familie im Stall zu helfen. Als erster meldete sich natürlich der Löwe: “Nur ein Löwe ist würdig, dem Herrn der Welt zu dienen”, brüllte er, “ich werde jeden zerreißen, der dem Kind zu nahe kommt!”
“Du bist mir zu grimmig”, sagte der Engel.

Darauf schlich sich der Fuchs näher. Mit unschuldiger Miene meinte er: “Ich werde sie gut versorgen. Für das Gotteskind besorge ich den süßesten Honig und für die Wöchnerin stehle ich jeden Morgen ein Huhn!”
“Du bist mir zu verschlagen”, sagte der Engel.

Da stelzte der Pfau heran. Rauschend entfaltete er sein Rad und glänzte in seinem Gefieder. “Ich will den armseligen Schafstall köstlicher schmücken als Salomon seinen Tempel!” “Du bist mir zu eitel”, sagte der Engel.

Es kamen noch viele und priesen ihre Künste an. Vergeblich. Zuletzt blickte der strenge Engel noch einmal suchend um sich und sah Ochs und Esel draußen auf dem Feld dem Bauern dienen. Der Engel rief auch sie heran: “Was habt ihr anzubieten?’ “Nichts”, sagte der Esel und klappte traurig die Ohren herunter, “wir haben nichts gelernt außer Demut und Geduld. Denn alles andere hat uns immer noch mehr Prügel eingetragen!” Und der Ochse warf schüchtern ein: “Aber vielleicht könnten wir dann und wann mit unseren Schwänzen die Fliegen verscheuchen!” Da sagte der Engel: “Ihr seid die richtigen!”

Mach es doch wie ich und sag: Siehe, ich bin die Magd des Herrn!

Der Priester und Komponist Herman Kronsteiner hat in seinem sehr lesenswerten Buch: „Eine Mutter und ihre 11 Kinder“ über des Leben seiner Mutter berichtet. Er schreibt:

Einmal sagte ich in meiner Vorwitzigkeit zur Mutter, “dass wir so viele Kinder seien”. Der Gedanke kam mir vielleicht, weil der Hunger uns wieder einmal sehr zusetzte. Da gestand mir die Mutter folgendes: “Freilich war es schwer – besonders einmal. Es waren schon neun Kinder da, da merkte ich, dass ein zehntes im Kommen sei. Eine unserer Nachbarinnen sagte zu mir: Frau Kronsteiner, schon wieder – aber da gibt’s doch etwas dagegen – ich helfe ihnen schon … Zuerst war ich empört – dann aber überfiel mich die Versuchung, es vielleicht doch machen zu lassen. Ich war zutiefst erschrocken, dass ich so etwas überhaupt dachte. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr setzte mir der Gedanke zu und ich hörte immer wieder die Stimme der Nachbarin: Ihr könnt ja eure neun Kinder kaum ernähren und noch eines – das muss verhungern, muss verhungern, verhungern.

Ich wusste nicht mehr aus noch ein – ich wagte weder den Vater noch den Herrn Pfarrer zu fragen – bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass es so schwere Versuchungen geben könne.

Als es ganz arg wurde und ich mir nicht mehr zu helfen wusste, ließ ich alles liegen und stehen und lief – ich war gerade beim Kochen am Herd – hinüber in die Kirche, kniete mich zum Muttergottesaltar, schaute weinend zu ihr hinauf mit dem stillen Gebet: Mutter Gottes, was soll ich denn tun, hilf mir doch! und da war mir, als schaute sie mich an und sagte: ,Mach es doch wie ich und sag’ einfach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn!’. Und sogleich war alles klar und gut und ich eilte wieder zurück zum Herd, niemand hatte mich gesehen. Und dann kamst du, Hermann, als zehntes Kind und wie haben wir uns alle gefreut – und es war der 25. März, als du kamst, ein Marientag, Maria Verkündigung, wo es im Evangelium doch auch heißt: ,Siehe ich bin die Magd des Herrn’.”

Geistliche Berufung: “Wofür Gott dich bestimmt hat, das kann kein Mensch verhindern.”

Aus dem Bericht von Pater Strzoda von den „Afrikamissionaren“:
In einem kleinen Dorf im Süden von Mali (Afrika), einem Land, mit über 80% Muslimen, saß Antonio, ein kleiner Junge mit seinen Geschwistern am Heiligen Abend unter einem Baum. Er war traurig, denn die Familie seines Onkels war ohne ihn in ein 30 km entferntes Dorf zur Feier der Weihnachtsmesse gegangen. Die Kinder waren allein, ohne Priester und heilige Messe, und das zu Weihnachten. „In diesem Augenblick habe ich mir gesagt, ich will Priester werden, damit ich zu Weihnachten für diejenigen die hl. Messe feiern kann, die keine Messe haben.“ Das sagt der neugeweihte Afrikamissionar Antonio Tembele bei seiner Priesterweihe am 29. Juli 2006.

Das Besondere am Neupriester Antonio und seiner Familie ist: Sein Vater ist katholisch, seine Mutter praktizierende Muslimin, die aber ihre 11 Kinder im katholischen Glauben erzogen hat. Auf die Frage, warum sie ihre Kinder katholisch erzogen habe, sagte sie: „Ich bin Muslimin von islamischen Eltern, und wurde einem Katholiken als Ehefrau gegeben. Es ist normal, dass ich unsere Kinder in der Religion meines Mannes erziehe. Die Familie meines Mannes hat meine Religion nicht geändert, so habe auch ich nicht das Recht, die Religion der anderen zu ändern. Ich liebe die Leute nicht, die ihre Religion nicht praktizieren (sie selbst hält nach islamischem Ritus das fünfmalige Gebet am Tag ein).

Manchmal, wenn die Kinder nicht in die Sonntagsmesse gehen wollten, bin ich mit ihnen bis zur Kirche gegangen, sie gingen hinein, ich wartete vor der Kirche, und nach der Messe gingen wir gemeinsam nach Hause. So war ich sicher, dass die Kinder wirklich in der Messe waren.“ Auf die Frage, wie sie sich fühle, dass ihr Sohn nun zum Priester geweiht würde, sagte sie:

„Wofür Gott dich bestimmt hat, das kann kein Mensche verhindern.“

Die betenden Mütter von Lu Monferrato

Dieses Foto ist einzigartig in der Geschichte der Kirche. Vom 1. bis 4. September 1946 traf sich in Lu ein Großteil der 323 Priester und Ordensleute, die aus diesem Ort hervorgegangen waren. Dieses Treffen erregte weltweites Aufsehen.

Die Macht des Gebetes um geistliche Berufungen

Ein in der Weltkirche einzigartiges Beispiel geistiger Mutterschaft für Priester und Ordensberufe ist der kleine Ort Lu in Oberitalien. Das Dorf mit seinen knapp 3000 Einwohnern liegt in ländlicher Gegend 50 km östlich von Turin. Bis heute wäre es wohl unbekannt ge-blieben, hätten nicht im Jahre 1881 einige Familienmütter von Lu einen Entschluss mit „schwerwiegenden Folgen“ gefasst.

So manche Mutter trug im Herzen den Wunsch, dass doch einer ihrer Söhne Priester werde oder eine Tochter ihr Leben ganz in den Dienst Gottes stellen möge.

So begannen sie, sich unter der Leitung ihres Pfarrers Alessan-dro Canora jeden Dienstag vor dem Tabernakel zu versammeln, um den Herrn anzubeten mit der Bitte um geistliche Berufungen. Im selben Anliegen empfingen sie jeden ersten Sonntag im Monat die Hl. Kommunion. Nach der Hl. Messe beteten alle Mütter ein gemeinsames Bittgebet um Priesterberufungen. Durch das vertrauensvolle Gebet der Mütter und die Offenheit der Eltern entstand in den Familien eine so tiefe Atmosphäre christlicher Frömmigkeit, dass die Kinder viel leichter ihre Berufung erkennen konnten. Sagt doch Jesus, der Herr: „Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt“ (Mt 22,14). Das heißt, berufen wären viele, aber nur wenige antworten darauf. Gott erhörte das Gebet der Mütter in so außergewöhnlicher Weise, wie es sich niemand erwartet hätte.

Aus diesem kleinen Ort Lu sind seit damals 323 (!!) geistliche Berufungen hervorgegangen, 152 Ordens- und Diözesanpriester und 171 Schwestern. Sie gehören 41 verschiedenen Kongregationen an. Aus manchen Familien gingen sogar drei bis vier Berufungen hervor. Am bekanntesten ist das Beispiel der Familie Rinaldi. Gott berief aus dieser Familie sieben Kinder. Zwei Mädchen wurden Salesianerschwestern, die beide als mutige Missionspioniere nach Santo Domingo geschickt wurden.

Das Gebet, das die Familienmütter von Lu um Priesterberufungen beteten, war kurz, schlicht und tief:

„O Gott, gib, dass einer meiner Söhne Priester wird! Ich selbst will als gute Christin leben und will meine Kinder zu allem Guten anleiten, damit ich die Gnade erhalte, dir, o Gott, einen heiligen Priester schenken zu dürfen! Amen.“

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein

Ein Archäologiestudent hat folgende Begebenheit aus dem ersten Semester seines Studiums erzählt – ein Zeugnis, dass ihn sehr beeindruckt hat: Einer ihre Professoren berichtet davon, dass man in der Wüste von Ägypten bei Ausgrabungen ein kleines beschriebenes Papyrusstück gefunden hatte. Die Archäologen konnte darauf den Teil eines Satzes des Markusevangeliums entziffern: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“ Mk 10,43. Nach diesen Worten nahm der Professor seine Brille ab und sagt: „Wenn es vom ganzen Neuen Testament nur diesen einen Satz Jesu gäbe, so wäre das für mich ein Grund, Christ zu werden, wenn ich es nicht schon wäre.“

Jesus hat mit seinem Evangelium einen ganz neuen Maßstab in die Welt gebracht, den wir von Natur aus nicht so leicht begreifen und annehmen können. In dieser Welt gibt es in irgendeiner Form immer einen Kampf ums Herrschen über andere und um Großsein vor den anderen. Diesen Kampf hat es auch unter den Jüngern gegeben als sie miteinander gestritten haben, wer von ihnen wohl der Größte sei. Jesus hat sie belehrt, dass die wahre Größe ihn Dienen liegt, in der dienenden Hingabe des Lebens für die andern. Er selbst als der wahre Herr der Menschen hat sein Leben für uns am Kreuz hingegeben.