Berufung – Komm und folge mir nach!

Jesus hat damals die ersten Apostel persönlich angesprochen und zu ihnen gesagt: “Komm und folge mir nach!” Und weil sie auf das Wort Gottes hörten, hat es reiche Frucht gebracht. Das geschieht bis heute so. Der Theologe Hans Urs von Balthasar (1905-1988) berichtet in einem kurzen Aufsatz mit dem Titel “Warum ich Priester wurde” von seiner Berufungsstunde. Er schreibt:

“Noch heute, nach dreißig Jahren, könnte ich auf dem verlorenen Waldweg im Schwarzwald, unweit von Basel, den Baum wiederfinden, unter dem ich wie vom Blitz getroffen wurde. Ich war damals Student der Germanistik und folgte einem Exerzitienkurs für Studenten. Was da blitzartig vor meinen Geist trat, war einzig und allein dies: Du hast nichts zu wählen, du bist gerufen; du wirst nicht dienen, man wird sich deiner bedienen; du hast keine Pläne zu machen, du bist nur ein kleines Steinchen in einem Mosaik, das längst bereitsteht! Ich brauchte nur ‘alles zu verlassen und nachzufolgen’, ohne Pläne zu machen, ohne Wünsche und (besondere) Einsichten; ich brauchte nur dazuzustehen und zu warten und zuzusehen, wozu man mich brauchen würde. Und so geschah es.”

 

Mein Weg zu Maria – von der Kraft lebendigen Glaubens

Gabriele Kuby (geb. 1944) ist eine prophetische Stimme in unserer Zeit, die seit ihrer Bekehrung und ihrem Eintritt in die katholische Kirche 1997 in Wort und Schrift unermüdlich für den Glauben, insbesondere für die katholische Sexual- und Ehelehre Zeugnis gibt, um den Menschen die Augen zu öffnen für die Wahrheit. In Ihrem Buch ‘Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit’ zeigt sie unverblümt auf, wie die absichtliche Verwirrung der sexuellen Normen die Menschen, die Familien und die Kultur zerstört und sie weist den Weg zur Umkehr zu Gott und seinen Geboten.

Gabriele Kuby ist in einer Familie aufgewachsen, in der der Glaube an Gott keine Rolle spielte. Sie wurde zwar mit acht Jahren evangelisch getauft, da sie einmal weinend von der Schule nach Hause kam mit der Frage: “Mutti, komme ich in den Himmel, wenn ich nicht getauft bin?” Aber während ihres Soziologiestudiums trat sie aus der evangelischen Kirche aus. Trotz allem blieb sie eine Sucherin nach der Wahrheit, die sie weder in der Psychologie noch in der Esoterik … finden konnte. Sie war als Übersetzerin und Dolmetscherin tätig. 1979 heiratete sie. Ihr Mann war aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ihre drei Kinder wurden nicht getauft.

1996 kam es aber zu einer Wende. Sie sagt in einem Interview mit Kirche in Not: “Ja, da gab es einen Tiefpunkt in meinem Leben, der dann unmittelbar zur Bekehrung geführt hat, … denn meine Ehe – die zivil geschlossen war – mit drei Kindern – ging kaputt und es war auch sonst eigentlich nicht rosig, und in diesem sehr leidvollen Zustand kam eine junge Frau an meine Tür, klingelte – sie hatte gehört: Die Familie zerbricht gerade – und hielt mir eine Novene hin, ‘Himmelstürmende Andacht zum Herrn des Himmels und der Erde unter Berufung auf seine eigenen Worte’, und das habe ich ergriffen in meiner Not und vor allem, was ich so gesammelt hatte in der langen Suchzeit,  unter anderem eine Buddhastatue und manches andere stand da an meinem Meditationsplatz, da habe ich diese Novene gebetet.  Sie hörte immer auf mit dem Satz: ‘Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.’ Und am Ende von diesen neun Tagen wusste ich, ich werde katholisch. Das war zu einem Zeitpunkt, an dem ich die katholische Kirche abgelehnt habe, wie sie normalerweise abgelehnt wird im Zeitgeist, aber es war plötzlich diese Gewissheit da. Ich habe es auch gleich jedem gesagt, ich werde katholisch. Ich wusste, es braucht Vorbereitung und ein Jahr später am Fest der Taufe Jesu 1997 bin ich dann in die Kirche aufgenommen worden.”

Sie spürte, dass Maria ihr Leben in die Hand nahm und sie durch den Rosenkranz Schritt für Schritt zur Fülle des katholischen Glaubens und zu den Sakramenten hinführte. Sie beschrieb diesen Weg in ihrem ersten Buch ‘Mein Weg zu Maria – Von der Kraft lebendigen Glaubens’. Wie konkret die Vorsehung sie immer wieder führte, weil sie auf die Stimme Gottes in ihrem Herzen hörte, beschreibt sie in diesem Buch:

“Das Einkommen für die Familie musste ich nun [nach der Trennung vom Mann] zum größeren Teil allein verdienen. Seit zwanzig Jahren übersetze ich Bücher, und noch nie war es vorgekommen, dass ich keinen Auftrag hatte, wenn ich einen Auftrag wollte. Im März hatte ich keinen. Ich rief alle Verlage an, die ich kenne. Mit Existenzangst in der Stimme bekommt man keinen Auftrag. Schließlich kontaktierte ich einen Verlag spiritueller Bücher. Etwas Eiliges lag dort auf dem Schreibtisch. Es handelte sich um ‘gechanneltes’ Material von einem Stern. Mir war nicht wohl dabei, aber ich musste Geld verdienen. Bei der Arbeit wurde mir zunehmend elender. …. Schließlich ringe ich mich durch. Ich darf meine Energie nicht für etwas einsetzen, das ich für verderblich halte. Ich schreibe einen Brief an die Verlegerin, in dem ich begründe, warum ich nicht weiter übersetzen will. Eine Stunde, nachdem ich den Brief in den Kasten geworfen habe, klingelt das Telefon, und mir wird eine neue Übersetzung angeboten. Es ist ein hervorragendes wissenschaftliches Buch.”

Eines der neueren Bücher von Gabriele Kuby hat den Titel: ‘Die verlassene Generation.’ Anhand von erschütternden Fakten legt sie dar, wie wir das Leben unserer Kinder heute beschädigen: Sie schreibt über das Nein zum Kind durch Verhütung und Abtreibung, über die künstliche Produktion von Kindern, die staatliche Kollektivbetreuung, die Sexualisierung in Kindergarten und Schule, die Smartphone-Epidemie mit Zugang zur Pornografie und die traumatischen Folgen von Scheidung.

Eine junge Mutter, Assistentin einer Abgeordneten des Europaparlaments schrieb ihr: “Das Buch hat mich dazu gebracht, meine Rolle als Mutter neu zu überdenken. Mir war nicht klar, wie entscheidend Bindung für die Neugier, den Mut und die Lebensfreude der Kinder ist. Das 6. Kapitel ‘Die Kinderkrippe – Sozialismus 2.0’ hat mich eine Nacht nicht schlafen lassen. … Ihr Buch ist revolutionär, obwohl es nach etwas ganz Natürlichem ruft: Unsere Familie und unsere Kinder zu lieben.”

 

Ja, ich glaube!

Sophia Kuby (geb. 1981) ist die Tochter von Gabriele Kuby. Sie hat mit 17 Jahren (1998)  eine besondere Bekehrungsgnade durch die Eucharistie empfangen, sie wurde mit 18 Jahren katholisch getauft und ist heute bei der Menschenrechtsorganisation ADF International in Wien tätig. Beim Eucharistischen Kongress 2021 in Budapest gab sie vor 15000 Jugendlichen Zeugnis über ihren Glaubensweg und hat in einem Interview mit Radio Horeb über ihre Bekehrung gesprochen. Sophia erzählt, dass der Glaube in ihrer Familie kein Thema war, aber sie spürte schon von Kindheit an eine Sehnsucht nach einem ‘Mehr’, das sie durch nichts erfüllen konnte.

“Ich bin ganz unerwartet eingeladen worden zu einer Großveranstaltung mit vielen Menschen, Bischöfen und Priestern, ich war damals 17. Es war bezeichnenderweise ein Pfingstsonntag. Aber das alles hat mir nichts gesagt, ich war nicht getauft und überhaupt nicht christlich sozialisiert. Ich wusste von der hl. Messe nur so viel, dass ich nicht zur hl. Kommunion gehen durfte. Meine Mutter, die sich zwei Jahre vorher zum katholischen Glauben bekehrt hatte, hat mir aber gesagt, ich dürfte bei der Kommunion mit überkreuzten Händen nach vorne gehen und mich segnen lassen. Und das habe ich dann gemacht, weil ich dachte, warum nicht, das kann ja nicht schaden. Und dann bin ich hingegangen mit überkreuzten Armen. Aber der Priester wollte mir die hl. Kommunion geben. Da stand ich perplex vor ihm und habe ihm das gesagt, ich gehöre nicht dazu, ich darf nicht kommunizieren. Da sagte der Priester zu mir: ‘Glaubst du, dass das Jesus Christus ist?’ Und er hat mir die hl. Hostie vor die Augen gehalten. Da ist alles um mich herum verschwunden, da waren nur mehr diese kleine Hostie und ich. Und da durfte ich Ja sagen. Eine unglaubliche Gnade erfasste mich, die mich heute noch bis zu Tränen rührt, wenn ich daran denke – einundzwanzig Jahre danach. Es ist einfach die Kraft der Eucharistie. Sie kann ein Leben wirklich von null auf hundert verändern. Alles, was man ersehnt, ist in der Eucharistie gegenwärtig.”

“Es wurde mir geschenkt zu glauben und zwar mit einer Gewissheit, die man sich nicht selbst machen, die man sich nicht einreden kann. Und ich habe gesagt: Ja, ich glaube. Das war mein erstes Glaubensbekenntnis. Das hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Das war so stark, dass ich mit zitternden Beinen zurück auf meinen Platz bin, denn ich war gerade einer so großen Liebe begegnet, die ich davor in meinem Leben nicht kannte. Jede noch so große menschliche Liebe ist nicht vergleichbar damit. Danach war nichts mehr wie davor. In den Wochen vor dem Bekehrungserlebnis habe ich eine ganz extreme Leere gespürt – in meinen Freundschaften, in meinem sozialen Umfeld. Außen war alles wunderbar, aber innen war ein Hunger und ein Durst nach mehr.

Auf einmal hatte ich den Glauben und ich wusste, da ist ein Weg, dem ich folgen will. Danach kam das Jahr der Vorbereitung auf die Taufe und ich habe gelernt, was die Kirche eigentlich sagt. Das war eine interessante Zeit, ich habe eine neue Welt entdeckt.

Menschlich war es auch eine harte Zeit der Einsamkeit, weil manche Freunde nicht verstanden haben, dass sich meine Prioritäten geändert haben. Es braucht eine gewisse Übergangszeit, in der man sein Leben neu ordnet. Aber ich wusste, Gott lässt mein Leben nicht in diesem Zustand, sondern er schenkt mir alles in Fülle zurück. Ich wusste, er wird mir die besten Freunde schenken, er wird mein Leben wirklich reich machen. Und ich habe in diesen Jahren keinen Moment mehr gezweifelt.”

 

Mein kindlicher Glaube war nicht unbiblisch

Brant Pitre (geb. 1975 in New Orleans, Louisiana, er ist verheiratet und hat vier Kinder), ist Professor für Neues Testament und mit großem Eifer tätig, um die biblischen Grundlagen des katholischen Glaubens den Menschen nahe zu bringen. Ursprünglich studierte er Philosoph und Literatur. Wie er aber dazu kam, sich ganz der Glaubensverkündigung zu widmen, das erzählt er in seinem Buch über die heilige Eucharistie.

Es war ein Tag, den er nicht mehr vergessen kann. Als Student im zweiten Jahr wollte er heiraten. Er war von Haus aus katholisch, seine zukünftige Frau Elizabeth Baptistin. Sie entschieden sich, dass die Trauung in der baptistischen Kirche stattfinden sollte, die der Großvater von Elizabet als Pastor errichtet hatte. Sie wollten die Hochzeit mit dem zuständigen Pastor besprechen, um die Erlaubnis einzuholen und dachten, dass dieses Gespräch mit dem Pastor gleich erledigt wäre. Aber es kam anders. Denn aus der einfachen Frage um die Erlaubnis zur Nutzung des Gebäudes entwickelte sich ein fast dreistündiger theologischer Ringkampf zwischen Brant und dem Pastor.

Der frisch ordinierte Pastor bombardierte Brent mit allen Vorurteilen gegen den katholischen Glauben. Warum betet ihr Maria an? Wie könnt ihr an das Fegefeuer glauben? … Am schlimmsten aber war sein Angriff auf die Eucharistie. “Wie könnt ihr Katholiken lehren, dass Brot und Wein tatsächlich zu Jesu Leib und Blut werden? Glaubt ihr das wirklich? Das ist doch lächerlich!” Er bezeichnete diesen Glauben als unbiblisch und sogar als Kannibalismus. Brant suchte sich, so gut es ging, zu verteidigen, aber er war nicht so bibelfest wie der Pastor. Am Ende der Sitzung wandte der Pastor sich an Elizabeth und sagte: “Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen im Moment keine endgültige Antwort geben. Ich habe ernsthafte Bedenken, Sie mit einem Ungläubigen zu verheiraten.”

Brant und Elizabeth verließen am Boden zerstört das Büro und weinten über das, was passiert war. Brant sagt: “Diese Nacht war furchtbar. Als ich versuchte, einzuschlafen, ging ich in Gedanken alle Themen durch, die wir besprochen hatten. … Am meisten weh tat: seine Verhöhnung der realen Gegenwart Jesu in der Eucharistie. … Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass die Lehre der Kirche über die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie unbiblisch sein könnte, geschweige denn unwahr.”

“Wohin sollte ich mich also wenden? … In diesem Moment geschah etwas, das mein Leben für immer verändern sollte. Ich stand von meinem Bett auf, … um die Bibel in die Hand zu nehmen, die mir meine Eltern zur Firmung geschenkt hatten. Ich war verzweifelt. Ist es möglich, dachte ich, dass die wirkliche Gegenwart Jesu nicht in der Bibel steht? … Als ich die Bibel aufschlug, geschah etwas Bemerkenswertes. (Und hier muss ich darauf bestehen, dass ich die Wahrheit sage.) Ich schlug einfach meine Bibel auf, blickte nach unten und sah sofort diese Worte Jesu, die in roten Buchstaben geschrieben waren: ‘Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.’ (Joh 6,53f). Zum zweiten Mal an diesem Tag stiegen mir die Tränen in die Augen, so viele, dass ich kaum noch die Seiten sehen konnte. Diesmal waren es jedoch Freudentränen  die Freude darüber, dass mein kindlicher Glaube an die Eucharistie nicht ganz so unbiblisch war, wie der Pastor behauptet hatte.”

 

Sie hören auf meine Stimme

An einer U-Bahn-Haltestelle in Washington DC steht an einem kalten Januarmorgen 2007 ein Mann mit einer Violine. Während dieser Zeit kommen im morgendlichen Berufsverkehr Hunderte von Menschen an ihm vorbei. Der Geiger spielt, ohne abzusetzen. Insgesamt sechs Menschen bleiben vor ihm stehen und hören ihm für kurze Zeit zu. Vielleicht 20 Vorübergehende werfen ihm eine Münze in den Hut. Nach einer knappen Dreiviertelstunde beendet der Geiger sein Konzert. Es wird still. Aber niemand nimmt davon Notiz, niemand applaudiert. 32 Dollar sind zusammengekommen.

Der Violinist war Joshua Bell, einer der besten Musiker der Welt. Er spielte unter anderem eines der komplexesten und schwierigsten Musikstücke, die jemals geschrieben wurden: die “Chaconne in d-Moll” von Johann Sebastian Bach. Die Geige, die er dafür verwendete, war 3,5 Millionen Dollar wert. Zwei Tage davor hatte Joshua Bell vor einem ausverkauften Haus in Boston das gleiche Konzert gegeben. Die Karten für dieses Ereignis kosteten durchschnittlich 100 Dollar.

Sein Auftritt in der U-Bahn-Station war ein Experiment. Die Zeitung “Washington Post” hatte es in Auftrag gegeben. Die Redaktion interessierte die Frage, ob Menschen Schönheit auch in einem ganz alltäglichen Umfeld wahrnehmen, ob sie die Besonderheit einer Situation in einem unerwarteten Kontext erkennen und sich in ihrem Tagesablauf davon berühren lassen.

Die meisten sind vorbeigegangen; sie haben gehört und doch nicht gehört, da sie weder den Musiker noch das Stück, das er spielte, gekannt haben. Sie hatten weder Zeit noch Interesse. Sie lebten in ihrer eigenen Welt.

So ist es auch mit Jesus und seinem Evangelium. Viele gehen gleichgültig an ihm, unserm Herrn und Erlöser, vorbei, weil sie ihn nicht kennen. Aber er sagt auch: “Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir” (Joh 10,27).

 

Ich dachte, das ist so groß wie eine Erbse

Cornelia Kaminski, Bundesvorsitzende der ALfA (Aktion Lebensrecht für Alle) erzählte von einer Erfahrung bei einer Pro-Life-Veranstaltung:

“Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem erfolgreichen Manager, der an unserem Stand bei einem Kongress aufkreuzte. Eigentlich war er wegen der Schokolade, die wir da hatten, stehen geblieben. Aber wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir sehr offen und selbstbewusst, dass er zwei Kinder ‘im Himmel’ habe, da er seiner schwangeren Freundin damals mitgeteilt hatte, sie müsse abtreiben. Entweder du treibst ab oder ich bin weg, ein Kind kommt überhaupt nicht in Frage. Das kam sehr cool und selbstbewusst rüber, ich habe dann nachgefragt, ob es die Freundin noch gäbe – die gibt es nicht mehr – und ob er überhaupt Kinder bekommen hätte und verheiratet sei – das war er nicht – und dann nahm er dieses Embryomodell in die Hand, und fragte mich, was das sei. Als ich ihm sagte, ‘ein ungeborenes Kind in der zehnten Woche der Schwangerschaft’, fingen die Hände dieses großen, erfolgreichen Managers, die den kleinen Plastikembryo hielten, an zu zittern. Seine Stimme stockte und er wischte sich Tränen aus den Augen. ‘Ich dachte, das ist so groß wie eine Erbse’. Das denken viele. Und viele glauben den Abtreibungsärzten, die behaupten, es würde lediglich ‘Schwangerschaftsgewebe’ abgesaugt. Die ‘Kinder im Himmel’ dieses erfolgreichen, engagierten Mannes hatten plötzlich eine ganz andere Realität angenommen – und damit für ihn auch die Chance, sich mit ihnen zu befassen und um Vergebung zu bitten. ‘Darf ich mir den Embryo mitnehmen?’ fragte er mich. Er hatte genau verstanden, worum es geht.”

Gott ist gnädig und barmherzig. Voraussetzung ist jedoch, dass wir die Wahrheit erkennen und unsere Schuld bereuen. … Aufgabe der Kirche ist es, uns bei dieser Wahrheitssuche zu helfen, uns sehend zu machen für die Wirklichkeit, und uns damit zu Gott zu führen.

 

Gottesfurcht – Anfang der Weisheit

Im Evangelium vom 12. Sonntag im Jahreskreis (A) spricht Jesus von der Menschenfurcht, die uns versuchen kann, wenn wir uns zu ihm bekennen. Das Heilmittel dagegen ist die wahre Gottesfurcht: “Fürchtet euch nicht vor den Menschen! … sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann” (Mt 10,26-33).

Kardinal Ratzinger hat in einem Vortrag am 7.2.1987 zum 100. Geburtstag von Kardinal Frings über dieses Thema gesprochen. Er sagt unter anderem:

“Ich habe schon früh und oft darüber nachgedacht, was es eigentlich bedeutet, wenn die Bibel immer wieder sagt: Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit, und es ist mir lange Zeit sehr schwer gefallen, in den Sinn dieses Satzes einzudringen. Aber jetzt beginne ich ihn von seiner Umkehrung her so real zu begreifen, dass ich seine Wahrheit geradezu mit Händen zu berühren glaube. Denn was sich zusehends vor unseren Augen abspielt, lässt sich in die Worte fassen: Die Menschenfurcht, d. h. das Ende der Gottesfurcht, ist der Anfang aller Torheit. Die Gottesfurcht ist heute praktisch aus dem Tugendkatalog verschwunden, seitdem das Gottesbild den Gesetzen der Werbung unterworfen wurde. Gott muss, um werbewirksam zu erscheinen, gerade umgekehrt so dargestellt werden, dass niemand irgendwie Furcht vor ihm empfinden kann. Auf diese Weise breitet sich in unserer Gesellschaft und mitten in der Kirche immer mehr wieder jene Umkehrung der Wertungen aus, die die eigentliche Krankheit der vorchristlichen Religionsgeschichte gewesen war.

Denn auch da hatte sich die Meinung durchgesetzt, dass man den guten Gott, den eigentlichen Gott, nicht zu fürchten brauche, weil von ihm als dem Guten ja nur Gutes kommen könne. Hüten muss man sich vor den bösen Mächten. Nur sie sind gefährlich, und mit ihnen muss man sich daher auf jede Weise gut zu stellen versuchen. In dieser Maxime ist das Wesen des Götzendienstes als Abfall vom Gottesdienst zu sehen. Aber in diesem Götzendienst stehen wir mitten drin. Der gute Gott schadet uns sowieso nicht; mehr als eine Art Urvertrauen braucht man auf ihn nicht zu verwenden.

Aber der gefährlichen Mächte gibt es um uns nur allzu viele, und mit ihnen muss man auszukommen versuchen. Und so handeln Menschen in und außerhalb der Kirche, Hohe und Niedrige, nicht mehr mit Blick auf Gott und seine Maßstäbe, die ja unwichtig sind, sondern mit Blick auf die menschlichen Mächte, um halbwegs glücklich durch die Welt zu kommen. Sie handeln für den Schein ‑ für das, was man von uns hält und wie man uns darstellt.

Die Diktatur des Scheins ist der Götzendienst unserer Stunde, den es auch in der Kirche gibt. Die Menschenfurcht ist der Anfang der Torheit, aber die Menschenfurcht herrscht unverrückbar, wo die Gottesfurcht abgetreten ist.”

Ich bin das Licht der Welt

Auf einer russischen Ikone zeigt Jesus die offene Seite eines Buches. Darauf steht: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen” (Mt 11,28). Daneben kann man die folgenden Worte Jesu an uns lesen: “Ich bin das Licht der Welt – aber ihr seht mich nicht. Ich bin der Weg – aber ihr geht nicht auf mir. Ich bin die Wahrheit – aber ihr glaubt mir nicht. Ich bin das Leben – aber ihr sucht mich nicht. Ich bin der Lehrer – aber ihr hört mir nicht zu. Ich bin der Herr – aber ihr gehorcht mir nicht. Ich bin euer Gott – aber ihr betet nicht zu mir. Ich bin euer bester Freund – aber ihr liebt mich nicht. Wenn ihr unglücklich seid – gebt nicht mir die Schuld!”

 

Plötzlich war alles infrage gestellt

Markus Riccabona (Jg. 1965) aus Wien, seit 1999 verheiratet, wurde 2009 zum ständigen Diakon geweiht. Er ist in der Pfarrseelsorge tätig und hält unter anderem auch Vorträge, um die Menschen über die Gefahren von Esoterik und New-Age aufzuklären. Er war bis zu seiner Bekehrung über 15 Jahre lang selbst als ‘Lehrer’ in der New Age-Szene tätig. Er berichtet darüber, wie er zur Fülle des katholischen Glaubens gefunden hat:

“Ich bin in eine Familie hineingeboren worden, in der bereits seit meiner Urgroßmutter an esoterische Lehren geglaubt wurde. Wiedergeburt, aufgestiegene Meister, Channelling und Co. waren für mich von Kindesbeinen an selbstverständlich. … Ebenso selbstverständlich wurde ich jedoch auch getauft, ging zur Erstkommunion und erhielt die Firmung. Denn in das synkretistische Weltbild der Esoterik ist vieles integrierbar. Jesus ja, aber er ist nur einer von vielen ‘Meistern’, die in eine höhere Dimension, in einen höheren Bewusstseinszustand aufgestiegen sind. Er wird jedoch nicht als der eingeborene Sohn Gottes, nicht als persönlicher Heiland, Retter und Erlöser gesehen. … Die von der Esoterik propagierte Selbstvergöttlichung des Menschen wirft ihn aber letztlich auf ihn selbst zurück. … Die gepriesene Möglichkeit der Selbsterlösung durch Erkenntnis wird zur furchtbaren Verdammung, ohne Gnade und göttliches Erbarmen alles aus eigener Kraft vollbringen zu müssen. Bis zur letzten Konsequenz. Das führt oft zu quälenden seelischen Bedrängnissen bis zu ernsten psychischen Erkrankungen. …

Der Wendepunkt kam für mich bei einer so genannten Visionssuche, einer geführten Auszeit in der Wildnis – alleine, ohne Schutz (Zelt) und ohne Nahrung vier Tage und vier Nächte in der Gebirgswüste des Hoch-Sinai. In einer durch einen brennenden Dornbusch (!) geschwärzten Steinformation fand ich einen vertrockneten Granatapfel – durchbohrt von einem Dorn. Spontan assoziierte ich damit das durchbohrte Herz Jesu Christi. Ich war erschüttert. Als ich in der Feed­backrunde den anderen Teilnehmern und den Leitern meinen Fund präsentierte, meinten diese, dass Granatapfel und Dorn eindeutig Symbole für die Genitalien von Mann und Frau seien. Ich konnte diesen Unsinn nicht fassen. Doch damit begann meine Umkehr. Nach einer Nacht mit Sandsturm und einer weiteren mit Schneesturm sah ich in der letzten Nacht der Auszeit, der so genannten Visionsnacht, vom Hoch-Sinai auf mein gesamtes bisheriges ‘Esoterikleben’ – und da war nur noch ein großes Fragezeichen: ‘Was mache ich da überhaupt?’ Mit einem Mal waren alle scheinbaren Sicherheiten, das ganze Weltbild, auf dem mein bisheriges Leben beruht hatte, infrage gestellt. Doch es war noch ein weiter Weg.

Ein Jahr später wurde ich auf einer Mexiko-Reise von der Vorsehung zu einer Erweckungs-Veranstaltung einer evangelikalen Gruppe geführt. Dort durfte ich – durch reine Gnade – Jesus Christus als den Sohn Gottes, als meinen Heiland und Retter, der mich durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz erlöst hat, erkennen. Ich schaute auf den, den ich durch meine Sünden durchbohrt hatte. Ich schaute auf den lebendigen Granatapfel, das für mich geöffnete Herz Jesu. Trotz dieses Bekehrungserlebnisses war für mich sofort klar, dass die Evangelikalen nicht die Endstation meiner Reise waren.”

Zurück in Wien, zog ihn eine große innere Sehnsucht nach der Eucharistie zu den Sonntagsmessen. Und die erste Beichte seit seiner Firmung war der wichtigste Schritt und ein Schlüsselerlebnis. “Jetzt bin ich zu Hause angekommen. Ich bin da. Endlich, endlich konnte ich diese riesige Last, die ich in all den Jahren mit mir schleppte, die immer größer und erdrückender, ja aussichtslos wurde, auf Ihn werfen.”

Quelle: vgl. Vision 2000

Gottes Plan mit uns

Eine Touristengruppe besucht ein malerisches, kleines Dorf. Sie wandern umher und treffen einen alten Mann. In einer eher herablassenden Art fragt einer der Besucher: “Wurden in diesem Dorf irgendwelche großen Persönlichkeiten geboren?” “Nein,” kam die Antwort des Alten. “Nur Babys!”

Nirgends auf der Welt werden berühmte Leute oder Genies  geboren. Überall nur Babys. Mit jedem Kind aber hat Gott einen wunderbaren Plan und eine Berufung, die der Mensch erkennen und verwirklichen soll. Das beginnt schon damit, dass wir als Bub oder Mädchen geboren werden.

Trond Diseth, ein norwegischer Kinderpsychiater, machte folgende Untersuchung: Er bot neun Monate alten Babys in einem videoüberwachten Raum verschiedene Spielsachen an. Mädchen hätten dabei Puppen bevorzugt, die Buben seien zu Autos gekrabbelt. Dieses Ergebnis ist durch ähnliche Versuche mehrfach bestätigt worden. Selbst die kleinsten Kinder widerlegen die Genderideologie, die heute propagiert wird.