Nichts ist schwer, wenn man Gott lieb hat

Anne_de_Guigne3Ein außergewöhnliches Beispiel der Heiligkeit und der Liebe zu Jesus Christus hat uns die aus Annecy-le-Vieux in Frankreich stammende Anna de Guigne (1911 – 1922) gegeben. Für sie wurde 1932 der Seligsprechungsprozess eingeleitet und 1990 hat die Kongregation für die Heiligsprechungen in einem Dekret den “heroischen Tugendgrad” Annas bestätigt.

Als kleines Kind zeigte sich bei Anna ein starker, heftiger  Charakter. Sie war schnell aufbrausend, eifersüchtig, ungehorsam und trotzig. Ihre anderen vier Geschwister durften neben ihr nicht bestehen. Als sie einen kleinen Bruder bekam, war sie so eifersüchtig, dass sie ihm einen Tritt an den Kopf gab. Als einmal nicht sie, sondern ihr kleinerer Bruder auf dem Schoß der Mutter sitzen durfte, warf  ihm Anna aus Eifersucht eine Handvoll Sand in die Augen. Weil sie so unbezähmbar war, machten sich ihre Eltern und Großeltern Sorgen, wie das einmal mit ihr enden würde.

Mit vier Jahren aber trat ein Ereignis ein, durch das sie sich gänzlich bekehrte und mit aller Willenskraft anstrengte, das Gute zu tun.

Während des Erstens Weltkriegs, 1915, fiel ihr Vater an der Front. Dieser schmerzliche Verlust für die Familie gab den Anstoß zu Annas Bekehrung. Sie dachte von da an viel an den Himmel und tat alles, um ihre Mutter durch ein gutes und gehorsames Verhalten zu trösten. Die erste hl. Kommunion mit 6 Jahren vertiefte diese Umwandlung. Es gab für sie keine größere Freude mehr, als Jesus Freude zu machen und aus Liebe zu ihm Opfer zu bringen. “Wenn dir etwas schwer fällt”, riet sie einmal einer Freundin, “so denk daran, dem lieben Gott die Mühe aufzuopfern. Man muss ihm alles opfern. Nichts ist schwer, wenn man ihn lieb hat. Unsere Arbeit ist ein Geschenk, das wir Jesus machen müssen.”

“Es gibt viele Freuden hier auf der Erde, aber sie sind nicht von Dauer. Jene eine aber, die bleibt, ist, ein Opfer gebracht zu haben”, sagte sie.

Ihre Erzieherin erklärte, Anna habe nie “warum?” gefragt, wenn ihr etwas befohlen war, sondern es rasch und immer freudig getan. Beim Spielen sah man die Kleine oft plötzlich still stehen und die Worte sagen: “O Jesus, ich hab dich lieb.” Sie bat die Mutter, ohne Gebetbuch beten zu dürfen, weil sie dann besser beten könne. “Das ist genau so, wie wenn man mit jemandem redet, Mama, da weiß man immer, was man sagt.”  “Was sagst du Jesus denn?” “Dass ich ihn lieb habe. Dann rede ich mit ihm über dich und die anderen, damit Jesus sie brav werden lasse. Hauptsächlich rede ich mit ihm über die Sünder und dann sage ich ihm, dass ich ihn gern sehen möchte.” Da fragte die Mutter ängstlich weiter: “Denkst Du dabei nicht an den Schmerz, den es mir bereiten würde, wenn du fortgingest, um Jesus zu sehen?” “O ja, Mama, ich denke daran und möchte dir gerne keinen Kummer machen. Aber Papa ist ja schon im Himmel, du wirst auch hinkommen und die anderen auch, denn er ist ja unser Ziel.” In der Todeskrankheit – offenbar Hirnhautentzündung – war sie nach den höchsten Schmerzen “gern bereit, für die Bekehrung der Sünder weiterzuleiden”, so glücklich war sie dann auch, “zu den Engeln gehen zu dürfen”.

 

Die Brücke des heiligen Josef

josef-mueselbIn Kanada liegt in der Nähe des Sankt Peters-Sees am Sankt Lorenzstrom eine kleine Stadt, die sich Ende des 19. Jahrhunderts  ständig vergrößerte. Die Katholiken wollten eine größere Kirche aus Stein bauen. Holz gab es in jener Gegend genug, aber die Steine mussten sie vom anderen Ufer des Stromes holen, der an dieser Stelle drei bis vier Kilometer breit war, und über den keine Brücke führte. Während des Sommers 1881 sammelten sie Massen von Steinen, die sie während des Winters, wenn der Fluss fest zugefroren war, mit Fuhrwerken über den Fluss bringen wollten. Aber der Winter 1881/82 war sehr mild.  Der Dezember, Jänner und Februar waren vergangen, ohne dass der Fluss eine feste Eisdecke bildete, wie es sonst jedes Jahr geschah. Es sah für die Katholiken, die alles für den Bau der Kirche vorbereitet hatten, trostlos aus. Die Leute begannen sogar zu spotten, dass dies ein Zeichen Gottes wäre, dass er keine Kirche haben wolle. Der Pfarrer des Ortes rief deshalb in seiner Not am ersten Märzsonntag die Gläubigen zu einem Gebetssturm zum hl. Josef auf, der von den Gläubigen der Pfarre eifrig begonnen wurde. Am fünften Tag ihres Gebetes änderte sich plötzlich das Wetter. Es wurde kalt und immer kälter. Gewaltige Eisblöcke kamen den Strom dahergeschwommen und verkeilten sich genau an ihrem Ort vom einen Ufer zum anderen. Und bis zum 19. März, der zum kältesten Tag wurde, hatte sich eine absolut tragfähige Eisbrücke vom einen Ufer zum andern gebildet. Am 20. März feierten die Männer in der Frühe eine hl. Messe zu Ehren des hl. Josef und mit etwa hundert Pferdefuhrwerken brachten sie an diesem Tag alle Steine über den Fluss zum Staunen der ganzen Stadt. Die Leute dachten daran, diese Brücke in den kommenden Tagen weiter zu nützen, aber noch in der Nacht zum 21. März zerbrach das Eis und wurde vom Strom weggetragen.

 

Dinge, die sich im Geist und in der Seele abspielen

nolanEr war erst 43 Jahre alt, als er 2009 starb, ein hochbegabter Schriftsteller und gläubige Katholik, aber von Geburt an stumm, gelähmt und ein Leben lang auf Hilfe angewiesen. 

Christopher Nolan wurde 1965 in Irland geboren. Aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt war er spastisch gelähmt. Er konnte seine Glieder nie kontrolliert bewegen und konnte auch nicht sprechen lernen. Aber Christopher war von Anfang an von seinen Eltern und Geschwistern bedingungslos geliebt und sie taten alles, um ihn zu fördern. Um den Geist Christophers anzuregen, erzählte sein Vater ihm Geschichten oder las ihm aus der englischen Literatur vor. Seine Mutter brachte ihm das Lesen bei. Seine ältere Schwester sang für ihn Lieder und spielte ihm kleine Sketches vor. In den ersten zehn Jahren konnte er sich nur durch das Verdrehen seiner Augen verständigen, das seine Mutter immer besser zu entschlüsseln verstand. Mitte der 1970er Jahre wurde ein Medikament entdeckt, das Christopher ermöglichte, einen (einen!) Muskel in seinem Nacken selbständig zu bewegen.

Mit 11 Jahren wurde ihm ein “Einhorn” angepasst: eine Art Stab mit Gummispitze, der an seinen Kopf geschnallt wurde und mit dem er durch Nicken die Tastatur einer Schreibmaschine zu treffen versuchte.

Um ihm das Schreiben zu ermöglichen, musste seine Mutter neben ihm stehen, um seinen Kopf stabil zu halten, damit er seine neue Kunstfertigkeit erlernen konnte. So lernte er das Schreiben, auch wenn es für ihn vom ersten bis zum letzten Wort immer eine qualvolle Angelegenheit war. Mehr als fünfzehn Minuten benötigte er oft, um nur ein Wort zu Papier zu bringen.

Durch sein Schreiben offenbarte sich zum Erstaunen aller seine außergewöhnliche intellektuelle und schriftstellerische Gabe. Er konnte endlich alles zum Ausdruck bringen, wenn auch unter großen Mühen, was bisher ohne jegliche Aussicht auf Befreiung in seinem Geist gefangen war. Im Alter von 15 Jahren (1981) veröffentlichte Christopher Nolan sein erstes Buch: eine Sammlung von Gedichten und Geschichten, die weithin große Beachtung fand. 1988, mit 23 Jahren, erschien sein zweites Buch. Er hatte in diesem Roman die Geschichte seiner Behinderung selbst zum Thema gemacht. Erstaunlich ist, wie wenig Bitterkeit über seine Behinderung in dieser Biographie zu spüren, und wie tief sein Denken und Fühlen vom christlichen Glauben geprägt ist. Christopher Nolans Bücher: ein Gedichtband, seine Biographie, ein Theaterstück, ein Roman wurde über die Grenzen Irlands hinaus bekannt und erhielten auch viele Literaturpreise.

Nolans Mutter sagte in einem Interview: “Er hat (Menschen mit Behinderungen) gezeigt, dass das Leben lebenswert ist; dass es im Grunde nicht zählt, ob man an einen Rollstuhl oder an ein Bett gefesselt ist: Was wirklich von Bedeutung ist, sind die Dinge, die sich im Geist und in der Seele abspielen!”

In seinem autobiographischen Roman, in dem er sich selbst Joseph nennt, beschreibt er den entscheidenden Augenblick seines Lebens. Seine Mutter sagte ihm: »’Hör zu, Joseph, du kannst sehen, du kannst hören, du kannst denken, du kannst alles verstehen, was du hörst … du wirst von mir und deinem Vater geliebt. Wir lieben dich, genau so, wie du bist!’ Die Entscheidung jedoch, die seinem Geist für immer eingeprägt bleiben sollte, fiel an diesem Tag. Er war erst drei Jahre alt, aber von diesem Moment an begann er, den einzigen Funken zu schüren, den er sah: Er war am Leben und, noch viel wichtiger, er war willkommen so wie er war!… Dieser Tag war prägend für den Rest seines Lebens.«

Quelle: Zeitschrift “Lebe”

 

Das Gabtuch von Turin

grabtuch5Vom 15.04 – 15.09.2015 wird in der Kathedrale von Turin wieder das Grabtuch Jesu Christi öffentlich zur Verehrung und Besichtigung ausgestellt. Dieses Grabtuch ist ein bleibendes Wunder und die kostbarste Reliquie der Christenheit, denn sie gibt uns ein anschauliches Bild von den unsäglichen Leiden des Herrn und von seiner Auferstehung, genau so wie es uns in den Evangelien beschrieben worden ist.

Durch die wissenschaftlichen Untersuchungen wurden so viele wunderbare Details gefunden, die eine Fälschung, die von Gegnern immer wieder behauptet wird, ausschließen. Es bleibt aber ein Kampf um dieses Tuch. Es geht letztlich um Glauben und Unglauben, mit dem die Menschen damals wie heute Jesus begegnen.

Ein Beispiel: Am 12. April 1997 wurde das Turiner Grabtuch auf dramatische Weise vor dem Verbrennen gerettet. Während das Feuer, das auf Brandstiftung zurückging, in der Kathedrale von Turin wütete und die Guarini-Kapelle, in der sich das Grabtuch befand, zerstörte, schlug der Feuerwehrmann Mario Trematore, von seinen Kollegen zum Schutz mit Wasser bespritzt, mit einem Hammer wie in Trance mit übermenschlicher Kraftanstrengung auf das Panzerglas ein, bis es zersprang und er das Tuch retten konnte. “Es ist unbeschädigt. Das ist ein Wunder!”, meinte der Erzbischof von Turin Giovanni Saldarini, der seitdem an die Echtheit des Tuches glaubte. Kurz zuvor, im Februar 1997, war ein neues Indiz für die Echtheit gefunden worden, das auch die ominöse Radio-Car-bon-Datierung aufs Mittelalter widerlegte: Professor Luigi Baima Bollone hatte den Abdruck einer Münze, die in Palästina zur Zeit des Pontius Pilatus geprägt wurde, auf den Augen des abgebildeten Leichnams entdeckt.

Betet füreinander

maria-fatima2Maria hat in Fatima zu den Kindern gesagt, dass sie für die Bekehrung der Sünder beten sollen: “Viele gehen verloren, weil niemand für sie betet.” Maria möchte, dass wir uns mit unserem Gebet und Opfer an ihrer mütterlichen Sorge um das Heil der Seelen beteiligen. Darum ist es wichtig, dass wir immer wieder neu auf ihre Einladung hören.

Eine Frau, die eine “Wander-Muttergottes” (eine Fatimastatue, die von Haus zu Haus getragen wird) betreute, berichtete Folgendes: Ein Verwandter ihrer Familie hatte einen schweren Unfall. Als sie davon erfuhr, hatte sie sich gleich mit ihrer Familie vor der Marienstatue versammelt, um für die Genesung des Verunglückten zu beten. In der darauffolgenden Nacht, so berichtet sie, wurde sie plötzlich hell wach. Sie stand auf, um wieder vor der Wander-Muttergottes für den Verunglückten zu beten. Sie sagt: “Doch konnte ich nicht richtig für seine Gesundheit beten. Irgendetwas stimmte nicht! Das war mein Gedanke. Es war um drei Uhr morgens. Mein Gedanke war: Er ist gestorben oder er wird sterben. Ich betete, dass ihm Gott die Gnade gibt, seine Sünden zu bereuen, damit er in den Himmel kommt. Dann konnte ich wieder andächtig beten. Ich betete bis sechs Uhr morgens. Am Vormittag erhielt ich einen Anruf, dass er um vier Uhr morgens gestorben ist. Ich bin überzeugt, dass die Gottesmutter wollte, dass ich für ihn bete.”

 

Wie Ninive gerettet wurde

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Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest der Darstellung des Herrn bzw. Maria Lichtmess. Jesus wurde von Maria und Josef in den Tempel gebracht, und der greise Simeon und die Prophetin Hanna haben Jesus als den verheißenen Erlöser erkannt und gepriesen. Wer an Jesus Christus glaubt und ihm nachfolgt, hat das Licht des Lebens.

Am 3. Sonntag im Jahreskreis (B) hören wir in der ersten Lesung aus dem Buch Jona, dass der Prophet Jona im Auftrag Gottes der Stadt Ninive den Untergang ankündigen musste. Die Einwohner von Ninive haben in Sack und Asche Buße getan und sich von ihren bösen Wegen abgewendet. Deshalb hat Gott Ninive vor der Strafe des Untergangs verschont.

So können wir für unsere Zeit die Frage stellen: Kann das Ninive unserer Tage, das heißt unsere Kultur und Gesellschaft, noch gerettet werden?
“Es muss etwas kommen. So kann es nicht mehr lange weitergehen!” Das sagen die einfachen Leute, die sich über den Zustand unserer Welt ihre Gedanken machen. Damit wollen sie keine Unheilspropheten sein. Das sagt ihnen der nüchterne Hausverstand. Das Schwert hängt bedrohlich über unseren Häuptern. Wird es noch vierzig Tage dauern oder beginnt es schon übermorgen. Die Leute wissen es auch nicht. Allen aber sitzt irgendwie die Angst im Nacken. Aber diese Angst führt nicht wirklich zur Bekehrung der Herzen. Es sind kaum Zeichen der Umkehr zu sehen. Die Gleichgültigkeit gegen Gott und die Ablehnung des christlichen Glaubens und der Gebote Gottes wird immer größer. Die Kirchen werden leerer, die Beichtstühle nur mehr von ganz wenigen aufgesucht.

Am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu steht auch der Ruf zur Umkehr: “Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!” (Mk 1,15) Jesus Christus ist gekommen die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu offenbaren und eine Zeit der Gnade auszurufen. Wer an Jesus Christus glaubt, sich von seinen Sünden abwendet, der wird bei Gott Vergebung und Rettung finden. Das hat Jesus sehr eindrucksvoll gezeigt, als er zu jener Frau sagte, die wegen Ehebruch gesteinigt werden sollte: “Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!” (Joh 8,11).

Das ist die Botschaft unserer Erlösung, die bis heute ihre Gültigkeit behält. Die Umkehr des Herzens ist auf jeden Fall unsere Rettung, gleich was auch sonst über uns kommen mag.

Denn an Jesus Christus zu glauben hat immer mit einer Bekehrung zu tun, mit einer Änderung unseres Lebens. Das kann man an den großen Bekehrungsgestalten wie der hl. Maria Magdalena, dem hl. Paulus, der hl. Augustinus und anderen sehen. Bekehrung und Besserung des Lebens bleibt für uns eine beständige Lebensaufgabe.

Keiner ist so schlecht, dass er nicht umkehren könnte. Aber auch keiner ist so gut, dass er nicht besser werden könnte.

 

Christus erwarten

Jesu-Herz2Was können wir uns für das neue Jahr 2015 wünschen? Der sel. Kardinal John Henry Newman hat in einer seiner Predigten sehr schön seine Hoffnung auf Christus zum Ausdruck gebracht:

“Möge es uns beschieden sein, im Lauf der Jahre Gnade auf Gnade zu häufen und Stufe um Stufe emporzusteigen, ohne die tiefere zu übersehen, nachdem man die höhere erreicht hat, oder die höhere zu erstreben, bevor man die tiefere erreicht hat.

Die erste Tugend ist der Glaube, die letzte die Liebe; zuerst kommt der Eifer, darnach kommt die Liebenswürdigkeit. Zuerst kommt die Verdemütigung, dann kommt der Friede; zuerst kommt die Bereitschaft, dann die Ergebung. Mögen wir alle Tugenden nach und nach in uns zur Reife bringen; – in Furcht und Zittern, wachend und büßend, weil Christus kommt; freudig, dankbar und unbekümmert um die Zukunft, weil Er schon da ist.”

 

Der große Fang

bootIn seiner Novelle “Der alte Mann und das Meer” beschreibt Ernest Hemingway (1899-1961) einen Mann, der immer wieder mit seinem Fischerboot hinausfährt, um einen großen Fang zu machen. Nachdem er viele Male vergeblich geangelt hat, gelingt ihm eines Tages der große Fang. Ein Riesenfisch beißt sich an seiner Angel fest. In einem langen Kampf und unter Aufbietung aller Kräfte kann er den Fisch bezwingen und an seinem Boot außen festbinden. Stolz und dankbar tritt die Heimfahrt an. Er freut sich auf das Heimkommen, auf den Bootssteg und die Leute, die seinen Fang bestaunen würden. Er kommt an, zurrt sein Boot fest und macht eine grausige Entdeckung: Die Haie haben seinen Fisch bis auf das Skelett abgenagt.

Die Novelle möchte unser Leben umschreiben. Wir fahren hinaus aufs Meer dieser Zeit. Wir hoffen auf Erfolg, und schließlich gelingt uns der große Fang. Mit aller Kraft haben wir etwas geschafft und aufgebaut, eine schöne Existenz, eine gute Karriere, materielle Werte, weite Reisen … Aber wenn wir ans Ufer des Lebens kommen, bleibt ein leeres Gerippe übrig. Wir können von all dem Irdischen nichts ins ewige Leben mitnehmen. Jesus sagt: “Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?” (Lk 9,25).

Was ist aber für uns als Christen der große Fang? Es ist Jesus Christus selbst. “Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben” Joh 5,24. Jesus fordert uns deshalb auf, Schätze für den Himmel zu sammeln. Das heißt, alles, was wir aus Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen im Sinne Christi tun oder erleiden, was wir ihm aufopfern, das ist ein bleibender Schatz im Himmel, den wir nicht verlieren. Es kommt nicht darauf an, was wir im Leben erreichen, sondern wie wir es tun: mit Liebe.

Die Augen zum Segen für die Seele gebrauchen

don-bosco-1886Am 31. Jänner feiern wir den Gedenktag des heiligen Johannes Bosco (1815-1888), den großen Heiligen der Jugend. Don Bosco war ein großer Verehrer der Gottesmutter. Durch sie hat er in einer Vision auch seine Berufung für die Jugend erkannt und im Vertrauen auf ihre Hilfe sind durch Don Boso auch viele Wunder geschehen. Die folgende Heilung eines blinden Mädchens wurde als sicher bezeugt in die Seligsprechungsakten aufgenommen.

Am 16. 5. 1869, dem Vorabend zum Pfingstfest, kam eine ältere Frau mit einem etwa 12-jährigen Mädchen an der Hand, das blind war, in die Mariahilfkirche in Turin zu Don Bosco. Die Augen des Mädchens hatten keine Pupillen mehr, so schildert es ein Zeuge. Kein Arzt konnte hier helfen.

Don Bosco nahm sich des Mädchens an: “Schau ein wenig zu den Fenstern hin, unterscheidest du nicht mehr dieses Licht von den dunklen Mauern?” – “Ich Ärmste, ich kann nichts unterscheiden.” – “Wünschest du zu sehen?” – “Und ob ich das wünsche! Ich bin ein unglückseliges Kind. Die Blindheit macht mich unglücklich für mein ganzes Leben.” – “Wirst du dich deiner Augen nur zum Segen für deine Seele bedienen und niemals dazu, den Herrn zu beleidigen?” – “Ich verspreche es Ihnen von Herzen.  Aber ich Arme, ich bin ein unglückliches Mädchen!” Bei diesen Worten brach es in Tränen aus. – “Hab Vertrauen, und die heilige Jungfrau wird dir helfen.”  Dann forderte Don Bosco das blinde Mädchen und seine Tante zum Gebet zur Gottesmutter auf. Sie beteten voll Innigkeit das Ave Maria und das Salve Regina. Darauf ermutigte Don Bosco beide, ein großes, uneingeschränktes Vertrauen auf die Hilfe der Muttergottes zu haben. Er gab dem Kind seinen Segen und zog eine Mariahilfmedaille aus der Tasche, hielt sie  dem Mädchen vor Augen und sprach: “Zur Ehre Gottes und der allerseligsten Jungfrau sag mir: Was habe ich in der Hand?” – Die eilfertige Tante erhob sich und sagte zu Don Bosco: “Sie ist blind, sie sieht gar nichts.” Don Bosco achtete nicht darauf und fragte das Kind nochmals: “Schau gut, was habe ich in der Hand?” Das Mädchen strengte sich an, und plötzlich, zwei schöne Augen aufreißend, schaute sie scharf auf das, was er in der Hand hatte, erhob die Hände und schrie: “Ich sehe!” – “Was siehst du?” – “Eine Medaille, die Medaille von der Muttergottes.” – “Und auf der andern Seite der Medaille, was ist da?” – “Der heilige Josef mit einem blühenden Stab in der Hand.” – “O heilige Jungfrau”, rief die Tante, “also du siehst?” – “Aber ja, ich sehe, die heiligste Jungfrau hat mir die Gnade erwirkt.”

Bei diesen Worten streckte das Mädchen die Hand aus, um die Medaille zu ergreifen. Diese fiel aber in eine dunkle Ecke der Sakristei. Die Tante bückte sich, um sie zu suchen, Don Bosco jedoch ließ es nicht zu, sondern sagte ihr: “Lasst sie allein suchen, wir werden sehen, ob die heiligste Jungfrau ihr in vollkommener Weise das Sehen erlangt hat.” Das Mädchen fand sofort die Medaille.

Don Bosco hat das Mädchen gefragt, ob es seine Augen zum Segen für seine Seele gebrauchen will. Das ist eine Frage, die wir uns selber immer wieder stellen müssen.

Das Mädchen ist durch den  Blick auf Maria sehend geworden. Der Blick auf Maria wird auch uns sehend machen für die Werke Gottes.

 

Ein Strich durch die Rechung

kreuzDie Wege der Vorsehung Gottes sind für uns nicht immer leicht verständlich. Aber es sind Wege des Heiles, die der Herr uns führen will. Wie der Herr zuweilen mit uns verfährt, zeigt uns anschaulich die folgende Begebenheit:

Der englische Maler James Thornhill (1675 – 1734) hatte den Auftrag erhalten, das Innere der Kuppel in der Londoner St.-Pauls-Kathedrale auszugestalten. Nach einigen Monaten Arbeit hatte er einen Teil seines Auftrages fertig. Er stand auf dem Gerüst und betrachtete sein Werk und ging dabei langsam rückwärts, um es besser sehen zu können. Ohne es zu merken, kam er an den Rand des Gerüsts. Nur noch ein Schritt weiter und er wäre aus der Höhe auf den Steinboden der Kathedrale gestürzt. Einer seiner Helfer erkannte die Gefahr. Kurz entschlossen ergriff er einen Pinsel und zog einen breiten Strich über das Gemälde. Zornig eilte Thornhill auf ihn zu. Aber seine Wut schlug schnell in Dankbarkeit um, als ihm der andere erklärte: “Meister, das war der einzige Weg, Ihr Leben zu retten. Sie waren an den Rand des Gerüsts getreten, ohne es zu wissen. Hätte ich gerufen, hätten sie sich wohl umgedreht und wären abgestürzt. Ich konnte sie nur bewahren, indem ich ihr Gemälde verdarb.”

Wir haben unsere eigenen Pläne, Wünsche und Vorstellungen. Aber der Herr macht uns manchmal einen Strich durch die Rechnung. Er durchkreuzt die Bilder und Vorstellungen, die wir uns gemacht haben. Er tut es immer zu unserem Heil. Wenn wir zurückschauen, können wir dankbar sehen, wovor uns Gott bewahrt hat.

“Gott erfüllt nicht all unsere Wünsche aber alle seine Verheißungen,” sagt der evangelische Theologen Dietrich Bonhoeffer.