13. Tag

Maria, starke Hilfe in unserer Schwachheit

Angesichts unserer Schwachheit und Gebrechlichkeit ist es sehr schwierig für uns, die Gnaden und Kostbarkeiten zu be­wahren, die wir von Gott empfangen.

1. Denn wir tragen diesen Schatz, der mehr wert ist als Him­mel und Erde, in zerbrechlichen Gefäßen; das will sagen in einem vergänglichen Leib und in einer schwachen und unbe­ständigen Seele, die schon von einem Nichts verwirrt und entmutigt wird.

2. Denn die Teufel, die listige Diebe sind, suchen uns unverse­hens zu überraschen, um uns zu berauben und auszuplün­dern. Tag und Nacht lauern sie auf eine günstige Gelegenheit, umkreisen uns unaufhörlich, um uns zu verschlingen und um uns in einem Augenblick durch eine Sünde alles wegzuneh­men, was wir uns in Jahren an Gnade und Verdiensten erwor­ben haben. Ihre Bosheit, ihre Erfahrung, ihre Tücke und ihre Anzahl muß uns dieses Unglück fürchten lassen, wissen wir doch, daß schon manche, die mehr Gnaden besaßen, reicher an Tugend und viel erfahrener waren und einen höheren Grad an Heiligkeit erreicht hatten, dennoch überrascht, beraubt und ausgeplündert worden sind.

Ach, wie viele Zedern des Libanon und Sterne am Himmel sah man schon elend fallen und in kürzester Zeit all ihre Höhe und all ihren Glanz verlieren! Woher kommt diese seltsame Veränderung? Sicherlich nicht aus Mangel an Gnade, die nie­mandem fehlt, sondern aus Mangel an Demut. Sie hielten sich für stärker und tüchtiger, als sie waren; sie dachten, sie könn­ten ihre Schätze bewahren; sie vertrauten und verließen sich auf sich selbst; sie hielten ihr Haus und ihre Truhen für sicher und stark genug, den kostbaren Schatz der Gnade zu bewah­ren. Weil sie sich auf sich selbst verließen, gleichwohl aber meinten, daß sie sich allein auf die Gnade Gottes stützten, ließ der gerechte Gott zu, daß sie beraubt wurden, indem er sie sich selbst überließ. Hätten sie die wunderbare Frömmigkeit gekannt, von der ich im folgenden sprechen werde, dann hät­ten sie ihren Schatz einer mächtigen und treuen Jungfrau an­vertraut, die ihn für sie behütet hätte, als sei es ihr Eigentum, ja es wäre für sie eine Pflicht der Gerechtigkeit gewesen.

3. Aufgrund der unglaublichen Verderbtheit der Welt ist es schwierig, im Stande der Gnade zu verbleiben. Die Welt ist inzwischen schon so verdorben, daß unweigerlich auch die Frommen davon beschmutzt werden, wenn nicht von ihrem Schmutz, dann doch von ihrem Staub. Es ist schon ein Wun­der, wenn jemand in diesem reißenden Strom einen festen Stand behält, ohne weggerissen zu werden, wenn er in diesem stürmischen Meer nicht untergeht oder von Piraten und Korsaren ausgeplündert wird oder wenn er von diesem Pesthauch nicht angesteckt wird. Einzig die treue Jungfrau, die kein einziges Mal vom Teufel besiegt worden ist, kann ein solches Wunder an denen wirken, die sie mit kindlichem ver­trauen lieben (WMV 87-89).

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