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Augustinus: Wenn die Gerechtigkeit beseitigt wird

Der heilige Augustinus (354-430) hat von 413 bis 424 (einer Zeit in der schon schwere Erschütterungen und Krisen spürbar waren, die den Zerfall des großen römischen Reiches ankündigten) eine umfangreiche Abhandlung verfasst mit dem Titel: „Der Gottesstaat“. Darin beschreibt er das Verhältnis der irdischen Staaten und Reiche zum „Gottesstaat“ d.h. zum Reich Gottes und der Kirche, durch die Gott seine Herrschaft in der Welt begonnen hat.

Der Gottesstaat zeigt sich darin, dass die Menschen nach den Geboten Gottes und im Glauben an Christus zu leben suchen. Der irdische Staat ist zwar eine gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht – die staatliche Autorität und Macht ist ja auch von Gott gegeben. Aber die staatliche Macht kann auch missbraucht werden. Der Staat kann zu einem von widergöttlichen Kräften beherrschten Reich des Bösen werden, wenn er Gesetze erlässt, die sich gegen die Gebote Gottes richten. Gerade heute, wenn durch staatliche Gesetzgebung z.B. die große Ungerechtigkeit des Tötens von ungeborenen Kindern erlaubt und die Familie zerstört wird, die Bürger immer mehr versklavt werden, dann müssten wir uns auf das folgende besinnen, das der hl. Augustinus gesagt hat. Er schreibt:

„Wenn die Gerechtigkeit beseitigt worden ist – was sind dann Staaten anderes als große Räuberbanden? Denn was sind Räuberbanden anderes als kleine Staaten? Auch eine Räuberbande ist eine Gruppe von Menschen. Sie wird durch den Befehl eines Anführers gelenkt und durch einen Gesellschaftsvertrag zusammengebunden, und das Erbeutete teilt man nach fester Vereinbarung unter sich auf. Wenn zu diesem üblen Gebilde immer mehr verkommene Menschen hinzukommen, und es so ins Große wächst, so dass es Regionen besetzt, Wohnorte gründet, Städte erobert und Völker niederwirft, dann nimmt dieses Gebilde ohne weiteres den Namen „Staat” an, der diesem Gebilde nunmehr öffentlich gegeben wird. Aber damit ist nicht die Habgier dieser Räuberbande erloschen, sondern sie hat erreicht, dass man sie für ihre Habgier nicht mehr bestrafen kann.

Durchaus geistvoll und der Wahrheit entsprechend war deshalb die Antwort, die einst ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. [Alexander der Große 356 – 323 vor Christus hat durch Eroberungsfeldzüge ein riesiges Reich errichtet, das das heutige Griechenland, die Türkei, Irak und Iran umfasste.]

Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, das Meer unsicher zu machen, antwortete der mit freimütigem Trotz: „Eben das, was dir einfällt: den Erdkreis unsicher zu machen. Aber weil ich es mit einem kleinen Schiff tue, werde ich Räuber genannt, du hingegen, weil du es mit einer großen Flotte tust, Imperator [Herrscher]”.