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Oft weiß ich nicht, was ich sagen soll, also lächle ich

Als der hl. Papst Pius X. im Jahre 1910 die frühe Erstkommunion einführte, hat er die prophetischen Worte ausgesprochen: „Es wird heilige Kinder geben“. Das 8-jährige Mädchen Anne-Gabrielle Caron aus Toulon in Frankreich ist 2010 im Ruf der Heiligkeit an Krebs gestorben. Am 12. Sept. 2020 wurde für sie der Seligsprechungsprozess eröffnet. Diese junge Freundin Jesu und Mariens ist ein Kind unserer Tage, aber in ihr leuchtet die Heiligkeit auf, zu der Jesus uns mahnt: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3).

Anne-Gabrielle Caron wird als erstes Kind des Marineoffiziers Alexandre und seiner Frau Marie-Dauphine Caron am 29. Januar 2002 in Toulon geboren. Sie wächst in einer liebevollen, vom katholischen Glauben geprägten Umgebung auf.

Mit nicht einmal drei Jahren kristallisiert sich bei Anne-Gabrielle eine starke Aufmerksamkeit für das Leid anderer Personen oder religiöser Darstellungen heraus. Beispielsweise sagte sie mitfühlend, als sie das Kreuz betrachtet: „Jesus. Er ist verletzt. Ich werde ihn trösten.“ Den Eltern fällt auch auf, dass ihr das Wohlergehen anderer immer wichtiger als das eigene. Sie entwickelt ein erstaunliches Verantwortungsbewusstsein und Opferbereitschaft!

Ab Januar 2006 fragt sie ihre Eltern öfters, ob sie bald sterben werde. Sie begründet ihre Nachfrage damit, dass sie „den guten Jesus wirklich sehen“ wolle. Da sie immer wieder Schmerzen in den Füßen hatte, wird schließlich 2009 ein sehr virulenter Knochenkrebs festgestellt. Anne-Gabrielle beschwert sich nicht über die Leiden und zeigt sich zufrieden oft mit den Worten: „Ich bin glücklich. Ich habe meinen Vater und meine Mutter: Ich bin glücklich. Ich brauche nichts.“

Bei Anne-Gabrielle sind sich alle, die sie kannten, einig: Ihr Zeichen war ihr Lächeln. Sie selbst sagte: „Oft weiß ich nicht, was ich sagen soll, also lächle ich.“ Nicht nur, wenn alles gut für sie lief, sondern auch inmitten der Leiden, die sie erfahren hat. Eine Krankenschwester sagte: „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so lächeln konnte und so viel lächelte, vor allem hier im Krankenhaus.“

Anne-Gabrielle sagte: „Manchmal sage ich mir, dass der liebe Gott mir viel auferlegt: Übelkeit, Chemotherapie, Geschmacksstörungen, Schmerzen. Ich würde gerne wissen, warum er mich ausgewählt hat und nicht jemand anderen. Das ist doch sehr viel. Aber ich bin bereit, es anzunehmen.“

Dieses Opfer ihrer ganzen Person erreichte seinen Höhepunkt an dem Tag, als sie ihrer Mutter dieses Geheimnis anvertraute, das ganz die Gesinnung Jesu spiegelt: „Mama, du wirst mich für sehr leichtsinnig halten … Ich habe den lieben Gott gebeten, mir alle Leiden der Kinder im Krankenhaus zu geben …“ – „Aber glaubst du nicht, dass du schon genug leidest?“ – „Oh doch, Mama, aber ich leide so sehr, dass ich mir wünsche, sie (die anderen Kinder) müssten nicht leiden…“. Auch ihr Vertrauen in Maria ist bewegend.

Eines Abends, bevor sie einschlief, überkam sie die Angst vor dem Tod. Ihre Mutter schlug ihr vor, sich an die Jungfrau Maria zu wenden: „Wenn du der Heiligen Jungfrau sagst, dass sie sich darum kümmern soll, wird es sicher gut gehen.“ Allein bei dem Gedanken, sich Maria anzuvertrauen, gewinnt Anne-Gabrielle ihr Vertrauen zurück und beruhigt sich: Sie lächelt und schläft schnell ein. Sie leidet noch viel und stirbt völlig gottergeben am Freitag, den 23. Juli 2010.

Man verspürt den Wunsch, heilig zu sein

Das Beispiel von Anne-Gabrielle Caron ist nicht in Vergessenheit geraten. Seit ihrem Tod erreichen viele Zeugnisse von Gnadenerweisen auf die Fürsprache der kleinen AnneGabrielle hin die Familie und den Ortsbischof. Seit 2018 wurden Dokumente und Zeugnisse über sie für ihre Seligsprechung gesammelt.
Jener Priester, der sie bis zu ihrem Tod begleitet und sie gut kannte, bezeugt zum Beispiel, was Anne-Gabrielle in ihm bewirkt hat:

„In meinem Amt, in meinem Leben als Priester fehlte es mir an Innerlichkeit. Ich war gefangen vom Schein, vom Äußeren. Ich trug das Leiden eines verschlossenen Herzens in mir, das Leiden eines Herzens, das nicht vor Liebe zu Jesus brannte. Aber wenn ich Anne-Gabrielle besuchte, offenbarte sie mir, wer ich war. In ihrer Gegenwart wurde ich zu dem, der ich war. Mit Anne-Gabrielle spielte ich nicht den Priester, sondern ich war Priester. Anne-Gabrielle zu begegnen war für mich eine Befreiung, eine Heilung, eine Bekehrung.“ In weiteren Zeugnissen heißt es: „Wenn man neben Anne-Gabrielle steht, möchte man Jesus lieben.“ „Wenn man Anne-Gabrielle sieht, verspürt man den unwiderstehlichen Wunsch, heilig zu sein.“

Man kann nicht besser beschreiben, wie ansteckend und strahlend die Heiligkeit von Anne-Gabrielle ist. Eine Ausstrahlung, die sie selber nie gesucht hatte. Es genügte ihr, sie selbst zu sein, ganz transparent zu sein, Gott in ihrem Leben wirken zu lassen, um nicht nur Priester und Erwachsene, sondern vor allem Kinder, die sie so sehr liebte, anzuziehen.