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Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens

Nijole Sadunaite wurde 1938 in Litauen geboren. Nach dem Einmarsch der russischen Roten Arme (1940) begann die kommunistische Terrorherrschaft, in der die Katholische Kirche schwer verfolgt wurde. Viele Bischöfe, Priester und Gläubige wurden hingerichtet, ins Gefängnis geworfen oder deportiert. Durch das starke Vorbild ihrer Eltern lehnte Nijole schon als Kind die atheistische Indoktrination ab und durfte wegen ihrer ‘Religiosität’ keine höhere Schule besuchen. Sie wurde Krankenschwester, schloss sich einer Untergrundkongregation an und beteiligte sich an der Verbreitung der ‘Chronik der katholischen Kirche Litauens’, einer Untergrundzeitschrift, in der das Heldentum der Kirche hinter dem Eisernen Vorhang dokumentiert wurde. Es war ihr als junge Frau ganz klar, dass sie wegen dieser verbotenen Tätigkeit eines Tages vom KGB verhaftet und ins Gefängnis kommen würde. Doch durch ihren starken Glauben an den Herrn und seine Macht überwand sie jede Angst.

Im August 1974 wurde sie dann festgenommen. Man fand sechs Seiten der verbotenen Chronik bei ihr. Sie verbrachte zehn Monate im Untersuchungsgefängnis des KGB, wo sie sich durch keine Drohungen und psychische Folter einschüchtern ließ, andere Mitchristen zu verraten. Als sie dann ohne Rechtsbeistand vor Gericht stand, vor Männern, die in Verhörtechniken geübt waren, verblüffte ihre Verteidigung diese so sehr, dass sie erröteten und beschämt den Kopf hängen ließen. Sie sagte unter anderem Folgendes:

“Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens …. Mir ist die beneidenswerte Aufgabe, das ehrenvolle Schicksal zuteil geworden, nicht nur für die Menschenrechte zu kämpfen, sondern auch dafür verurteilt zu werden. Mein Urteil wird zum Triumph werden! … Mit Freude gehe ich für andere in die Sklaverei, und ich bin bereit zu sterben, damit andere leben können. Wenn ich mich heute der ewigen Wahrheit, Jesus Christus, nähere, erinnere ich mich an seine vierte Seligpreisung: Selig sind, die nach Gerechtigkeit dürsten, denn sie sollen satt werden: … Ich möchte das Gericht bitten, all jene aus den Gefängnissen, Arbeitslagern und psychiatrischen Kliniken zu befreien, die für Menschenrechte und Gerechtigkeit gekämpft haben.”

Nach diesem vom Heiligen Geist inspirierten Zeugnis wurde Nijole zu drei Jahren in einem strengen sowjetischen Arbeitslager (Gulag) und drei Jahren Exil in Sibirien verurteilt. Es ist unbeschreiblich, was sie in dieser Zeit an Leiden ertragen und wie durch ein Wunder überlebt hat – mit ungebrochenem Geist und in der Liebe bleibend.

Nach dem Gulag lebte sie fünf Jahre lang im totalen Untergrund, dann “fand mich schließlich der KGB. Aber die Zeiten änderten sich. Sie wollten, dass ich ‘freiwillig’ auswandere. Ich sagte ihnen, dass ich lieber ins Gefängnis gehen würde. Sie fragten mich, warum: ‘Weil ich euch sehr liebe. Ihr seid meine Brüder und ich möchte nicht ohne euch in den Himmel kommen. Auch Jesus hat euch sehr lieb, er ist auch für euch am Kreuz gestorben. Wenn ihr mich abschiebt, werde ich frei sein, aber wenn ich frei bin, ist es für mich schwerer, Buße zu tun, während ich im Gefängnis dazu gezwungen sein werde, und ich werde es für euch tun, so dass wir zusammen im Himmel sein werden'”.

1990, als Litauen endlich frei war, betonte Nijole: “Ich bete weiterhin jeden Tag für unsere Peiniger. Heute sagen viele Menschen, dass das Gebet eine Zeitverschwendung ist und dass man besser gute Taten vollbringen sollte. Aber Jesus hat gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Er ist der Weinstock und wir sind die Reben”.