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Ich bin es, der da leidet. Für mich gehst du hin.

Im Jahre 1990 gingen Enzo und Elisabeth Caruso, beide Krankenpfleger in Wien, in Pension. Sofort packten sie alles zusammen und folgten einem Ruf des Herrn, den sie schon lange gespürt hatten: Sie gingen nach Afrika zu den Ärmsten der Armen. 15 Jahre lang wirkten sie in Lepradörfern und Missionsstationen, drei Jahre in Benin und zwölf in Madagaskar. Sie haben vielen Kranken geholfen und die Menschen im Glauben unterrichtet.  In ihrem Buch “Lepra, Ahnenglaube und Krokodile – Unsere Mission für Jesus in Afrika”, aber auch in Interviews geben sie Zeugnis für ihren Einsatz:

Enzo sagt: “Zu spüren, dass es Christus ist, der uns in den Leidenden gegenübersteht, hat uns viel Kraft gegeben. Wir wussten, wenn wir die stinkenden Wunden eines Leprakranken pflegen, dass das die Wunden Jesu sind. Aber ja, als ich das erste Mal zu den Leprakranken gekommen bin, habe ich gezittert und musste mir sagen: Enzo, beherrsche dich! Zu Jesus habe ich einmal lachend gesagt: Wenn ich einmal vor dir im letzten Gericht stehe, denke daran, dass ich dir deine stinkenden Füße verbunden habe! … Nebenbei haben wir Schulen und Kirchen gebaut, Brunnen gegraben. Aber das war nur möglich mit der großzügigen Unterstützung von zu Hause. Und vor allem war es  nicht unser Werk, sondern das Werk Gottes, zu dem er uns beauftragt hat.”

Elisabeth erzählt von einem Gefängnis, in das beide einmal wöchentlich gehen durften, um Kranke zu betreuen. “Dort ist die Hölle. Das kann man sich hier nicht vorstellen. Das stinkende Loch war für 140 Gefangene gedacht, tatsächlich hausten dort 248.” Soviel Leid blickt da dem Ehepaar aus den Augen der unterernährten, oft schwer kranken, oft auch gefolterten Burschen entgegen, die von 14 Jahren aufwärts und viele unschuldig dort gefangen waren!

“Da war z.B. Dama, nur mehr Haut und Knochen. Er hat Blut gespuckt, hatte nur total verschmutze Restfetzen als Kleidung. Leise – wegen der Wächter – habe ich den Burschen, während ich ihn behandelte, gefragt, wie lange er schon da sei. ‘Drei Jahre.’ Was er denn angestellt hätte? ‘Nichts. Im Nachbardorf waren Rinder gestohlen worden. Da ich auf der Straße unterwegs war, und die Gendarmen niemand anderen als Täter gefunden haben, nahmen sie mich mit,’ so die kaum hörbare Antwort. Da er noch kein Gerichtsverfahren hatte, nicht lesen und schreiben konnte, sagte Elisabeth zu ihm: “Verzweifle nicht, vielleicht können wir etwas tun.” Da hat er ruhig, mit seinem glasigen Blick gemeint: “Ich verzweifle nicht. Gott und meine Ahnen wissen, dass ich nichts Böses getan habe. Ich werde bald sterben. Aber ich gehe heim zu ihnen, es kann mir nichts passieren’.” Noch heute ist Elisabeth tief berührt: “Er hatte so eine starke Überzeugung. Zwei Wochen später ist er gestorben.”

“Waren Sie da nicht verzagt bei all dem Elend, der Ungerechtigkeit die sie dort gesehen haben?” wurde Elisabeth gefragt. Sie sagt: “Enzo nicht, ich war nahe daran. – Manchmal habe ich schon mit Gott gehadert. Damals, nach dem Gefängnis, habe ich geweint.  Die Burschen haben mir so leid getan. Ich habe auf das Kreuz, das ein Madagasse geschnitzt hatte, geschaut: Da bekam ich innerlich eine klare Antwort: ‘Ich bin es, der da leidet. Für mich gehst du hin. Die sind nicht allein. Ich bin bei ihnen.’ Das hat mir Kraft gegeben. Ich wusste ja auch, dass Jesus gesagt hatte: ‘Was ihr den Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.’ Das ist der mystische Christus, der da weiterleidet. Das ist mir in dem Moment stark zum Bewusstsein gekommen! Das ist Gnade. Solche Erlebnisse gaben uns Kraft und Freude.”  Schließlich gelingt es den beiden, dafür zu sorgen, dass die Gefangenen wenigstens einmal in der Woche eine anständige Mahlzeit bekommen.

Elisabeth erzählt: “Was uns besonders beeindruckt hat, war, dass die Leute, die zu 90 % noch im Ahnenglauben waren, sich so für den katholischen Glauben interessiert haben. Sie haben gesagt: ‘Warum macht ihr das? Warum kommt ihr? Ihr werdet nicht bezahlt. Ihr tut das alles nur für uns.’ Wie wir hingekommen waren, hat es in dieser Gegend nur fünf Leute gegeben, die getauft waren. Als wir weggegangen sind, waren über 200 Erwachsene und viele Kinder getauft, und es hat sich eine lebendige christliche Gemeinschaft entwickelt.” “Wir haben gespürt, dass Christus dort schon vor uns präsent war. Viele haben sich für das Christentum interessiert. Es war, als würde sich der Ahnenglaube für Christus öffnen. Und die, die sich taufen ließen, waren aus tiefem Herzen Christen.”

Quelle: Vgl. Vision 2000