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Notstandsglaube

Der Dichter Eugen Roth, der in vielen seiner Gedichte, die Schwächen und Grenzen unseres Menschseins humorvoll beschrieben hat, erinnert uns im folgenden Gedicht auch ans Beten.

“Ein Mensch, solang es gut ihm geht, / denkt nur selten ans Gebet, / lebt in den Tag hinein sein Leben, / denkt nicht an den, der’s ihm gegeben. / Und schiebt selbst noch den schuld’gen Dank / wie’s Frommsein auf die lange Bank. / Doch wenn ein Unglück ihn ereilt,/ dann wird der Himmel angepeilt:/ ‘Mein Gott – wenn es dich geben sollte – / schon längst ich zu dir kommen wollte … / Wie kannst du solches an mir tun? / So komm herbei und hilf mir nun! ‘ / Wird dann der Anruf nicht gehört, / dem Notstandsglauben ab er schwört. / ‘Wie kann ich denn Vertrauen fassen, / zu dem, der mich in im Stich gelassen?’ / Ob er das Beten je begreift, / der Gott wie einem Dienstmann pfeift?”