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Die Armen lieben, heißt Jesus lieben

mama-kongEin außergewöhnliches Beispiel der Nächstenliebe, die ganz aus der Liebe zu Jesus Christus und aus einem lebendigen katholischen Glauben hervorgeht, gibt uns die Familie Zhelan aus dem Ort Juji in der nordchinesischen Provinz Shanxi. Seit 42 Jahren ziehen Mutter Kong Zhenlan und ihr Mann Kinder groß, zuerst ihre eigenen und seit vielen Jahre behinderte und andere ausgesetzte Kinder, die niemand haben will. Kinder mit Missbildungen werden besonders häufig ausgesetzt. Der staatliche Zwang zur Ein-Kind-Familie tut das Seinige dazu. Begonnen hat das Ehepaar dieses Werk der Nächstenliebe, als beide 24 waren. Inzwischen sind sie 66 Jahre alt. Elf ihrer Kinder sind inzwischen selbständig und haben eigene Familien gegründet. Sie unterstützen heute ihre Adoptiveltern bei ihrer Aufgabe. “Wir verdanken ihnen alles”, sagt einer von ihnen. “Ohne sie hätten wir wahrscheinlich kein Leben gehabt, mit Sicherheit nicht ein so schönes”.
Die Eheleute wurden geboren, als in China die Kommunisten die Macht an sich rissen. Vor der kommunistischen Revolution im Jahr 1949 hatte die Adoption von Waisenkindern im mehrheitlich katholischen Ort Juji eine lange Tradition, die von der Pfarrei gefördert wurde. In den Jahrzehnten nach der Revolution, in denen der katholische Glaube schwer unterdrückt wurde, blockierte das neue Regime auch die Werke der Barmherzigkeit.
1973 heirateten die beiden und hatten vier eigene Kinder. 1977 adoptierten sie das erste behinderte Kind. Das Ehepaar fand die Kinder im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße.
Das Vorbild der Eheleute hat ihre Kinder tief geprägt. Ein leiblicher Sohn, Anthony, wurde Priester.
Father Anthony erzählt, dass er als Jugendlicher für eine Zeit den Glauben verloren hatte. “Meine Mutter aber sagte mir immer wieder: ‘Die Armen lieben, heißt Jesus lieben. Jedes dieser Kinder ist dein jüngerer Bruder, ein kleiner Jesus. Wenn wir uns unserer kleinen Brüder annehmen, nehmen wir uns Christi an. Das bewegte mich und führte mich zum Glauben zurück. Erst als ich schon im Seminar studierte, verstand ich diese Worte aber in ihrer ganzen Tragweite und habe seither das Werk meiner Mutter auch zu meinem gemacht.”
“Wir sind alles Geschwister, ohne Unterschied. Es ist ein Segen, dass meine Mutter diese Kinder lieben kann mit einer Liebe, die aus dem Glauben kommt.”
Derzeit kümmert sich Kong um 18 Kinder: Neugeborene, Kindergartenkinder, Schüler der Berufsschule. Alle Altersgruppen sind vertreten. Sie versorgt die Kinder. Sie ernährt sie, schenkt ihnen ein sicheres Dach über dem Kopf und kleidet sie. Und sie unterweist sie im Glauben. “Meine Mutter wurde von ihren Eltern im Glauben erzogen. Daran hat sie festgehalten, auch in den Jahren der Verfolgung. Obwohl sie keine Ausbildung hat, ist sie die beste Katechistin, die ich kenne”, so ihr Sohn Anthony.
Mit den Behörden gibt es immer Kämpfe. 1982 wurde dem Ehepaar wegen Verstoß gegen die Ein-Kind-Politik der Grund seiner kleinen Landwirtschaft enteignet und der Familie damit die Existenz genommen. Kongs Mann musste sich seither als Wanderarbeiter und Landarbeiter verdingen. Inzwischen gesundheitlich angeschlagen, hilft er seiner Frau im familieneigenen “Kinderheim”.
“Mama Kong” wird seit einigen Jahren auch vom deutschen Verein “Kindern Leben geben” unterstützt, der 2010 aus dem Projekt “Leben für die Findelkinder Chinas” entstanden ist. Im Juli 2014 schrieb Father Antony: “Letzten Monat hat Vater wieder ein Kind mit zerebraler Lähmung aufgenommen, ungefähr acht Jahre alt. Vater fand das Mädchen auf der Straße am Eingang meines Hauses mit einer Schnur am Tor festgebunden.”

Quelle: katholisches.info