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Die Kette Mariens, die in den Himmel führt

Der 2003 verstorbene Franziskaner P. Gereon Goldmann, der als “Lumpensammler von Tokio” bekannt wurde, erzählt von seinen Erlebnissen in der Seelsorge:

In der Vorstadt von Tokio, “Zur Holzbrücke”, lebten in alten Militärbaracken, eintausend alte Menschen, Einsame und Heimatlose. Eines Nachts um zwei, läutet das Telefon: eine alte, im Sterben liegende Frau, verlangt nach einem Priester.

Als junges Mädchen, besuchte sie eine katholische Schule. Dort wurde sie drei Jahre lang von einer Ordensschwester unterrichtet und mit siebzehn Jahren hat sie sich zum Christentum bekehrt. “Ich habe das Heilige Wasser und das Gottesbrot empfangen”, sagt sie mir. Doch dann wurde sie nach dem Willen ihrer Familie mit einem buddhistischen Mönch verheiratet, der weit in den Bergen einen Tempel besaß. Dort musste sie sich um den Tempel kümmern und ihn instand halten. Sie hatte auch zahlreiche Gräber zu pflegen und während der Begräbnisfeierlichkeiten die Beweihräucherung vorzunehmen. Ihr Mann hätte ihr schon erlaubt, in die Kirche zu gehen, es gab aber keine. Sie gebar sieben Kinder. Nach 70 Jahren starben ihr Mann und alle Kinder, davon fielen fünf Söhne im Krieg. Vor zehn Jahren kam ein anderer buddhistischer Mönch und sie musste den Tempel verlassen.

Ich frage sie, ob sie während all dieser Jahre an Gott gedacht hatte. Sie sieht mich erstaunt an und holt mühsam ihre rechte Hand unter der Decke hervor. Sie hält darin einen Rosenkranz und sagt: “Während all dieser Jahre, jeden Tag und mehrere Male am Tag, ohne jemals einen auszulassen, habe ich während meiner Arbeit gebetet. Ich hatte immer die Kette Mariens in den Händen oder in meiner Tasche und jeden Tag habe ich sie gebeten, mich vor meinem Tod noch einmal einen katholischen Priester finden zu lassen, der mir das Gottesbrot gibt.”