Der hl. Josef, Patron der Sterbenden – ein außergewöhnlicher Bericht

“Den kenne ich, er hat mich besucht!”

Die beiden Stayler Missionare Bruder Gervasius und Pater Götsch waren von Kaotai aus zu einer Schwerkranken unterwegs. Nach dreitägigem Ritt von mehr als 200 Kilometern sind sie am Ziel, doch die Frau war bereits gestorben.

Bedrückt treten sie den Heimweg an. Etwa nach der Hälfte des Bergrittes treffen sie einen Jungen, der sie bittet, zu seiner Mutter mitzukommen. Der Junge führt sie etwa 15 km abseits in eine kleine Ortschaft. In einer Lehmhütte wartet eine Sterbende. Sie stellt den beiden ganz unvermittelt sonderbare Fragen: „Fremder, willst du mir in der Wahrheit antworten?“ „Aber gewiss.“ „Gibt es einen Gott, in dem drei Gestalten sind? Gibt es im anderen Leben einen Ort der Freude für die Guten und einen Ort des Schreckens für die Bösen? Stimmt es, dass Gott auf diese Erde gekommen ist, um für die Menschen zu sterben und ihnen den Ort der Freude zu öffnen? Ausländer ist das alles wahr?“ Der Priester bejaht staunend all diese Fragen. Woher kannte die Kranke diese Glaubenswahrheiten? „Du hast Wasser bei dir“, fährt die Kranke fort, “wasche mich, damit ich an den Ort der Freude komme!“ Woher weiß sie, dass Pater Götsch Taufwasser bei sich hat?

Nach einem kurzen Gespräch spendet der Missionar der Kranken die Taufe. Voll Freude äußert die Mutter einen neuen Wunsch: „Du hast Brot bei dir. Kein gewöhnliches Brot, sondern Gott selbst. Gib mir auch davon.“ Die Sterbende weiß auch das, dass der Priester das Allerheiligste bei sich hat. Pater Götsch reicht ihr die Kommunion und spendet ihr die Krankenölung. Dann sagt er: „Bisher hast Du Fragen gestellt, jetzt stelle ich einige Fragen. Woher kennst Du die Glaubenswahrheiten? Haben Dir katholische oder evangelische Christen erzählt?“ „Ich kenne keine Christen, Fremder!“ „Hast Du das alles in Büchern gelesen?“ „Ich kann nicht lesen. Ich weiß auch nicht, dass es christliche Literatur in meiner Sprache gibt.“
„Aber woher hast Du denn deine Glaubenskenntnisse?“

„Ich dachte ganz einfach, es müsse so sein. Seit 10 Jahren lebe ich nach diesem Glauben. Ich habe auch meine Kinder unterrichtet. Du kannst sie alle waschen (sie meint taufen).“ „Wusstest Du, dass wir heute vorbeikommen?“

„Ja, ich hatte einen Traum und sah einen älteren Mann. Der sagte mir, ich solle meinen Jungen zum Weg schicken und die beiden Ausländer rufen. Sie würden mich waschen für den guten Ort nach dem Tod.“

Die Missionare sind tief getroffen. Das Wesen der Kranken ist im Angesicht des Todes so einfach, dass kein Raum für Zweifel bleibt. Zum Abschied schenken sie ihr ein kleines Bild vorn hl. Josef, dem Patron der Sterbenden. Da ist die Kranke außer sich vor Freude: „Den kenne ich, der hat mich ja besucht. Er war schon des öfteren bei mir und ließ mich meinen Sohn auf den Weg, schicken, um euch zu rufen.“

Ist er im Traum oder in Wirklichkeit bei ihr gewesen? Sie weiß es nicht und es ist ihr auch nicht wichtig. Wichtig ist, was sie durch ihn erfahren hat. Die Frau starb noch in der gleichen Nacht.

Nach einem Bericht von Ludwig Lenzen aus “Weite Welt”, Nr. 1, Jänner 1976

Ewiges Heil allein durch die Kirche

Die außergewöhnliche Begebenheit, die in diesem Bericht geschildert wird, weist uns auf eine wichtige Wahrheit des Glaubens hin. Die Gnade des ewigen Heiles wird allein durch die Kirche vermittelt. Auch der Himmel hält sich an diese Regelung. Diese chinesische Frau hat durch ihr reines Herz ein außergewöhnlich tiefe Einsicht in die Wahrheit Gottes erlangt.

Jesus sagt ja: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“ Gott hat ihr in schattenhaften Umrissen die tiefsten Wahrheiten unseres Glaubens geoffenbart. Aber damit sie die ganze Fülle des Heiles empfangen konnte, die volle Gemeinschaft mit ihm in der Taufe, hat Gott sie durch eine besondere Führung in die Kirche eingefügt. Die Eingliederung in die Kirche ist heilsnotwendig. Und wenn jemand außerhalb der Kirche zum Heil gelangt, dann nur durch Gnadenmittlerschaft der Kirche, ob dies nun für uns sichtbar ist oder nicht. Dass Gott selber die Menschen in die Kirche führt, das sehen wir schon in der Heiligen Schrift: Der Engel, der dem frommen Hauptmann Kornelius erschienen ist, hat ihn nicht selber über das Heilsnotwendige belehrt, sondern gesagt er solle Petrus holen, der ihm das Evangelium bringen wird (Apg 10).