Den Kelch trinken

“Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke”, hat Jesus zu den beiden Aposteln gesagt, die rechts und links neben ihm in seinem Reich sitzen wollten (Mt 20,22). Damit gibt uns der Herr zu verstehen, dass wir immer in irgendeiner Form an seinem Leiden teilhaben werden, nicht nur zu unserem Heil, sondern auch zum Heil vieler anderer Menschen. Der heilige Paulus sagt: “Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt” (Kol 1,24). Durch die Verbindung mit dem Leib Christi können unsere Leiden, die wir bereitwillig mit den seinen vereinen, zum Mittel der Gnade für andere werden.

Pater Andrea Santoro, ein italienischer Priester, der 2006 in der Türkei ermordet wurde, schrieb noch kurz vor seinem Martyrium: “Ich bin hier, um unter diesen Menschen zu wohnen und Jesus zu ermöglichen, dies zu tun, indem ich ihm mein Fleisch leihe …. Man wird nur durch die Hingabe des eigenen Fleisches erlösungsfähig. Man muss das Böse in der Welt ertragen und den Schmerz teilen, indem man es in sein eigenes Fleisch aufnimmt, wie Jesus es getan hat.”

Der Weg des Kreuzes

Thomas von Kempen (+ 1471) schreibt in seinem berühmten Buch “Nachfolge Christi” über das Kreuz in unserem Leben:

“Es gibt keinen anderen Weg zum wahren inneren Frieden als den Weg des heiligen Kreuzes und des täglichen Sterbens. … Regle und ordne alles nach deinem Wissen und Willen: Du wirst erfahren, dass wir immer irgendwie leiden müssen, ob wir wollen oder nicht. Immer wirst du das Kreuz antreffen. Entweder wirst du körperliche Schmerzen haben, oder du leidest geistige Not. Zuweilen wirst du von Gott verlassen, zuweilen von deinem Nächsten geplagt. Und was ärger ist: Oft bist du dir selbst zur Last, und nichts kann dich trösten und dir Erleichterung verschaffen: Du wirst ertragen müssen, solange es Gott gefällt.

Gott will aber, dass du Not ertragen lernst ohne Trost, dass du dich ihm ganz unterwirfst und dass aus der Not Demut hervorgeht. Niemand empfindet das Leiden Christi so tief, als wer Ähnliches erdulden musste. Das Kreuz ist also immer bereit und erwartet dich überall. Wohin du auch gehst, nimmst du dich selber mit und findest dich selber vor. …

Trägst du das Kreuz gern, so trägt es dich und führt dich zu dem ersehnten Ziel, dahin, wo das Leiden ein Ende haben wird.”

Gott ist treu

“Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, sodass ihr sie bestehen könnt” (1 Kor 10,13), sagt der hl. Paulus. Einander die Treue halten ist auch heute der Wunsch vieler, die in verschiedenster Form zusammenleben möchten. Aber zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist ein großer Unterschied. Die Kraft zur Treue in allen Prüfungen, besonders in der Ehe, kommt von Gott.

Der Schweizer Pfarrer Urs Keusch berichtete in einem seiner Beiträge in Vision 2000 von einem Brautpaar, mit dem er ein Trauungsgespräch führte: “Es waren zwei ausgesprochen reife Menschen, die mir gegenüber saßen, beide in akademischen Berufen tätig. Im Gespräch äußerten sie sehr lebhaft den Wunsch, ich möchte als Priester bei der Trauung über die Treue predigen, das sei für sie ganz zentral und eminent wichtig. Sie erklärten, dass ihre beiden Eltern geschieden seien und sie daher aus eigener Erfahrung wüssten, was das für ein leidvolles Drama für Eltern und Kinder sei, ein Trauma, das noch heute seinen Schatten auf ihr Leben werfe. …

Darum wäre ihnen so wichtig, dass ich bei der Trauung die Treue zum Thema mache, denn einander ein Leben lang treu zu bleiben, das sei ihr erklärtes Ziel. Auch möchten sie ihren Willen dazu gegenüber ihren Freunden zum Ausdruck bringen.

Ich freute mich sehr über dieses Paar, denn es kommt nicht oft vor, dass ein Brautpaar so entschieden den Willen zur Treue zum Ausdruck bringt. Ich versprach ihnen, ganz in ihrem Sinne bei der Trauung zu predigen. Die Trauung sollte in etwa einem halben Jahr stattfinden. Als nun der Termin der Trauung näher rückte und ich mich an die Predigtvorbereitung machte, erreichte uns im Pfarreibüro die Nachricht, die Trauung könne nicht stattfinden, das Paar habe sich getrennt …”

Kreuzerhöhung

Der hl. Pater Pio, dessen Gedenktag wir am 23. Sept. feiern, war mit seinem ganzen Leben auf das heilige Messopfer ausgerichtet. Die Wundmale, die er trug, waren das sichtbare Zeichen für seine Einheit mit dem Sühneleiden des Herrn.

Er sagte einmal, es kämen viele Menschen zu ihm, um Erleichterung von ihrem täglichen Kreuz zu erbitten, aber sehr wenige, um zu lernen, wie man das Kreuz richtig trägt. Deshalb rät er: “Nimm stets jegliches Leiden an, um die Vergangenheit wieder gutzumachen, die Seele zu reinigen und die Abneigung gegenüber dem Leiden zu besiegen.” Aber: “Geben wir Acht, das Kreuz nicht von der Liebe zu Jesus zu trennen: Sonst würde es zu einer unerträglichen Last für unsere Schwachheit werden.”

“Pater Pio, heute ist das Fest der Schmerzhaften Mutter, sag mir ein Wort darüber! Er antwortet: Die schmerzensreiche Jungfrau liebt uns sehr; denn sie hat uns in Schmerz und Liebe geboren. Die Mutter der Schmerzen schwinde nie aus deinem Sinn, und ihre Leiden seien dir tief eingeprägt; es brenne in Liebe zu ihr und ihrem Sohn.”

 

Mein kindlicher Glaube war nicht unbiblisch

Brant Pitre (geb. 1975 in New Orleans, Louisiana, er ist verheiratet und hat vier Kinder), ist Professor für Neues Testament und mit großem Eifer tätig, um die biblischen Grundlagen des katholischen Glaubens den Menschen nahe zu bringen. Ursprünglich studierte er Philosoph und Literatur. Wie er aber dazu kam, sich ganz der Glaubensverkündigung zu widmen, das erzählt er in seinem Buch über die heilige Eucharistie.

Es war ein Tag, den er nicht mehr vergessen kann. Als Student im zweiten Jahr wollte er heiraten. Er war von Haus aus katholisch, seine zukünftige Frau Elizabeth Baptistin. Sie entschieden sich, dass die Trauung in der baptistischen Kirche stattfinden sollte, die der Großvater von Elizabet als Pastor errichtet hatte. Sie wollten die Hochzeit mit dem zuständigen Pastor besprechen, um die Erlaubnis einzuholen und dachten, dass dieses Gespräch mit dem Pastor gleich erledigt wäre. Aber es kam anders. Denn aus der einfachen Frage um die Erlaubnis zur Nutzung des Gebäudes entwickelte sich ein fast dreistündiger theologischer Ringkampf zwischen Brant und dem Pastor.

Der frisch ordinierte Pastor bombardierte Brent mit allen Vorurteilen gegen den katholischen Glauben. Warum betet ihr Maria an? Wie könnt ihr an das Fegefeuer glauben? … Am schlimmsten aber war sein Angriff auf die Eucharistie. “Wie könnt ihr Katholiken lehren, dass Brot und Wein tatsächlich zu Jesu Leib und Blut werden? Glaubt ihr das wirklich? Das ist doch lächerlich!” Er bezeichnete diesen Glauben als unbiblisch und sogar als Kannibalismus. Brant suchte sich, so gut es ging, zu verteidigen, aber er war nicht so bibelfest wie der Pastor. Am Ende der Sitzung wandte der Pastor sich an Elizabeth und sagte: “Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen im Moment keine endgültige Antwort geben. Ich habe ernsthafte Bedenken, Sie mit einem Ungläubigen zu verheiraten.”

Brant und Elizabeth verließen am Boden zerstört das Büro und weinten über das, was passiert war. Brant sagt: “Diese Nacht war furchtbar. Als ich versuchte, einzuschlafen, ging ich in Gedanken alle Themen durch, die wir besprochen hatten. … Am meisten weh tat: seine Verhöhnung der realen Gegenwart Jesu in der Eucharistie. … Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass die Lehre der Kirche über die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie unbiblisch sein könnte, geschweige denn unwahr.”

“Wohin sollte ich mich also wenden? … In diesem Moment geschah etwas, das mein Leben für immer verändern sollte. Ich stand von meinem Bett auf, … um die Bibel in die Hand zu nehmen, die mir meine Eltern zur Firmung geschenkt hatten. Ich war verzweifelt. Ist es möglich, dachte ich, dass die wirkliche Gegenwart Jesu nicht in der Bibel steht? … Als ich die Bibel aufschlug, geschah etwas Bemerkenswertes. (Und hier muss ich darauf bestehen, dass ich die Wahrheit sage.) Ich schlug einfach meine Bibel auf, blickte nach unten und sah sofort diese Worte Jesu, die in roten Buchstaben geschrieben waren: ‘Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.’ (Joh 6,53f). Zum zweiten Mal an diesem Tag stiegen mir die Tränen in die Augen, so viele, dass ich kaum noch die Seiten sehen konnte. Diesmal waren es jedoch Freudentränen  die Freude darüber, dass mein kindlicher Glaube an die Eucharistie nicht ganz so unbiblisch war, wie der Pastor behauptet hatte.”

 

Ich bin das Licht der Welt

Auf einer russischen Ikone zeigt Jesus die offene Seite eines Buches. Darauf steht: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen” (Mt 11,28). Daneben kann man die folgenden Worte Jesu an uns lesen: “Ich bin das Licht der Welt – aber ihr seht mich nicht. Ich bin der Weg – aber ihr geht nicht auf mir. Ich bin die Wahrheit – aber ihr glaubt mir nicht. Ich bin das Leben – aber ihr sucht mich nicht. Ich bin der Lehrer – aber ihr hört mir nicht zu. Ich bin der Herr – aber ihr gehorcht mir nicht. Ich bin euer Gott – aber ihr betet nicht zu mir. Ich bin euer bester Freund – aber ihr liebt mich nicht. Wenn ihr unglücklich seid – gebt nicht mir die Schuld!”

 

In Gottes Hand

Ein Missionar aus Afrika berichtet, dass in seiner Gemeinde in einer tief gläubigen Familie die siebzehnjähriger Tochter gestorben war. Die ganze Familie war mit Trauer erfüllt. Aber sie waren auch getröstet durch die Hoffnung auf das ewige Leben. Auf das Grab der Tochter setzte der Vater ein schlichtes Holzkreuz und schrieb die Worte darauf: “Der Tod hat keine Hände!” – Als der Missionar ihn fragte, was die Inschrift bedeuten solle, gab der Vater zur Antwort: “Ich weiß, dass mir der Tod mein Kind nicht wegnehmen und auf ewig festhalten kann, sondern ich werde meine Tochter bei Jesus wiedersehen. Der Tod hat ja seit Ostern keine Hände mehr!” Nein, der Tod hat keine Hände. Aber Gott hat starke Hände, die uns bis in Ewigkeit festhalten. Jesus sagt von Menschen, die ihm im Glauben gehören: “Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen” (Joh 10,29).

 

Eucharistische Erweckung

Die amerikanische Theologin Mary Healy berichtet: Die US-Bischöfe haben seit acht Monaten eine “Eucharistische Erweckung” initiiert – eine dreijährige Bewegung zur Erneuerung der Kirche durch die Wiederbelebung der Hingabe an die Eucharistie, der Quelle und dem Höhepunkt des christlichen Lebens.

Es gibt noch einen weiteren merkwürdigen “Zufall”, der uns hoffen lässt, dass der Herr etwas Größeres vorhat, als wir jetzt sehen können. Genau zu der Zeit, in der wir Katholiken unsere “eucharistische Erweckung” erleben, haben eine bemerkenswerte Reihe von protestantischen Gemeindeleitern ihre eigene Art von “Kommunion-Erweckung” bezeugt – eine Erweckung des Glaubens an die Gegenwart Jesu in der heiligen Kommunion, die in die Richtung des katholischen Glaubens weist. Der berühmte evangelikale Pastor Francis Chan sagte kürzlich: “Ich wusste nicht, dass in den ersten 1.500 Jahren der Kirchengeschichte jeder [das Abendmahl] als den buchstäblichen Leib und das Blut Christi ansah, und erst vor 500 Jahren verbreitete jemand den Gedanken, dass es nur ein Symbol ist und nichts weiter. …. 1.500 Jahre lang waren nie ein Mann und seine Kanzel das Zentrum der Kirche; es waren der Leib und das Blut Christi. … Ich habe davon geträumt. Ich habe dafür gebetet. … Ich würde es lieben, wenn eines Tages in unserem Land, hier in den USA, die Menschen den Leib Christi verstehen würden…”

Der pfingstliche Pastor Benny Hinn hat öffentlich erklärt: “In einer katholischen Kirche werden mehr Menschen geheilt als in einer Pfingstkirche. Das ist eine absolute Tatsache…, weil katholische Menschen die Eucharistie verehren. In einer katholischen Kirche werden während des Abendmahls mehr Menschen geheilt als in der Pfingstkirche, denn für uns ist es [nur] symbolisch. Aber Jesus hat nicht gesagt: ‘Das ist symbolisch für meinen Leib und mein Blut’; er sagte: ‘Das ist mein Leib und mein Blut’…”

 

Gütig urteilen

Die kleine Sophia hielt zwei Äpfel in ihren Händen. Da fragte ihre Mutter ihre kleine Prinzessin sanft und mit einem Lächeln: “Schatz, kannst du deiner Mama einen der beiden Äpfel geben?” Das Mädchen sah die Mutter einige Sekunden lang an und biss dann plötzlich in einen Apfel und dann schnell in den anderen. Die Mutter spürte, wie ihr ein Lächeln auf dem Gesicht gefror, und sie bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Sie war verärgert, dass ihre geliebte Tochter nicht mit ihr teilen wollte. Plötzlich aber streckte das Mädchen einen der angebissenen Äpfel aus und sagte: “Mami, nimm den hier, der schmeckt besser!”

Nur all zu schnell sind wir geneigt, negative Urteile über die Verhaltensweisen unserer Mitmenschen im Herzen zu haben. Wir kennen oft die wahren Motive und Beweggründe nicht. Der hl. Bonaventura sagt: “Jene, die glauben, im geistlichen Leben die größten Fortschritte gemacht zu haben, sind gewöhnlich mehr als alle anderen der Versuchung ausgesetzt, über ihre Nächsten zu richten.” Der Heilige Geist gibt uns immer wieder Kraft zur rechten Unterscheidung. Wir können uns nicht aller Urteile enthalten, aber wir gehen nicht fehl, wenn wir mit gütigen Urteilen beginnen. Das erspart uns viele verkehrte Gedanken.

 

Lasst euch nicht verwirren!

Aus dem geistlichen Testament von Papst Benedikt XVI.:
“Wenn ich in dieser späten Stunde meines Lebens auf die Jahrzehnte zurückschaue, die ich durchwandert habe, so sehe ich zuallererst, wieviel Grund ich zu danken habe. Ich danke vor allen anderen Gott selber, dem Geber aller guten Gaben, der mir das Leben geschenkt und mich durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt hat; immer wieder mich aufgehoben hat, wenn ich zu gleiten begann, mir immer wieder neu das Licht seines Angesichts geschenkt hat.

In der Rückschau sehe und verstehe ich, dass auch die dunklen und mühsamen Strecken dieses Weges mir zum Heile waren und dass Er mich gerade da gut geführt hat. … Was ich vorhin von meinen Landsleuten gesagt habe, sage ich nun zu allen, die meinem Dienst in der Kirche anvertraut waren: Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!  … Ich habe gesehen und sehe, wie aus dem Gewirr der Hypothesen wieder neu die Vernunft des Glaubens hervorgetreten ist und hervortritt. Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich Sein Leib. … Endlich bitte ich demütig: Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt.”